Last updated on 05-12-2023
Ein Gastbeitrag von Gerard aus den Niederlanden, der aus beruflichen Gründen häufig in Deutschland unterwegs ist. Er beleuchtet die sprachlichen und kulturellen Unterschiede zwischen beiden Ländern aus seiner persönlichen Perspektive.
Seit fast 25 Jahren arbeite ich viel mit Firmen in Deutschland zusammen und mache auch Projekte für deutsche Kunden. Groß geworden bin ich in den Niederlanden, wo wir als Kinder und Jugendliche gerne Duitsland 1 (ARD) und Duitsland 2 (ZDF) geguckt haben. Wegen der Originalsprache mit Untertiteln konnten wir schon damals ziemlich gut Deutsch verstehen, wobei ich mich gerne an folgenden Spruch erinnere:
Hey Jungs, macht keinen Spaß. Oder wollt Ihr ein Loch im Kopf?
Die Deutsche Sprache zu verstehen ist jedoch etwas anderes als die Deutschen zu verstehen, so meine Erfahrung.
Um nachvollziehen zu können, wie sich Niederländer fühlen, wenn sie in Deutschland unterwegs sind, muss man sich vergegenwärtigen, dass die Niederlande bereits seit Ende des 16. Jahrhunderts ein unabhängiges Land sind und dass der Adel seit Mitte des 18. Jahrhunderts kaum mehr Einfluss auf die Gesellschaft hatte. Die Kaufleute waren so reich und unabhängig geworden, dass Selbstbewusstsein praktisch in den holländischen Genen verankert ist. Wir sind seit Hunderten von Jahren ein Volk von Kaufleuten und Händlern, die überall auf der Welt zurechtkommen.
Ich werde versuchen, die Unterschiede zwischen Geschäftsleuten aus den Niederlanden und Deutschland in acht Stichwörtern zusammenzufassen.
1. Respekt
Wenn wir Niederländer meinen, dass wir in unserem Fachgebiet die besten sind, sagen wir es. Wir sind sehr gut darin, die Schwachstellen anderer Leute gnadenlos bloßzulegen und sie dadurch völlig respektlos zu behandeln. Aber sind wir arrogant? Natürlich nicht.
„Wir begegnen uns auf Augenhöhe“, meinen die Niederländer. Eine Ansprache wie „Herr Doktor“ oder „Frau Professor“, wie sie in Deutschland üblich ist, erscheint uns übertrieben.
Für Deutsche hingegen ist vollkommen klar, dass dem Vorgesetzten grundsätzlich gebührender Respekt entgegengebracht wird und dass er das Sagen hat: „Der Chef ist nicht umsonst Chef geworden. Er ist der Fachmann“ mag vielleicht heute nicht mehr überall gängig sein, aber im Allgemeinen folgen deutsche Mitarbeiter ihren Chefs ziemlich kritiklos. Das ist in Holland anders.
2. Manager
Der Manager ist in den Niederlanden ein Leiter und ein Coach (zumindest sollte es so sein). Der Manager hat seine Funktion inne, weil er seine Führungskompetenzen besonders gut entwickelt hat – nicht, weil er exzellente Fachkenntnisse hat. Entscheidungen werden dort getroffen, wo sie am besten getroffen werden können: Von den Mitarbeitern, die Experten in ihrem jeweiligen Fachgebiet sind. Der Manager prüft nur, ob die Entscheidungen richtig sind.
Das bedeutet, dass niederländische Mitarbeiter recht selbständig arbeiten und dass das auch von ihnen erwartet wird. Und das durchaus auch abteilungsübergreifend. Es kommt einem Niederländer anfangs etwas komisch vor, dass in Deutschland ganz viele Bagatellen Chefsache sind und dass ohne Chefs kaum zusammengearbeitet werden kann.
3. Zuverlässigkeit
Wenn man in Deutschland einmal vereinbart hat, dass man täglich 50 Bauteile zwischen 10 und 11 Uhr vormittags angeliefert bekommt, dann wird es so laufen. Ordnung muss sein. Auch wenn die Qualität manchmal ein wenig schwankt.
Niederländer werden im Prinzip auch pünktlich liefern, jedoch nicht immer täglich, zur gewohnten Zeit oder in den Mengen, die vereinbart wurden. Abgesehen davon, dass die Niederländer es oft etwas lockerer nehmen, kann eine niederländische Firma sich spontan dazu entscheiden, ein Los zu überarbeiten oder es sogar auszumustern, weil die Qualität nicht stimmt. Und ohne sich vorab mit dem Kunden abzustimmen, fängt sie sofort an, die Produkte zu verbessern. Auch wenn das bedeutet, dass eine pünktliche Lieferung nicht mehr gewährleistet ist.
4. Kompromissbereitschaft …
… wurde von einem Niederländer erfunden, sagen die Niederländer. Das Wort polderen ist ein noch recht neues, aber inzwischen weltweit bekanntes Verb. Es leitet sich vom Polder her und bedeutet so viel wie „so lange Kompromisse suchen, bis eine Lösung gefunden wird, die alle Beteiligten akzeptieren“.
Niederländern kommt es vor, als solle in Deutschland alles vertragsgemäß ablaufen. „Der Deutsche“ kommt als stur und starr herüber. Oft und schnell wird in Deutschland mit Gerichtsverfahren gedroht. Ein Niederländer würde nicht zögern, einen Vertrag abzuändern, wenn Abläufe dadurch effizienter vonstattengehen würden.
Paragraphen interpretieren Niederländer so, wie sie ihnen in den Kram passen. „Wir haben es zwar verträglich so vereinbart, aber wir machen es anders weil es so viel einfacher ist, und keiner kümmert sich darum, dass wir vom Vertrag abweichen“ wird in den Niederlanden viel gesagt.
5. Umgangsformen
Es wird zwar weniger, aber meiner Erfahrung nach wird in deutschen Firmen zwischen Angestellten immer noch oft gesiezt. Man bleibt auf Distanz, teilweise aus Respekt und teilweise auch, weil ein allzu lockerer Umgangston die Basis unter Hierarchien wegnehmen könnte. Niederländer sind fast sofort per Du, es sei denn, der Altersunterschied beträgt mehr als 30 Jahre.
Die in Deutschland ganz normale Begrüßung per Handschlag wird in den Niederlanden nur gemacht, wenn man sich zum ersten Mal sieht oder sich seit sehr langer Zeit wieder begegnet. Die berühmten drei Küsse sind allerdings fast immer da. Immer häufiger auch zwischen Männern.
In Holland ist auch am Arbeitsplatz Gelegenheit für Smalltalk. Und immer sorgen wir Niederländer dafür, dass es gezellig ist. Dass man sich bequem fühlt. Selber biete ich in Deutschland ziemlich schnell das Du an. Und dann wird es manchmal komisch: Projektbesprechungen in einer deutschen Firma, in denen ich einige Mitarbeiter duze, während diese sich untereinander siezen, obwohl sie direkte Kollegen sind.
6. Humor
Niederländer lassen keine Gelegenheit zum Scherzen aus. Das gilt auch, wenn die Verhandlungen manchmal ziemlich hart sind. Wenn wir in Deutschland Firmen besuchen kommt es uns vor, als wäre dort jede(r) muffig. Es wird kaum über Gott und die Welt geredet und diese Stimmung unterstützt das weit verbreitete Vorurteil, dass Deutsche keinen Humor haben. Dies ist allerdings nicht wahr! Deutsche haben Humor! Aber meistens erst nach Feierabend oder wenn der Chef nicht da ist. Während der Arbeitszeit soll man möglichst sachlich bleiben.
Selber habe ich die Erfahrung gemacht, dass Deutsche es durchaus schätzen, wenn Niederländer in geschäftlichen Diskussionen ab und zu mit einem lockeren Spruch die Stimmung auflockern.
In einer Verhandlung, in der es um die Preisgestaltung für ein Projekt ging, tauchte ein Kostenposten „Reisekosten“ auf. Diese waren jedoch bereits in einem anderen Posten einkalkuliert worden. Sowieso war die Stimmung etwas angespannt, auch weil wir als Anbieter nach dem Geschmack des Geschäftspartners zu viel Geld verlangten. Da sagte ich unentwegt, dass auch ich mal in den Urlaub fahren möchte und dass das Geld dafür ja irgendwo her kommen müsse. Es war eine Weile ganz still, aber dann fingen die deutschen Kollegen zu lachen an, da sie verstanden, dass es als Scherz gemeint war. Ab sofort war die Stimmung besser und innerhalb einer Stunde konnten wir uns einigen.
7. Esskultur
Tagsüber wird in niederländischen Firmen reichlich Kaffee und Tee getrunken. Einen Kaffeeautomaten gibt es in jeder Ecke. Niederländer essen während der Mittagszeit ein Paar Brotscheiben, eine Suppe und einen frittierten Snack wie eine Kroket oder Frikandel. Dazu wird oft ein Glas Milch getrunken.
Wenn man in der eigenen Firma Lieferanten oder Kunden zu Besuch hat, bekommen diese die gleichen Speisen angeboten. Oft wird während der Besprechung gegessen. Ein kulinarischer Genuss ist es nicht unbedingt, weil man „effizient arbeiten möchte.“ Die Hauptmahlzeit des Tages nehmen Niederländer abends zuhause ein. Dann wird ordentlich und deftig gegessen.
Die Niederländer wundern sich oft, dass in deutschen Firmen mittags meist warm gegessen wird und im trauten Familienkreis abends „nur“ das Abendbrot genossen wird. In Firmen ohne eigene Kantine wird das Mittagsessen oft schon um 11 Uhr vormittags von der lokalen „Schmeckt Lecker GmbH“ angeliefert und man muss auf dem Etikett lesen, wonach das Essen schmeckt.
Aber in Deutschland wird man immer zum Mittagsessen eingeladen, und dann kann man oft erleben, dass auch die Deutschen locker und umgänglich sein können. Auch abends wird man oft eingeladen. Obwohl die Niederländer die deutsche Cuisine oft mit Bier, Bratwurst, Sauerkraut und Eisbein gleichsetzen, ist der holländische hutspot met klapstuk (eine Art stamppot, Anm. Alex) genauso fettig und kalorienreich. Und man kann in Deutschland wirklich die köstlichsten Speisen bekommen.
8. Sprache
Ist die deutsche Sprache für Niederländer leicht zu erlernen? Jein. Der Niederländer versucht zumindest deutsch zu sprechen und wird vom Deutschen auch verstanden. Deutsch ist ja auch ein niederländischer Dialekt …
Wenn die Gespräche jedoch anspruchsvoller werden und der deutsche Fachkollege voller Überzeugung meint, er habe Recht, dann kann der Niederländer nur resignierend aufgeben. Beim nächsten Mal wird er es dann auf Englisch versuchen.
Obwohl viele Niederländer meinen, dass sie eigentlich ganz gut Deutsch sprechen, gibt es zwischen den beiden Sprachen so viele falsche Freunde, dass es für Deutsche manchmal fast unmöglich ist, genau nachzuvollziehen, was ein Niederländer eigentlich meint. Nichtsdestotrotz zeigt sich der Deutsche immer geduldig und tolerant. Er respektiert seinen niederländischen Geschäftspartner und lobt seine Deutschkenntisse: „Ich spreche viel schlechter Niederländisch als Sie Deutsch.“
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Ich habe täglich mit niederländischen Unternehmern zu tun, die in Deutschland geschäftlich tätig sind. Gerard trifft mit seinem interessanten Beitrag den Nagel auf den Kopf.
„…dass der Adel seit Mitte des 18. Jahrhunderts kaum mehr Einfluss auf die Gesellschaft hatte…“
Naja. Hierzulande hat man den Eindruck, dass das Königshaus tatsächlich sehr viel Einfluss hat und dass die Niederländer ihren Adel gerne feiern, hochschätzen und aushalten.
Als Willem kürzlich König wurde, sagten ein paar Niederländer im deutschen TV, dass das Königshaus viel bedeutender sei als die Demokratie, da der König ja nicht parteilich sei (also keiner politischen Partei angehöre), sondern neutral (sic!) für das Volk das Beste wolle. Die PR des Königshauses funktioniert also vortrefflich.
Man kann von Deutschland ja halten was man will, aber dass der Adel hierzulande keine derartige Position innehat, ist ein großer Fortschritt hin zur Gleichberechtigung und Demokratie sowie eine Entlastung für den Steuerzahler, der ein solches Königshaus und dessen Feiern ja komplett bezahlen müsste.
Ansonsten: Die Niederländer, ihr Land und ihr tolles Essen mag ich sehr; der Beitrag ist nett und erhellend :o)
Viele Grüße!
Das niederländische Königshaus hat faktisch nur eine Symbolfunktion, ihre politische Macht geht gen Null.
Was Gerard meint, ist dass sich das Bürgertum in den Niederlanden recht früh zu einem eigenständigen, ernstzunehmenden Faktor im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben entwickeln konnte. In Deutschland sah das ganz anders aus.
Hallo Alex,
in Deutschland sah das aber auch nur teilweise ganz anders aus. Gerade in den Reichsstädten hat sich schon recht früh eine autonome Selbstverwaltung der Bürger entwickelt (s. auch die Hanse).
brilliant zusammengefasst!
Danke für den tollen Beitrag. Ich erkenne vieles wieder und habe nur eine Anmerkung: als Deutsche, in D arbeitend aber in NL wohnend wird mein Humor bei der Arbeit häufig nicht als solcher erkannt – da sind die Kollegen dann irgendwie zu verkrampft ;-)
Gruß
Alexandra
….. weil dein Humor niederländisch geprägt ist, Alexandra? ;-)
Ja und nein. Ich meine, dass ich schon immer so war… Vielleicht zog’s mich auch deshalb nach NL;)
Ersteinmal danke für den Beitrag. Ich muss Alexandra beipflichten. Trotzdem, dass ich in Deutschland wohne und arbeite, schaffe ich es oft, mit Humor große Barrieren abzubauen und die Leute auf „meine Seite“ zu bringen… ;O) …es wird oft erst spät von meinem Gegenüber erkannt, doch sobald dies geschíeht, gerne angenommen. Oft gehe ich auch dazu über, einen Scherz über mich selbst zu machen, damit es schneller erkannt wird; z.B. „…ach wissen Sie, ich bin von Natur aus blond, das müssen Sie mir jetzt genauer erklären…“! Schon ist das Eis gebrochen und mein Gegenüber lacht schon mal und wird lockerer. Mag vielleicht auch daher kommen, dass ich mir einen gewissen Galgenhumor angeschafft habe, weil ich viel mit Behörden telefoniere, da ich ein behindertes Kind groß bekommen muss…mit dieser Art bekomme ich alles, was ich will…
Das mit dem ‚blond‘ kenn ich:) ich stelle manchmal ne ‚blonde‘ Frage..
Sehr guter und aufschlußreicher Beitrag, Gerard!
Als ich damals bei Hauppauge (einem Computer-Fernsehkarten-Hersteller) arbeitete, hatte ich auch einen lieben Chef, Chris Strijbosch. Der war aber eher preußisch in seiner Arbeitsauffassung und nicht besonders gezellig. Und Niederländisch reden wollte er mit mir auch nicht. :-(
Wahrscheinlich wollte er nicht in den Ruch kommen, mit einer Angestelten eine „Geheimssprache“ zu sprechen, die der Rest der Crew nicht verstand.
Genau. Genau. Genau.
Da mag ja der eine oder andere kommen und sagen dass hier Klischees bedient werden, aber Klischees kommen ja irgendwo her. Und nein, nicht alle Deutsche sind gleich und auch nicht alle Holländer. Trotzdem stimmen meine Erfahrungen zu 95% mit denen von Gerard überein.
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch diesen Text, der Maria Stratemeier gerade in ihrem Blog veröffentlicht hat. Sie ist eine Deutsche, die in NL lebt und Niederländer, die geschäftlich mit Deutschland zu tun haben, berät:
Het kàn persoonlijk.
Stimmt das?
>>Deutsch ist ja auch ein niederländischer Dialekt … <<
Das ist eine Anspielung auf die bedauerliche(!) Tatsache, dass nicht wenige Deutsche meinen, Niederländisch sei ein deutscher Dialekt …
ach ja, sowas gibts doch überall!
Ich habe herzlich gelacht über diese Sichtweise.
Jeder guckt halt von seiner Seite aus über den Gartenzaun.
>>Deutsch ist ja auch ein niederländischer Dialekt … <<
Dies war als niederländischer Scherz gemeint ;-)
Nun, so ganz abwegig ist es nicht, Deutsch als niederländischen Dialekt (oder Niederländisch als deutschen Dialekt) zu bezeichnen; denn schließlich existiert ja ein Dialektkontinuum der beiden Sprachen. Allerdings sind die Standardsprachen doch ziemlich weit voneinander entfernt, vor allem, weil die deutsche Standardsprache nicht aus niederdeutschen Dialekten entstanden ist – die hatten damals eine eigene Standardsprache, die lingua franca in der Hanse war –, sondern wie Jiddisch aus hochdeutschen (d.h. ober- und mitteldeutschen) Dialekten. Die Folge davon ist, dass die Masse der norddeutschen Dialekte dem Standardniederländischen deutlich ähnlicher ist als der deutschen Schriftsprache. — Kulturgeschichtlich und funktional sind Niederländisch, Deutsch, Afrikaans und Jiddisch natürlich keine Dialekte einer anderen Sprache, sondern selbst Dachsprachen ihrer Dialekte und voll entwickelte („ausgebaute“) Kultursprachen. — In den letzten Jahrzehnten wurden in den Niederlanden eine Reihe von streektalen als eigenständige Sprachen mit regionaler Bedeutung offiziell anerkannt (was in Belgien undenkbar wäre). Die Frage, inwieweit in den betroffenen Gebieten sowohl Dialekte des Niederländischen als auch der jeweiligen streektaal gesprochen werden und wie diese voneinander abzugrenzen sind, wurde meines Wissens bisher nur unzureichend untersucht.
Vielen herzlichen Dank für deinen tollen Beitrag, Gerard, der so viele richtige Beobachtungen treffend zusammenfasst. Eine Fundgrube. — Wann erscheint dein Buch über die niederländisch-deutschen Gemeinsam- und Andersartigkeiten?
Bei der Passage über den Gebrauch von Titeln wie Herr Doktor und Frau Professor musste ich schmunzeln, denn erstens geht der offenbar auch in Deutschland zurück (vielleicht noch nicht überall), und zweitens war er nie annähernd so ausgeprägt wie in Österreich, wo man in so gut wie jedem Berufszweig aufsteigen und einen Titel erwerben kann, der dann benutzt werden muss, um nicht unhöflich zu wirken.
(Die Wörter vertraglich “contractueel” und verträglich “verenigbaar; verdraagzaam; licht verteerbaar” sind nicht austauschbar.)
Danke, Charlie! Du hast recht. Es muss natürlich vertraglich sein, da das Vertragliche laut den Niederländern nicht mit der Praxis verträglich ist.
Interessant auch, was du über streektaal und dialect geschrieben hast. Dort wo ich wohne ist Twents die streektaal und wird in fast jedem Dorf wieder etwas anders gesprochen. Ein Dialekt der twentse Sprache sozusagen. Twents wird allerdings von nicht Einheimischen als Dialekt der niederländische Sprache aufgefasst so wie auch das Achterhoeks, Drents, Veluws und (oost-)Gronings. Aus diesen „streektalen“ wurde (nach meiner Meinung etwas künstlich) die offiziell anerkannte Sprache Nedersaksich geschöpft. Allerdings wieder nicht so anerkannt, dass Behörden die Sprache anwenden sollen. Vielleicht, dass die lingua franca und Nedersaksisch quasi dieselbe Sprache formen.
Wann mein Buch erscheint? Ich fürchte ich muss mir zuerst mal einen Bleistiftspitzer kaufen ;-)
Das mit dem Twents als Dialektgruppe von Nedersaksisch ist ziemlich interessant und erinnert mich ein bisschen an die noch viel extremere Situation in Nordfriesland. Dort geben nicht wenige an, vier klar unterschiedliche „deutsche“ Sprachen zu sprechen: die örtliche Variante des Nordfriesischen, die des Niederdeutschen a.k.a. Plattdeutschen, Standarddeutsch sowie den lokalen (hoch-)deutschen Dialekt. (Manche sprechen in dieser Gegend auch noch Dänisch und/oder Jüt[länd]isch, aber das sind Sprachen ohne Dialektkontinuum zum Deutschen.) — Die Beurteilung von Außenstehenden, die keine Ahnung von diesem Reichtum haben und das alles weder sachlich noch überhaupt begrifflich auseinander halten können, ist dabei wirklich unerheblich. — Leider ist für die meisten Neo-Bataver streektaal einfach nur ein anderes Wort für dialect oder bestenfalls für regiolect, und die meisten Wörterbucher bestätigen ihnen das sogar noch, indem sie die neuere reichs-offizielle Bedeutung verschweigen. — Sollte dich das Thema interessieren, kannst du ja mal bei Lowlands-L vorbeischauen. Unter den zahlreichen dort vertretenen Sprachen ist selbstverständlich auch Twentsch.
>>Deutsch ist ja auch ein niederländischer Dialekt … <<
Klar, die Niederlande sind doch das 17. Bundesland von Deutschland, sie wissen es nur nicht. Diese Woche war doch der niederländische König extra deshalb in Berlin.
Das war ein deutscher Scherz ;-). Aber das niederländische Königspaar war wirklich diese Woche in Deutschland; nur nach Leipzig sind sie nicht gekommen, so ein Mist :-(.
Interessant um zu lesen und großenteils bin ich es mit Gerard einverstanden.
Auch ich bin in Deutschland unterwegs und das Deutscher kein Humor haben sollten ist so ’n Quatsch! Es freut mich das Gerard das auch entdeckt hat.
Das Deutscher nur sachlich sind erkenne ich gar nicht. Sie sind gleich so persönlich wie die Niederländer und merke kein unterschied.
…… das habe ich gar nicht sagen wollen, Tiny. Was ich meinte ist, dass auch im Geschäfsteverkehr Besprechungen unter Niederländern oft mit Klönschnack anfangen und dass wir manchmal erst nach einer halben Stunde zur Sache kommen. Meine Erfahrung ist, dass man in D in geschäftlichen Besprechungen viel schneller zur Sache kommt und dass persönliche Themen oder private Fragen erst später angesprochen werden. Beim Mittagsessen oder nach Feierabend ;-)
Und eine Freundschaft mit einem Deutschen / zwischen Deutschen ist moistens tiefgehender und ernsthafter als wenn man mit einem Niederänder (als Niederländer) befreundet ist. Wir gehen eher flüchtiger mit einander um, so ist zumindest mein Eindruck.
@Gerard….ik doelde in deze eigenlijk meer op „Het kan persoonlijk“ wat Alex aanhaalde en reageerde wat dat betreft niet op jou. Sorry voor het misverstand.
Natuurlijk begin je niet gelijk met persoonlijke zaken bij een eerste gesprek maar dat kan in 5 minuten anders zijn. Ik merk gewoon geen verschil tussen de Nederlanders en de Duitsers en dat geld ook voor vriendschappen.
Wat betreft je opmerking dat men pas na een half uur ter zake komt….dat kan ik niet bevestigen. Hangt van de situatie af maar telefonisch is het gelijk ter zake komen na de begroeting. Er word geen tijd verspilt met „mooi weer en lange dagen“ gesprekken….ook niet tijdens een ontmoeting of bespreking.
In elk geval werk ik heel graag met de Duitsers samen en net zoals er verschil is in het samenwerken tussen een Fries en een Limburger is dat er ook tussen een Nederlander en een Duitser.
Te „Locker“ is niet goed en te „Gründlich“ ook niet maar ik probeer het beste uit twee landen te bewerkstellingen en dat lukt aardig :-) Dat probeer ik ook met de Oostenrijkers, de Zwitsers en de Belgen.
In elk geval vind ik je bijdrage zeer herkenbaar en erg interessant. Dat van chef, naar „ober“ chef en dan naar „ober-ober“ chef“ herken ik zeker :-) De Duitsers zijn ook gek op stempeltjes….en alles word gecontroleerd en nogmaals gecontroleerd. Heeft zijn voordeel maar kost ook onnoemelijk veel tijd. Ik weet niet wat het beste is want elk nadeel heeft zijn voordeel.
Hallo,
zunächst darf auch ich mich für Deinen aus meiner Sicht ziemlich treffenden Beitrag bedanken.
Als Deutscher, der gelegentlich beruflich mit Niederländern zu tun hat, kann ich vieles unterschreiben. Was mir persönlich aufgefallen ist, Niederländer gehen trotz der (scheinbaren?) Lockerheit professioneller zu Werke. Ein Grund, warum ich das letzte Rührwerk in NL bestellt habe.
Verträge sind Rahmen – das habe ich auch lernen müsen. Ein Vertrag in D wird meistens auf den Punkt eingehalten, Änderungen werden klar definiert ausgehandelt. Dein Niederländer verhandelt eigentlich permanent nach – ohne dass das so aufgefasst wird (bitte nicht falsch verstehen, ich kann das leider nicht besser formulieren).
Sie und Du – da gibt es eigentlich kaum Unterschiede. Die deutsche Art ist direkter, die niederländische (angelsächsische) subtiler. Ich befürchte, dass ich manchem Partner verbal auf die Füsse trete, wenn ich niederländisch spreche, weil mir die Feinheiten schlicht fehlen. Im Englischen kann ich die Hierarchien leichter erkennen und ansprechen.
Was die Titelnutzung angeht – da sehe ich keine Verbesserung in D. Wehe, ich unterschlage ein „Dr.“, „Prof.“ oder „von“. Bei meinem vorigen Arbeitgeber bekam ich deshalb sogar Telefonverbot, bis ich alle Mandanten mit Titel kannte … (kein Scherz).
„Die deutsche Art ist direkter, die niederländische (angelsächsische) subtiler.“
Hmmmm.
Leicht anderer Meinung:
http://stuffdutchpeoplelike.com/2011/05/28/dutch-directness/
http://www.expatax.nl/generalfacts.php:
„They are very direct. Depending on your point of view, this is rude, tactless or refreshing.“
Nur zur Sicherheit, ehe das falsch aufgefasst wird: Bei den Angelsachsen ist die deutsche Direktheit genauso „beliebt“.
Hallo,
ich habe mich nicht gut ausgedrückt. Vielleicht ist es so klarer: Die deutschen Hierarchien sind (durch das „Sie“) leichter zu erkennen und die verbale Distanz ist einfacher einzuhalten. Im Niederländischen spielt die Wortwahl bzw. die Formulierung eine Rolle; zumindest fühlt sich das für mich so an.
Danke Bernd!
Dein letzter Beitrag spricht mir ganz aus der Seele. Manchmal bei den Niederlaendern (sowie oft bei den Amerikanern) weiss ich ehrlichgesagt nicht, wann oder ob Ernst gemeint ist, so anders ist fuer mich ebenfalls ihr Humor, ihre Art von Spass als Kommunikationsmittel. Bei uns im Buero wird lediglich unter engen Arbeitskollegen bzw. Duzfreunden, gewitzelt. Und da liegt der Hund begraben, so meiner Erfahrung nach, wir Deutschen nennen recht wenige „Freunde“, eher „gute Bekannte“ den Niederlaendern gegenueber, wobei fast jeder, die wir nur als“ Bekannte“, diejenigen als ‚Freunde“ nennen wuerden!
@Alex,
apropos Gepflogenheiten zwischen Niederlaendern und Deutschen scheint mir der Begriff „Freund- vs. Bekanntschaft“ ein so ziemlich krasser Kulturunterschied, insofern als die Grenzen zwischen privat und geschaeftlich immer verschwommener werden:-)
Ich finde es super interessant, Eure Erfahrungen zu lesen. Danke!
….. da kann ich mich nur Alex anschließen. Es ist wirklich hochmotivierend eure Kommentare, Anregungen und Verbesserungen zu lesen. Und dir, Alex, sei herzlichst bedankt, dass ich in deinem Blog einen Gastbeitrag mit euch teilen durfte.
Niederländisch ein deutscher Dialekt ?
ja natürlich.
Ist genauso wie Letzeburgisch: Letzeburgisch ist zwar eine eigene Sprache aber im Prinzip nichts anderes als das Moselfränkisch was heute noch dort an der Grenze von Luxemburg/Deutschland gesprochen wird.
Deutsch ist die Obersprache aller germanischen Sprachen zu denen auch Niederländisch gehört. Früher war es Martin Luther der wegen der vielen deutschen Dialekte der germanischen Königshäuser und Fürstentümer das Hochdeutsch als Standardsprache so entwickelt hat das alle ein einheitliches Deutsch verstehen konnten.
Wilem von Oranje hat es auch gut verstanden .
@Bananalars: Deutsch die Obersprache aller germanischen Sprachen? Da spricht, glaube ich, der Oberlehrer.
Bemerkungen wie die deine zeigen, dass noch viel Aufklärungsarbeit vonnöten ist. Schau doch spaßeshalber mal nach, welche Sprachen alles zu der germanischen „Verwandtschaft“ gehören. Auch Englisch, zum Beispiel, ist eine „germanische Sprache“.
zu einem andere Thema hab ich mal ne Frage, nämlich zum Du/Sie.
Gerard schreibt, dass die „30-Jahre-Grenze“ das Du vom Sie trennt.
So versteh ich es jedenfalls: ich kann eine Person, die deutlich älter ist als ich, nicht einfach duzen.
Aber wird denn jeder annähernd Gleichaltrige geduzt? ZB Wenn ich was im Amt zu regeln habe, duze ich doch nicht die Frau hinterm Schalter, auch wenn die jünger ist als ich — oder?
Das kann durchaus passieren, Frau Vorgarten. Es kommt jedoch immer ein bisschen auf die Situation an.
Moin,
Man kann so oder so argumentieren. Latein ist die Mutter aller romanischen Sprachen. Deutsch wäre dann folgerichtig die Mutter aller germanischen Sprachen ? Gewagte These, aber nicht ganz unlogisch.
Das will hier niemand hören, klaro. Ich nache mich hier unbeliebt, sicher.
Und keine Angst, als 17 Bundesland wird Mallorca angesehen, meine Versuche dort Spanisch zu sprechen sind fast alle gescheitert. Sobald ich Spanisch sprach kam die Antwort der Mallorquiner auf Deutsch. Grinsen musste ich als im Hotelrestaurant Niederländer hörte die auf Englisch etwas bestellten, sie bekamen ihre Antwort stets in Deutsch. Dann gingen die Niederländer, wohl schweren Herzens, in nennen wir es einfaches Urlaubsdeutsch über. Gleiches habe ich am Balaton erlebt.
Okay wir sind abgewichen vom Thema, sorry.
Sorry Lars, aber Deutsch ist definitiv nicht die „Mutter aller germanischen Sprachen“. Es ist nicht mal die sprecherreichste germanische Sprache, denn das ist Englisch. Ich schlage vor, dass du dich erst einmal etwas gründlicher mit dem Thema auseinandersetzt, bevor du solche Aussagen von dir gibst.
Kann man Englisch überhaupt noch zu den germanischen Sprachen zählen? Es hat sicher germanische Wurzeln, ist aber mit einer Unzahl romanisch-stämmiger Verben ‚verunreinigt‘.
Das Deutsche hat immerhin den Vorteil, daß es ziemlich genau und unzweideutig ist. An dieser Ungenauigkeit krankt vor allem auch das Dänische.
Ich stelle in diesem Diskussionsfaden die Tendenz fest, daß die Egos der Einzelnen hier munter Kobolz schießen. Ist es denn so schwer, sachlich über sprachliche Eigenheiten zu diskutieren, ohne immer gleich das eigene nationale Ego bedroht zu sehen?
Ja, Englisch gehört, ebenso wie Deutsch, Niederländisch, Friesisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch aber zum Beispiel auch Afrikaans zu dem germanischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie.
Das, was Du „verunreinigt“ nennst, ist ein ganz natürlicher Prozess, dem alle Sprachen unterliegen. Es sind ja keine Inseln ohne jeglichen Kontakt zur Aussenwelt.
Hiermit möchte ich diese Nebenschaubühne schließen. Vom eigentlichen Thema des Artikels sind wir inzwischen ziemlich weit entfernt.
Patricia Müller: „Kann man Englisch überhaupt noch zu den germanischen Sprachen zählen? Es hat sicher germanische Wurzeln, ist aber mit einer Unzahl romanisch-stämmiger Verben ‘verunreinigt’.“
Englisch zählt definitiv zu den germanischen Sprachen. Grammatik und die „grundlegenden“ Wörter (hand, eat, ear, dream etc) sind eindeutig germanischen Ursprungs. Will heißen: Englisch ist eine germanische Sprache mit starken französischen und lateinischen Einflüssen.
Wenn sich seit meinem Studium nichts verändert hat … ;-)
bananalars: „Man kann so oder so argumentieren. Latein ist die Mutter aller romanischen Sprachen. Deutsch wäre dann folgerichtig die Mutter aller germanischen Sprachen ? Gewagte These, aber nicht ganz unlogisch.“
Vielleicht nicht unlogisch – aber definitiv völlig falsch.
Liebe Alex, leider hast Du schon wieder überhaupt nicht verstanden worauf ich eigentlich hinaus will, nicht im geringsten, aber egal.
Aber deswegen streite ich hier nicht. das ist es ja nun gar nicht wert.
Ich klinke mich hier lieber aus, zumal wir vom eigentlichen Thema abweichen und das wäre bei dem interessanten Bericht doch schade.
@Lars, worauf willst du denn hinaus?
Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich arm, wenn du derartig unsinnige Thesen in den Raum wirfst und bei anschl. näherer Betrachtung mittels Diskussion und Einwände von anderen, dich wieder aus der Affäre ziehst, indem du anderen unterstellst, sie wären beleidigt, emotional und würden streiten.
So muss ich zwangsläufig interpretieren, dass es dir nur darum geht irgendwelche haltlosen Behauptungen zu streuen, um dich selbst zu bestätigen. Nur leider werden diese Denkweisen dadurch nicht wahr(er).
Meine persönlichen Erfahrungen haben mir Folgendes gezeigt:
Da ich selbst einen kleinen Betrieb leite, mit viel (auch ausländischem) Klientel, empfinde ich es persönlich als nicht unangenehm, wenn ich von einem Kunden/ Geschäftspartner geduzt werde;
im Gegenteil : so wie ich auch Gerards Erfahrungsbericht verstanden habe, lockert das „Du“ auch schwierige Situationen auf und so manche Verhandlungen mit Außendienstmitarbeitern laufen leichter von der Hand.
Dann duze ich automatisch „zurück“.
Allerdings gebe ich zu, dass ich, aufgrund der Erziehung und somit Gewöhnung“ nicht so schnell das „Du“ anbiete, da mir eine Sache Probleme bereitet:
Ich möchte nicht, dass mein Gegenüber sich nicht ernstgenommen fühlt ( was wiederum an seinen erlernten Kommunikationsregeln in Deutschland liegt).
Hier wird es doch oft noch so verstanden:
Sie = Respektsperson.ernstzunehmender Verhandlungspartner
Du = entweder (besserer) Bekannte(r), Verwandte(r), in etwas Gleichaltrige(r )(oder Kind), niemals eigentlich Ältere(r)
Oder aber (und das führt eben zu der Scheu im Umgang mit dem „Du“): jemand, den ich nicht ernst nehme, nicht für voll nehme oder (nun aber mal gaaaanz negativ ausgedrückt) für minder-intelligent,sprich : nicht für ebenbürtig halte;
Und da genau liegt das Problem hier denke ich:
Andere könnten denken , wir nehmen sie nicht ernst oder (im schlimmsten Falle): sie unterstellen es uns….
Mögen manche das Duzen auch für „unprofessionell“ halten ..(so gelesen in einer anderen Diskussion)..
ich finde es im Gegensatz sogar sehr professionell, wenn ein anderer Mensch mir das „Du“ anbietet, auch wenn ich ihn erst eben kennengelernt habe, und trotzdem die geschäftliche, korrekte Verhandlungsbasis ganz klar bestehen bleibt!!
Beide können ganz klar abgrenzen: „Geschäft ist Geschäft und privat ist privat!“;
beide wissen wen sie vor sich haben und keinesfalls hat das etwas mit Respektlosigkeit zu tun.
Man muss nicht mehr an sonst doch nie im normalen Umgangston verwendeten Formulierungen „schrauben“,
sozusagen aus vorgeschobenen Höflichkeitsgründen um den heißen Brei herumreden.
Ich denke, da können wir uns eher sogar ein Beispiel an so manchen Nationalitäten nehmen, die es eben beherrschen, einem Geschäftspartner/ Verhandlungspartner in einer unverkrampften, freundlichen Art gegenüber zu treten, aber dennoch (nun rein auf das Geschäftliche bezogen) die Grundlage bzw Basis der Unterhaltung nicht zu vergessen oder gar kumpelhaft aufzutreten.
Groetjes
Rike
Vielen Dank für Deinen Beitrag, Rike. „Du“ und „Sie“ ist kein einfaches Thema. Ich habe jedoch ähnliche Erfahrungen gemacht. Ein „Du“ im Kontakt mit Kunden oder Geschäftspartnern muss keineswegs bedeuten, dass man sich nicht respektiert, auch nicht hier in Deutschland.
Wie vorhin gepostet, doch noch nicht freigeschaltet, pflichte ich den Aeusserungen in Gerards Gastbeitrag fast hundertprozentig bei! Nur beim Deutschsprechen mit den Durchschnitts-Niederlaendern war ich nicht so begeistert, muss ich sagen. Obwohl meine Englischkenntnisse, auch fuer meinen Jahrgang, ziemlich armselig sind, hatten mich waehrend meines letzten Amsterdam-Besuchs die meisten ruhig Englisch dermassen schnell angesprochen, dass ich kaum mithalten konnte, wussten schon, mein Englisch war nicht sehr gut (kann sogar besser Niederlaendisch als Englisch), plauderten doch fortwaehrend in dieser Sprache, ohne je zu anerkennen, dass irgendjemand in der ganzen Stadt ueberhaupt Deutsch spricht.
Hoeflichkeitshalber habe ich mich bei ihnen fuer ihre Hilfe nur bedankt, und bin eben weiter gelaufen:-)
@Gernot, ich denke das diese Leute kein Deutsch verstanden haben und doch gerne helfen wollten und darum Englisch geredet haben. Nicht jeder in die Niederlände versteht Deutsch. Nächsten mal einfach fragen das man langsam redet in Englisch oder fragen ganz langsam Niederländisch zu reden :-)
Das denke ich auch, Tiny. Ausserdem geht es in diesem Beitrag um die Gepflogenheiten im Geschäftsleben, Gernot. Dein Kommentar klingt für mich eher nach einem (privaten) Ausflug. Wer ins Ausland reist (egal ob aus beruflichen oder anderen Gründen) darf nicht davon ausgehen, dass er oder sie sich dort automatisch in der eigenen Sprache unterhalten kann …
Ein wirklich toller Beitrag, Gerard. Daumen hoch :-)
Ich finde auch, dass du alles sehr gut getroffen hast.
Das Selbstbewusstsein der Niederländer ist mir schon immer sehr schnell aufgefallen und damit gleichzeitig die Ausstrahlung. Es ist einfach ganz anders, aber keinesfalls negativ.
Das mit dem Chef ist in Deutschland meiner Erfahrung nach definitiv so, aber nicht überall und ist meiner Meinung nach vom Charakter abhängig inklusive der Branche. Die Hierarchie besteht in den Niederlanden gar nicht, zumindest war das immer mein Eindruck: jeder ist gleich und dessen Meinung zählt gleich, jeder darf was sagen. Wenn man in Deutschland den Chef kritisiert ist man unter Umständen sehr mutig.
Dass in Deutschland ohne Chef nicht gearbeitet werden kann liegt denke ich in der Verantwortung. Oft ist es auch so, dass dem deutschen Mitarbeiter die Selbstständigkeit fehlt und er vom Chef erst gesagt bekommen muss, wie er was zu machen hat (oder er erwartet es),
„Polderen“ hab ich ebenfalls miterlebt und ist schon fast eine Art Show. Und das lustige ist, dass es funktioniert. Kompromissbereitschaft fehlt meiner Meinung nach generell in Deutschland und der Deutsche nimmt glaub ich nicht gerne die „zweite Wahl“. So und nicht anders, das passt eher in einen deutschen Betrieb. Neue Vorschläge werden eher abgewiesen mit der Begründung „Nein, das haben wir schon immer so gemacht“. Meine Erfahrung jedenfalls.
Duzen und Siezen ist abhängig von der Branche und der jeweiligen Einstellung der Mitarbeiter und ebenso das Alter. Ich persönlich mag es nicht gesiezt zu werden. In großen Firmen und Büros wird häufig gesiezt meiner Meinung nach und in sozialen und handwerklichen Betrieben eher geduzt. In den Niederlanden darf in Prinzip jeder geduzt werden und das find ich toll. Auch Personen, die einem höher gestellt sind (aus deutschen Augen betrachtet). Mir hat es die Scheu genommen und gab mir persönlich ein viel besseres und sicheres Gefühl.
Smalltalk am Arbeitsplatz kommt auch in Deutschland vor und ist wiederrum abhängig davon, wo man arbeitet. In einer großen Firma in Büros kommt das glaub ich weniger vor. Ich rede oft mit meinen Kollegen über banale Dinge aber auch über auch über die Dinge, die die jetzige Arbeitssituation betreffen. Ist aber auch abhängig vom Charakter der Person, mit manchen will ich einfach nicht reden.
Etwas zu sagen, was die Stimmung in einer Konferenz oder so auflockert würde ich mich persönlich nicht trauen, das find ich sehr mutig von Gerard. Man muss sein Gegenüber natürlich einschätzen können, aber ich kann mir vorstellen, dass das auch nach hinten los gehen kann und der Deutsche sich auf den Schlips getreten fühlt, weil er es albern findet.
Die Mittagszeit in einem niederländischen Betrieb ist anders als in Deutschland. Es wird in der Tat meiner Meinung nach sehr wenig gegessen und ich war fast schockiert, als jemand Knäckebrot oder Beschuit aß. Ich würde bis zum Feierabend umfallen, einfach weil es mir nicht reichen würde. Der Deutsche isst definitiv mehr zu Mittag. Mir hat man gesagt, dass man in den Niederlanden angeblich relativ wenig Salat isst.
Bzgl. Einladung zum Mittagessen in Deutschland hab ich noch nie erlebt. In den Niederlanden wurde ich sogar nach dem Vorstellungsgespräch zum Mittagessen eingeladen. In Deutschland bekommt man nicht mal einen Kaffee oder Wasser…
Der Niederländer versteht meiner Erfahrung nach Recht gut Deutsch, spricht es aber nicht. Auf meiner Arbeitsstelle arbeiteten etwa 110 direkte Kollegen und etwa 4 davon sprachen wirklich Deutsch. Der Rest kannte nur Wörter, die nicht weiter erwähnt werden müssen. Finde ich persönlich gar nicht schlimm. Solang man mit Deutschland Nichts zu tun hat muss man die Sprache auch nicht sprechen.
Generell sage ich, dass das die Arbeitswelt in den Niederlanden was anders ist und mich verändert hat. Als ich nach Deutschland wieder zurückkam war ich (leider) etwas „anders“ geworden. Ich hatte mich ans „poldern“ gewöhnt, Vorschläge machen, etwas in Frage stellen, jeden duzen und einfach etwas lockerer an die Sache gehen. Dann trifft man mit der Einstellung den deutschen Arbeitgeber und fühlt sich plötzlich etwas fremd und sieht die Kollegen und die Arbeitswelt mit ganz anderen Augen. Und dann sagt mir der Sachbearbeiter am Ende des Einstellungsgesprächs: „Sie sprechen aber gut Deutsch“ … ja, Danke.
@Christian: Ja, Sie sprechen bestimmt gut Deutsch….habe mich fast tot gelacht.
Sehr schöne Beitrage….und ja die Deutschen essen viel mehr Salat dann die Niederländer aber die Salate in Deutschland sind ja auch viel leckerer dann in die Niederlände.
Über das duzen und siesen in die Niederlände noch einiges: Leute die 10 Jahre älter sind als ich siese ich erst bis man genehmigung gibt das ich duzen darf. Leute die meine Eltern sein könnten was älter angeht duze ich nie. Ärtzte, Anwalten, Notar, unsw. duze ich auch nie wenn sie meine älter haben oder älter.
Tolle Retourkutsche, Christian!
Stimmt auffallend, die Niederlaender sind schon in jeder Hinsicht viel lockerer als wir, sowohl privat aber als auch im Geschaeft:-)
Ein sehr aufschlussreicher Kommentar, vielen Dank.
ich kann mir nur Gernot und Tiny anschließen. Danke für das Lob, Christian.
Ich glaube, dass mir nur deswegen die blöde Bemerkung verzeiht wird, weil ich Niederländer bin. Irgendwie finden die meisten Deutschen das selbstbewusste Verhalten der Niederländer charmant, glaube ich ;-)
Ein sehr schöner Beitrag, aus dem ich vieles wiedererkenne. Ich wohne ja jetzt schon eine ganze Weile in den Niederlanden und mein Eindruck ist grob gesagt, dass der Deutsche eher in Regeln und Verfahren denkt und der Niederländer in Problemen und (möglichen) Lösungen. Und an diese Denkweise habe ich mich inzwischen gewöhnt. Vor einiger Zeit, als ich mal wieder einen Auftrag in Deutschland hatte, war ich noch richtig stolz, ein Problem schnell und unbürokratisch gelöst zu haben, und bekam prompt eins auf den Deckel, weil ich den berüchtigten Dienstweg nicht eingehalten hatte.
Das stelle ich mir schon einigermaßen frustrierend vor. Es sollte doch eigentlich die Lösung sein, die zählt. Oder denke ich da „zu niederländisch“? ;-)
Wahrscheinlich. ;) Und mir wurde in dem Moment klar, dass ich eigentlich schon recht lang aus Deutschland weg bin. Ich dürfte wohl ernsthafte Schwierigkeiten kriegen, mich wieder umzugewöhnen.
Das wäre doch mal ein interessantes Experiment (über das man dann bloggen könnte ;-))
Hallo.
ein sehr schöner Bericht. Ich bin deutscher, studiere aber schon eine ganze Zeit direkt auf der anderen Seite der Grenze und bin aktuell in einem Praktikum als Lehrer in einem ROC. Ich kann sehr vieles davon bestätigen. Ich finde, mit niederländern kann man oft viel besser umgehen, als mit den oft „steifen“ Deutschen Kollegen.
Danke, Christoph. Die Kehrseite der Medaille ist übrigens, dass man sich etwas schlechter auf den Niederländer verlassen kann, in dem es für Ihn / Sie nicht zu verdienen gibt.