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Shrinkflation und Skimpflation

Last updated on 19-01-2025

Der Joghurt, der plötzlich in einem 400-ml-Becher daherkommt, statt wie vorher in der Halbliterpackung, die Tüte Katzenfutter, die auf einmal nur noch 85 Gramm enthält, statt die übliche 100. Oder die Schokoladentafel, die ab sofort keine echte Vanille mehr enthält, sondern nur künstlich hergestelltes “Aroma” … Für dieses ärgerliche Phänomen hat das Deutsche zwei englische Bezeichnungen übernommen.

Wenn die Qualität abnimmt: Skimpflation

Mit Skimpflation bezeichnet man das Vorgehen von Lebensmittelherstellern, in ihren Produkten wertvollere Zutaten durch billigere zu ersetzen. Zum Beispiel Sonnenblumenöl durch Palmöl und Wasser oder Honig durch Zucker. Nicht selten wird das Ergebnis mit dem werbenden Hinweis “neue Rezeptur” oder sogar: “verbesserte Rezeptur” versehen.

Skimpflation kann sich darüber hinaus auf eine sich verringernde Qualität von Dienstleistungen beziehen, auch hier bei gleichbleibenden Preisen. Davon können wir alle ein Lied singen. Manchmal liegt dem Ganzen Personalmangel zugrunde, viel zu oft leider auch Gewinn-Gier.

Mehr ist plötzlich weniger: Shrinkflation

Das Pendant dazu – Shrinkflation – bezeichnet die Unsitte, bekannte und bewährte Lebensmittel auf einmal in etwas kleineren Verpackungseinheiten zu verkaufen. Bei gleichem oder sogar höherem Preis – und ohne Hinweis auf die veränderte Größe.

Im Duden sind die beiden Begriffe noch nicht zu finden, aber in deutschsprachigen Medien trifft man sie seit einigen Jahren regelmäßig an. Die ihnen zugrunde liegenden wirtschaftlichen Praktiken sind inzwischen so weit verbreitet, dass sie in meinen Augen durchaus eigene deutsche Bezeichnungen verdienen würden.

Beknibbelflatie

Genau das ist in meiner Muttersprache passiert. Im Online-Wörterbuch von Van Dale finden sich sowohl beknibbelflatie (Skimpflation) als auch krimpflatie (Shrinkflation).

Die Niederlande haben dabei die englischen Verben to skimp (abschöpfen) und to shrink (schrumpfen) durch einheimische Varianten ersetzt. Inflation kennt man im Niederländischen als inflatie – sodass sich gleich das passende niederländische Suffix anhängen ließ. Hier muss man also nicht rätseln, ob “Flation” nun englisch oder doch deutsch ausgesprochen werden muss.

Das niederländische Verb krimpen bedeutet schrumpfen, schwinden, weniger werden.

Beknibbelen heißt schmälern, knausern, etwas von etwas abknapsen, je nach Kontext auch: um etwas feilschen.

Für mich hat beknibbelen einen etwas niedlichen Klang, vermutlich weil ich es mit knabbelen assoziiere: das niederländische Wort für knuspern. Auf der anderen Seite finde ich das Wort aber sehr passend: Denn stetiges Herum-Nagen verringert beständig die Substanz – und damit die Qualität des Angeknabberten – sei es nun Produkt oder Dienstleistung.

Knausflation oder Schwindflation …

Könnte man Skimpflation im Deutschen analog zu beknibbelflatie nicht als Knausflation bezeichnen? Meinetwegen auch als Knauserflation?

Die deutsche Sprache kennt zudem schwinden. Ein etwas gehobenes Verb, das immer weiter abnehmen, sich verringern bedeutet. Auch das finde ich im Kontext schwindender Qualität durchaus passend. Schwindflation also?

… und Schrumpfflation …

Für Shrinkflation findet man im Deutschen gelegentlich Schrumpfflation (sowohl mit zwei, als auch mit nur einem “f”). Das ist immerhin deutsch, mir als Nicht-Muttersprachlerin rollt es leider nicht richtig flott von der Zunge. (Nun bin ich natürlich nicht das Maß der Dinge, wenn es um die Aussprache deutscher Wörter geht 🤪. Vielleicht hast du da keine Schwierigkeiten.)

Da es bei der Shrinkflation im Klartext um Verarschung der Kundschaft geht, fände ich zum Beispiel Schwindelflation nicht schlecht: Schließlich betreiben Hersteller hier eine Art Etikettenschwindel, indem sie eben nicht deutlich klarstellen, dass man als Konsument:in weniger Inhalt fürs gleiche Geld bekommt.

Hm, oder vielleicht auch einfach Schummelflation (danke, Volkswagen!)

Missverhältnisse klar benennen

Wie auch immer wir die beiden Phänomene nennen: Es ist gut, dafür gebrauchsfreundliche, möglichst klare Wörter zu haben. Denn das macht es wesentlich einfacher, die Schleichentwertung von Produkten und Dienstleistungen offen anzusprechen, statt sie einfach nur hinzunehmen.


Ein Kommentar

  1. Joan Joan

    Grappig! Schwindelflation, scheint mir in beiden Fällen passend, letztendlich geht es doch in den zwei Fällen um eine Verarschung der Kundschaft, sei es durch Verringerung der Verpackungsgröße oder verbilligte Zutaten. Übrigens: Die Schwindelflation schlägt überall zu (auch in der Politik) prima Wortfindung Alex

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