Last updated on 06-12-2023
In den Niederlanden bringt Sinterklaas die Geschenke, in Deutschland sind es der Weihnachtsmann und das Christkind. Zeit für einen Überblick.
Im November fängt die Vorfreude schon an
Jedes Jahr ab Mitte November sind die niederländischen Kinder in freudiger Erwartung: Sinterklaas – in Deutschland kennt man ihn als Nikolaus – ist im Land und verteilt Geschenke und Süßigkeiten.
Höhepunkt des Festes, auch für manchen Erwachsenen, ist pakjesavond, die Bescherung am Abend des 5. Dezember.
Am 5. Dezember?
Yes. In den Niederlanden feiert man Nikolaus einen Tag früher als in Deutschland.
Auch in Bayern, Österreich und der Schweiz ist der Nikolaus kein Unbekannter. Allerdings kommt er dort in leicht anderer Gestalt daher. Für viele Teile Deutschlands zeichnet der Weihnachtsmann als Gabenbringer verantwortlich. In wieder anderen Regionen – wie beispielsweise in Schwaben – ist das Christkind für die Bescherung zuständig.
Sieht man von letzterem einmal ab (Kinderarbeit sollte eh verboten werden) haben die Niederländer also ihren Sinterklaas, die Deutschen den Weihnachtsmann.
Zwei alte Herren also mit langem weißen Bart und roten Klamotten, die in der dunklen Jahreszeit unterwegs sind. Da hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf.
Was weiß man über ihre Herkunft?
Sinterklaas begann seine Laufbahn vor 1700 Jahren als Bischof Nikolaus von Myra. Bereits im Mittelalter trat er als Schutzpatron der Seefahrer, Schiffsbauer, Kaufleute und Kinder auf und galt allgemein als Wohltäter.
Dem Weihnachtsmann gelang erst 1840 mit dem Lied Morgen kommt der Weihnachtsmann von Hoffmann von Fallersleben der Durchbruch. Diese reformatorische Mischgestalt kupferte Elemente wie Rauschebart, Mantel und Hut bei Nikolaus ab und kombinierte sie erfolgreich mit den Attributen des Kinderschrecks Knecht Ruprecht.
Wo leben Nikolaus und der Weihnachtsmann (wenn sie gerade nicht im Einsatz sind)?
Sinterklaas residiert in Spanien – das weiß in den Niederlanden jedes Kind. Der genaue Ort bleibt jedoch ein gut gehütetes Geheimnis. Auch der Weihnachtsmann hüllt sich diesbezüglich in Stillschweigen. Klar ist, dass er irgendwo im hohen Norden Skandinaviens beheimatet ist. Dort teilt er sich sein Revier mit dem Dritten im Bunde: dem amerikanischen Santa Claus. Der wiederum ist ein Nachfahre von Sinterklaas, der sein Glück wie so viele in der neuen Welt gesucht hat.
Wie reisen sie an?
Alle drei Wohltäter müssen auf ihren Reisen weite Strecken zurücklegen. Was die Wahl ihrer Transportmittel betrifft, sind sie jedoch im vorindustriellen Zeitalter steckengeblieben. Der Weihnachtsmann und Santa bevorzugen einen von Rentieren gezogenen Schlitten. Sinterklaas und seine Gefolgschaft reisen mit dem Dampfschiff an. Einmal in den Niederlanden angekommen, setzt de Sint auf seinen treuen vierhufigen Begleiter. Unbeirrt reitet er mit seinem Schimmel über die Dächer.
Was ist ihr Familienstand?
Wie es sich für einen Bischof geziemt, lebt Sinterklaas strikt zölibatär. Santa Claus hingegen scheint verheiratet zu sein. Über das Liebesleben des deutschen Weihnachtsmannes kursieren immer mal wieder die wildesten Gerüchte.
Wer hilft ihnen?
Sinterklaas wird traditionell von einer Schar aus zwarte Pieten begleitet. Sie huschen behände durch den Schornstein, um kleine Päckchen und Süßigkeiten abzuliefern. Ob der alte Mann sich diese Unterstützung noch viel länger leisten kann, muss sich noch zeigen, denn die Figur des „schwarzen Pit“ ist heutzutage nicht unumstritten.
Santa Claus setzt für die Herstellung von Spielzeug in seinen Werkstätten auf die magischen Kräfte von Elfen. Beim deutschen Weihnachtsmann sind es mal Elfen, mal Wichtel, die als Gehilfen auftreten. Um die Auslieferung der Geschenke kümmern sich die beiden alleine. Trotz ihrer stattlichen Figuren klettern sie selbst durch die Schornsteine.
Wie sieht ihr Outfit aus?
Sein Vorleben als Kirchenvater sieht man Sinterklaas noch deutlich an. Er trägt nach wie vor sein rotes Bischofsgewand und seinen mijter, den charakteristischen Bischofshut. Außerdem hat er immer seinen Stab dabei.
Die beiden Weihnachtsmänner passten sich verständlicherweise den Witterungsbedingungen im Polarkreis an und kleiden sich in Zipfelmützen und Pelzklamotten, wie ein amerikanischer Augenzeuge bereits 1822 dokumentiert:
Down the chimney St. Nicholas came with a bound:
He was dress’d all in fur, from his head to his foot
Heutzutage, wo es gute Funktionsbekleidung aus Kunststofffasern gibt, macht man sich mit diesem ethisch fragwürdigen Dresscode nicht überall Freunde. So wurde Santa Claus deswegen unlängst fast die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert.
Singen
Sinterklaas und Santa Claus lassen sich gerne musikalisch beweihräuchern. Vor allem für Ersteren existiert eine großes Repertoire an Nikolausliedern. Der deutsche Weihnachtsmann übt sich hingegen in Zurückhaltung und lässt dem Christkind den Vortritt.
Straffe Zeitplanung
Drei straff durchgeplante Wochen verbringt Sinterklaas in den Niederlanden, bevor er am 6. Dezember wieder weiterzieht. Manchmal scheint es, als wäre er überall gleichzeitig. Bei akuten Engpässen greift er manchmal auf die Dienste sogenannter hulpsinterklazen zurück. Auf den niederländischen Nordseeinseln lässt er sich seit jeher von seinen Vettern vertreten. Dieser Hilfstruppentaktik bedient sich übrigens auch der deutsche Weihnachtsmann, der sich bei der Suche nach geeigneten Kandidaten gerne von der Arbeitsagentur unterstützen lässt.
Dass die Weihnachtsgeschenke am 24. oder 25. Dezember unter dem Baum liegen, hat man Luther zu verdanken. Dem großen Reformator war die Nikolaus-Verehrung und -Bescherung am 6. Dezember ein Dorn im Auge. Gegen das Schenken an sich hatte er nichts einzuwenden. Die Protestanten riefen auch das bereits erwähnte Christkind als Gabenbringer auf den Plan.
Während die Weihnachtsmänner Ende Dezember also alle Hände voll zu tun haben, weilt Sinterklaas schon wieder zuhause in Spanien. Dort verbringt er Weihnachten ganz ohne Hektik.
Schöner Artikel, Alexandra.
Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen, also kam natürlich an Weihnachten das Christkind mit den „großen“ Geschenken.
Aber es gab auch einen Nikolaus und der kam immer am Vorabend des Nikolaustages, also am Abend des 5. Dezembers. Traditionell brachte der immer ein Päckchen, meist eine Art zusammengebundenes Geschirrtuch mit Mandarinen, Nüssen und natürlich auch Süssigkeiten.
Übrigens kommt der Nikolaus auch in Deutschland nicht allein, er hat den Knecht Rubrecht bei sich. Der ist jetzt aber nicht für die lieben Kinder zuständig, wie die Zwarten Pieten, sondern für die Unartigen. Er hatte immer eine Rute bei sich und wenn man nicht brav war, bekam man damit auf den Hintern. Ganz Unartigen wurde gleich angedroht, dass sie in den Sack kommen und mitgenommen werden.
Die Geschenke holte dann der liebe Nikolaus aus seinem Sack. Übrigens hatte der auch ein Buch bei sich, wo alles drin stand, was das Kind so angestellt hat, wie in den Niederlanden.
Gruß Simone
Hi Simone, dann hat, bzw. hatte der Ruprecht genau die gleiche Funktion wie zwarte Piet in den Niederlanden früher. In meiner Kindheit (ich fühle mich plötzlich alt ;-)) schwang er ebenfalls gerne die Rute und die Androhung, unartige Kinder in dem Sack mit nach Spanien zu nehmen, kenne ich auch. Allerdings habe ich nie verstanden, was daran so schlimm sein soll. Das Ganze schien mir eher ein riesiges Abenteuer.
:-))) Ja, Spanien hört sich ja eigentlich ganz gut an. Ich glaube in Deutschland war das immer der dunkle, kalte Wald oder so. Ich habe keine Ahnung mehr, Spanien aber definitiv nicht.
Aber ich wußte gar nicht, daß die Zwarten Pieten auch diese Rolle hatten. Also doch so was wie, Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? (Ist mir in Afrika übrigens mal andersrum passiert)
Ik wist niet dat Luther verantwoordelijk is voor het verschuiven van het geven van geschenken van Sinterklaas naar Kerst, zo leer ik nog weer iets bij!
In protestants Nederland zijn er nu juist mensen die vinden: geef elkaar vooral geschenken met Sinterklaas, zodat bij Kerst de nadruk ligt op het gedenken van de boodschap: Jezus, de redder, is als kind op aarde geboren. Geschenken met Kerst beperken zich in deze kringen vaak tot christelijke boeken en dergelijke.
Er zijn ook christenen die Sinterklaas maar een heidens en/of Rooms-Katholiek gebeuren vinden, waarmee ze niets te maken willen hebben.
In die Nikolaus-Tradition fließen heidnische Elemente aus alten germanischen Winterfesten mit ein. Damit konnte man den „Ungläubigen“ den christlichen Glauben „schmackhaft“ machen.
Dat klopt Trijntje en vroeger, nog niet eens zolang geleden, mochten er in de kerken geen kerstboom staan want dat was heidens. Ik ben christelijk opgevoed en Sinterklaas was niet heidens bij ons, maar cadeautjes met kerst wel. Ik kan me zo niet herinneren hoe het zat met de kerstboom bij ons thuis (wanneer die voor het eerst zijn intrede deed) maar mijn grootouders hebben nooit een kerstboom gehad. Kerststukjes met nep tulpen, paddestoelen en mos wel maar altijd zonder de figuur kerstman.
Ik ben ook christelijk opgevoed; en ik ben nog steeds christen.
Kerstbomen mochten vaak niet, maar mijn oma had er altijd wel één, en mijn ouders later ook – was eerst ook niet zo ’nodig‘ omdat we Kerst toch bij mijn oma vierden, zolang haar gezondheid dat toeliet.
De figuur van de Kerstman werd wel vermeden; en eerlijk gezegd doe ik dat nog steeds, bij mij thuis dan. Wat anderen doen is hun beslissing.
Ik zet nu zelf geen kerstboom, maar dat is meer omdat ik het er niet voor over heb, het gedoe met het opruimen van de naalden enzo. Ik zet wel kerststallen neer, de hele adventstijd; ik vind kerststallen mooi, omdat ze over de betekenis van Kerst gaan, en ik heb er ongeveer 10; soms zet ik er een paar neer, soms allemaal, de meeste zijn klein.
De kerstboom mocht van velen niet vanwege de heidense achtergrond; mijn oma zei dan: het is gewoon een versiering, maakt niet uit wat de geschiedenis erachter is; het gaat erom wat je erbij denkt.
Ich bin Katholisch und komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen und. Bei uns gabs früher immer die Geschenke vom Christkind und nicht vom Weihnachtsmann. Der Nikolaus brachte in der Nacht vom 5. Auf den 6. Dezember einen Teller mit Plätzchen, Nüssen, Apfelsinen und Marzipan und dann noch einen warmen Pullover, Handschuhe oder eine Mütze. Vorher wurden natürlich gründlich die Schuhe geputzt.
Anfangs hab ich mich in den Niederlanden mit Sinterklaas etwas schwer getan. Ddas lag aber nicht am Nikolaus, eher an den Zwarte Pieten und an der Tatsache, dass es Nikolaus und nicht an Weihnachten Geschenke gibt. Aber mittlerweile kenne ich alle Sinterklaasliedjes und habe mich mit dem abendlichen Schoentjes zetten als Alternatieve zum Adventskalender angefreundet. Die Kinder (3,5 und fast 2 Jahre alt) rennen morgens ganz aufgeregt zu den Schuhen um zu sehen ob Sinterklaas etwas hineingelegt hat und ob das Pferd die Möhren gegessen hat. (Ist übrigens ganz gesund abends Möhren statt Chips zu knabbern ;-)
Beruflich habe ich viel mit DIN-Normen zu tun und so habe ich die niederländische Norm NEN 0512 (Leidraad voor de viering van het Sint-Nicolaasfeest) mit Begeisterung gelesen und wir haben schon viel Spaß damit gehabt.
Aber eine Frage hab ich noch: Warum kommt Sinterklaas mit dem Stoomboot (Zie ginds komt de stoomboot uit Spanje weer aan. Hij brengt ons Sint Nicolaas ik zie hem al staan) und reitet mit dem Pferd wieder zurück nach Spanien (Sinterklaasje kom maar binnen met je knecht Want we zitten allemaal even recht Misschien heeft U nog even tijd Voordat U weer naar Spanje rijdt)?
Großartig, die DIN-Norm zur Sinterklaas-Feier! Praktisch, dass man sie auch herunterladen kann :-).
Der Dampfer (de stoomboot) ist eine Erfindung von Jan Schenkman. Dieser Lehrer aus Amsterdam hat Sinterklaas um 1850 in seinem Buch St. Nikolaas en zijn knecht seine heutige Gestalt gegeben. In dieser Zeit waren Dampfschiffe hochmoderne Transportmittel.
Dass de Sint auf dem Rückweg nach Spanien rijdt (reitet) statt vaart (fährt) ist wohl eher dem Reim geschuldet ;-) In dem Buch ist es übrigens noch schöner: Dort fahren Sinterklaas und Zwarte Piet mit dem Luftballon nach Hause.
Der Adlatus des Nikolaus/Weihnachtsmannes hat viele Namen. Eine Sammlung findet sich hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Companions_of_Saint_Nicholas
Was für ein lustiger Artikel, Alex!
Bei Loriot heißt es:
„Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!“
Das ist zwar ebenfalls keine moderne Art des Fortbewegung, hat doch aber einen gewissen glitzernden Charme, oder? Allerdings ist er in diesem Falle dabei, die Geschenke von seinen Helfern (hier: die Witwe des Försters) abzuholen. Vielleicht steigt er später zur Geschenkverteilung um. In Deutschland aber sicher nicht auf Elche.
Im übrigen las ich, daß sowohl Weihnachtsmann als auch Christkind in Deutschland leben. Hier die Adressen für diejenigen, die ihre Wunschzettel noch nicht verschickt haben:
Weihnachtsmann
Himmelsthür
31137 Hildesheim
Christkind
Postfach 100100
21709 Himmelpforten (Niedersachsen)
Naast Sinterklaas en de kerstman is er ook nog Sint Piter in Friesland.
http://nl.wikipedia.org/wiki/Sint_Piter
Zoals je al schreef is Sinterklaas op de waddeneilanden heel anders en heeft, althans wat ik van Ameland af weet, veel meer heidense invloeden. De mannen gaan vermomd op stap en jagen op de vrouwen. Op de andere eilanden is het weer anders en volgens mij, maar dat moet ik nakijken, ook op de Duitse waddeneilanden.
Wenn ich sowas lese bekomme ich Magenkrämpfe. Diese versch…… „political correctness“. Jahrhunderte hat es niemand interessiert ob Sinterklaas‘ Helfer schwarz war. Ich weiss noch, daß in meiner Schulzeit (60er-70er Jahre) Kinder aus Surinam und Indonesien sich genau so freuten auf Sinterklaas wie die niederländische kids.
Bin ich total mit dir einverstanden. Es ist ein Kinderfest und hat nichts mit Diskriminierung zu tun. „Schwarze Piet is schwarz wie Ruß“ …weil er ja durch die Schorstein geht.
Ook ik ben het hier helemaal mee eens. Het idee dat dit discriminatie zou zijn is overigens al wel redelijk oud: voor zover ik me herinner werd dit in elk geval halverwege de zeventigerjaren van de vorige eeuw al wel zo benoemd.
Ich sehe das anders. Aber am Besten lasse ich mit Quinsy Gario einen schwarzen Niederländer zu Wort kommen.
Hier kann man sehen, wie mit ihm umgegangen wurde, als er vor einem Jahr von der Meinungsfreiheit Gebrauch machend ein T-Shirt trug „Zwarte Piet is Racisme“ als er den Einzug von Sinterklaas in Dordrecht besuchte. Ich bitte darum, auch über seine Sichtweise nachzudenken.
Ich empfehle noch diesen Beitrag von Dirk Minnebo.
Also, das „Christkind“ gibt es in Norddeutschland einfach nicht. Schon der Begriff klingt irgendwie süddeutsch-katholisch-verdächtig. ;-)
Was soll das überhaupt sein? Ein Junge? Oder ein Mädchen? Jesus? Warum wird es dann als Mädchen dargestellt? Es ist eine Transsexuelle, ne schlichte Transe! (Wie manche japanischen Kami übrigens auch.)
Ich bin in den 70ern schon mit dem roten Coca-Cola-Weihnachtsmann und dem Nikolaus aufgewachsen – bei sahen im Grund identisch aus, nur einer kam am 6.12 morgens, der andere am 24.12. abends.
Täuscht Euch übrigens ganz allgemein nicht über das Alter von alltagskulturellen Traditionen – die gehen ganz selten über die dritte Generation hinaus zurück. Eure Omas haben als Kinder ganz anders Weihnachten gefeiert als Ihr. Und was Ihr als „Omas Küche“ kennt, sind fast immer Sachen aus 50er-Jahre-Kochbüchern. Aber das nur nebenbei. :-)
Nanana, „Sünder Klaas“,
es sind nicht alle Leute so jung wie Sie!
Meine Oma z.B. ist 1896 geboren, und daher ist „Omas Küche“ für mich keineswegs aus den Fünfzigerjahren. Sondern eine fein säuberlich in „Kriegsrezepte“ und „Friedensrezepte“ aufgeteilte, sehr phantasievolle Küche. Und die „Friedensrezepte“ zwischen den beiden Weltkriegen – die würde ich als „Omas Küche“ bezeichnen. Nicht die Küche der „Freßwelle“.
Lucy,
grundsätzlich ging es mir ja nur darum, daß man das Alter und die Ehrwürdigkeit von alltagskulturellen Traditionen nicht überschätzen sollte, jedenfalls nicht ungeprüft. Und da schienen mir kulinarischen Traditionen nicht das schlechteste Beispiel.
Die Kriegsrezepte Deiner Oma sind ja auch „nur“ ein Jahrhundert (1. WK) oder ein gutes halbes (2. WK) alt – und nicht etwas Jahrhunderte. Das war mein Punkt: Wenn man von solchen Traditionen redet, sollte man sich klarmachen, daß auch sie irgendwann erfunden und eingeführt worden sind.
So waren die Tomaten, die meine Oma in ihrem Garten angebaut hat, vor ca. 1890 in Europa unbekannt, jedenfalls als Nahrungsmittel unüblich. Die solide-ländliche Kartoffel gibt erst seit grob 1800. Heute ist Chilli einen wesentliches Gewürz der armen, heißen Länder Asiens und Afrikas – das konnte er aber nicht sein, bevor er aus Amerika eingeführt wurde. Vorher konnte auch Thailand nicht scharf essen. ;-)
Meine Großmutter war Jahrgang 1905. Meine Familie hat einen unterbäuerlichen, ländlich-niedersächsischen Hintergrund. Auf dem Lande hatten die Kriege wenig Auswirkungen auf die Ernährungslage und auf das Kochen – wohl aber das massenhafte Verfügbarwerden von Industrie- und Konsumgütern und von Genußmitteln nach dem Zweiten Weltkrieg. Einen Kuchen mit Schokoladenguß kann man backen, sobald Schokolade erschwinglich ist – folglich stammt das entsprechende Rezept meiner Oma aus einem 50er-Jahre-Kochbuch. Hingegen muß man nicht mehr wissen, wie man Mettwurst macht, wenn nicht mehr zu Hause geschlachtet wird – folglich mußte meine Oma zur Zeit meiner Kindheit (70er Jahre) ihr Wissen in dieser Hinsicht nicht mehr anwenden und konnte es nicht mehr weitergeben.
Und was die Oma der Oma gekocht hat und wie sie Weihnachten gefeiert hat, ist heute meist im Dunkel der Vergangenheit entschwunden und läßt sich maximal, wenn überhaupt, mit wissenschaftlichen Methoden ergründen – es ist der privaten „Oral History“ nicht mehr zugänglich.
Einverstanden!
[…] Sinterklaas und der Weihnachtsmann Von Klaas | Donnerstag, 22. November 2012, 20:43 Kommentar-RSS-Feed | Kurzlink FAZ: „Mario Götze: Der deutsche Lionel Messi“ […]
Ach so, vergessen:
Als Kinder sind wir am Nikolaustag „Nikolaus-Laufen“ gegangen. Also halt die Nachbarn um Süßigkeiten anschnorren, wie man das heute wohl am Martinstag oder an Halloween macht:
„Bin nen lütschen Könich,
Geef mi nich tau wenich,
Lot mi nich tau lange ston,
Mut no ganz no Bremen gon!“
Auch das ist eben „lokal“ und *sehr* zeitbedingt…
Letzte Woche habe ich mir aus nostalgischen Gründen die Aufzeichnung vom „Landelijke Intocht“ von Sinterklaas in Roermond angeschaut … und was mir wirklich positiv aufgefallen ist, ist die große Anzahl der Menschen, vor allem Kinder, die tatsächlich da waren und zugeschaut haben und sich darauf gefreut haben, dass der gute Sinterklaas nun endlich in den Niederlanden ist. Sicher, es ist einfach auch ein großes Evenement, aber das allein rechtfertig die Anzahl der geduldig ausharrenden Kinder nicht. Und noch ein Aspekt: Die Sinterklaasliedjes können so viele mitsingen, auch die zweite, dritte Strophe! Hier in Deutschland kommen mittlerweile viele Kinder nicht mal über die ersten zwei Zeilen der Lieder hinaus!
Also: Uns hat als Kinder wirklich niemand weißmachen wollen, daß es den Weihnachtsmann oder den Nikolaus wirklich gibt. Das waren wirklich nur Schokoladen-Figuren. (Ich hatte das etwas mißverständlich formuliert.)
Und wurde eben schon als ganz kleine Kinder sofort beigebracht, daß nur Doofies „an den Weihnachtsmann glauben“.
(Mit „uns“ meine ich mein erweitertes soziales Umfeld, also so in etwa meine Spielkameraden.)
Hallo,
bei dem was Angela schreibt kommen bei mir die Kindheidserinnerungen wieder. Ich komme auch aus Nordrhein-Westfalen. Der Nikolaus brachte immer kleine Geschenke. Meine Mutter hatte kleine rote Pappmaché-Nikolausstiefel, die dann vor unserer Kinderzimmertür standen, gefüllt mit kleinen Geschenken. Manches Mal auch nicht. Da mussten wir im Hause nach Geschenken suchen und war deutlich, dass der Nikolaus oder der Knecht Ruprecht nicht mit unserem Benehmen einverstanden war. Das wurde uns dann auf diese Art vermittelt.
In Holland hatte ich immer Stress. Zu der Zeit, dass die Kinder noch an den Nikolaus glaubten, viel man von einem (Nikolauszeit) in die andere Zeit (Weihnachten). Advent habe ich dann weiter nicht gefeiert. Sonst wären die Kinder ganz durchgedreht. Jetzt, wo sie älter sind und der Nikolaus einfach blöde, wird ganz auf Deutsch Advent und Weihnachten gefeiert. (Grössere) Geschenke gab es immer zu Weihnachten.
Für die Radiohörer unter Euch:
Der NDR hat sich des Themas angenommen, und zwar in der heutigen Folgen von Zwischen Hamburg und Haiti:
Sinter Klaas – Der liebste Heilige der Niederländer 34 MB, 29 min
Hinweis wird ohne Gewähr gegeben, ich habe die Sendung noch nicht gehört – die Folgen dieser Reihe sind aber normalerweise zumindest erträglich…
Vielen Dank für den Hinweis!
@Klaas, auch von mir vielen dank für den Hinweis. Ich habe es zugehört und alles stimmt was der NDR erzählt.
Héél leuk en interessant. Kreeg er nostalgische gevoelens van…..
Zwarte Piet en ik op uitzendinggemist.nl
Ich habe diesen Beitrag leider erst jetzt gelesen. Er ist sehr lehrsam. Ich würde Sinterklaas jedoch eher mit Nikolaus und nicht mit dem Weihnachtsmann vergleichen, nicht nur weil beide Helfer haben (Zwarte Pieten der eine, Schmutzli, Knecht Rupercht usw. der andere). Ich habe kürzlich in meinem Blog zwei Artikel über Sinterklaas geschrieben: http://expatsincebirth.com/2012/11/27/sinterklaas-in-the-netherlands-mid-november-til-5-december/
und http://expatsincebirth.com/2012/11/17/en-sinterklaas-is-er-weer/. Es ist vor allem für multikulturelle Familien nicht einfach, sich in diesem Fest-Wirrwarr die Feste so zu gestalten, dass sie für Kinder wirklich noch glaubwürdig sind. Aber darüber schreibe ich ein anderes Mal. Danke für diesen Beitrag!
Hi Ute, danke für den Hinweis auf Dein eigenes Blog und Deine Sinterklaas-Beiträge. Oben stehender Artikel ist nicht ganz ernst gemeint. Im Abschnitt „Vielleicht auch interessant“ unterhalb des Textes findest Du noch viel mehr zu diesem Thema.
Groetjes uit Duitsland
Alex
Ich frage mich übrigens, ob der Wohnort von Sinterklaas – also Spanien – irgend etwas mit den wohlbekannten (und nicht ganz unproblematischen) historischen Beziehungen zwischen Spanien und den Niederlanden zu tun hat…
Ferner: Warum trägt er eine Mitra? Und das in einem erzprostestantischen und jedenfalls traditionell und jedenfalls früher strikt katholikenfeindlichen Land?
Irgendwie scheinen sich da Freund- und Feindbilder gleichsam humoristisch zu überlappen…
Hi Klaas,
dass die Niederlande erzprotestantisch seien, ist ein Missverständnis. Ein relativ großer Teil der Bevölkerung (>30 %) ist katholisch. –historisch gesehen vor allem der südliche Teil des Landes.
Es stimmt schon, dass calvinistische Pfarrer den Nikolaus mit seinen vielen heidnischen und katholischen Elementen gerne „abschaffen“ wollten. Es ist ihnen aber nicht gelungen :-)
Warum Sinterklaas aus Spanien kommt, wird wohl nie ganz klar werden. Jedenfalls ist das der Ort, wo ihn der amsterdamer Lehrer Jan Schenkman, den ich weiter oben schon als „Erfinder“ des modernen Nikolausfests erwähnte, ansiedelte.
Ahoi Alex,
Also, historisch gesehen sind sie das schon. In der klassischen Epoche der niederländischen Geschichte – also bevor die Franzosen da mit der von ihnen installierten „Batavischen Republik“ aufgeräumt haben – durften Katholiken dort nicht einmal Gottesdienste feiern! Für die galt eben die bis heute vielbeschworene niederländische Toleranz nicht. Die „Generalitätslande“ im Süden hatten den Status eine Binnenkolonien, einer „inneren Peripherie“, um es im Rahmen der Wallersteinschen Weltsystemtheorie auszudrücken.
Und daß es eben – im Gegensatz zu den Plänen des Wiener Kongresses – seit 1830 ein Belgien gibt, hat auch seine Gründe.
Aber um Pardon, vielleicht greift das wirklich zu weit zurück, um die katholische Mitra des holländischen Weihnachtsmannes zu erklären. ;-) Ich hatte ja selbst Wert auf den Hinweis gelegt, daß alltagskulturelle Traditionen immer eher jung sind. ;-)
;-)
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Liebe Alex, das ist lustig – bei uns in Basel in der Schweiz kommt heute der Santiklaus, und der wohnt bzw kommt aus dem Schwarzwald, also aus Süddeutschland :-). Er ist manchmal begleitet vom Schmutzli, seinem Gehilfen, und kommt gerne mit einem Esel (welch grosse Kinderfreude, wenn ein Esel mit dabei ist!!). Er bringt keine oder höchstens kleine Geschenke, dafür aber Nüsse und Mandarinen (wir sind da ziemlich gesund in der Schweiz ;-) ) und kleine Schokoladetäfelchen, und manchmal auch Grättimänner oder Grittibänze oder wie sie in den einzelnen Kantonen heissen – ein Hefegebäck in Menschenform mit viel Hagelzucker obendrauf. Lecker! Aber: wir bekommen das normalerweise nur, wenn wir ein Värsli – ein kurzes Nikolaus-Gedicht aufsagen. Uiii, was sind die Kinder da oft nervös, ob das klappt … Spannend, diese Unterschiede in unseren Nachbarländern! Ich wünsche dir viel Nikolaus- oder Santiklaus- oder Sinterklaas-Vergnügen, herzlich, Renate