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Warum sind in den Niederlanden Vorhänge immer offen?

Last updated on 01-11-2024

Ein hartnäckiges Klischee haftet den Niederländern an: sie sollen immer die Vorhänge offen lassen – oder gar keine haben …

Niederländische Häuser und Wohnungen mögen im Durchschnitt kleiner sein als in Deutschland, sie haben aber große Fenster. Diese Riesenglasscheiben bieten Passanten einen ausgezeichneten Blick auf die Inneneinrichtung. Zumindest wenn die Bewohner die Vorhänge (de gordijnen) offen lassen – oder ganz auf solche verzichten.

Ein Haus mit offenen Vorhängen in den Niederlanden

Tiefe Einblicke

„Bei Euch kann man immer so schön reingucken“. Diesen Satz habe ich schon oft von deutschen Freunden und Bekannten gehört. Und tatsächlich scheinen viele Niederländer nicht viel von Sichtschutz zu halten, wenn es um die heimische Privatsphäre geht.

Vor allem bei den typisch niederländischen doorzonwoningen und bei den stattlichen Stadthäusern blickt man oft quer durchs Wohnzimmer in den Garten. Dabei kann man nicht selten den Bewohnern beim Fernsehen, Essen oder anderen häuslichen Aktivitäten zuschauen. Für mich sind solche Einblicke eine großartige Inspirationsquelle für die eigene Raumgestaltung.

Fromm und ehrsam?

Handelt es sich bei diesem Phänomen um ein weiteres calvinistisches Überbleibsel aus Zeiten, in denen des Pfarrers Wort Gesetz war? Wer gottesfürchtig, rechtschaffen und sparsam lebt hat ja nichts zu verbergen und braucht somit auch keine Vorhänge … Im überwiegend katholischen Belgien hingegen macht man – zumindest abends – gern die Schotten dicht.

Irgendwie mag ich aber nicht so recht glauben, dass sich diese Frömmigkeit so hartnäckig hält. Für mich hat es eher den Anschein, dass viele Leute es eigentlich ganz gern haben, wenn andere einen Blick auf ihr Interieur erhaschen. Die Außenwelt darf ruhig sehen, wie kuschelig oder stilvoll die eigene Wohnung eingerichtet ist. Eine Art „sehen und gesehen werden“ also.

Ammenmärchen Gardinensteuer

Gerade in Deutschland hält sich das Gerücht einer Gardinensteuer, die dafür gesorgt haben soll, dass bei den Niederländern kein Stoff vor die Fenster kommt. Eine solche Abgabe hat es jedoch nie gegeben.

Natürlich gibt es auch Niederländer, die gar nichts davon halten, auf einem Präsentierteller zu sitzen. Dafür gibt es ja zum Glück vitrage (Gardinen) und raamfolie (Sichtschutzfolie).

Sehr beliebt tegen inkijk (gegen Einblick) ist auch luxaflex – die Lamellenjalousie. Diese Markenname ist im allgemeinen Sprachgebrauch schon längst zum Gattungsnamen geworden, ähnlich wie sich zum Beispiel Tempo in Deutschland als Synonym für Papiertaschentücher verselbständigt hat.

Selbstironie

In den Niederlanden ist man sich übrigens durchaus dieser kulturellen Eigenart bewusst. Schon 1970 beschreibt der Kabarettist und Sänger Wim Sonneveld im Lied Het Dorp die moderne doorzonwoning:

Met flink veel glas, dan kun je zien
Hoe of het bankstel staat bij Mien

Mit viel Glas, sodass man sehen kann
Wie bei Mien die Sofagarnitur steht

1996 gelang dem Produzenten-Duo Fluitsma & Van Tijn ein Nummer-eins-Hit mit 15 miljoen mensen, einem Song über die niederländische Mentalität, der ursprünglich als Werbespot für eine niederländische Bank gedacht war. Darin kennzeichen sie die Niederlande als das Land, in dem gordijnen altijd open zijn.

Ich selbst habe das Glück, dass ich im dritten Stock wohne und rundherum Blick ins Grüne habe. Darum mache ich die Vorhänge eigentlich nur an eisigen Winterabenden zu – wegen der Kälte. Reinschauen tut hier niemand.

Wie ist das bei Euch? Macht Ihr die Vorhänge zu? Habt Ihr überhaupt welche?

97 Kommentare

  1. Ist es nun typisch deutsch, wenn ich es für unhöflich halte, fremden Menschen in die Fenster zu schauen?
    Weil ich aber nicht unbedingt darauf vertraue, daß meine Nachbarn nicht tun, was man nicht tut, bestehe ich auf Vorhängen.

    • Nein, typisch Deutsch ist das, glaube ich, nicht ;-) Ich kann Dich sogar gut verstehen. Aber vor allem wenn ich durch eine niederländische Straße mit schönen alten Stadthäusern spazierengehe bekomme ich doch schon sehr das Gefühl, die Leute wollen, dass man zu ihnen hereinschaut und sich an ihrem guten Geschmack erfreut.

  2. Gernot Gernot

    „Wer gottesfuerchtig, rechtschaffen…“

    Dieses Spruechlein erinnert doch stark an „Wer nichts Uebles zu verhehlen hat, braucht nie zu fluestern!“ Ich als Nicht-Niederlaender kaeme aber auch zu demselben Schluss, dass hollaendische Offenheit und Ehrlichkeit auch mit ihrer Wohnart eng verbunden sein sollte!

  3. Also, ich habe hier nach poststudentischer Sitte Jaloucity-Jalousien; nicht sehr stilvoll, weiß Gott nicht, aber praktisch und billig. Leider hocke ich hier im Erdgeschoß, allerdings etwas erhöht und nach hinten raus – es läuft also wenigstens nicht permanent jemand vor meinen Fenstern rum. Dennoch: Erdgeschoß in der Stadt ist doof.

    Deine Erklärung mit dem „Sehen und gesehen werden“ finde ich interessant. Mir war, wir hatten das ja schon mal, auch die Erklärung mit dem Calvinismus geläufig. Vielleicht stimmt ja beides: daß man also dem aus historischen sozialen Zwängen entstandenen Brauch auch seine angenehmen Seiten abgewinnen kann.

    • Ja, Erdgeschosss in der Stadt kann ein hartes Los sein …

      Ich vermute eigentlich auch, dass beide Aspekte eine Rolle spielen. Einerseits möchte man vielleicht irgendwie doch zeigen, das alles „mit rechten Dingen zugeht“, auf der anderen Seite macht es vielen offensichtlich auch Spaß, der Außenwelt zu zeigen, wie sie leben.

      Wäre interessant zu hören, was die niederländischen Leser zu diesem Thema sagen :-)

  4. Sylvia Zander-Nehse Sylvia Zander-Nehse

    Ich denke auch nicht, dass die Eigenart calvinistische Wurzeln hat. Wiewohl ich bei unseren holländischen Bekannten und Freunden auch nicht feststellen konnte, dass es ihnen um „sehen und gesehen werden“ geht. Auf meine Frage danach bekam ich höchstens ein verwundertes „Ja, warum nicht?“ zur Antwort. Ich liebe es, und auch mir ist es eine Quelle der Inspiration. Hatte auch nach Möglichkeit nie Gardinen, nur Vorhänge zum Ausschluss der Winterkälte oder direkter Sonneneinstrahlung.

    • Hmm, vielleicht hat es etwas mit einem kulturell bedingten, unterschiedlichen Privacy-Gefühl oder -Empfinden zu tun. Das wäre ein Thema an sich …

  5. Mel Mel

    Ik denk niet dat exhibitionisme een grote rol speelt. Het is eerder uit gewoonte. Daarnaast voelen veel mensen zich opgesloten met de gordijnen dicht – ze willen graag van zich af kunnen kijken. Zelf zweer ik bij luxaflex.

    • Gewohnheit wird bestimmt eine große Rolle spielen. Aber woher kommt sie?

      Das Gefühl des Eingesperrt-Seins kann ich gut nachvollziehen. So finde ich selbst zum Beispiel amerikanische Hotelzimmer oder Büroräume ohne Fenster ziemlich fürchterlich.

      • PS Ik was vroeger in NL ook een grote fan van luxaflex :-)

  6. Lucy van Pelt Lucy van Pelt

    Mir ist es peinlich, wenn ich in anderer Leute Privatsphäre hineinschaue, und das läßt sich in den Niederlanden manchmal nicht vermeiden. Noch peinlicher finde ich es, wenn jemand bei mir hereinschauen kann. Das stört mich sogar im Garten! Also habe ich an einigen Fenstern Gardinen, an anderen Jalousien, das reicht tagsüber. Mache ich abends aber Licht, so lasse ich an allen Fenstern Rolläden herunter. Dann bereite ich aber keinesfalls eine Untat vor! Ich bin nur eine deutsche Oma. Gruß! Lucy.

  7. Annemarie Annemarie

    Ik ben weliswaar een Hollandse, maar bij mij zit alles ‚avonds potdicht.
    Wij hebben zowel vitrages , luxaflex als gordijnen. Als mijn man iets voor rolluiken had gevoeld, hadden we die ook nog geplaatst.
    Als het donker is, wil ik mij onbespied weten.
    In de winter doet men in Nederland tegenwoordig wat vaker de gordijnen dicht dan pakweg 20 jaar geleden in verband met de energiekosten.
    Alleenstaande vrouwen sluiten de gordijnen om inbrekers niet op verkeerde gedachten te brengen, als die hen altijd alleen in de zitkamer zien zitten.

  8. Hi,

    ich fand die freien Fenster in NL auch immer befremdlich als Kind. Selbst hatte ich jedoch nie Vorhänge: Mein Kinderzimmer war in der dritten Etage mit deutlich niedrigeren Häusern gegenüber. Dadurch habe ich mich wohl daran gewöhnt, keine Vorhänge zu haben — und mittlerweile finde ich sie auch eher bedrückend und unangenehm.

    Seit ein paar Monaten wohne ich in einem recht engen Innenhof mit Wohnungen gegenüber, die mir gut in die Zimmer gucken können. Doch Vorhänge habe ich nicht und will ich auch nicht kaufen. Ich habe Rollos hängen, doch nutze nur die im Schlafzimmer und Beamer-Zimmer zum Abdunkeln. Die im Wohnzimmer nur zu seltenen [censored] Gelegenheiten, und obwohl das weiße lichtdurchlässige sind, finde ich das doof. Da sollen die Leute lieber reingucken als dass ich mir das Fenster zur Wand umbaue.

    Gesehen werden? Ja ein bisschen finde ich durchaus, dass meine Bude cool genug ist, dass ich nicht nur eingeladene Gäste daran teilhaben lassen möchte, sondern auch die Bewohner gegenüber. Mit Sicherheit würde ich aber anders drüber denken, wenn ich so wohnen würde, dass mir jeder Fußgänger in die Bude gucken könnte.

    Grüße Jockel

  9. Robert Jan van Houten Robert Jan van Houten

    Ooit heb ik ergens de theorie gelezen dat de gewoonte om onze interieurs aan de buitenwereld te tonen uit de Gouden Eeuw stamt, toen het met name de bewoners in VOC-steden voor de wind ging. Die weelde mocht gezien worden. Uit die periode schijnt overigens óók het gebruik afkomstig te zijn om dure Perzische tapijtjes als tafelkleed te benutten.

    • Dat met die „toonkamers“ heb ik inderdaad ook al eens gehoord. Ik kan me goed voorstellen dat de rijken graag lieten zien hoeveel weelde ze zich konden veroorloven.

  10. Huldra Huldra

    Ich habe die Erklärung der „toonkamers“ auch gehört, und meine Großmutter sagte auch immer: „Gewoon laten zien, wat je hebt!“ Meine Tante jedoch meinte dies auch, aber eher in der Richtung, daß man potenziellen Einbrechern zeigt, daß es nichts Lohnenswertes zum Stehlen gäbe!

    Meiner Meinung nach muß es auch einen Zusammenhang zu den offenen Fenstern und den sich dadurch ergebenden Einblickmöglichkeiten und die recht hohe Anzahl von Wohn-, Einrichtungs- und Dekoläden in den Niederlanden geben! :-)

    • Aha, also manche lassen die Vorhänge offen, damit Einbrecher sehen können, dass bei ihnen nichts zu holen ist und andere (Beispiel von Annemarie, weiter oben) machen sie gerade wegen der Einbrecher zu ;-)

  11. Huldra Huldra

    Kleiner Nachtrag: Wenn man wie ich erlebt hat, wie die südafrikanische Bevölkerung sich mit Gittern vor den Fenstern und Sichtschutzfolien verbarrikadieren, ist die niederländische Offenheit der Fenster und Wohnung direkt ein Wunder. Für mich vermittelt das in der Tat ein Gefühl der Freiheit und der Sicherheit!

  12. Schon als Kind und später Jugendliche fand ich die unverhüllten Fenster der Niederländer sehr ansprechend. Sie waren für mich immer auch ein Synomym für ihre Weltoffenheit im Gegensatz zu den Deutschen, die was auch immer lieber hinter verschlossenen Türen und zugezogenen Gardinen tun. In meiner Kindheit in den siebziger Jahren gab es hierzulande auch noch die schrecklich spießigen Stores mit Übergardinen (die Werbung mit der Goldkante kennen sicherlich noch die meisten meiner Generation). Und wer kennt nicht die Nachbarin, die heimlich hinter der Gardine lauert, ob nicht wieder ein ungezogenes Kind was anstellt…
    In mein Haus kann jeder reingucken und ich habe nur im Schlafzimmer Vorhänge, damit es schön dunkel ist, wenn ich lange schlafe. ;)

    • Hallo Tatjana,

      ich glaube, solche Nachbarinnen gibt es überall.
      Vor ihrem spähenden Blick ist nichts und niemand sicher ;-)

  13. Thomas K. Thomas K.

    Ja ja, bei mir ist es genau so. Und ich finde es auch herrlich die Leute draussen beim spazieren gehen zu beobachten. Bei uns in der Straße ist sonst nicht viel los und so bekommt man wenigstens etwas Kontakt zur Aussenwelt.
    Zur Entstehung dieses Phänomens. Ich habe mal gelesen, daß die offenen Fenster dazu diensten, den spanischen Soldaten die Kontrolle der Wohnungen zu erleichtern. So brauchten sie nicht immer in die Wohnungen hinein. Hat sowas auch schonmal jemand gehört?

  14. Ich wohne als Deutsche in Den Haag – in einer relativ schmalen Straße und die Leute von gegenüber haben vollen Einblick ins Wohnzimmer oder die Küche. Meistens mache ich dann doch im Winter die Gardinen zu, weil ich dabei unwohl fühle, wenn jeder reingucken kann. Da ist man im tiefsten Inneren seines Herzen doch Deutsche bzw. Süddeutsche. Im katholischen Bayern sind wir ab 6 Uhr abends vollkommen verbarrikadiert- mit dicken, in den Fensterstöcken eingebauten Jalousien. Deswegen kommt meine Mutter im Winter gerne von Bayern nach Den Haag, um in den holländischen Straßen mal bei anderen Leuten ins Wohnzimmer zu schauen ;-)

      • Marco Marco

        Een huis binnenkijken is volgens mij wel aan enkele ongeschreven regels gebonden. Je gaat natuurlijk niet voor een huis stilstaan om uitgebreid naar binnen te gaan staan kijken. Je loopt voorbij en dan kijk je snel even binnen, misschien korter dan 1 seconde. De bewoners van het huis zullen zich daar niet onaangenaam bij voelen. Lang en uitgebreid kijken is niet alleen ’not done‘, maar betekent al gauw dat je verkeerde bedoelingen hebt.

  15. vielleicht vielleicht

    Ich habe gehört, dass die Monarchen der Niederländer das Recht hatten/haben bei den Bürgern in die Häuser zu sehen, und damit sie viele Häuser auf einmal ansehen konnte/kann, hat man kurzehand die Gardinen weggelassen, oder an die Seite geschoben, damit die z.Zt. Königin, wenn sie unverhoft vorbeikommen würde, immer einen Blick in die Wohnungen ihrer Untertanen werfen könnte.

    • Also, das glaube ich einfach nicht, zugegebenermaßen ohne es widerlegen zu können. Die Niederlande haben doch gar keine durchgängige monarchische Tradition. Und nie war da der Monarch so stark oder gar absolut, daß er derlei hätte durchdrücken können… Und ich hätte auch noch nie gehört, daß irgendwo in Europa ein Fürst derlei probiert hätte. Also: ich kann mich (natürlich) irren, aber halte das für ganz unplausibel.

      • Die Monarchie in den Niederlanden ist noch recht jung: vor etwas mehr als 200 Jahren bestieg der erste König (Louis Napoléon Bonaparte – der jüngere Bruder von Napoleon) den Thron. Der erste wirklich niederländische König war Willem I (ab 1813).

        So richtig glauben mag ich diese Theorie auch nicht. Die Chance, dass der Fürst oder die Fürstin spontan bei einem gemeinen Bürger hereinschaut dürfte auch damals schon recht gering gewesen sein …

  16. Karina W. Karina W.

    Hallo,

    also ich selber habe keine Gardinen – ich mag raussehen – ich mag es offen, nicht den Blick durch einen Vorhang begrenzt
    Untertags sieht ohnehin keiner rein – und wenn ich wirklich Privatsphäre haben will lasse ich die Rolläden herunter – dann ist es aber meist schon Nacht
    Dadurch, dass aber unsere Hecke schon so dicht ist sieht ohnehin kaum einer etwas – und wenn – na dann :D
    Selber schau ich auch ganz gerne – wenn ich zB einen Spaziergang mache und ich sehe in ein Haus – ist das für mich irgendwie „lebendig“ – wenn man Menschen sieht und Licht

    Wintergärten sind doch im Grunde gar nicht anders – da sitzt man ja noch mehr auf dem „Präsentierteller“

    Einzig im Bad und Schlafzimmer habe ich Scheibengardinen (in der unteren Hälfte der Fenster)

    • Ganz schön praktisch, so eine Hecke ;-)

      Dieses Lebendige, wenn man beim Spazierengehen in die Häuser hereinschauen kann und einen Blick auf das Leben der Bewohner erhascht, mag ich selbst auch gern.

  17. Hei Alex, neulich bin ich über LinkedIn auf dein Blog gestoßen. Sehr interssant und informativ, ich werde auf jeden Fall weiterstöbern. Über das Thema „Fenster und Vorhänge“ habe ich mich letztens auch ausgelassen: http://grenzwanderer.wordpress.com/2011/02/11/niederlandische-wohnkultur/ Selber bin ich dabei mal richtig schön ins Fetttnäpfchen getreten, da ich den Unterschied zwischen einem Schaufenster und einem Wohnzimmerfenster nicht sofort gesehen habe. ;)

    • Witzig, dass wir praktisch zur gleichen Zeit über dieses Phänomen berichten.

      Ich bin mir übrigens sicher, dass nicht nur *Du* in dieses Fettnäpchen getreten bist; es wird bestimmt vielen anderen genauso ergangen sein.

  18. Das beruhigt mich. ;) Ich habe mir übrigens erlaubt, dein Blog zu meiner Linkliste hinzu zu fügen.

  19. Mendian Mendian

    Gardinen und Hollaender, oder doch eher Gardinen und Niederlaender?
    Je nach Provinz hat das Phaenomen ‚offener Durchblick‘ andere Gruende. In Groningen, Drenthe und in Teilen Overijssels kommt dies immer noch durch den Calvinismus: ‚Wer nichts zu verbergen hat und so…‘ Im vorwiegend katholischen Sueden, also in Brabant und Limburg, sieht man mehr Gardinen vor den Fenstern. Dies hat aber auch mit der, im Winter sehr kalten Witterung zu tun. In Holland, also in Noord- und Zuid-Holland sind gardinenfreie Fenster ein Ueberbleibsel der Ostindienzeit: Man zeigt gerne, was man hat.
    Daneben gibt es aber auch noch die ‚Gugger‘ – das sind diejenigen, die sehen wollen, was sich vor ihrer Tuer abspielt. Und geschlossene Gardinen wuerden dabei nur stoeren. (Schon mal aufgefallen, dass es immer noch viele Spiegel neben den Fenstern gibt? Und diese Spiegel zeigen nicht unbedingt die eigene Haustuer…)
    Auch sind Gardinen oft eine Kostenfrage. Viele Fenster sind riesengross, einige davon auch noch oft sehr hoch. Passende Fertiggardinen findet man recht selten, und da Niederlaender auch oft umziehen, was eine Neuanfertigung von Gardinen mit sich bringen wuerde, geht man oft den preiswerten Weg (Seitenschals, Rollos, Folie)

    Ich persoenlich habe nur schmale Seitenschals an den Fenstern, hauptsaechlich um die bloeden, ueber die Wand laufenden Heizungsrohre zu kaschieren. Zur Abdunkelung im Sommer haben wir, besonders an den riesigen Wohnzimmerfenstern, Jalousien.

    • Uah, äußerst interessanter Kommentar! Gerade was das Zusammenspiel von „Wir sind anständig“ (Calvinismus) und „Uns geht’s gut!“ (Ostindien – und eben auch Calvinismus) angeht.

  20. […] mir auf: auf meinen Spaziergängen dort begegnen mir immer wieder Katzen. Manchmal trennt uns eine Fensterscheibe – dann beobachten Sie entweder interessiert das Treiben auf der Straße oder sie liegen […]

  21. Günter Günter

    Was die Vorhänge angeht, ist dies ja ein rein Niederländisches Phänomen, denn im Rest Europas und der USA benutzt man ja Vorhänge. Wie oben schon von Mendian erwähnt, benutzt man zumindest im Süden der Niederlande Vorhänge/Gardinen genauso häufig wie z.B. in den deutschen Grenzgebieten. Speziell die Wohnungen in Parterre dürften dort auch zu über 90% Vorhänge haben. Kann mir schon vorstellen, das diese Trennung vielleicht auf die spanischen Niederlande und den 80jährigen Krieg zurückgeht, da der katholische Süden (inkl. dem späteren Belgien) Königstreu blieb und vielleicht das Recht behielt, die Fenster mit Gardinen zu verhängen, während der rebellische Norden dies zur besseren Kontrolle vielleicht nicht mehr durfte. Ist natürlich reine Spekulation, aber wie ich gerade bei Wikipedia gelesen habe, „Das Wort gordijne stammt aus dem Niederdeutschen und Niederländischen, verbreitete sich im 15. und 16. Jahrhundert und bezeichnete ursprünglich den Bettvorhang.“ Sollten die Niederländer einen Begriff für etwas geschaffen haben, das sie selber nicht benutzen?
    Bezüglich der Mär von der Gardinensteuer, welche mir übrigens 1974 in Amsterdam von Holländern erzählt und von mir natürlich damals auch geglaubt wurde, trifft doch die schöne Redewendung zu:“ Ist’s nicht wahr, so ist es zumindest gut erfunden“. :-))

  22. Ich komme aus Polen und muss sagen, dass dort sehr viele Vorhänge benutzt werden. Vor allem die ältere Generation kann nicht ohne Vorhänge auskommen und stehen auf solche altmodischen aber schönen Gardinen. Die neue Generation allerdings benutzt wie in Holland immer weniger Vorhänge und die Fenster sind oft frei. Ich glaube die Generationen entwickeln sich hier mehr zu Europäern. Ich mag Gardinen und habe bei mir auch zu Hause.

  23. Fromm und ehrsam: Er schiet mij nog iets te binnen uit mijn vroege jeugd. Ik had een oudtante over wie wij vaak wat spottend deden, want zij behoorde tot de ‘zwarte-kousen-kerk’ . Welnu, zij had ook altijd de gordijnen open en op de aldus zichtbare eettafel lag een kloek exemplaar van de bijbel open. Wanneer dan de dominé langs kwam zei ze: ‘Dag dominé, ik wilde juist nog een kapitteltje lezen.’ Zo wil het tenminste de anecdote.

  24. Joyceee Joyceee

    Nergens in de wereld zie je deze afwijkende fenomeen hoor.

    Mijn buitenlandse vrienden vragen zich ook af, doen de Hollanders alsof ze zich gemakkelijk voelen in hun huis met de gordijnen s avonds open, iedereen ziet alles?
    En sommigen hebben er helemaal niets ervoor hangen, savonds laten ze de boel ook open, waarom???
    En al wonen ze in smalle straten, waar de tegenover buurman bijvoorbeeld MAAR 8 meter tegenover ze woont, dat is dan de uitzicht van de gene die de gordijnen open laat ook s avonds, ik vind het ook raar!
    Mijn buitenlandse vrienden vinden dit voyeuristisch , en misschien kicken de Nederlandse erop dat ze bekenen worden? en doen alsof ze zich ow zo gemakkelijk voelen s avonds met de gordijnen open in huis, als mensen langs ze lopen en bij ze naar binnen kunnen kijken, vinden ze misschien wel lekker, krijgen ze een kick van, denken mijn buitenlandse vrienden over heel Europa.
    Zij zouden zich erg ongemakklijk voelen omdat ze gesteld zijn op privacy, en s avonds helemaal, niemand hoeft bij ze naar binnen te kijken, hebben ze helemaal geen behoefte aan, maar Nederlanders hebben schijnbaar wel deze behoefte, zeggen mijn vrienden.
    Ik denk dat mensen die s avonds de boel openlaten en de gordijnen niet sluiten eerder iedereen in de gaten wil houden, en ik vind ook dat men dan geen rekening houd met zijn tegenover buurman vooral niet als die pal voor je neus woont nog geen 8 meter van je vandaan, die bijvoorbeeld wel een vitrage ervoor heeft hangenen, maar als hij de lampen aan doet , dan zitten de tegen overburen naar ze te gluren die de gordijnen niet dicht doen. (heb dit vaak gezien bij anderen ook die zo dicht op elkaar wonden ) nou ben je lekker mee zeg, is gewoon een ramp om zulke tegenoverburen te hebben en wel zo pal voor je neus.
    Ze vinden het ook best onbeschoft eigenlijk tegenover een buur om dan de gordijnen helemaal open te laten s avonds , als je in een smal straat woont, geen rekening houden met een ander.

  25. Kugler Kugler

    Wer kann mir eine Frage beantworten: Seit etwa 35 Jahren habe ich Holzrahmen mit „Beinen“ in einem Fenster stehen, Größe ca. 60 x 50 cm. Diese sind mit Spitze bespannt. In den Niederlanden standen sie damals in vielen Fenstern, und ich finde sie ausgesprochen praktisch, haben sie doch den gleichen Effekt wie Bistrogardinen, sind aber viel flexibler. Nun sind diese schönen Stücke verschlissen, und ich brauche neue. Wenn ich hier in Deutschland danach frage, finde ich nur Unwissenheit. Kann mir jemand sagen, wie der Fachausdruck für diese bespannten Rahmen ist, dann könnte ich sie vielleicht im Internet in den Niederlanden bestellen.

    • Hallo Kugler, ich weiß, was Du meinst, aber ich muss gestehen, dass ich gerade nicht auf den Namen der Dinger komme. Wenn Du noch etwas Geduld hast, werde ich hier und dort mal nachfragen.

      • Vielleicht probierst Du es mal mit „raamscherm“ oder „vensterbankscherm“. Ich fürchte allerdings, dass die Dinger ziemlich aus der Mode gekommen sind. Viel Erfolg!

  26. Andy Andy

    Na bei den Niederländern gibt es offenbar keine Messis? ;)

    Kann ich mir fast nicht vorstellen. Es gibt Leute, die haben in ihren Wohnungen einen permanenten Saustall (ich hab das als Student erlebt, wo ich z. T. auch im Handwerk ausgeholfen habe (Monteur)) und ich kann mir NICHT vorstellen, dass die in NL die Vorhänge offen lassen.
    JA, diese Saustall-Meister gibt es auch im Erdgeschoss, und auch in Städten.
    Ich nehme daher stark an, dass diese bevorzugt in Wohnungen mit Jalousien einziehen würden ;-)

    Deswegen sollte man diese generelle Aussage mit „open gardijnen“ wohl etwas mit Vorsicht genießen und nicht für bare Münze nehmen.

  27. Kugler Kugler

    Danke Alex, ich probiere es mal. Schade, dass die Dinger nicht mehr „in“ sind, ich fand sie damals so typisch für die Niederlande, und außerdem sind sie so praktisch und dekorativ.

    • Eventuell wirst Du auf ebay.nl oder marktplaats.nl fündig. Ich hoffe, es klappt.

    • Inzwischen habe ich noch ein Wort dafür gefunden: raamhor.

  28. Also ich wohne in München im Erdgeschoss und besitze gar keine Vorhänge. Wer reinschauen will kann das gerne tun. Ich habe da kein Problem damit.
    Wenn ich selbst unterwegs bin, dann schaue ich auch ganz gerne mal bei anderen rein wie die so eingerichtet sind.

  29. Annette Annette

    Ich bin aufgewachsen mit 1,60 x 1,60 großen Fenstern. Das ist schon ziemlich groß für deutsche Mietwohnungen – alle Räume waren immer lichtdurchflutet. Die übliche Normgröße deutscher Fenster – auch in meiner jetzigen Wohnung – empfinde ich daher immer als klein und lichtschluckend . Ich will es hell in der Wohnung haben, daher habe auch ich Alibi-Gardinen nur zum Kaschieren der Heizungsrohre. Wenn ich mich in meiner Straße umschaue stelle ich fest, dass immer weniger Deutsche sich mit Gardinen den Blick nach draußen verschleiern. Allerdings denke ich, dass das nicht unbedingt etwas mit geistiger Offenheit und Modernität zu tun hat sondern eher mit dem Rückgang von häuslichen Traditionen, die mit Pflege und Aufwand verbunden sind; auch gestärkte Tischwäsche, Stoffservietten etc. sieht man nicht mehr oft. Kann man schade finden, muss man aber nicht. Wir führen nun mal alle nicht mehr das Leben unserer Mütter und Großmütter.

    • Eine interessante Beobachtung – danke für Deinen Kommentar, Annette!

  30. Heike KB Heike KB

    Seit der Zeit als meine Eltern eine zeitlang in Den Haag lebten bin ich faziniert von den offenen Fenstern. Für mich war es klar, dass es in der eigenen Wohnung keine Stors gibt. Zur Verdunklung nachts gibt es Vorhänge oder Rollos, da ich sonst nicht gut schlafe, und ins Clo muss mir auch keiner reinschauen, da gibt es so ein praktisches Rollo,dass man von unten nach oben zieht. Ich brauche es hell und offen und mit zugehängten Fenstern am Tag fühle ich mich begrenzt.
    Nachdem meine Eltern aus Den Haag zurückkehrten hatten sie auch erheblich weniger Gardinen. Sie haben ihre Lebensweise angepasst. In den letzten Lebensjahren meiner Mutter, in deren Haus, in dem sie nach dem Tod des Vaters alleine lebte, große Fenster waren, gab es nur kleine Kurzgardinen. Nachts wurden die Rolladen zugemacht, dies aber auch aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus.
    Seit 25 Jahren leben ich in einem Einfamilienhaus – da können Nachbarn nur begrenzt hereinschauen. Mich stört das nicht. Es gibt Übergardinen rechts und links der Fenster und wenn wirklich mal ein Anlass ist, dass man niemanden reinschauen lassen möchte, werden die geschlossen – oder im Winter, wenn es sehr kalt ist, da dann wirklich der Raum wärmer bleibt.
    Ich schaue gerne in andere Wohnungen und in der Tat stelle ich auch fest, dass in Hamburg, wo ich lebe, mittlerweile bald mehr Menschen offen als geschlossen wohnen.

    • Vielen Dank für Deinen Kommentar, Heike! Interessant, dass man offensichtlich auch in Hamburg gerne mal die Vorhänge offen lässt.

  31. Da die Niederländer so offen mit ihrer Wohnungseinrichtung sind, würde mich ganz stark interessieren wie ihre Mentalität in der hinsicht ist.
    In Deutschland ist es völlig klar, das man niemandem ins Haus starrt „Sowas macht man nicht“, hier legt man sehr viel wert auf Privatspäre.
    Demnach müssten die Niederländer ja ein sehr offenes Volk sein bzw. müssten im gegensatz zum Deutschen viel aufgeschlossener sein oder interpretiere ich da zu viel rein?
    Gruß

    • Hi Belal, das würde ich so nie behaupten. „Die Niederländer“ gibt es genauso wenig wie „die Deutschen“. Menschen sind eben unterschiedlich. Ich kenne viele Niederländer, die ihre Vorhänge zumachen und nicht wenige Deutsche, die gar keine haben (siehe auch den Kommentar von Heike KB etwas weiter oben).

  32. stine stine

    Also ist eine Frage des Sicherheitsgefühls würde ich sagen. Wenn ihr bedenkt, daß die Dänen, Schweden etc ihre Haustüren nicht mal abschließen, wenn sie daheim sind, so daß theoretisch jeder Einbrecher auch nachts einmarschieren kann, ist es vielleicht eine Frage der weniger ausgeprägten NEIDKULTUR. Da sind wir Deutschen doch schon führend, daß einer dem anderen nicht das Schwarze unterm Fingernagel gönnt. Zur Schau stellen von Besitz ist je weiter ihr nach Norden kommt übrigens besonders uncool. Ich denke auch nicht, daß die Holländer protzen. Sie gönnen einfach und schauen sich gern an, wenn ihre Mitbürger es sich schön machen.

  33. annjaa annjaa

    hi
    warum stehen in den schönen großen fenstern immer zwei gleiche sachen ob zwei vaseb oder zwei blumen oder zwei der selben deko artikel ??

    • Hoi! Ist mir noch nie wirklich aufgefallen. Der Symmetrie wegen?

      • annjaa annjaa

        HOI HOI HOI lol :D
        ist uns zu pfingsten aufgefallen aber warum ist das nun so ?!
        uns interessiert das schon!!!

  34. […] batteriebetrieben – op batterijen werkend farbcodiert –met een kleurcode hausgemachter Kuchen – zelfgemaakte taart hausgemachte Probleme – door eigen toedoen ontstane problemen handgeschrieben – met de hand/eigenhandig geschreven handverlesen – met de hand gesorteerd kopfgesteuert – rationeel mausgesteuert – met de muis bestuurd windgeschützt – beschut tegen de wind sichtgeschützt – beschermd tegen inkijk […]

  35. Kater Kater

    daher kommt ja auch dieser Spruch ‚offen Holland‘.
    Ist also keine neue Erfahrung, sondern eine Wahrnehmung über Generationen, hat schon mein Opa so gesagt

  36. Rob Rob

    *lach…ich habe eine deutsche Frau, da sind, sobald es dunkel wird, die schotten, dicht

  37. Bei mir selbst habe ich zwar auch einen Vorhang, aber der ist wie auf dem Foto oben meist offen, und das bei einer Parterrewohnung, die fast ebenerdig zur Straße liegt. Nur bei intimem Besuch oder über Nacht werden entweder der Rollladen heruntergelassen oder die Fensterläden geschlossen. Wenn ich in den Niederlanden bin, muss ich gestehen, dass ich auch gern in die Fenster der Bewohner schaue, aber eher, weil mich das Interieur interessiert und nicht die Bewohner selbst. Hier bei mir nervt es allerdings, besonders, wenn der Blick hier hinein allzu neugierig und damit schon fast aufdringlich ist, und ich habe eher das Gefühl, dass die Deutschen bei mir nach dem Bewohner sehen und nicht nach dem Interieur.

    • Das ist eine interessante Beobachtung, Ronald. Mich interessiert tatsächlich ausschliesslich die Einrichtung, und nicht die Leute.

      • Die Erklärung, dass die Niederländer keine Vorhänge haben, weil sie sich irgendwie eingeengt fühlen, wenn sie geschlossen sind, halte ich für zutreffend; sie trifft auch auf mich zu: Ich sehe auch gern aus dem Fenster und es macht das Zimmer größer, wenn sie offen sind. Zudem ergeben sich manchmal auch nette Gespräche. Einmal hatte sich jemand tatsächlich für mein Interieur interessiert, als eines Nachts (!) ein Mann genau vor meinem Fenster stand und sich, wie man im Deutschen sagt, beinahe die Nase plattdrückte. Als ich das Fenster öffnete, sagte er nur fassungslos mit Blick auf meinen alten Kleiderschrank: „Der Schrank! Der Schrank!“ Auf meinen verblüfften Blick fragte er, woher ich ihn habe und wie alt er sei. Es klärte sich auf, dass er fast denselben alten Kleiderschrank besitzt.

        Unter dem Schlagwort Niederlande finden sich in meinen Notizen übrigens auch einige wenige Einträge über Erlebnisse dort und hier.

        • Das ist ja eine lustige Geschichte mit dem Schrank!

          Auf Deinem Blog werde ich mich mal umschauen.

  38. […] haben wir auch ein riesiges Wohnzimmerfenster ohne Gardinen und mich stört es nicht im Geringsten, wenn die Leute vorbeigehen und mal reingucken. Wie sagt man […]

  39. erich erich

    die Art und Weise, wie die Fenster die Einrichtung spiegeln – gefällt mir – sieht schöner aus als jeder Vorhang oder Gardine. Und man fühlt sich weniger eingeschlossen.
    Ich fühl mich damit aber erst jetzt wohl, weil keine feindseligen Nachbarn oder Vermieter mehr habe – glaube und hoffe ich.

  40. Jesse Jesse

    Vielleicht vereint die „Kultur der offenen Fenster“ ja mehrere Aspekte in sich. Mancher einer mag es wohl wirklich, stolz seinen Besitz zu zeigen, das wird vorkommen. Aber viel mehr wird es doch darum gehen, den anderen Offenheit zu demonstrieren, und zu signalisieren, dass man sich nicht abschottet, sondern an der Gesellschaft teilhat und kein unstatthaftes Leben führt. Die Botschaft „Schau her, bei mir ist alles in Ordnung“ dient dann dem Hereinschauenden als Versicherung, dass er es mit ordentlichen Leuten zu tun hat. Selbst wenn man zu seine umliegenden Nachbarn keinen besonderen persönlichen Kontakt hat, so weiß man doch zumindest, dass sie „in Ordnung“ sind, dass es einen gewissen Konsens gibt, und vor allem, dass man sich im Notfall auf sie wird verlassen können, sprich: wenn mal der Deich bricht.

    • Diesen letzten Aspekt hatte ich noch nicht bedacht – ein interessanter Gedanke.

  41. Alex La Musica Alex La Musica

    Vorhänge zu? Wünsche ich mir manchmal bei meiner Nachbarin schräg rüber… Da bleibt bei jedem Aus- und Umziehen keine Frage mehr offen… Wir fanden das im Dezember in Zandvoort echt schön, die geschmückten Weihnachtsbäume bewundern zu können. Ich selbst ziehe im Wohnzimmer nur zu, wenn die Sonne blendet. Im fünften Stock hält sich der Voyeurismus in Grenzen ;-)

  42. Karin Wiese Karin Wiese

    Besonders während der ersten ein- zwei Male in den Niederlanden habe ich doch verstohlen einen Blick in dieses oder jenes Fenster geworfen.

    Obwohl ich die Niederländer beobachtete, die durch die Strassen hasteten und niemals auch nur den Kopf wendeten um in eine Wohnung zu blicken. Und ich habe mir bereits damals überlegt, wie das kommt. Ich fand, daß die Niederländer selbstbewusster sind als wir. Während wir Frauen unbedingt jede Scheibe nutzen um kurz zu prüfen, ob unser Aussehen in Ordnung ist, findet der Niederländer dass er so wie er ist, in Ordnung ist. Darum beneide ich euch.

    Ich selbst liebe dieses Land. Zumindest noch vor einigen Jahren, konnte man, sobald man in Holland einreiste, beinahe bis zur Nordsee gucken, während bei uns überall Bäume und Hecken die Sicht einschränkten. Leider haben die Niederlande inzwischen überall hohe Hecken oder Bäume angepflanzt und man gar nicht mehr weit schauen. Wahrscheinlich hat das mit den hohen Energiekosten zu tun, denke ich.

    Auf Vorhänge könnte ich gut und gern verzichten, so wie es viele junge Leute schon tun. Diese doppelten Vorhänge, wie sie hier noch oft verwendet werden, könnten noch aus der Kriegszeit stammen. Man musste bei Bombenarlam verdunkeln, damit kein Licht nach aussen kam.

    • Danke für Deinen Kommentar, Karin. Ja, auch in Deutschland ändert sich diesbezüglich etwas, zumindest in den jüngeren Generationen.

      Schön, dass Dir mein Heimatland gut gefällt!

  43. Truddel Truddel

    Ich bin eine mittelalte deutsche Frau :) , und obwohl meine Wohnung echt nicht schön eingerichtet ist (ich habe da so gar kein Händchen für) und auch noch ziemlich unordentlich, mache ich sehr selten die Vorhänge zu. Im Schlafzimmer, ja, aber sonst mag ich es nicht, so abgeschottet zu sein.

    • Das geht mir – als mittelalte niederländische Frau – ganz ähnlich, Truddel ;-)

  44. Klaus Kleber Klaus Kleber

    Was sind in Holland „Koseine“?

  45. Marco Küpper Marco Küpper

    Ich habe keine Gardinen am Fenster. 4. Stock, das geht gut. Ich hatte aber auch vorher keine. Ich mag den ungetrübten Blick auf den Himmel.

    Mein Motto: schwedische Gardinen, vielleicht sogar von IKEA und der Begriff Wohn-Haft wird sehr plastisch.

    Und wer wirklich einen Blick riskiert, was soll er sehen? Angenehm ist der Gedanke nicht immer, aber ich hab mich dran gewöhnt. Der liebe Gott schaut ja auch immer zu.

  46. Rob Rob

    Das Thema („Gardinensteuer“) wurde heute akut, als ich einen Laienprediger während seiner Ansprache von dieser Steuer erzählen hörte. Ich fand das ziemlich daneben, zumal er ein wenig die Lacher auf seiner Seite hatte, z.B. als er offenbar aus erster Hand erzählte, dass eine Pastorsfrau nicht wollte, dass die Gemeindeglieder durchs Fenster sehen würden, dass sie Bücher lese (und die, die das beobachten arbeiten müssen). Sie soll dann auf dem Teppich gehockt haben, damit man nicht sähe, was sie lesen würde…

    So können Ammenmärchen (aus Unwissen etwa) sich durch unbedachte Aussagen in Ansprachen leicht halten.

    • Rob Rob

      Bei der Gelegenheit merke ich an (scheint in den Kommentaren hier nicht erwähnt zu sein), dass viele Frauen in Deutschland sich Abends auf der Straße unsicher fühlen. Ein Grund ist, dass überall Rollläden zu sind.
      Das ist nebenbei ein handfester „Vorteil“ der niederländischen Fensterkultur: Frau fühlt sich abends auf der Straße eben sicherer. Sie wüsste ja, dass Leute Hilfeschreie etwa hören könnten.

      • Eine interessante Perspektive, Rob. So habe ich das Phänomen noch nie betrachtet.

    • Ja, viele solcher Geschichten halten sich ziemlich hartnäckig …

  47. erich erich

    … alles eine Frage des Vertrauens an die Nachbarn und der Toleranz an die Nachbarn.
    Müsste man von Nachbarn keine Aggressionen, Angriffe, Ärgernisse befürchten, wären kein Schutz, Sichtschutz erforderlich.
    Wahrscheinlich sind die Niederlande / Holland , die Mentalität der Bewohner, die stärkste Nation der Welt, wenn es um friedliches Zusammenleben in Toleranz geht.
    Andererseits gibt es Pflanzen, die sich in der Rauheit des Status Quo, des Durchschnitts, nicht behaupten können – sie brauchen Schutz und Abgeschlossenheit.
    Vielleicht muss man unterscheiden zwischen Männern und Frauen – muslimische Frauen drücken durch ihre Verschleierung ihre Treue zum Koran aus – ich finde das alles andere als feindselig oder beängstigend.

  48. Wir haben nicht nur Vorhänge, sondern sogar noch Rolläden. Diese sind aus Metall, sehr robust und solide gebaut und kommen jeden Abend runter vor die Fenster, solange es dunkel ist. Tagsüber sind dann Gardinen vor den Fenstern, damit wirklich niemand reinschauen kann, um auch nur einen einzigen Blick zu erhaschen. Das geschieht aus dem Grunde, weil hier, in dieser dörflichen und allerstrengst katholischen Gegend im Fränkischen, die Leute sehr neugierig in einem negativen Sinne sind. Ohne Gardinen und Rolläden, würden die den ganzen Tag bei uns in die Wohnung regelrecht gaffen und alles erhaschen, was es zu erhaschen gibt, und wenn sie nicht genug sehen, dann wird noch fantasiert. Alles, was dann beim Gaffen erblickt wurde, wird dann „ins Dorf getragen“, also so dermaßen darüber getratscht, daß die Ohren klingeln. – Unmöglich dieser Landstrich… daher muß man sich hier mit Gardinen und sogar Rolläden wirklich schützen. Wenn ich aber hingegen in den Niederlanden wohnen würde, was mein Traum ist, dann würde ich gerne meine Wohnung auch mal offenlassen und Passanten reinschauen lassen, weil ich irgendwie weiß, daß Niederländer dann zwar einen Blick bei mir reinwerfen würden, aber sie würden nie gaffen und auch nicht über meine Wohnung im negativen Sinne tratschen.

    • Ich kann mir vorstellen, dass das sehr einengend ist, Toby! Ich nehme an, es gibt Gründe, wieso du nicht wegziehst, obwohl es dir dort nicht gerade gefällt?

  49. Gregor Gregor

    Vorhänge sind das eine aber die meisten Wohnungen und auch viele Häuser in den Niederlanden haben auch keine Rollländen oder Jalousie, d.h im Sommer kommt die Hitze rein und im Winter die Wärme raus. Es ist teilweise absurd zu sehen mit was für Notlösungen die Leute in Amsterdam ihre Wohnung im Sommer vor der Sonne schützen vor allem wenn man bedenkt wie hoch die Immobilienpreise sind. Teilweise kosten die Wohnungen 1500 Euro Miete und dann hängen da drin Ikea Jalousien für 10 Euro.

    • e e

      … Schutz vor Hitze ist ein weltweites Problem – das ist jedoch ein anderes paar Stiefel, als der Schutz vor dem „Reinschauen“ der Nachbarn und Passanten.
      Ich habe mich noch in keinem Land so wohl gefühlt (im Urlaub), wie in Holland. Ich glaube, das liegt nicht nur daran, dass man in Holland halbwegs legal „Trips“ schmeißen konnte, sondern an dem Gefühl von Toleranz und „Friedensliebe“ und Unverkrampftheit, das in der holländischen Luft liegt .
      Das war zumindest von den siebzigern bis Ende der neunziger so. …chocomel und vanilla-fla und Windmühlen … was will man mehr?

  50. Boetie Boetie

    Genau zu diesem Thema ein längerer Artikel in der FAZ vom 12. Februar 2018. Stephanie von Wietersheim: Zimmer mit Einsicht.

    • Wir haben über Jahrhunderte eine ganz andere Wohn-DNA entwickelt.

      Das fasst es schön zusammen ;)

  51. Inga Inga

    Die Gardinensteuer gab es auch nicht bei den Niederländern, sondern bei den Schweden.

  52. Julia Julia

    Also meine Eltern waren mal vor Jahren (in den 90ern?) bei einer Bekannten in den NL und haben dort auch ganz verblüfft festgestellt, dass man offenbar bei allen Leuten problemlos in die Fenster reingucken kann. Darauf die Antwort von der besagten Dame: „Sowas macht man hier nicht.“ Scheint also wohl eher weniger etwas mit der Offenheit der Bevölkerung, als vielmehr mit ihrer Sichtweise für Anstand zu tun zu haben.

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