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Die Tücken des kurzen niederländischen u (und was sie mit „püntenell“ zu tun haben)

Last updated on 13-03-2020

Jeder, der schon mal niederländisches Radio gehört hat, kennt diesen Klangfetzen:

Ah, die Top-Level-Domain der Niederlande. Ja, kenne ich. Und weil man im Niederländischen die einzelnen Wörter viel mehr aneinanderreiht als im Deutschen, klingt es wie ein Wort.

Püntenell

Äh, nicht ganz.

Von der Bedeutung her: ja. Niederländische Internet-Domains enden mit “punt NL”, genauso wie deutsche mit “Punkt DE”. Aber das, was Deutsche hören, ist nicht, was Niederländer sagen.

Punkt spricht man im Niederländischen nicht „pünt“ sondern „punt“.

Wie bitte?

Zungenspitzengefühl

Die korrekte Aussprache des niederländischen kurzen Vokals u ist gar nicht so einfach. Und sogar die Fachleute sind sich über das phonetische Symbol nicht einig. Neben [ʏ] (die Präferenz der meisten Phonetiker) finden sich Verfechter des [ɶ] und des [ʌ].

Anyway.

Bei diesem Laut, der mit gerundeten Lippen gebildet wird, hebt man die Zungenspitze ein kleines bisschen an. Aber nicht zu viel, denn dann ist das Ergebnis ein niederländisches langes u – der Vokal in Wörtern wie fuut oder buurtaal. Und auch nicht zu lang, denn dann landet man beim [ø] von leuk.

Übungssache

Wer mit diesen feinen Unterschieden aufgewachsen ist, hat damit keine Probleme. Der hat sie im Gespür. Damit Nicht-Muttersprachler hingegen beim Sprechen die „goldene Mitte“ treffen, müssen sie die verschiedenen Laute erst einmal unterscheiden lernen. Denn aussprechen kann man nur das, was man tatsächlich auch hört.

Vielleicht erklärt das, wieso viele Deutsche offensichtlich „düss“, „gelükkig“, „stück“, „lünch“ und „fück“ hören, wenn Niederländer dus, gelukkig, stuk, „lunch“ und fuck (die letzen beiden hat das Niederländische aus dem englischen übernommen und an die niederländische Aussprache angepasst) sagen.

6 Kommentare

  1. Lucy van Pelt Lucy van Pelt

    Ohje, die Unterschiede kann ich fast nicht hören und ganz gewiß nicht sprechen. Interessant!

    • Das klappt nur mit viel Übung, Lucy. Ich wollte mit diesem Post einfach mal auf diese Feinheiten aufmerksam machen.

  2. Oliver Oliver

    Das wirklich tricky, wir haben das auch schon mal auf dem Forum nl.ganz-schnell diskutiert. Wenn man (als Deutscher) ein kurzes (!) Mittelding zwischen ü und ö ausspricht, passt es ganz gut. Also die Lippen nicht wirklich ins Ü hinein spitzen, sondern den Mund wie bei einem kurzen Ö weiter öffnen. Trotzdem hört man es im Niederländischen immer mehr als Ü denn als Ö, das scheint irgendwie im ROM des deutschen Muttersprachler-Hirns so eingebrannt zu sein ;-)

    • So hast du es super beschrieben Oliver, danke!

  3. Marijke Peereboom Marijke Peereboom

    Meistens erkläre ich meinen Teilnehmern, dass mann dieses „u“ in „punt“ wie ein schwaches „e“ aussprechen sollte. zB Wie das „e“ in Kunde. Das funktioniert eigentlich recht gut.

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