Last updated on 04-11-2022
Wer regelmäßig oder dauerhaft in mehr als einer Sprache unterwegs ist, wird das Phänomen vermutlich kennen: Man liest etwas und das Hirn interpretiert es in der „falschen“ Sprache.
Es passierte mir heute Nachmittag wieder bei einem Spaziergang. Plötzlich stand ich vor diesem Wort und ich stutze. Höchstens einen Bruchteil einer Sekunde, dann war mir klar, dass da nicht das niederländische Wort für Seele steht, sondern das deutsche Ziel, in diesem Fall wohl der designierte Endpunkt eines Wettlaufs.
Deutsch | Niederländisch |
das Ziel | het doel (sport: de eindstreep) |
die Seele | de ziel |
Freud lässt grüßen?
Freudianisch? Keine Ahnung. Tatsache ist, dass ich vergnügt und zufrieden draußen untewegs war, wo ich das Vögelgezwitscher und das leidlich gute Wetter genoss, als ich diesem falschen Freund begegnete. Da passte mir eine entspannte niederländische Seele gerade besser als ein zielstrebiges deutsches Ziel :-)
Habt Ihr ähnliche Erfahrungen? Mit welchen Wörtern ist es Euch passiert? Lasst es mich wissen in den Kommentaren. Ich bin gespannt!
Es gibt Leute für die die Seele das Ziel ist….
Schön gesagt, Ernst :-)
<3 Und danke für die Korrektur (sehe ich jetzt).
Eine niederländische Freundin erzählte mir, dass sie einmal ziemlich fassungslos vor einem Backwarenregal im deutschen Supermarkt stand, weil dort „Runder Zwieback“ angeboten wurde.
Das kann ich nachvollziehen, Eva. Echter Zwieback ist selbstverständlich rund ;-)
Und so standen wir gestern am Strand von De Haan und folgender Dialog entstand, als wir an „de zee“ standen:
„Wie bitte? Ich denke wir sind hier am Meer???, meinte einer unserer Freunde.
„Ja schon, aber es heißt hier de zee und unser See ist het meer…“ sagte ich.
„Ja aber das IJsselmeer zum Beispiel ist doch kein See?“
„Im Grunde schon, denn es ist da durch den Abschlussdeich vom Meer, oder der zee getrennt. Vorher hieß es übrigens Zuiderzee, als es noch nicht eingedeicht war“.
„??????“
– Schweigen-
„Dann wäre ja der Bodensee das Bodenmeer?“
„Ja genau, het Bodenmeer.“
„Der Stausee ist dann ein Staumeer?“
„Ein Stuwmeer, genau.“
„Komisch“
„Naja, man sagt ja auch Nordsee und Ostsee und es ist ja das Meer was wir damit meinen…“
„Und der Chiemsee heißt Chiemmeer???“
„Nein, ich denke das ist wohl ein Eigenname und es bleibt bei Chiemsee. Aber man sagt auch Beierse Meer dazu.“
„??????“
– Längeres Schweigen –
„Weißt du was? Es ist sehr schön hier – am Wasser…“
Wunderbar Gerd :-) See und Meer sind auch wirklich sehr verwirrend.
Es passiert mir mit dem niederländischen Wort TAAL… ich denke immer an das Tal!
Das kann ich mir vorstellen!
Noch viel stärker ist der Unterschied zwischen den Wörtern ’selig‘ (Dt.) und ‚zielig‘ (Nl.). Letzteres heißt übersetzt bedauernswert.
Ein Schild in Frankreich: „Attention Piéton“.
Übersetzung: „Aufpassen Pythons“.
Wir sind ganz vorsichtig weiter gegangen ;)
Das kann ich mir vorstellen ;-)
Ben wel een keer in het woord Seelachs getrapt. Nee, is geen zalm.
Seelachs ist in Deutschland sehr beliebt. Der Name ist tatsächlich irreführend, denn dieser Fisch gehört zu der Dorsch-Familie und nicht zu den Lachsen, wie Du schon geschreibst. („Lachs“ verkauft sich wohl besser …)
Auf Niederländisch heißt der Seelachs koolvis. Der wissenschaftliche Name ist Pollachius virens.
Maar nee, sorry, dat is eigenlijk iets anders.
Dat klopt ;)
Ein interessantes Phänomen. Ich weiß, no jokes with names, aber mir geht es immer so beim Namen des derzeitigen Fraktionsvorsitzenden der VVD, Halbe Zijlstra. Wenn er erwähnt wird, schießt mir regelmäßig durchs Hirn: Konnten sie keinen ganzen kriegen?
Manchmal passiert es mir auch, dass ich auf etwas so in der einen Sprache fixiert bin, dass ich es in der anderen erst mal nicht wahrnehme. So habe ich neulich den Zimt gesucht, während der kaneel brettlbreit vor meiner Nase im Gewürzregal stand, wo ich schon seit 15 Jahren keine Gewürze mit deutschem Etikett mehr stehen habe.
Interessanterweise geht mir das mit „Halbe Zijlstra“ genauso. Wahrscheinlich, weil ich schon so lange in Deutschland lebe.
Es ist schon spannend, wie das Gehirn funktioniert.
Wieviel ‚fondling‘ ereignet in het Vondelpark in Amsterdam?
Fuer Leute mit Englisch als erste Sprache (wie ich) ist das ganz komisch.
Das kann ich mir vorstellen :-)
No fondling in the Vondelpark….?
FYI The park is named after the Dutch (though born in Cologne) poet/playwright Joost van den Vondel.
https://en.wikipedia.org/wiki/Joost_van_den_Vondel
Mein Lieblingsfeind oder meinen stärksten falschen Freund habe ich wohl in dem kleinen Wörtchen „net“ gefunden.
Wenn ich als Pfälzer das Wort höre, bedeutet das Wort für mich „nicht“ und eben gerade nicht „gerade (eben)“ (pun intended, wie man so schön auf englisch sagt). Da muss ich oft wirklich bewusst umschalten und ein zweites Mal überlegen wenn ich einen niederländischen Satz mit „net“ höre. Die Bedeutung eines Satzes ist ja dann doch eine ziemlich andere, wenn man „gerade“ mit „nicht“ vertauscht…
Ik leer net Nederlands ;-)
Schau mal Peter: Net niet! :-)
Ik wens je nog veel plezier met Nederlands leren.
Mein Lieblingspärchen: Raar (seltsam, merkwürdig) und zeldzaam (rar, selten)! Ist fast so tricky wie die bereits genannten Meer (zee) und See (meer). Super Blog übrigens. Lese die spannenden Postings sehr gerne und finde beide Kulturen stets treffend beschrieben!
Das freut mich, Mele! Und zu raar, bzw. zeldzaam: Schau mal:
Falsche Freunde: Komisch, seltsam und rar
HA da kann man wieder mal sehen dass man auch nach vielen Jahren leben im Ausland noch stets neues dazu lernt – mir war noch nicht begegnet, dass ‚komisch‘ tatsächlich als Begriff auch in NL existiert! Wohl dagegen, dass ‚überhaupt‘ ein oft gebrauchtes Wort ist, mit derselben Bedeutung als in Deutschland.
Ich war erstaunt, herauszufinden, was „lekker“ alles heißt und daß es sich nicht nur auf Essen bezieht.
Es ist ein wirklich sehr vielseitiges Wort. Die Kunst ist es, herauszufinden, wann es passt und wann nicht …
Ziemlich witzig war es, als ich ein Praktikum im Altenheim in den Niederlanden gemacht habe. Eine Bewohnerin rief stets: „Ik ben doof!“ In der ersten Sekunde war ich ziemlich erschrocken, musste aber im nächsten Moment schmunzeln.
In ein Fettnäpfchen bin ich dann getreten, als eine Arbeitskollegin sagte, ich solle mit einer anderen Kollegin mitlaufen. Sie sagte: „Maar ik kan geen Duits!“ Und ich (übereifrig und unüberlegt): „Nicht schlimm!“ (slim = schlau). Sie dachte natürlich, ich hätte gesagt, dass sie nicht schlau ist. Aber es konnte schnell aufgeklärt werden – gelukkig! ;-)
Schön, dass Ihr es klären konntet, Sarah. Auf diese Art und Weise lernt man die Sprache natürlich ziemlich schnell :-)
Vor -zig Jahren passiert und aus heutiger Sicht für alle immer wieder einen lauten Lachanfall auslösend:
Unterwegs im NL im Auto hörte ich im Radio die (auch hier etwas nervige) Werbung und den Verweis auf „.nl“ – akustisch klingt es : „Püntenel“… Damals also zwar verliebt in den Klang dieser Sprache, aber keine Ahnung von der Schreibweise und mit Deutschohren gehört und als Wort „geschrieben“ vor dem inneren Auge. Mein Versuch der Übersetzung schlug also fehl und zwar in alle Richtungen. Als Deutschlehrer(!) und durchaus der gängigen erlernten Fremdsprachen mächtig, versuchte ich also krampfhaft eine Entsprechung zu finden. Mein Mann hielt sich vor Lachen den Bauch, als ich ihm versuchte zu erklären, was ich gehört zu haben glaubte… Nun ja- ein Blick auf den Rechner oder auch auf Werbeprospekte brachten Licht in den Startsprachdschungel…
Du bist nicht die erste – oder einzige – die auf „Puntenel“ hereinfällt, Antje ;-)
Beachte aber bitte die richtige Aussprache des „u“. Für Deutsche ist es erfahrungsgemäß schwierig zu hören, aber es ist KEIN „ü“.
Vielleicht bringt dieser Artikel etwas mehr Licht ins Dunkle:
Die Lunchdebatte
Das stimmt natürlich! Heute weiß ich das- damals nicht… ;-)
Allerdings ist es mitunter noch immer schwierig, „schnell umzustellen“ im Kopf, nochzumal ein Teil meiner Arbeit der mit Legasthenikern ist.
Und die Vokale haben im Deutschen als (für Kids bildhaft) „Königslaute“ die tollen Fähigkeiten, sich untereinander als Paare oder zu festen Freundschaften zu verbinden. Bsp.: aus a und u wird au . Da ertappe ich mich doch ernsthaft dabei, im Niederländischen ähnliche Eselsbrücken, wenn auch mit korrekter Bezeichnung, zu finden.
Das ist eine super Strategie, die Laute einer Fremdsprache zu lernen!
Oh, wie passend! Danke für den Tipp zum „Lunch“!
Bei meinem Großbritannienurlaub, aus dem ich gerade wieder zurück bin, bin ich auch in diese Falle getappt. In Edingburgh kamen wir an einem Sonnenstudio mit dem Namen „Tanz“ vorbei (schön modern mit z am Ende), und mein erster Gedanke war: Ach, die tanzen hier. Der Rest des Schildes über „sunbeds“, „spray-on tans“ usw. brachte mich dann aber schnell auf den richtigen Weg.
;-)
Ja, wie bereits erwähnt, wir hatten Freunde in Drachten und einige Wörter fand ich auch lustig.
doof = taub
slim = listig (nicht „schlimm“ wie ich dachte)
Mit am besten fand ich, als ich Tante Ans aus Pietje Puk vorgelesen habe, um meine Niederländische Aussprache zu verbessern:
Pietje heeft Krikkie in de stad gekocht. Das mit dem „gekocht“ fand ich lustig.
(Weiß nicht, ob ich die niederländischen Wörter richtig geschrieben habe, es ist schon so lange her.)
Hoi Andrea, du hast die niederländischen Wörter richtig geschrieben :)
Doof und gekocht findest du hier auf buurtaal auch.
Hier noch ein paar nette „Falsche Freunde“:
doodlopende straat = Sackgasse (nicht die „totlaufende Straße“ ;D)
Oder – im Niederländischen gehören mehr „feststehende Redewendungen“ zum Alltag, wie „hoogte van iets krijgen“ im Sinne von „aus etwas schlau werden“.
Das stimmt Andrea. Hatte ich dich schon gefragt, ob du nicht Mitglied im neuen Deutsch-Niederländischen-Forum werden willst? Du hättest bestimmt Spaß daran.
Ja, warum nicht.
(Könntest Du da die Schrift auch etwas größer machen? So wie hier?)
Mich interessiert auch der deutsch-niederländische Sprachkurs. Der scheint interessant und auch nicht langweilig zu sein.
Habe mich gerade angemeldet.
Das freut mich! Den Niederländisch-Kurs für Anfänger findest du hier:
https://www.nl-ganz-schnell.de
Was bedeutet „püntenel“ kommt immer im radio vor.
Es ist die Internet-Adresse Punkt-NL, die mit „.NL“ endet. Ausgesprochen als Püntenel.
Buurtaal Püntenel ist also
Buurtaal.nl
Gecheckt?
Vor 44 Jahren, als ich 7 Jahre alt war und wir noch religieus waren, lernte ich in der Schule:
Mijn verlosser hangt aan `t kruis.
En hij hangt er mijnetwegen.
Also:
Mein Erlöser hängt am Kreuz.
Und er hängt `dort‘ meinetwegen.
(Es ist ja schon schlimm, aber mit `dort‘ ist es entsetzlich. Das `er‘ lässt sich nicht richtig übersetzen)
Obwohl ich in den Niederlanden aufgewachsen war, kannte ich das Wort `mijnetwegen‘ (für mein Wohl) nicht, da es veraltet war. Aber mein Deutcher Opa sagte oft `meinetwegen‘ wenn ich ihn etwas gefragt hatte und er nichts dagegen hatte. Also dachte ich dass wir da sangen dass wir nichts dagegen hätten dass Jezus am Kreuz stirbt, was mir nicht geheuer war. Es war nicht möglich bei der Lehrerin nach zu fragen, denn das würde aufgefasst werden als würde ich die Religion hinterfragen und dann gehörte man zum Teufel. Und meine Eltern hatten nie Zeit und meinten immer nur ich solle mir keine Sorgen machen. Dann habe ich ein halbes Jahr darüber nachgedacht und bin zum Schlüss gekommen, dass gemeint wäre, dass Mitleid mit Gottes Sohn zu empfinden arrogant wäre. Man solle sein Opfer nur dankbar annehmen. So viel Sorge und Philosophie wegen einem falchen Freund!
Hallo Rita, das niederländische Adverb mijnentwege (ohne „n“ am Ende) bedeutet im Prinzip „mir zuliebe“, also: für mich. Auch beim deutschen meinetwegen ist das, glaube ich, die Erstbedeutung. Meinetwegen im Sinne von „von mir aus“ (niederländisch: wat mij betreft) ist eher Umgangssprache.
Verwirrend sind die beiden Wörter schon :)
Was für ein toller Blog!! In diesen Artikel hat sich allerdings ein ziemlich lustiger „falscher Freund“ eingeschlichen: das „Vögelgezwitscher“…! Es sollte „Vogelgezwitscher“ heißen, denn ‚vögeln‘ bedeutet etwas ganz anderes! ;-)))
Die Doppeldeutigkeit ist mir durchaus bewusst, Sophia. Ich finde die Mehrzahl (von Vogel) hier einfach passender – die dichterische Freiheit einer Bloggerin ;)
Wann meine Schwiegereltern zum ersten Mal bei uns in Amersfoort zu Besuch kamen. Hatten sie sich sehr gewundert über die Mac Donalds Werbung auf einem Billboard bei der Autobahn. Mit großen Buchstaben hieß es „TOT ZO!“. Nachdem ich die Übersetzung „Bis gleich!“ gab, war da ein schmunzeln auf die Gesichter zu sehen.
Das kann ich mir vorstellen ;)
Ich finde buurtaal echt super!!!
Dat vind ik hartstikke leuk om te horen, Wolfgang. Dank je wel!
Im Deutschen ist der See ein Binnengewässer, aber die See das offene Küstengewässer wie die Nordsee, die Ostsee – Menschen, die sie beruflich befahren, fahren „zur See“, sind „Seefahrer“. Viele Deutsche bezeichnen diese Gewässer als „Meer“ – es gibt das Mittelmeer – aber keine „Meerfahrer“. In norddeutschen Niedersachsen gibt es die Binnengewässer „Steinhuder Meer“, „Dümmer Meer“, in der Eifel viele Maare – das größte ist der „Laacher See“ (also männlich).
In Häfen geht es überall sehr international zu. Auch in den Niederlanden habe ich bei Yachten schon häufiger den Namen „C’est la vie“ gelesen, aber auch die deutsch-phonetische Schreibweise „Sellawi“ (erinnert mich an Sellerie) und die englische Interpretation „Sail la vie“ Alles ganz originell, aber ich möchte keine davon im Funk angeben und buchstabieren muss!
Wir hatten mal eine Charteryacht mit dem Namen „Slim“ Der Hafenmeister fragte uns, ob das denn Englisch oder Niederländisch sei. Wir antworteten, Englisch, es sei die kleinste Yacht der Charterflotte. Damit gab er sich zufrieden, die niederländische Bedeutung sei nicht vorteilhaft.
Viele Charteryachten haben weibliche Vornamen. „Elke“ ist für eine Charteryacht sicherlich passend.
Feinde im Wetterbericht?
Dem niederländischen Seewetterbericht kann ich relativ gut folgen, weil er immer nach die gleiche Gliederung erfolgt und sich die Fachbegriffe wiederholen. Aber warum sprechen die immer von „enemi“?
„Kaenemi“ ist – schnell gesprochen – die Abkürzung KNMI, das Koninklijk Nederlands Metereologisch Institut.
Eine niederländische Bekannte in Deutschland hat sich mit Redewendungen für Humor auseinandergesetzt: Humorvolle Deutsche haben „den Schalk im Nacken sitzen“ – wer ist bitte der Schalk, was macht der im Nacken? Humorvolle Niederländer haben dagegen einen „Affen im Ärmel“ – was für ein Affe und wieso sitzt der im Ärmel?
Warum ist deutscher und niederländischer Humor in anderen Körperteilen verortet?