Last updated on 07-10-2011
Das niederländische Wort des Jahres ist gedoogregering. Das zumindest haben die Teilnehmer am alljährlichen Wettbewerb des Wörterbuchverlags Van Dale bestimmt. Dass es gerade diese Neuschöpfung auf den ersten Platz schaffte ist nicht verwunderlich, denn das Jahr 2010 war in den Niederlanden politisch ein sehr bewegtes.
Viel Politik, ein bisschen Sex
Eine gedoogregering bezeichnet eine Minderheitsregierung, die nur regieren kann, weil sie auf bestimmten Gebieten Unterstützung von einer Partei bekommt, die selbst nicht zur Koalition gehört. Das Verb gedogen heißt dulden/tolerieren.
Ganz konkret bezieht sich das Wort auf das neue niederländische Kabinett unter der Führung des rechtsliberalen Mark Rutte. Es setzt sich zusammen aus Ruttes VVD (Volkspartei für Freiheit und Demokratie) sowie dem CDA (Christdemokratischer Appell) und ist auf Duldung durch Geert Wilders‘ PVV (Partei für die Freiheit) angewiesen.
Auf den zweiten Platz schaffte es das Wort daggeren (den Vokal spricht man wie im Englischen dagger). Es steht für eine erotische Form des Tanzens, wobei die Partner in ihren Bewegungen den Geschlechtsakt nachahmen. Eine Art Disko-Koitus also, aber mit Klamotten. Seine Popularität verdankt daggeren der Reality-TV-Serie Oh Oh Cherso.
Mir persönlich ist weder der Terminus noch das Phänomen selbst bisher begegnet. Meine letzten Tanzerfahrungen liegen schon wieder ein Weilchen hinter mir. Und von dem, was sich im niederländischen Fernsehen abspielt, bekomme ich offensichtlich wenig mit.
An dritter Stelle taucht schon wieder ein politischer Begriff auf: bestuursobesitas. Hier geht es um den übertriebenen Hang, Verwaltung und Politik in Regeln zu fassen und deren Ausführung peinlich genau zu überwachen.
Belgien: Sex und Kirchenskandal
Auch im flämischen Teil von Belgien machte sich Van Dale auf die Suche nach den beliebsten Wörtern des Jahres. Hier siegte das wohlklingende tentsletje (Zeltschlampe): ein Mädchen, das in ihrem Zelt mit verschiedenen Männern Sex hat, vorzugsweise während eines Open-Air-Musikfestivals.
Dass der Skandal rund um den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche auch in Belgien ziemlich hochgekocht ist, zeigen die Nummern zwei und drei: pedopriester und ontdopen (enttaufen)
Wörter, die sich drei Jahre lang in den Medien behaupten, schaffen es in das Niederländisch-Wörterbuch von Van Dale.
[…] Hat Tip to Buurtaal for the alert auf […]
Gerade sehe ich: das deutsche Wort des Jahres ist „Wutbürger“ – ein Wort, das ich noch nie gehört habe.
Nummer 2 ist „Stuttgart 21“ – und davon kann ich natürlich ein Lied singen. Einige Male bin ich ungeplant dort hineingeraten. Wenn ich alle diese Wörter auch eigentlich für „Unwörter des Jahres“ halte, so ist mein persönlicher Favorit im niederländischen und flämischen Angebot doch „pedopriester“.
Den Wutbürger habe ich in diesem Zusammenhang auch zum ersten Mal gehört. Um Stuttgart21 hingegen konnte man dieses Jahr nun wirklich nicht umhin (in Deinem Fall sogar im buchstäblichen Sinne …)
[…] haben irgendwann ausgedient und verschwinden still und leise aus dem aktiven Wortschatz. Andere tauchen plötzlich auf – die Neologismen. Viele davon entpuppen sich als Modewörter und Eintagsfliegen, einige erobern […]
[…] und zeitweise sind auch nur maximal 80 oder 100 km/h erlaubt, vor allem in Ballungsgebieten. Die Regierung gibt Autofahrern jetzt freie Bahn und erhöht auf acht Autobahn-Abschnitten die maximale […]