Last updated on 15-05-2020
Nachdem im vorigen Beitrag die deutsche Katrin über ihre Integration in den Niederlanden berichtete, betrachtet Bob das gleiche Thema diese Woche aus der umgekehrten Richtung. Er lebt als Niederländer in Thüringen und blogt auf Hollander in Duitsland.
Ein Gastbeitrag von Bob
Wann ist man als Niederländer integriert in Deutschland, wann ist man angekommen? Diese Frage stelle ich mir nach der Lektüre von Gelungene Integration hier auf buurtaal.
Eine schwierige Frage. Ich komme aus einem kleinen Land mit einem übergroßen Nationalstolz. Ich bin stolz auf bestimmte Eigenschaften die als typisch niederländisch gelten: kein Blatt vor den Mund nehmen, weltoffen, tolerant, nicht diskriminierend, mehrere Sprachen beherrschend, viel Rad fahren, kein übertriebener Respekt vor Autorität. Wohl betrachtet sind dies alles Eigenschaften, die Nichtdeutsche so gar nicht mit Deutschland in Verbindung bringen. Und so kommt es, dass ich mich – wenn ich ganz ehrlich bin – gar nicht komplett integrieren WILL in Deutschland. Ich bin auch nicht hierher gezogen aus Liebe zu diesem Land, sondern aus privaten Gründen.
Nach einer Weile lernt man natürlich die Leute besser kennen und man lernt die Eigenschaften zu schätzen, die man zu Hause weniger findet. Eine der wichtigsten Sachen, die mir dazu einfallen, sind die Lust und das Bedürfnis, richtige, „altmodische“ Konversation zu betreiben. In Holland ist man doch schnell geneigt lollig (witzig) zu sein oder zu frech und vorlaut. Eine andere Sache, die mir gefällt, ist die Art, wie man zum Beispiel auf der Arbeit distanziert und professionell bleiben kann. Man muss nicht immer familiär werden mit Leuten, wenn man dazu keine Lust hat.
Fremd fällt auf
Wo ich wohne, in Thüringen, ist es nicht sehr „großstädtisch“. Man ist hier quasi im Hinterland, Fremde und Ausländer gibt es nur wenige. Um so mehr fällt man als Ausländer auf. Ich finde es manchmal anstrengend, immer wieder als komisch betrachtet zu werden, nur weil ich nicht von hier komme und ein bisschen anders rede.
Ein Sachse hat mal zu mir gesagt: In Thüringen ist man sehr schnell ein Teil der Gemeinschaft. Erst muss man sich gewöhnen, aber schon nach zwei- oder dreihundert Jahren ist man vollkommen akzeptiert.
Und so fühlt es sich manchmal wirklich an. Ich integriere mich nicht, eher habe ich die Neigung, immer etwas verändern zu wollen. Ich bin nicht integriert, aber ich würde mich integriert fühlen, wenn:
- keiner mich mehr fragt, wo ich denn meinen Wohnwagen geparkt habe,
- keiner mehr Auskunft will über den Drogenkonsum in Holland,
- ich mich auf der Arbeit nicht mehr am besten verstehe mit den Leuten, die auch nicht von hier kommen,
- ich nicht mehr der einzige Vegetarier bin unter mehreren hundert Arbeitskollegen,
- ich kein Heimweh nach Holland mehr habe,
- ich keine Angst mehr habe vor deutschen bürokratischen Instanzen.
Bis dahin werde ich eben der Hollander in Duitsland sein.
Das Wappenzeichen in der Abbildung (Autor Jwnabd) steht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.
Gelungener Beitrag!
Ich als Thueringer in Holland finde ihn witzig :)
Aber Klischees werden immer existieren und die wird man weder aus Hinterweltler- noch aus Metropolen-Koepfen herausbekommen. Ich hingegen verstehe mich hier auf Arbeit mit den Niederlaendern am besten. Mehr als mit den „Mittelmeer“-Kollegen. Aber ich glaub das ist nicht verwunderlich. Und die Angst vor den buerokratischen Instanzen kann ich nachvollziehen. Die habe ich gleichermassen hier, aber nur weil man die buerokratische Sprache nicht versteht, nicht weil es komplizierter ist als daheim.
Viel Erfolg beim Integrieren in den naechsten 200 Jahren :)
Ich hatte mal sowas wie einen kleinen Rechtsstreit hier. Das war ganz schon nervenzerreissend. Bei den ganzen Instanzen kennt man den Weg halt nicht so gut. Ich bin es gewöhnt einfach irgendwo an zu rufen und mich durch zu angeln. Aber wenn man nicht den richtigen Amtsweg geht oder etwas falsch formuliert, dann rennt man machmal vor die Wand.
Danke für den interessanten Beitrag.
Ich finde der Satz „kein Heimweh nach Holland mehr haben“ klingt total traurig. Es tut mir irgendwie Leid für dich.
Tja irgendwie lese ich aus dem Beitrag heraus, dass die deutschen wohl etwas speziell sind. Das ist aber auch ein bisschen meine persönliche Meinung.
Komischerweise kommen mir die beiden ersten Punkte (Wohnwagen und Drogen) sehr bekannt vor. Ich werde auch regelmäßig danach gefragt, obwohl ich selber kein Niederländer bin. Es wird bei mir immer in Situationen gesagt, wo man mich aufziehen kann, halt bei Kollegen.
Was die Gespräche angeht, so würde ich mir wünschen, dass manche mal weniger steif in einem Gespräch sitzen und ein wenig mehr Spaß verstehen…
Na ja in jedem Fall, wie du schon sagst, fremd fällt auf.
Alles Gute
Christian
Wenn ich ab und zu mal in Holland bin, dann fällt mir auf wie ich mich in der Muttersprache ganz anders unterhalten kann. Danach habe ich manchmal Heimweh. Und nach dem Wetter. Nach dem Wetter? Ja, in Deutschland gibt es zwar bessere Sommer und Winter als in Holland, aber der Wind fürs windsurfen fehlt mir. Ansonsten gefällt es mir ganz gut hier, auch wenn ich nicht so perfekt integriere.
Mit der Sprache geht’s mir ähnlich – irgendwie ist mein Niederländisch „leichtfüßiger“ als mein Deutsch. Und nach eben diesem Gefühl habe ich dann manchmal Heimweh.
@Christian: Du hast nicht noch zufaellig ein Fahrrad von deinem Opa im Keller stehen? ;-)
Angekommen war ich, als ich gemerkt habe, dass ich deutsch denke, träume und Notizen schreibe ;-)
Ich bin dann schnell naar de Nederlandse borrel in Hamburg gegaan (eerste donderdag van de maand) en nu valt ‚ t wel weer ietsje mee. Ik kan sneller switchen en gelukkig ben ik niet die einige…..
Groetjes aan alle Nederlanders in Hamburg!
ein wunderbarer bericht, bob. ich habe 40 jahre lang versucht zu verstehen, warum meine geliebte ma (die schon länger nicht mehr ist) sich nicht in duitsland integrieren wollte – und konnte. meine mutter war holländerin, mein vater deutscher, die sich in feindseliger zeit – 1952 – kennen lernten und alle schwierigkeiten durchlebten, die man sich nur vorstellen kann. wir kinder haben gleichermaßen viel von der holländischen und der deutschen denkart mitbekommen. und ich weiß heute, dass nicht nur sie ein toleranter freigeist war, sondern dass dies für ein ganzes völkchen gilt..dein artikel sprach mir aus dem herzen.
Respekt vor deinen Eltern die sich in der damaligen Zeit getraut haben so einen Schritt zu tun.
Da hab ich auch eine schöne Geschichte. Eine Deutsche verliebt sich während der Nazi-Zeit in einen niederländischen Zwangsarbeiter. Nein, kein Film Happy-End. Sie haben damals aus bekannten Gründen nicht heiraten können und später Ehepartner aus dem eigenen Land gefunden. Nachdem ihre Ehepartner aber verstorben sind, besucht der jetzt 88jährige Niederländer seit vielen Jahren die jetzt 90jährige Deutsche.
Ja, sicher muß man sich wohl integrieren wollen, wo man hinzieht, das trifft ja auf alle Nationalitäten zu. Daß das Wollen aber nicht reicht, das hängt mit der Sprache zusammen. Der leiseste Akzent macht die Deutschen mißtrauisch. Sehr schwierig war das natürlich in „feindseligen Zeiten“, wie Mareike schreibt. Meine Schwiegereltern, die zu Kriegsende aus Brabant nach Niedersachsen gezogen sind, waren nach ein paar Jahren frustriert und haben sich weit zurückgezogen, hinter Mauern und außerhalb von bewohnten Orten. Sie konnten schon ganz leise Diskriminierungen nicht mehr ertragen („Holländer? Ach – die sind doch beinahe wie wir!“) und haben es dann ganz aufgegeben.
Auch als Norddeutsche in Baden-Württemberg hat man es nicht wirklich leicht. Noch nach fast 40 Jahren werde ich immer noch gefragt „Was sind Sie denn für eine Landsmännin?“ Und das, nachdem ich meiner Meinung nach doch ein passables Schwäbisch schwätze!
Ja, sogar untereinander sind die Deutschen noch lange nicht Ein Volk. Das wäre ja alles wunderbar, wenn man die Unterschiede zu schätzen weiß. Aber es gibt eben auch Konkurrenzdenken und Mißtrauen.
Wobei ich sagen muß daß ich einfach schon Schwierigkeiten habe die Bayern die bei uns arbeiten akustisch zu verstehen.
* Schlägt sich ein Bisschen auf die Brust * Bei mir hört man kaum noch einen Niederländischen Akzent. In Marburg meinte ein Fahrradverkäufer zu mir daß man wohl hört daß ich aus dem Osten komme. Da fragt man sich…
Integration muss von zwei Seiten kommen. Auf der einen Seite jemand, der sich integrieren will, auf der anderen Seite jemand, der diese Integration zulaesst und unterstuetzt.
Was allerdings viele unter Integration verstehen, ist in meinen Augen leider nur Toleranz. Man duldet den Anderen, man duldet dessen ‚anders‘ sein. Egal ob Hollaender in Deutschland oder Deutscher in Holland – man wird schnell toleriert, aber bis man akzeptiert wird, dauert es meist viele Jahre.
(Toleranz – von ‚tolerare‘ = erdulden. Toleranz ist passiv. Man (er)duldet den Anderen. Akzpetanz – von ‚accipere’= annehmen, uebernehmen, gutheissen. Akzeptanz ist aktiv. Man setzt sich mit dem Anderen auseinander, man erkennt den anderen an. Dies geschieht ueber das Verstehen, was Kontakt, Austausch und Handeln voraussetzt)
Ich als Deutscher verstehe keinen Bayer, beim besten Willen nicht. Genauso verhält es sich mit dem „Deutsch“ der Schweizer und Österreicher, für mich auch überhaupt nicht zu verstehen.
Von daher bist du damit nicht alleine ;-)
Wie Recht Du hast, Bob. Wer sind sie überhaupt, die Deutschen? Gerade die Niederlande sind ja ein Beweis dafür, das sich die Deutschen nie so richtig als Nation verstanden haben, denn eigentlich sind wir ja ein Volk. Immerhin waren die Niederländer länger Deutsche, als sie Niederländer sind, rein staatlich gesehen. Die „nederen duitse landen“ konnten relativ früh zur Republik der Vereinigten Niederlande zusammenwachsen. Diese Einigkeit blieb der deutschen Bevölkerung gegen ihren Willen bis 1871 verwehrt.
„Wilhelmus van Nassouwe
ben ik, van Duitsen bloed,
………“
„Technisch“ gesehen hast Du Recht, Günter. Die Niederlande gehörten offiziell ab der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts bis 1648 (Friede von Münster) zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
Trotzdem halte ich die Formulierung die Niederländer waren länger Deutsche, als sie Niederländer sind für etwas unglücklich. Das Heilige Römische Reich war nämlich keine wirkliche Einheit im Sinne eines Nationalstaates, weder politisch noch sprachlich.
Das ist ja die „deutsche Tragödie“, das sich nie ein Nationalstaat zusammengefunden hat. Aus Deiner Sicht gesehen, hat es nie Deutsche gegeben, denn das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und der spätere Deutsche Bund, waren bis 1871 immer nur ein Flickenteppich. Ich wollte da aber nicht zu sehr in’s Detail gehen, da sich ja nicht unbedingt jeder bei Buurtaal für Geschichte interessiert. Als Übersetzerin und damit an Sprachen Interessierte, weisst Du ja, worauf die Bezeichnung Deutsch zurückgeht.
Hab per Zufall – ich suchte was zu „lekker“ – diese http://www.Seite gefunden. und dieses spannende Thema hier. Ich bin Westfale aus dem Westmünsterland und lebe seit 20 Jahren in Leipzig. Mein Zuhause ist hier in Leipzig – obwohl ich mich nicht wirklich richtig angekommen fühle. Heimatgefühle habe ich aber eher in Westfalen – obwohl ich mich dort nicht mehr richtig hingehörig fühle. „Den Niederländern“ (die Grenze ist ca. 6 km von meinem Elternhaus entfernt) fühle ich mich näher als „den Sachsen“ und erst recht näher als „den Mitbürgern südlich des Weißwurscht-Äquators“ – obwohl „die Niederländer“ doch Ausländer sind und z.B. die Schwaben nicht. Ganz schön kompliziert! Ich meine deshalb: Ein Westfale wird niemals zum Sachsen und umgekehrt. Ein Niederländer wird niemals zum Deutschen und umgekehrt. Die jeweiligen Prägungen, die die in der ursprüngliche Heimat verbrachte Kindheit und Jugend hinterlassen haben, sind einfach zu dauerhaft und zu stark. Wirklich ankommen kann man deshalb in der „Fremde“ kaum – egal, ob im eigenen Land oder im Ausland. Es gibt Leute im Westmünsterland, die sind selbst in einem andern Ort im Westmünsterland nicht wirklich angekommen; es war immer nicht die vertraute „Heimat“ – und sie blieben andererseits auch immer die „Zugezogenen“. Aber: Wenn man nach längerer Abwesenheit in die „ursprüngliche Heimat“ zurück kehrt, dann sind die Chancen gering, dort wieder wirklich anzukommen. Die Entwicklung ist weiter gegangen und es ist nicht mehr die „alte Heimat“, wie man sie vor Jahren hinter sich gelassen und nach wie vor in der Erinnerung und im Herzen trägt. Quintessenz aus meinen eigenen Erfahrungen: Örtlich und zeitlich außerhalb der ursprünglichen Heimat wirklich ankommen kann man wohl nur bei einzelnen Individuen – die einem wirklich vertraut geworden sind und die man wirklich als FREUNDE empfindet. Oder?
Eine interessante Frage Jo. Ich bin gespannt, was die anderen Leser dazu meinen. Ich denke selbst, dass es auch viel damit zu tun hat, in welchem Alter man woanders hinzieht.
Mal ehrlich, ist das denn SOOOO schlimm? Ich hab da immer meinen Spass dran. Ich käme allerdings nie auf die Idee, Schwäbisch zu schwätze, nur weil ich in Schwaben bin. Wie sagen die Schwaben so schön:“ A Schwob kann alles lerne, nur kein Deutsch“ (oder so ähnlich) :-))
Ich geb’s zu, ich bin Kölner, liebe Köln, liebe Kölsch (Sprache und Bier) und will gar nicht woanders leben. Trotzdem bin ich gerne unterwegs und liebe es, fremde Gebräuche „aufzusaugen“. Ich bemühe mich ja immer darum, ausserhalb des Rheinlandes hochdeutsch zu reden, verfalle aber manchmal, warum auch immer, in unsere Kölsche Sprache. Das führt oft zu lustigen Ergebnissen.
In Maastricht spreche ich hochdeutsch und bekomme zur Antwort, sprich Kölsch, das verstehen wir besser.
In Niederbayern spreche ich mit einem Kollegen Kölsch und vom Nachbartisch kommt die Frage:“ Seit’s Ausländer“. Meine Antwort:“Ja, wir sind Deutsche“ fand der Frager dann nicht mehr so lustig. :-))
In Bielefeld bestelle ich mir in einer Kneipe ein Bier und werde gefragt, ob ich Holländer bin, was einem als Kölner übrigens auch in anderen Landesteilen passieren kann. Ich kann mich über sowas köstlich amüsieren. Manchmal haben da auch andere dran teil, zum Beispiel, als ich einem hessichen Freund in einem Wiener Supermarkt erklären wollte was ein „Büggel“ ist, hielt sich die Kassiererin den Bauch vor lachen.
Danke für Deinen offenherzigen (und damit typisch niederländischen!) Beitrag, Bob. ;-)
Heimweh nach der Sprache — verstehe ich vollkommen! Aus genau diesem Grund bin ich nach über 8 Jahren Amsterdam wieder zurück nach Deutschland gezogen. Wenn ich damals beim Lesen von deutschen Zeitungen über Wörter stolperte, die ich jahrelang weder gehört, noch gelesen noch gedacht hatte, kamen mir tatsächlich die Tränen. Ein ganz starkes Gefühl des Verlustes meiner Identität einerseits, andererseits die Wiederentdeckung einer tiefen Leidenschaft.
Mittlerweile bin ich Übersetzerin und „Spracharbeiterin“ und habe aus meiner Leidenschaft meinen Beruf gemacht. Dieser verbindet mich noch immer mit den Niederlanden, aber meine Wurzeln bekommen wieder Nahrung. Die perfekte Lösung! :-)
Das kann ich gut verstehen Katrin. Ich lebe total gerne in Deutschland (und habe auch nicht vor, wieder wegzuziehen) aber die Sehnsucht nach der „eigenen“ Sprache war für mich letztendlich auch einer der Gründe, mich nach langen Jahren in der IT (wieder) als Übersetzerin selbständig zu machen.
Identität und das Gefühl der Zugehörigkeit machen sich bei mir sehr an sprachlichen Dingen fest. So fühlte ich mich zum Beispiel richtig angekommen als ich (nach einem halben Jahr in Hannover) das Wort Balkon zum ersten Mal spontan auf Deutsch aussprach: Balkong ;-)
@alex: … das Wort Balkon zum ersten Mal spontan auf Deutsch aussprach: Balkong – das heisst im Saarland awwer Balkoohn (rund um Saarbruecken allerdings Ballgoohn) ;-)
Ich meinte eigentlich eher: auf Norddeutsch aussprach.
Die verschiedenen Varianten (und wo sie gesprochen werden) habe ich noch nicht „drauf“. Das wird in diesem Leben auch wohl nicht mehr klappen ;-)
Verlust der Identität, das ist ja starker Tobak. Aber es stimmt ja wirklich, wenn man mit der Sprache nicht aufgewachsen ist: viele Subtilitäten und Witze gehen verloren. Um mal zu schweigen von Situationen wo man verhandeln muß, wo es auf Wortgewandtheit und Schnelligkeit ankommt. Solche Sachen muß man neu lernen and das braucht viel Zeit.
/ Relativierungsmodus an/ Aber ich habe auch deutsche Ausdrücke gelernt, die Sachen ausdrücken die es auf holländisch gar nicht gibt. „Die Kurve kriegen“ ist ein schönes Beispiel. Das stelle ich mir schwierig vor wenn man Texte übersetzt.
Stimmt, alle Sprachen haben Wörter, die sich oft nur schwer übersetzen lassen und bei denen es die Übersetzung „net niet“ trifft. Deshalb habe ich das Wort „gezellig“ auch in meinen deutschen Wortschatz integriert.
Das „Heimweh nach der eigenen Sprache“ kenne ich gut. Ich wohne zwar in Grenznähe und mag die Westfalen, aber aufgewachsen bin ich in der Nähe von München. Und wenn ich jemanden Oberbayerisch reden höre, denke ich oft: „Der redt normal, so wia i hoid.“ ;)
Schöner Beitrag, Bob.
Da wird wohl oft Integration mit Assimilierung verwechselt. Was macht es einem denn am schwersten, wenn man sich, aus welchen Gründen auch immer, in der Ferne aufhalten muss? Mit Sicherheit die fremde Sprache, bzw. wie es Alex geschrieben hat, die Sehnsucht nach der eigenen Sprache, die man viel leichter spricht. Unsere Kölner Band BAP hat das, wie ich finde, im Refrain ihres Liedes „Für ne Moment“ sehr schön zum Ausdruck gebracht. Ich setze es hier mal auf hochdeutsch ein:
All meine Gedanken, all meine Gefühle
habe ich solange ich denken kann, immer noch
ausgelebt, oder ertragen,
in unserer eigenen Sprache.
Von den buurtaal-Lesern, die hier kommentiert haben, dürfte wohl kaum jemand die beiden Begriffe verwechseln.
Das BAP-Lied kann man sich übrigens auf Youtube „im Original“ anhören :-)
Guenter, Assimilation funktioniert nur, wenn man ein vorgefasstes Schema hat. Was aber, wenn man ohne die allbekannten Klischees, wenn man ohne vorgefasste Meinung, ohne dieses Wahrnehmungsschema, in ein anderes Land auswandert. Wenn man, statt nach Uebereinstimmungen mit einem vorhandenen Wahrnehmungsschema zu suchen, mit offen Augen und offenen Herzen den Schritt der Auswanderung macht?
So ein „Wahrnehmungsschema“ hat aber jeder! Solche Schemata abzubauen, ist doch schwer.
Ist immer wieder interessant, was man in einen kleinen,harmlosen Satzr reininterpretieren kann. Der Satz sagt doch nur aus, das Integration und Assimilierung OFT verwechselt wird. Da steht nicht, wie offenbar von Alex vermutet, das ich die Buurtaal – „Gemeinde“ zu dumm dafür halte. Hatte da eigentlich an die 2 Reden des türkischen Präsidenten gedacht, der bei seinem ersten Besuch gegen Integration war, bei seinem nächsten Besuch aber dafür und vor Assimilierung warnt.
@Mendian: Für Deinen Beitrag bin ich wohl zu blöd. Ich sehe da keine Verbindung zur Assimilierung. Um ein Beispiel dafür zu nennen was ich meine. Die Römer haben die Gallier/Kelten assimiliert. Von der Assimilation zeugt das Schwinden des keltlischen Brauchtums bis hin zur fast völligen Verdrängung der gallischen/keltischen Sprache.
Die germanischen Stämme dagegen, die in das durch die Auflösung des römischen Reiches entstandene Vakuum eindrangen, z.B. die Franken in Frankreich, die Goten in Italien, Südfrankreich und Spanien, haben die gallo-romanische Bevölkerung integriert, bzw. diese haben sich integriert. Die Sprachen der Besetzer und der Einheimischen haben sich vermischt, was ja letztendlich zu den heutigen West- und Südeuropäischen Sprachen geführt hat.
Zur Integration. Wenn ich mich aus freien Stücken dazu entschliesse in ein anders Land oder auch nur in eine andere Region zu ziehen, sollte es doch nur normal sein, das man versucht sich bestmöglich zu integrieren. Das heisst ja nicht, das man seine Identität aufgibt, sich also assimilieren lässt. Ich kann mir für meine Person z.B. nicht vorstellen, das ich 20 Jahre in einem anderen Land lebe, ohne dessen Sprache zu lernen.
Unter einem Klischee verstehe ich z.B., die Einleitung von Bob, nämlich wie viele Niederländer sich selber sehen, oder gerne hätten, das andere sie sehen, so wie die Behauptung, das Nichtdeutsche diese nicht mit Deutschland in Verbindung bringen würden. Ganz nebenbei, BBC World Service machte eine Umfrage über die populärsten Länder der Welt und das Ergebnis war:“ Germany was the most positively viewed nation overall, with 63% of those surveyed rating its influence as positive.“
Guenter, ich ging vom Begriff ‚Assimilation‘ in der Psychologie aus, du hingegen von Assimilation in der Soziologie. Waehrend in der Soziologie Assimilation fuer die Verschmelzung einer Minderheit met der Mehrheit steht, steht der gleiche Begriff in der Psychologie fuer die Integration in ein kognitives Schema. Da du Integration und Assimilation in einem Satz genannt hast, bin ich von dem psychologischen Begriff ausgegangen.
Siehste, so kann man auf „gut Deutsch“ aneinander vorbeireden :-))
Im extremen Vergleich zu den Niederlaendern seien Deutsche schon schwierige Nachbarn, das stimmt. „Seien“ denn wir haben so diesen Ruf, eher Verruf, ein streitsuechtiges und griesgraemiges Voelkchen zu sein, was ich als Deutscher zum Teil ja bestaetigen kann. Ausnahme unter seinen Landsleuten bildet aber der Berliner, doch der Thueringer, der Sachse, vor allem der Schwabe und der Bayer, ist auf jeden Fall ein sturer Kerl.
Wir Waterkantler allerdings weniger-:)))
Apropos Integrierungsversuche in Deutschland habe ich im Buero einen amerikanischen Arbeitskollegen, so ziemlich frisch eingetroffen in Hamburg, spricht relativ fliessend Deutsch (schon viel besser z.B. als ich Englischlol) und ist mit einer Deutschen, einer Hamburgerin, verheiratet. Bislang haben sie keine Kinder.
Obwohl er zum besten Willen versucht, sich in die Betriebskultur unserer Firma anzupassen, faellt er ja immer noch auf, aergert schon mehrere bei uns im Buero, weil er diese Neigung hat, typisch amerikanische Witze zu erzaehlen, die oft fehl am Platz sind. Da sein Deutsch gut genug ist, habe ich mich mit ihm nach der Arbeit privat unterhalten, um ihm mal zu erklaeren, dass sein Benehmen so richtig auf die Nerven geht. Ich habe trotzdem das Gefuehl, unsere ‚deutsche Ehrlichkeit‘ tritt ihm ein bisschen zu nahe-:)
Nochmal nur kurz hier nachzuhaken, verstehe ich Bobs Lage aber sehr gut, obwohl ich selber noch nie ins Ausland umgezogen bin, empfinde ich doch schon das Abstandsgefuehl sogar als Einreisender in eine fremde deutsche Stadt, ist man manchmal fast wie Auslaender im eigenen Land!
Da ich einige amerikanische Freunde habe, würde mich interessieren, inwiefern die Witze fehl am Platz sind, bzw. was ein „typisch amerikanischer“ Witz ist? Mich würde auch interessieren, ob sich „deutsche Ehrlichkeit“ von amerikanischer oder niederländischer Ehrlichkeit unterscheidet. Immerhin hat sich Hamburg die Stadtrechte durch Urkundenfälschung erschlichen. War das „deutsche Ehrlichkeit“?
Ich kann dir ein Beispiel geben von einem Niederländischen Witz der Fehl am Platz war. Als meine Deutsche Schwiegermutter uns besuchte zu einem Geburtstag, bewunderte sie die selbsgemacht Ohrringe von meiner Freundin, alle schön säuberlich nebeneinander aufgehängt an einem Brett. Ich sagte zu ihr im Scherz: die läßt du aber schön hier hängen gell?
Ein Jahr später hat sie sich immer noch darüber aufgeregt!
Das sagt mir vor allem, das deine Schwiegermutter wohl keinen Humor hat. Da Du „gell“ gesagt hast, nehme ich an, sie ist aus Thüringen. War mein Vater übrigens auch, trotzdem habe ich da absolut keinen Bezug zu und fühle mich nur als Kölner.
Ich kann Dir aber ein Beispiel für einen niederländischen „Witz“ geben, den ich mal unkommentiert lasse. Denk nur mal, was Du als Niederländer sagen würdest, wenn Dir das ein Deutscher „erklärt hätte. Nachdem vor einigen Jahren eine EL AL Maschine nach dem Start in Amsterdam ein Triebwerk verloren hatte, das in ein Hochhaus stürzte, das vor allem von Menschen mit Migrationshintergrund bewohnt war, wobei einige getötet wurden, wurde ich von „lustigen Holländern“ in Amsterdam gefragt, ob ich denn nicht wüßte, wofür EL AL die Abkürzung wäre. Die Antwort war:“ Eenmal lekker asozial landen“.
Sagen wir es mal so: Der Niederlaendische Humor und der Deutsche Humor unterscheiden sich gewaltig. Man erinnere sich an Koninginnedag 2009 – Wieviele SMS, Mails und Anrufe mit ‚Even Apeldoorn bellen‘ habt ihr bekommen? Oder vergleicht mal Mario Barth (Deutshlands meist geliebten ‚Comedian‘) mit Guido Weijers, Andre van Duim oder den Jungs von Jiskefet (Ich sag nur ‚Wiedergutmachungsschnitzel‘).
Da liegen Welten dazwischen. Wobei wir wieder bei einem Witzthema sind, dass fuer Deutsche immer noch ein Tabu darstellt. Das erste, was man von einem Niederlaender (und auch von einem Briten) zu hoeren bekommt, sind die typischen ‚oorlog grappen‘, und genau damit koennen viele Deutsche nicht umgehen.
Zegt een Duitser tegen een Nederlandse barkeeper: „Wat is het stil vandaag.“
„Klopt,“ zegt de barkeeper. „Het is vandaag 4 mei.“
„Ja maar, het is zo stil, vind ik.“
„Klopt,“ zegt de barkeeper weer. „Ik zei je toch al dat het vandaag 4 mei is.“
„Maar waarom is het dan zo stil?“
„Dan herdenken we de honderdduizenden doden van ons die tijdens de Tweede Wereldoorlog zijn gevallen.“
De Duitser: „Honderdduizenden doden? Man, bij ons zijn miljoenen doden gevallen.“
„Klopt,“ zegt de barkeeper; „maar dat vieren wij morgen.“
Uff, der ist schon echt hart.
Das Thema Holländerwitze und grappen over Duitsers würde ich gerne woanders unterbringen. Vielleicht schreibe ich dazu mal einen eigenen Beitrag.
Allerdings würde mich, ebenso wie Günter, schon interessieren, was Gernot weiter oben mit „deutscher Ehrlichkeit“ meint, bzw. was genau an den „typisch amerikanischen Witzen“ ihn und seine Arbeitskollegen so stört … So wie ich das verstehe, tut der amerikanische Mitarbeiter sein Bestes, sich in Deutschland zu integrieren.
Hm, also ich habe grade herzlich gelacht :-D Auch wenn ich „Deutscher“ bin. Aber es stimmt, es gibt wenige, die darüber lachen können wenn es um solche Themen geht. Ein Deutscher hätte mehr darüber gelacht, wenn es nicht um ihn in dem Witz gegangen wäre.
Das mit dem Amerikaner finde ich im Übrigen auch komisch. Ich persönlich bin jetzt kein großer Freund von denen, habe aber gar nix gegen sie. Bisher sind meine amerikanischen Bekanntschaften mir auch nie negativ aufgefallen.
:-)
Ich bin da absolut nicht empfindlich. Den Witz haben uns die niederländischen Kollegen übrigens schon 1974 erzählt, als ich in Den Bosch stationiert war. Da meine niederländischen Freunde und Bekannte wissen, das ich relativ schmerzfrei bin, haben sie mir wohl auch den „EL AL Witz“ erzählt. Ich habe auch die Comic-Serie Sturmtruppen geliebt, die viele Deutsche gar nich mochten. Ich habe am Liberation Day in Eindhoven die ganze Nacht mit Niederländern und Amerikanern gezecht und wir haben uns lachend gegenseitug „beleidigt“. Trotzdem, stell Dir vor deinen Witz würde ein Deutscher mit umgekehrten Vorzeichen erzählen.
Gunter & Co,
apropos „amerikanische Witze“ erwiderte unlaengst mein Kollege einigen anderen in unserem Buero auf die Frage, wie ihm das Lokal gefiel, das wir ihm und seiner Frau empfohlen haben. „Alles war wunderbar.“ sagte er, „Nur das Essen nicht!“ (grins, grins, lach,… seufz)
Alle kuckten ihn etwas schraeg an, bevor es uns endlich mal in der Birne geklungen ist, es sollte ein Witz gewesen sein-:) HA-HA!
Dies nur ein Paradebeispiel.
Ich nehme an, der amerikanische Typ sei eine Art Pampe.
Ich find das gut, wobei ich nicht glaube, das es ein Witz sein sollte. Habe mit meiner Frau mal ein „tolles“ Lokal am Gardasee gefunden. Schön am Hang des Monte Baldo gelegen, mit einem phantastichem Ausblick auf den See. Wir haben beschlossen, unser letztes Abendessen vor der Rückfahrt dort zu geniessen. „Alles war wunderbar, nur das Essen nicht“.
– off topic: Zur Ehrenrettung der hervorragenden italienischen Küche. Das ist mir übrigens nur 2x in Italien passiert, beide Male, als wir uns für ein „toll“ aussehendes Restaurant entschieden haben, statt in die „normalen“ italienischen Restaurants zu gehen. –
Danke für das „Gunter & Co, der Blog „gehört“ aber Alex und wird von ihr moderiert, ich bin nur geduldeter Gast.
Sorry Alex, aber nochmal off topic, ich muss meine Neugier befriedigen.
@Gernot: Du hast ja wie ich, einen schönen alten germanischen Namen (Gernot=Speerkämpfer), aber bist Du auch „Muttersprachler“? Versteh das jetzt nicht als Diskriminierung, aber irgendwie schreibst Du für mich ein merkwürdiges Deutsch. Übrigens bezeichnet man seit dem Ende des 1000jährigen Reiches andere Menschen nicht als Pampe oder ähnlichem.
§ 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar…….
Stimmt, genau! Bin der Wuerdentraeger eines altgermanischen Vornamens, bin doch ebenfalls der Namensvetter meines Onkels, der auch ‚Gernot K.‘ heisst, mit demselben Zunamen als ich.
Dass mein Deutsch schon ein bisschen ‚verstaubt‘ klingen wuerde, ist aber klar. Ich habe erst meinen 51.Geburtstag gefeiert, habe sowieso ein Lebensjahr erreicht, wobei ich allerdings nicht mehr der ‚juengeren Generation‘ angehoere, bin nur immer noch zu jung, ein sogenannter ‚Steckruebenjahrgaenger‘ zu sein!
Das mit ‚Pampe‘, hast du wahrscheinlich Recht, Gunter. ‚Schlaumeier‘ oder ‚Schlauberger‘ haette in diesem Fall schon eher gepasst-:)
@Bob, Letzt sah ich Du in einen niederländischen Film, in dem Du wunderbar spielte und einige Fragen beantwortete. Ich fürchte Du sprichst jetzt Niederländisch mit ein klares „deutschen“ Akzent. Sprechen verliert man schneller als schreiben?
Weiterhin möchte ich auch gerne auf den großen Unterschied zwischen Holland und Nederland hinweisen. @Bob ist ein Holländer und deshalb schon außerhalb Holland (Mittelgroße Provinz am Nordsee-meer) ein Fremde.
Holland – Niederlande war Thema eines der ersten Beiträge hier auf buurtaal: Niederländisch oder Holländisch
Hey Kohler, das stimmt, und du schreibst deutsch mit einem Niederländischem Akzent ;-)
Mein eigener Akzent wenn ich Niederländisch rede ist eine Mischung aus Amsterdams und Deutsch, glaube ich.
Wir werden den Film hier besser nicht verlinken, weil da warscheinlich zu viel unbegreiflicher Unsinn drin ist für die Gemeinde hier.
Vielleicht magst Du aber wenigstens den Titel verraten. Dann kann sich der geneigte Leser selbst auf die Suche machen ;-)
„Kutbinnenlander op het blogbal“. Auftritt des Autors irgendwo am Ende des 10-minutigens Clips. Nur für Durchhalter und Eingeweihte.
Jetzt übersetze mir doch bitte jemand „Kutbinnenlander“ Weiss ja was „kut“ ist und „binnenlander“, aber in der Zusammensetzung……..?
Da fällt mir eine kleine Story ein, die mir eine niederländische (ex)Kollegin erzählt hat, die mit einem Kölner verheiratet ist. Als sie zu Beginn ihrer Beziehung auf einer Party in Köln war, hörte sie wie jemand das erscheinen einer Frau mit „Die Ahl kütt“ ankündigte und war empört, wie man die Frau vermeintlich bezeichnete. Zur Erkärung für „Ahl=Alte“, das ist hier nicht negativ gemeint, sondern wird auch eher „zärtlich“ verwendet, wie in dem Lied „Mer schenke der Ahl e paar Blömcher“.
„Kutbinnenlander“ ist der Nickname des Filmemachers/ Bloggers der den Film gemacht hat (nicht ich). Heisst soviel wie Sch..ß-Inländer. Keine übliche Bezeichnung.
Das entspricht in etwa meiner Vermutung, nur das ich statt Sch…. ein anders Wort kannte, das aber schwer mit Binnenlander zu verbinden war. :-))
Wenn ich Niederlaendisch spreche, habe einen haarstraeubenden deutschen Akzent-:)
Mir scheint’s eher umgekehrt. Wenn Du Deutsch schreibst, erscheint mir das wie ein Niederländer, der versucht sich hier einen „joke“ zu erlauben.
Laut Personalausweis bin ich noch Deutsche. Aufgewachsen und (v)erzogen im Saarland, wo man, entgegen der Meinung vieler, NICHT Franzoesisch spricht. Auch nicht Deutsch, sonden Moselfraenkisch. Trotzdem habe ich es geschafft mit einer recht guten Deutschnote durchs Abitur zu kommen. Franzoesisch war allerdings Pflichtsprache an den Schulen, wer wollte, durfte aber auch Englisch waehlen. Bis zum Ende der Schulzeit quaelte ich mich neben den drei ‘Fremdsprachen’ Deutsch, Englisch und Franzoesich auch noch durch die Lateinstunden.
2006 dann der Umzug nach England. Erst London, dann wenige Wochen spaeter in die Midlands, nach Leicester. Nachdem ich meinen englischen Wortschatz in London aufgefrischt hatte, konnte ich mich in Leicester jedoch nicht verstaendigen. Neben Urdu ist ‘Leicester’ die gaengige, gesprochene Sprache, und die hat mit Englisch relativ wenig zu tun. Meiner Meinung nach. (Do you know your cob from your cob on or your cardi from your okey?) Gleiches gilt fuer Schottland, wo ein freundlicher Mischmasch aus Englisch und Gaelisch gesprochen wird. Aber: Man gewoehnt sich dran, man nimmt die Sprache auf, und nach wenigen Wochen faengt der oertliche Dialekt an sich ins Gehirn zu brennen.
2007 bekam ich ein Jobangebot aus Amsterdam und ich hatte nur 10 Tage fuer Wohnungssuche und Umzug. Mein Mitbewohner sprach allerdings weder Englisch noch Deutsch, sondern nur eine Mischung aus Nederlands und Schevenings. Somit blieb nur eine Moeglichkeit, um mich auch privat unterhalten zu koennen, naemlich Niederlaendisch zu lernen. Und zwar schnell. Nach nur wenigen Monaten konnte ich mich in dieser Sprache verstaendlich machen. Bis ich das erste Mal in Drenthe war. (Siehe Punkt Midlands!). Seit Ende 2007 lebe ich in Twente, und zwangslaeufig musste ich mich auch an Twents gewoehnen.
Aus dem geplanten 6 Monaten Niederlanden sind mittlerweile etwas ueber 4 Jahre geworden. Und es steht fest, dass ich hierbleiben werde. Habe ich mich in dieser Zeit integriert? Sprachlich gesehen, nein. Ich spreche zu 90% Niederlaendisch, 5 % Twents, 4% Englisch und 1% Deutsch – in einem Satz.
Ich mache Fehler beim Sprechen, ich lerne aus diesen Fehlern. Auch dienen diese Fehler der Belustigung von Familie, Freunden, Nachbarn und Kollegen. Trotzdem kann man sagen, dass ich hier integriert bin. War ich anfangs noch ‘die Deutsche’ so bin ich heute buurvrouw, vriendin, gezinslid en/of collega. Ich habe mittlerweile eine AH bonuskaart, ich sammle Douwe & Egberts punten, ebenso zegels von Avia. Ich reagiere automatisch wenn es heisst op=op, 3 halen – 2 betalen oder afgeprijsd. Ich hagel mir morgens Tortenverzierungen aufs Brot, ich grinse ueber Deutsche, die sich frikandel met kroket bestellen. Statt ‘Schland’ schreie ich bei gewissen Sportereignissen ‘Hup Holland Hup’, und fluchen klappt auf Niederlaendisch besser als auf Deutsch. Ich empfange keine deutsche Fernsehsender, ich kaufe keine deutschen Zeitungen, Buecher oder Zeitschriften. Jedoch verfolge ich Nachrichten aus den Niederlanden, aus Deutschland, aus Frankreich, England … (Internet sei Dank). Ich lebe hier genauso wie ich frueher auch in Deutschland oder England gelebt habe. Nur manchmal, manchmal macht sich dann wieder dieses Urlaubsgefuehl breit. Dann ist wieder dieser Moment da, wo ich denke: ‘Maedel, ist dir eigentlich klar, wo du lebst? In Holland!’ Hat was, dieses Gefuehl. Manchmal sind es die Banalitaeten dieser Welt, die einen bewegen…
Wow Mendian, das ist ja kein Kommentar mehr sondern eigentlich ein eigenständiger Blogpost :-) Schön, Deine Integrationsgeschichte – danke dafür!
WOW, wollte ich auch gerade schreiben. Bin echt beeindruckt und würde am liebsten fragen, in wieviele Jahre sich Deine Erfahrungen packen lassen. Das ist ja wirklich schon ein eigener Blog, den ich aber sehr genossen habe. Trotzdem sind Saarländer eigentlich Ostfranzosen, wie ich meiner Verwandschaft im Saarland immer um die Ohren haue. -lol-
Da bist du ja ein richtiges Sprachwunder. * verneigt sich *
Du bist ja schon assimiliert, um mit deinen eigenen Worten zu sprechen. Allerdings finde ich daß die AH-Bonuskarte schon ein Bißschen zu weit geht. Wo sind deine Prinzipien??
Sprachwunder?
Bekannter so: ‚Und? Hast du noch Schwierigkeiten mit deinem Niederlaendisch?‘
Ich so: ‚Ich nicht, aber die Niederlaender …‘
Und was meine Prinzipien angeht: Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. ( Groucho Marx)
Wie schon gesagt, man passt sich an. Frueher oder spaeter ;-)
Een mooi verhaal!
Bij Saarlouis spreekt men overigens Europees. (is dus Frans:
http://members.aon.at/wabweb/radio/europe1.htm )
Kann man so sehen, da Moselfraenkisch, der Dialekt rund um Saarlouis, nicht nur im Saarland in Rheinland-Pfalz sondern auch in Lothringen und in Teilen Belgiens gesprochen wird. Aber vom Franzoesischen findet man nur einige Woerter im Saarlaendischen ‚Platt‘. Dus: Wir sind keine Saarfranzosen!
Ich stamme uebrigens aus Buprich (Teil von Hiddaschdroff, Schmelz-Huettersdorf fuer Ortsfremde), und dort schwaetzen mir annerschd als sonschdwo im Saarland ;-) http://de.wikipedia.org/wiki/Dialekte_im_Saarland
@Mendian: Ik ben vast een keer (waar schijnlijk de eerste (zo’n 30 jaar terug) toen in langs de Saar fietste) door Bupprich gefietst.
Dat andere was een flauw grapje. Je hebt vast niet op de link geklikt. Probeer anders deze link http://www.europe1.fr/Radio/Direct/pvr.html en écoutez en direct naar het ‚Europees‘ dat sinds 1955 vanuit Saarlouis wordt uitgezonden op de langegolf.
Foutje. Op de kaart dacht ik dat de Saar langs Bupprich liep, maar die liep verder oostelijk via Dillingen en Beckingen. Daar heb ik dus ergens gefietst en niet in Bupprich am Prims.
Ich kenne den Sender, und auch die Sendemasten, die weithin sichtbar sind. Aber auch der Saarlaendische Rundfunk sendete bis in die 80er noch Programme in Franzoesisch aus (Vielleicht mit ein Grund, warum ich franzoesische Chanson mag, und ich habe ein Faible fuer franzoesische Filme).
Die saarlaendischen Tatortproduktionen hatten bisher auch immer das Bild eines franzoesischsprechenden Saarlaenders gezeigt. Ich wurde von vielen Nicht-Saarlaendern auch schon gefragt, wo ich so gut Deutsch gelernt haette …
Damit ich nicht (mal wieder) „off-topic“ komme, war ich selber kurz eine Zeitlang schon in Daenemark, bzw. Kopenhagen, auf Dienstreise, musste aber nur mit unseren Hamburger Gespraechspartnern verhandeln, brauchte also kein Englisch zu benutzen. Obwohl ich mich doch in die Betriebskultur der daenischen Filiale anpassen wollte, konnte ich von vornherein natuerlich keinen Ton der Landessprache, da alle der daenischen Manager fliessend Englisch oder Deutsch verstehen. Ich wollte aber trotzdem unserem Filialleiter mit meinem ‚Sprachkniff‘ imponieren, lernte mir in Ruhe ein paar Brocken Daenisch an, ‚Goddag!‘, ‚Tak!‘ usw.., erhoffte mir ihm damit einen soliden Eindruck zu vermitteln.
Am Nachmittag der Vorstandsitzung sind wir vor unseren daenischen Arbeitskollegen erschienen, und ich war ploetzlich dran. Nach ein paar Minuten Stammeln und Stottern habe ich schon endlich eine kurze Einfuehrung in Daenisch geschafft. Nach der Sitzung kam der daenische Vorstandsvorsitzende zu mir und fluesterte „Herr Klein, Sie sprechen ja sooo gut Daenisch, dass kein Schwede wuesste, dass Sie Niederlaender sind.“
-:)
… und Dein geschriebenes Deutsch ist so, dass kein Franzose denken würde, dass Du Pole bist … Oder im Klartext: Dein Dänisch kann ich nicht beurteilen, aber Dein Deutsch läßt sehr zu wünschen übrig.
Meine Grundschullehrerin Frau Blanke wird sich schon darueber freuen, Kasimir-:) LOL
Verbleiben wir doch so.
Frohe Ostern!
Da kann ich Kasimir nur zustimmen. Was bist Du denn jetzt, Deutscher oder Niederländer? Erst scheibst Du „….ich als Deutscher…“, jetzt sagt der Vorstandsvorsitzende „….dass Sie Niederländer sind.“ Wenn das ein Gag sein soll, finde ich die „amerikanischen Witze“ verständlicher. Deine Schreibweise erinnert mich an Sepp Pionteks Aussprache, nachdem er 11 Jahre Trainer in Dänemark war. :-))
Da wir ja eigentlich beim Thema Integration sind und nicht was für eine Nationalität Gernot hat. Mich würde z.B. interessieren, wie es in den Niederlanden mit der Integration der Niederländer aus den ehemaligen Kolonien aussieht, z.B. die Molukker. Was denken die Niederländer darüber, bzw. die in den Niederlanden lebenden Deutschen. In den 70er Jahren, wurde von den Molukkern ja mal ein Zug entführt und, wenn ich mich Recht erinnere, eine Schule oder Kindergarten besetzt und die Kinder als Geiseln genommen, um auf ihre Lage in den Niederlanden hinzuweisen. Was hat sich da in den vergangenen fast 40 Jahren geändert/verbessert? Ich weiss aus Gesprächen mit mittlerweile der 4. oder 5. Generation, das sich viele immer noch als Menschen 2. Klasse fühlen. Was denkt Ihr darüber? Ich will jetzt nicht die Moderation übernehmen, ging mir nur gerade durch den Kopf, als ich mir nochmal Volker Pispers zum Thema Integration auf youtube angesehen habe.
1) Das Thema lautet ‚Wann ist man als Niederlaender in Deutschland angekommen‘ bzw. ‚Wann ist man als Deutsche(r) in den Niederlanden angekommen‘. Was mir immer wieder auffaellt, und fuer was du hier das beste Beispiel abgibst, ist, dass besonders Deutsche bei solchen Themen immer wieder auf die Niederlaendische Kolonialpolitik verweisen. Und genau dieses Verhalten, dass immer wieder von Deutschen gezeigt wird, macht mich stinkesauer. Auch Deutschland hat eine koloniale Vergangenheit, von der die Deutschen selbst nichts, oder nicht viel wissen. Das einzige worin Deutsche sehr gut sind, ist, dass sie es immer wieder schaffen, mit solchen Fragen von ihrer eigenen Geschichte abzulenken.
2) Bevor du das Thema ‚Molukker‘ anschneidest, solltest du dich erst einmal mit den Hintergruenden sowie der damaligen Situation vertraut machen. Es ging in den 70er Jahren weder um die Situation der Molukker in den Niederlanden noch um deren Integration. Es ging darum, dass die Niederlande den Molukkern zugesagt hatten, sie bei dem Kampf um eine freie Republik Maluku Selatan zu unterstuetzen. Und dies wollten die Molukker in den 70er Jahren durch verschiedene Aktionen erzwingen.
Schlussfolgerung: Thema verfehlt! Setzen! Sechs!
Guenter, nog een goede raad voor jou: ga in de kleermakers zit zitten, knijp je billen hard tegen elkaar en laat een flinke scheet, dan krijgen je hersens wat lucht …
Jetzt reagierst Du aber „typisch“ Deutsch. Natürlich ist das nicht das Thema dieses Blogs, aber ich kann ja keinen eigenen starten. Wieso lenkt das von der deutschen Geschichte ab?. Die ist mir durchaus bewusst, wahrscheinlich mehr als Dir. Im ZDF lief übrigens erst kürzlich eine Serie zur deutschen Kolonialgeschichte. Falls Du sie nicht gesehen hast, kannst Du die unter ZDF.de Sendung verpasst im Internet ansehen. Da wird nichts beschönigt und u.a. über die Massaker an den Herrero berichtet, oder die „Hunnenrede“ des Deutschen Kaisers erwähnt. Das die Niederländer genauso brutale Kolonialherren waren, wie alle anderen sind doch olle Kamellen. Ich habe übrigens niederländische Freunde die mit Frauen aus den ehemaligen Kolonien verheiratet sind und die von sich aus ganz entspannt über das Thema reden. Ich würde mich gar nicht wagen, als Gast in den Niederlanden davon anzufangen. Wie ich geschrieben habe, ging mir das nur durch den Kopf, als ich mir nochmal Volker Pispers zur Ausländerintegration in Deutschland angesehen habe. Danke für den guten Rat, auch das halte ich für „typisch“ Deutsch.
Günter, die Integration der Molukkers (und anderer allochtonen) in die niederländische Gesellschaft sprengt auch aus meiner Sicht den Rahmen dieser Diskussion, wie interessant das Thema auch sein mag.
Mendian, danke für die Rückführung auf das eigentliche Thema. Ich bitte aber darum, die bisherige Sachlichkeit in den Kommentaren beizubehalten. Kritik ist ausdrücklich erwünscht und produktiv, Humor dabei belebt den Austausch. In beiden Bereichen bist Du ganz offensichtlich zuhause und Deine Beiträge schätze ich sehr. Ich kann den Grund für Deine Wut auch nachvollziehen. Aber für persönliche Beleidigung – wie in Deinem abschließenden Satz – ist buurtaal nicht der richtige Ort.
Sorry Alex, aber hier ging mir der Gaul durch.
Der Grund fuer die Aktionen der Molukker hatte weder etwas mit Integration noch mit den Lebensumstaenden der Molukker in den Niederlanden zu tun. Zu dem Thema, was Guenter angeschnitten hat, kann ich nur sagen: Weder die Niederlaender noch irgendjemand anderes will einen neuen Krieg in Indonesien anzetteln. Und darum ging und geht es den Molukkern. Nicht um Integration, nicht um ihre ‚Situation‘ in den Niederlanden. Sie wollen eine eigene Republik, Maluku Selatan. Das was Guenter anspricht, und auf was er Antworten will, koennte man auch auf Deutschland uebertragen: Naemlich den Standpunkt Deutschlands zu einem freien Kurdistan. Was hat sich daran geaendert/verbessert?
Man sollte sich erst infomieren bevor man ueber ein bestimmtes Thema diskutieren will!
Sorry, Mendian, aber genau das was Du jetzt geschrieben hast, ist doch eine Information um die es mir ging. Mir war bis jetzt nicht bewusst, das die Molukker einen Krieg anfangen wollen. Das hat mir noch kein Molukker erzählt. Die meisten täuschen mir vor, sie würden sich in den Niederlanden wohl fühlen.
Dagegen brüllen die Kurden bei ihren vielen Demos, gerade hier in Köln, immer raus was sie wollen.
Aber ok, Alex, Thema beendet.
Guenter, es gibt Buecher, es gibt dank dem Internet genuegend Quellen aus denen man sich informieren kann.
Klar, habe 3 Wände voll mit Büchern und nen ganzen Haufen im Keller. Dachte aber, man könnte Erfahrungen und Meinungen austauschen. Ist das nicht der Sinn solcher Seiten wie Buurtaal, welche sich ja im von Dir erwähnten Internet befinden? Wenn ich mit meinem Beitrag das Ursprungsthema „gesprengt“ habe, sorry. Ich war bei den o.a. Ereignissen so Mitte 20, hab’s also „live“ miterlebt und war darüber entsetzt, das so was in den für mich so friedlichen Niederlanden geschah, speziell als man drohte, eine Handgranate zwischen die Kinder zu werfen. Was Dich offenbar zu der Unterstellung veranlasst, ich wollte den Niederlanden etwas Böses, kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann in meinem Beitrag nichts beleidigendes entdecken, was jemand zu Beleidigungen hinreissen könnte. Ich habe allerdings den Eindruck, das Du dazu neigst, Deine eigene Gedankenwelt auf andere zu übertragen. Offenbar haben wir das „Talent“ aneinander vorbeizureden. So, das war’s, werde mich nicht mehr zu dem Thema äussern.
Na hier gehts ja ab! Aber Dein Beitrag, Bob, hat eben den Nerv getroffen. Ich mag ihn weil er sehr gut beide Seiten betrachtet und die Vor- und Nachteile von Deutschen/Deutschland (und damit auch die der Niederländer).
Ich bin Deutsche, aber wir haben seit fast 50 Jahren Bekannte in Holland, die fast mit zur Familie gehören. Ich selbst habe mal ein halbes Jahr in Groningen gelebt (gut, das ist jetzt nicht wirklich lang, das gebe ich zu, aber war auch nur Studium). Ich kenne also die Unterschiede auch ein bisschen und kann sie mit etwas „Abstand“ betrachten. In Holland hat man schon sehr viel länger ‚Übung in der Integration von Fremden‘, was besonders in Ostdeutschland noch nicht so lange der Fall ist und wo Fremde stärker auffallen als hier im Westen von DE, wo ich jetzt wohne. Die ewig selben Sprüche nerven enorm (Wohnwagen…), das kann ich gut nachvollziehen. Das wird aber nie aufhören, genauso wie bei mir als geborener Sächsin hier im Westen immer jeder gleich meint das Sächseln anfangen zu müssen (meist sehr schlecht imitiert) – und das obwohl ich keinen sehr starken Dialekt spreche. Es ist eben so. Vermutlich kriegt man das nicht raus aus den Menschen. Aber ich hoffe, dass Du dich davon nicht abschrecken lässt, Deutschland trotzdem schön zu finden. Mit allen Ecken und Kanten – die die Niederlande aber auch haben.
Und ich muss sagen: es ist auch in NL für Deutsche nicht so einfach. Man wird immer etwas – nunja – argwöhnisch betrachtet, sobald die Leute erkennen: aha, kommt aus Deutschland! Aber macht nix, man kann nie alle über einen Kamm scheren und ich habe sehr viel mehr nette Leute in NL kennengelernt als umgekehrt.
Das geht doch Deutschen in Deutschland genauso. Da Köln als die „Schwulenhauptstadt“ Deutschlands gilt, kann man sich, wo man auch hinkommt vor „Schwulenwitzen“ nicht retten. Als meine Eltern als ich 10 war, in ein Dorf kurz vor der Stadtgrenze von Köln zogen, wurden wir am 1. Schultag in der Pause von Mitschülern umringt und aufgefordert:“Ihr seid Kölner, dann erzählt mal Witze“ als Kölner hat man immer lustig und eine „Witzmaschine“ zu sein. Damit muss man halt leben. Rudi Carrell, der ja einer der Hauptverbreiter der Wohnwagenwitze war, hat mal so schön gesagt, als sich viele Deutsche über die nach ihrer Meinung diskriminierenden Wohnwagenwitze beschwert haben;“Was muss es euch gut gehen, wenn ihr keine anderen Sorgen habt.“
Danke Shan_Dark,
Es ist wohl so daß die Leute anderenLeute gerne kategorisieren und in Schubladen stecken, das macht das Leben nun mal einfacher. Selber mache ich mich bestimmt auch daran schuldig. Ich kann schon damit umgehen, aber wie ich schon sagte, machmal finde ich es anstrengend. Man hat ja Tage wo man nicht so ausgeglichen ist, die Katze anschreit, einen Streit anfängt um nichts, und keinen Verständnis mehr hat für Holländerwitze.
Aber das Leute aus Sachsen ein Bißchen dümmer sind als der Rest von Deutschland und in der Entwicklung etwas hinterher laufen ist doch wirklich so, oder ?
* duck *
Bitte alle Beschwerden demnächst an Rudi Carrell weiterleiten ;-)
Wo ist der eigentlich beerdigt?
Integration muss von beiden Seiten kommen. Ich habe aus einem Forum ‚Deutsche in den Niederlanden‘ mal so einige ‚Rosinen‘ rausgepickt. Die folgenden Aussagen stammen von ca. 10 von 205 Seiten (Hochrechnen ist erlaubt)
… wenn Du dich lieber von fremden Leuten mit ,Du, anreden lässt, dann ist das deine Meinung,und ok. Ich aber will das nicht, da kann kommen wer will !
… Alle die hier mit einen NL( oder nicht NL ) Verheiratet sind, haben ihr Land/Leute/Freunde/ Familie verlassen, aber nicht aufgegeben, das heist aber nicht, das wir unsere Gewohnheiten/ unsere kultur ablegen, nur um es dem NL so einfach wie möglich zu machen ?
… (Fast) alles finde ich schlechter als in Deutschland und wenn ich hin und wieder in Deutschland bin, fühle ich mich wie im Paradies.
… Ich hab diesen daemlichen und noch dazu haesslichen NL-Fuehrerschein nach 8 Jahren zaehneknirschend angefragt.
… uebers essen gehen in Holland koennte ich auch nen Roman schreiben vorallem gestern das war die Kroenung sowas geht garnicht. Der Service war grottenschlecht! Sowas hab ich in D noch nie erlebt!
… Bin nach Holland gezogen wegen meinem Mann und ich hasse Holland, muss ich mal ehrlich gestehen.
… Normal ist wohl dass man mit Niederlaendern nicht befreundet sein kann
… 40000 Deutsche in Holland? Das ist ja viel, wie kann es denn sein, dass man hier so wenig deutsche Programme
erhält?
… ich will nie einen holländischen Pass haben, bin doch Deutsche, was soll ich mit einem holländischen Pass? Dann müsste ich ja die ganze Prozedur mit naturalisieren machen. nee nee. so lieb sind mir die Holländer nun auch nicht.
Diese Aussagen stammen von Deutschen, die in den Niederlanden leben. Denkt man nun an die Integrationsdiskussionen in Deutschland, dann merkt man schnell, dass gerne mit zweierlei Mass gemessen wird. Auslaender sollen sich in Deutschland integrieren waehrend Deutsche im Ausland eine Integration ablehnen. Fragt man dann, warum sie ueberhaupt noch in den Niederlanden leben, wenn doch alles soooooo schlecht ist, dann kommt meistens die Antwort, dass in Deutschland ja alles so teuer waere, die Steuern in Deutschland waeren zu hoch , zuviel Buerokratie in Deutschland….
Ik ben het kwijt!
Nette Zitatsammlung. Ich denke, wenn man schon mit so einer Einstellung an die Sache rangeht, kann das ja nix werden mit der Integration. Dass man in ein anderes Land zieht, bedeutet zwar nicht automatisch, dass man dort alles gut finden muss, so wie die alte Heimat wohl auch nicht in jeder Hinsicht das Paradies auf Erden ist. Aber ich denke, wenn man den Leuten offen und interessiert entgegentritt, sind sie meistens auch freundlich.
Wie stark man in seiner Wahlheimat ankommen kann, hängt aber sicher auch davon ab, wo es einen hinverschlägt. Ich wohne im Grenzgebiet, da ist man Kummer mit Buitenlanders gewöhnt und auf einen Exoten mehr oder weniger kommt es nicht mehr an. In einer relativ geschlossenen, womöglich noch christlich dominierten Gemeinde wie Staphorst oder Rijssen würde das Ganze schon anders aussehen.
Insofern kann ich mir vorstellen, dass Bob eine schwierigere Ausgangsposition hat, da er in einer Gegend gelandet ist, wo Fremde noch eher ungewöhnlich sind.
Bob, „Hollander in Duitsland“ – daar is niks mis mee! :)
Aufschlussreich …. Ich gebe Dir und scrooge völlig recht: Wenn man sich nicht integrieren will, dann wird daraus auch nichts. Man wird im anderen Land immer unzufrieden bleiben, weil zuhause alles so viel besser ist … Letztendlich tut man sich damit selbst noch am wenigsten einen Gefallen.
Welches Forum war das eigentlich, wo Du diese „Perlen“ ausgegraben hast?
Die ‚Perlen‘ stammen aus einem Forum einer deutschen Frauenzeitschrift. Aber mir sind noch einige andere Foren, Communities und sogar Blogs mit gleichen oder aehnlichen Kommentaren ins Auge gefallen.
Mir ist aufgefallen, dass 95% meiner ehemaligen, deutschen Kollegen wieder zurueck in Deutschland sind. Da ich ueber das Thema ‚Zurueckkehrer‘ etwas schreiben will, und dementsprechend auf der Suche nach Informationen und Gruenden fuer die Rueckkehr bin, ist dieses Frauengedingsforum mehr als ein Glueckstreffer fuer mich ;-)
Die Zitate stammen aus dem Brigitte-Forum. Der entsprechende Thread ist hier zu finden: http://bfriends.brigitte.de/foren/community-weltweit/22758-suche-gespraechskreis-deutsche-frauen-in-holland.html
Bin gespannt auf das „Zurückkehrer“-Thema!
Nicht das hier der Eindruck entsteht dass mir hier gar nichts gefällt. Ich habe auch schon mal augelistet was mir gut gefällt in Thüringen (auf Niederländisch):
http://hollander-in-duitsland.blogspot.com/2009/11/waarom-blijf-je-dan-in-duitsland.html
@ Bob: Schon klar! Schöne Auflistung übrigens.
@ Mendian: Vor ein paar Jahren stand mal ein Leserbrief in der Zeitung, der die umgekehrte Situation beschieb: Ein Niederländer war wegen des billigen Baugrunds nach Deutschland umgezogen. Da er aber seinen Lebensmittelpunkt (Arbeit und Freundeskreis) in den Niederlanden behielt, ging unheimlich viel Zeit für das Hin- und Herfahren drauf. Er wollte wieder zurück, konnte aber keinen Käufer für sein Haus finden. Das stand aber auch in einer Gegend, in der ich nicht tot über dem Zaun hängen will, kein Wunder, dass es da so billig war.
Ich höre oft von Niederländern, die nach Deutschland (Gronau, Bad Bentheim etc.) gezogen sind: Auch wenn es nur ein paar Kilometer
Oups, da hab ich mir irgendwie mit den Tasten verhauen!
Auch wenn es nur ein paar Kilometer über die Grenze ist, bleibt es eine Emigration.
Ich denke, dass das Problem darin liegt, dass man sich keine (oder nur wenige) Gedanken darueber macht, dass trotz vieler kultureller Gemeinsamkeiten noch viel mehr Unterschiede bestehen. Viele Deutsche denken ja immer noch, dass jeder Niederlaender Deutsch spricht (‚Niederlaendisch ist nur eine Art deutscher Dialekt‘). Die Niederlaender sehen in erster Linie nur die guenstigeren Preise in Deutschland (Nederlandse zuinigheid).
Dazu kommt noch: Die Schlagbaeume und Grenzhaeuschen sind zwar verschwunden, aber die Grenzen in den Koepfen der Menschen bestehen immer noch. Ich stamme aus einer Region, die einmal zu Frankreich gehoerte, dann wieder zu Deutschland, dazwischen war diese Region immer mal wieder selbststaendig. Man sollte also annehmen, dass die Menschen dort nicht in Grenzen denken. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Auch wenn man nur aus einem Nachbarort kommt, wird man schon als ‚Fremder‘ angesehen. Entspricht man nicht ihren ‚Normen‘, dann hat man, auch als Einheimische, verloren.
Fakt ist, dass hier in den Niederlanden und in Deutschland immer nur ueber Integration diskutiert wird. Darueber vergessen wir miteinander zu leben …
Hinter dem Einzug vieler Niederländer in die deutschen Grenzregionen steckt meines Erachtens in vielen Fällen der legitime Wunsch nach mehr Platz und Ruhe. Dieser lässt sich in Deutschland nun mal einfacher verwirklichen (eben durch die verhälnismäßig günstigen Grundpreise, die scrooge nannte).
Allerdings übersieht und unterschätzt man dabei häufig die vielen Unterschiede, die es in Mentalität und Kultur gibt.
Übrigens ist essen gehen in den Niederlanden tatsächlich sehr eehmm.. gewöhnungsbedürftig. Das einzige was gut ist, ist die Qualität des Essens. Dafür ist es aber teuer (viel teurer als in Deutschland), und das bedienende Personal versteht sich nicht als solches.
Mag stimmen, aber in den Niederlanden kann man großartig Indonesisch essen gehen. Das vermisse ich in Deutschland sehr!
Apropos Mendians zutreffende Bemerkungen war ich im ehemaligen Osten Deutschlands kurz nach dem Fall der Mauer, genau gesagt, in Erfurt zu Besuch bei Schulfreunden, und dort gruessten mich bei meiner Ankunft auf dem Erfurter Hauptbahnhof duzende von gelben Plakaten mit der Inschrift >DIE MAUER IST WEG, JETZT MUSS DIE MAUER IM KOPF AUCH WEG!<
Also war die 'Integration' quasi Einbuergerungsversuche unserer armen Ex-Ossis, und zwar nun Deutsche in der deutschen Fremde, auch kein leichter Erfolg.
Na Kinder, plus ca change…. n'est pas?
Also der Beitrag berührt mich sehr… bin zwar in Holland geboren aber in Deutschland aufgewachsen schon ab 1 Jahr war ich in Deutschland. In Herz und Nieren bin ich aber trotzdem ein Holländer und werde es immer bleiben! Bin schon ein richtiger Fan von der Internetseite Buurtaal obwohl ich sie erst seit ein paar Stunden kenne. Weiter so!
Vielen lieben Dank für den Lob, Natasja. Ich denke, Beiträge so wie der von Bob haben einen hohen Wiedererkennungswert für Menschen, die vom einen Land in das andere gezogen sind, sei es aus privaten oder beruflichen Gründen. Auch mich hat er nachdenklich gemacht, obwohl ich aus voller Überzeugung in Deutschland lebe. An machen Dingen merkt man doch immer wieder, das man „fremd“ ist.
Ich freue mich jedenfalls über Deinen Kommentar und wünsche Dir noch viel Spaß hier auf buurtaal. Und solltest Du mal eine Anregung für ein Thema haben, dann lass es mich bitte wissen.
Heel veel groetjes
Alex
Nach diesem Beitrag fühle ich mich richtig heimatlos. Ich bin keine Niederländerin, allerdings – diesem Post nach – auch keine echte Deutsche. Macht aber nichts, ich habe es sowieso nicht so mit Nationen.
[…] Niederländer(in) in Deutschland oder als Deutsche(r) in den Niederlanden zu leben. Besonders der Gastbeitrag von Mitstreiter Bob entfachte eine lebhafte Diskussion in den […]
Als Niederländer (jaja KEIN Holländer) in Hessen werde auch ich extrem häufig nach meinem Wohnwagen gefragt. Na klar habe ich einen ! Aber einen Deutschen! Worauf immer die Frage „Wie, einen deutschen Wohnwagen?!?!“. Meine Antwort: die sind halt größer.
Wenn man mich fragt warum die Niederländer immer auf der Mittelspur fahren ist die Antwort: Ai, die wollen eigentlich auch links aber dass geht ja nicht, da fahren alle Deutschen schon. Und schon ist man angekommen.
Auch falls es machmal nervt, ich lebe gerne in Deutschland. Bin aber auch heilefroh wenn ich mal wieder „nach Hause fahren“ kann.
Hi Bart, super – Deine Antworten. Vielleicht sollte ich hier auf buurtaal doch mal etwas zu Wohnwagen schreiben. Unglaublich, wie hartnäckig „uns“ dieses Klischee verfolgt ;-)
Das hat sicher auch was damit zu tun, dass es nicht völlig abwegig ist. Meine Familie hat früher jedes Jahr einen langen Urlaub auf einem österreichischen Bauernhof verbracht. Wir haben damals immer mit großer Begeisterung an geschätzt jedem zweiten Tunnelausgang einen Wohnwagen mit gelben Nummernschildern und daneben eine Familie oder ein älteres Ehepaar beim Picknick gesehen. Das fanden wir deshalb so bemerkenswert, weil das meistens sehr hässliche Stellen waren, an denen wir selber nie Rast gemacht hätten.
Ich hab das nie wirklich verstanden. Sind (genauer: waren) Tunnelausgänge für manche Niederländer der Inbegriff der Alpenromantik? Oder ist die Fahrt durch einen (meist kurzen) Tunnel für manche so aufregend, dass man davor oder danach eine Pause braucht? Auch wenn die Mehrheit ganz ’normal‘ ist, bemerken wir halt vor allem die, die sich seltsam verhalten.
Bei anderen Nationalitäten kann man z.T. ähnliche Beobachtungen machen. Z.B. treten Wohnmobile mit italienischer Nummer in Griechenland fast ausschließlich paarweise auf. (Mein Eindruck ist, dass es sich fast immer um zwei befreundete Familien handelt, bei denen die Kinder gut miteinander spielen können.)
… [Trackback]…
[…] Informations on that Topic: buurtaal.de/blog/niederlaender-in-deutschland […]…
Hallo Alexandra,
ich bin gerade auf deine Website gestoßen. Ich glaube, ich habe die gleiche Erfahrung in Deutschland. :) Ich komme aus Indonesien, bin ich auch aus privaten Gründen nach Deutschland umgezogen.
Ich stimme zu, dass das Leben in Deutschland ziemlich anstrengend ist. Ich wohne in Bayern-In der Oberpfalz, in einer kleiner Stadt, wo die Leute ziemlich stark auf Mundart sprechen. Sie schauen mich zwar nicht komisch an, sondern sie distanzieren sich. Das passiert auch am Arbeitsplatz und in der Berufschule.
Du hast Recht, wenn du sagst, dass man sich auf der Arbeit distanziert und profesionell bleiben kann.
Hi Erlin, danke für Deinen Kommentar. Dieser Beitrag ist von Bob geschrieben worden. Er ist – so wie ich – ein Niederländer in Deutschland. Das Leben in einer Kleinstadt in Bayern wird noch einmal ganz anders sein als in einer Großstadt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es dort für Dich nicht so einfach ist. Wie lange lebst Du schon in Deutschland? Manchmal brauchen die Leute auch einfach etwas Zeit.
Ich lebe hier seit 3 Jahren. Gottseidank habe ich ziemlich schnell die Deustche Sprache gelernt. Ich fühle jedoch, dass meine Sprachfähigkeiten nicht ausreichen. Trotzdem mache ich eine Ausblidung als Steuerfachangestellte. Hmm…es klingt komisch oder? :) Ich mache diese Ausbildung, weil die Leute sagen, dass dieser Beruf eine gute Zukünft hat.
Eigentlich sagte mein Chef früher schon, dass ich zumindest die Mundart verstehen sollte. Jetzt weiß ich, wie das Gefühl ist, wenn man die Mundart verstehen muss, damit man mit den Leuten umgehen kann und außerdem muss man die Gesetze-Texte verstehen.
Also eigentlich lernst Du gleich *zwei* Fremdsprachen – Deutsch und die bayrische Mundart der Region wo Du lebst …
Ich wünsche Dir viel Erfolg für Deine berufliche Zukunft!
Ich habe mit viel Interesse den Gastbeitrag von Bob und die Kommentare verfolgt. Ich wohne mitten im Pott (Ruhrgebiet) ein reiner Schmelztiegel der Nationen und kann eigentlich nur feststellen, wenn einer den anderen in seiner Art etwas mehr Respekt entgegenbringt eventuell ein bisschen mehr leben und leben lassen dazupackt hätten wir einen ganzen Haufen hausgemachter Probleme weniger. Als Kind sudetendeutscher Flüchtlinge ( bin zwar im Pott geboren) und mit einem stark bayrischen (böhmischen Akzent) aufgewachsen, weis ich wie es ist mit der vermeintlich selben Sprache nicht verstanden zu werden. Mittlerweile nach entspannten 50 Jahren spreche ich ein lupenreines hochdeutsches Kohlenpotplatt.
Wohnwagen: Ich habe auch einen, finde die Reisen damit klasse und bin von der Auswahl im niederländischen Camperzubehör begeistert.
Menschen sind sich, meiner Erfahrung nach, überall sehr ähnlich:
Anderen gegenüber immer etwas misstrauisch, manchmal auch etwas voreingenommen, und vielfach mit Vorurteilen und Klischees behaftet. Aber man muss ja auch nicht die ganze gerne haben und alle heiraten.
Leben und leben lassen reicht schon :-)
Vielen Dank für Deinen Kommentar, Arthur.
Leben und leben lassen, das ist auch mein Motto.
Ich habe auch als Niederländer in Thüringen gewohnt, aber ich habe nur gute Erfahrungen gehabt, ich wurde sofort aufgenommen. Momentan wohne und arbeite ich in Düsseldorf, dann finde ich die Thüringer (die ich kennengelernt habe) „echter“. Ich habe mich auch wirklich gut für die Kultur und den (meiner Meinung nach) schönen Dialekt interessiert.
Ich gebe zu, Vegetarier sein ist im Lande der Rostbratwurst und Rostbrädl nicht einfach. Dann kann man besser in Berlin wohnen oder so.
Schön, Deine Erfahrungen zu hören!
Hallo, ich wohne jetzt schon 34 Jahre in Hamburg und fühle mich hier immer noch nicht zu Hause, ich werde immer noch schief angeguckt oder als Ausländer beschimpft…….mir tut es gut wenn ich alle 3 Monaten mal nach Holland fahren kann, es muss nur mal kurz über die Grenze sein, egal wo….ich stelle mich auf einen Marktplatz und höre die leute nur zu, da denke ich dann gleich, das ist meine HEIMAT……als ik dat liedje „Het Dorp“ van Wim Sonneveld hoor dat krijg ik tranen in me ogen.
Sage bitte jetzt nicht dann geh doch nach Hause, ich habe Frau und 2 Söhne hier die werde ich niemals verlassen.
Groetjes
Rob
Hoi Rob,
ich kann Dich verstehen. In Deutschland lässt es sich gut leben, aber dieses „Heimat“-Gefühl habe ich auch nur in den Niederlanden. Es ist etwas ganz Besonders.
Hallo Rob und allen anderen,
eher zufällig bin ich hier gelandet.
Ja es stimmt, dass manche Klisches hier „gepflegt“werden. Dass wir Niederländer auch klischees gegenüber Deutsche haben, brauche ich hier wohl niemanden zu sagen. Klischees sind nur mal dazu da. Nerven tun sie ja auch, aber was soll’s. Mich nervt eher die Tatsache, dass Niederländer ein nicht aus den Köpfen zu hämmerndes Vorurteil gegenüber Deutsche haben. Ich lese (nur) NU.NL als Nachrichtenportal im Internet. Wenn da ein Bericht über Deutschland geschrieben wird, solltest Du mal die Kommentare dazu lesen… ich schäme mich Niederländer zu sein. Heimweh, Integrationsprobleme, Sprachprobleme, Behördenprobleme… Fehlanzeige!
Ich fühle mich integriert und bin es auch. Nun ja… 32 Jahre in Reutlingen prägen eben. Habe keinen Kontakt zu Niederländern, wozu auch? Ich lebe doch hier? Apropos Behördenprobleme… Wenn ich meinen Pass verlängern lassen muss, kann ich nach Berlin, München, oder Düsseldorf, um „PERSÖNLICH VORSTELLIG“ zu werden. Das sind dann mal eben 500km Fahrt für einen absurden Konsulatbesuch. NL-Behörden sind nicht ein Haar besser! Klar gibt es Dinge, die in den Niederlanden besser sind, die guten Dinge in D wiegen aber schwerer.
Politiker und Großkonzerne machen was sie wollen, Geld regiert die Welt, Kölner Klüngel, oder schwäbische Vetterleswirtschaft finden wir auch in den Niederlanden, oder sonst wo auf der Welt.
Es kommt darauf an, was man daraus macht.
Und wir NL haben es doch mit unseren Sprachkenntnissen am leichtesten. Und unsere Landsleute, die wir zurück gelassen haben, werden immer weniger sozial, ausländerfreundlich und tolerant.
Leider muss ich NU.NL immer wieder lesen, wie sich NL verändert, aber das ist auch eine logische Schlussfolgerung aus den Ereignissen. In England, Schweden und Frankreich ist es auch nicht anders.
Den Politikern kann man nur viel Glück wünschen bei den derzeitigen Herausforderungen.
Ich könnte ein Buch schreiben…
Viele Grüße
Ton(i)
Ich lebe seit 1992 in deutschland (Düsseldorf, Konstanz, Köln und seit 1997 Berlin) und ich werde niemals 100% integriert sein.
Deutsche Menschen sind einfach anders als wir Niederländer. Das ist kein Vorwurf! Aber is ist eine Tatsache.
Ich habe in Berlin bei einem exklusiven Niederländischen Herrenaustatter gearbeitet und mein damaliger Lebensgefährte dort einen Job besorgt. Er musste für einen Monat nach Amsterdam um Maßnehmen zu lernen.
Er hatte einen leichten Kulturschock durch die Erfahrung wie anders das Arbeiten in Holland ist. Zwar auch zielorientiert, aber viel lockerer. Die Geschäftsführer waren natürlich mit Allen per Du und scheuten sich auch nicht mit dem „Fremden“ Abends auszugehen und ihm Amsterdam zu zeigen und typische „Spezialitäten“ in der Automatiek zu mampfen und mit ihm ein indonesiches Restaurant zu besuchen.
Sie haben ihm sogar gezeigt, wo die besten Schwulenbars sind (beide Herren sind stockhetero).
Ich glaube dass wir Niederländer einfach ein ganz klein wenig entspannter sind und dass wir uns ein hauch weniger ernst nehmen :)
Ich beherrsche ein ziemlich gutes deutsch und wenn ich mit meinem Mann in Holland bin, lacht der sich immer halbtot weil jeder Niederländer mir Komplimente macht wie hervorragend mein Niederländisch ist.
Wenn ich mich dann bedanke und sage dass ich Niederländer bin, kommt immer „Verdomme heb jij een duits accent zeg! Ben je héél zeker dat je Nederlander bent?“ :)
Also kann man davon ausgehen dass ich meine zweite Muttersprache verinnerlicht habe. Trotzdem werde ich regelmäßig korrigiert.
Ich war letztes Wochenende bauf der Hochzeit meines „Schwagers“ und ich bat um die Pffermühle beim Diner. Mein Tischnachbarin sagte mir dass es nicht „der Pfeffermühle“ sindern „die Pfeffermühle“ heisst.
Werde ich halt nie lernen :) Trotzdem ist es immer ein wenig peinlich. Und das Korrigieren nicht immer sympathisch… Erlebe ich übrigens nur in Deutschland. Ich reise sehr viel und bin auch übersee in Asien und Amerika unterwegs.
Dort passiert mir sowas nie.
Ich denke solche kleine Details zeigen die Unterschiede zwischen unsere Kulturen.
Jetzt hoffe ich mal, dass ich keine Deutsche Leser vor dem Kopf gestoßen habe :) Ich mag Deutschland und die Deutschen wirklich sehr gerne, aber ich bin ir sicher dass ein Deutscher in Holland auch gewisse Eigenarten begegnen und suboptimal finden würde :)
Viele Grüße,
Rob
Ich verbringe regelmäßig meinen Urlaub in den Niederlanden und fühle mich dort sehr heimisch. Wenn ich niederländisch spreche, werde ich allerdings oft gefragt, ob ich aus Belgien komme. Vielleicht liegt es daran, dass ich ursprünglich vom Niederrhein stamme. Seit 40 Jahren wohne ich nun in Rheinland-Pfalz, freue mich aber immer noch, wenn jemand im Gespräch zu mir sagt: „Sie sind aber nicht von hier.“ Ich würde niemals sagen:“Ich komme aus Rheinland-Pfalz“, schließlich wohne ich dort nur, wenn auch schon sehr viel länger, als ich es jemals geplant hatte. Für mich wird dieses Bundesland niemals wirklich „Heimat“ werden.
Ich habe übrigens meinen Wohnwagen vor vielen Jahren gegen einen Stacaravan eingetauscht. Stacaravan ist auch so ein niederländischer Begriff, der sich nicht wirklich gut ins Deutsche übersetzen lässt.
Meine Kollegen aus dem Niederländischkurs haben sich seinerzeit übrigens immer beklagt, dass mit ihnen häufig nach kurzer Zeit doch wieder Deutsch gesprochen wurde. Das ist mir zum Beispiel nie passiert. Und wenn ich dann doch einmal einen Fehler gemacht habe, bin ich immer sehr freundlich korrigiert worden. So habe ich z.B. beim Kauf einer Matratze mit metallenen Sprungfedern wissen wollen, ob diese durch die hohe Luftfeuchtigkeit rosten würden. Ich habe also gefragt: „Gaat dit niet rotten?“ Die Antwort war: „Een appel gaat rotten, dit gaat roesten. Maar dat doet het ook niet.“ Natürlich habe ich die Matratze gekauft, nachdem ich mich von meinem Lachanfall erholt hatte.
Es gibt viele Dinge, die mir an den Niederlanden und den Niederländern einfach besser gefallen, als an Deutschland und den Deutschen.
Liebe Grüße
Nele
Die Matratzengeschichte ist wirklich sehr schön, Nele. Nach einem solchen Erlebnis vergisst man das Wort nie wieder ;-)
Mit der Integration ist das so eine Sache. Als geborener Harzer, der lange Jahre in Berlin gelebt hat, kann man auch einiges in seiner alten Heimat erleben. Sie umarmen dich nicht, wenn du zurück kommst nach Südniedersachsen. Es braucht alles seine Zeit. Vielleicht nicht Ein-oder Zweihundert Jahre. Aber wenn du nicht 2 oder 3 Generationen auf dem Friedhof nachweisen kannst bist du kein alter Harzer. Integrieren geht nur über irgendeinen Verein in deinem Dorf. Und dann musst du abwarten, irgendwann wirst du einfach angenommen. Auch wenn du keine Generationen auf dem Friedhof nachweisen kannst. Ich kann gut damit leben, besser als mit Leuten die heute so tun als ob sie dich schon ewig kennen und morgen Grußlos an dir vorbei gehen.
Na ja, Thüringen ist nicht einfach wie West-Deutschland, Thüringen hat auch noch 40 Jahre DDR Erfahrung. Da wohnen die gelernten DDR Bürger. Worauf ich als gelernter Süd-Niedersachse und West-Harzer von ihnen immer drauf hingewiesen werde. Und denen, unseren Brüdern und Schwestern, fehlen 40 Jahre BRD Erfahrung. Alles klar Bob?