Last updated on 30-11-2017
Auch wenn ich nicht dort geboren worden bin: Gefühlsmäßig bin ich ein Kind der Küste. Ich liebe die Weite, die Leere, und den Wind in meinen Haaren. Vor meinem Umzug nach Hannover lebte ich in Den Haag. Der niederländische Regierungssitz ist eine Großstadt, die direkt am Meer liegt. Für mich die ideale Kombi.
Inseln
Hannover ist leider nicht unbedingt küstennah. Von hier aus habe ich jedoch die friesischen Inseln Juist, Föhr und Amrum kennen und lieben gelernt. Abseits vom Alltagstrubel haben sie für mich den idealen Erholungswert.
Im Seekajak nach Spiekeroog
Am vergangenen Wochenende kam eine neue Insel dazu: Spiekeroog. Aber diesmal war alles anders. Ich bin nicht mit der Fähre hinübergefahren, sondern habe die knapp 8 km von Neuharlingersiel in einem Seekajak zurückgelegt. Paddeln auf dem Wattenmeer. Ich fand es ein besonderes Erlebnis.
Die Fahrt vom Festland nach Spiekeroog war Bestandteil – und Highlight – eines Seekajak-Kurses, an dem ich teilnahm. Ich bin keine Anfängerin im Kajak. Dies war jedoch das erste Mal auf See. Ich fuhr also in einer Gruppe unter erfahrener Leitung.
Keine Scheu vorm Wasser
Der Kurs hatte am Freitagabend mit einem Kenter- und Wiedereinstiegstraining auf der Hunte in Oldenburg angefangen. Mit 8 Grad war das Wasser dieses Nebenflusses der Weser nicht gerade einladend. Ohne entsprechende Schutzkleidung (Neopren oder besser noch Trockenanzug mit Fleece drunter) hat man keine Chance. Und auch mit der richtigen Ausrüstung ist es einfach kalt.
Am Samstagmorgen pünktlich um acht ging es – wieder auf der Hunte – weiter mit einer Reihe fahrtechnischer Übungen bei wechselhaften Wetter. Um die Mittagszeit, als wir die Boote auf die Autos luden und Richtung Nordseeküste fuhren, klarte es auf.
Wellen
Die Überfahrt von Neuharlingersiel nach Spiekeroog fand dann unter schönsten Bedingungen statt: angenehme Lufttemperaturen, viel Sonnenschein und wenig Wind. Für die Cracks in der Gruppe dürfte es fast ein bisschen langweilig gewesen sein; für meine Erstlingsfahrt auf See war das Wetter genau richtig. Wenig Wind bedeutet übrigens nicht automatisch keine Wellen. Strömungsbedingt gab es durchaus Abschnitte mit Seegang.
Navigation
Wir starteten zwei Stunden nach Beginn der Ebbe, um optimal von der Strömung zu profitieren. Während der Überfahrt nutzten wir die diversen Seezeichen – vor allem Tonnen – zur Orientierung. Auf jedem Boot war zudem ein Kompass montiert, sodass wir unseren Kurs jederzeit überprüfen und korrigieren konnten.
Schwergewichte
Schneller als ich gedacht hatte, nach gut anderthalb Stunden, konnten wir die Boote auf Spiekeroog an die Dünenkante schleppen. Für ein voll beladenenes Seeekajak braucht man vier Leute und Tragegurte. Bei an die dreißig Kilo Eigengewicht plus Zuladung aus wasserdichten Packtaschen mit Klamotten, Zelt, Kocher, Schlafsack, Isomatte und Proviant bekommt man es sonst nicht von der Stelle.
Der Zeltplatz auf Spiekeroog ist praktischerweise direkt auf der anderen Seite der Dünen. Er hatte gerade an diesem Wochenende Saisonstart. Toll ist der kleine Bio-Kiosk, wo wir uns mit frischem Obst und Gemüse versorgen konnten.
Die Herkunft der Endung -oog
Mit dem niederländischen waddeneiland Schiermonnikoog haben Spiekeroog und die Nachbarinseln Wangerooge und Langeoog die Endung -oog gemeinsam. Sie geht, wie das ei in eiland (niederländisch für Insel) auf die protogermanische Wurzel *agwjō- zurück und bezeichnet ein Stück zu Wasser gehörendes Land
Ruhetag
Am Sonntag hatten wir Anfänger frei, während die fortgeschrittenen Teilnehmer auf See den DKV-Schein EPP3 Küste machten. Wir nutzten die Gelegenheit, den Ort Spiekeroog zu erkunden, Sonne zu tanken und uns für die Rückfahrt am nächsten Tag mit jeder Menge Waffeln und Spaghetti zu stärken.
und Rückfahrt
Am Maifeiertag waren die Wetterbedingungen weniger anfängerfreundlich als auf der Hinfahrt. Zurück von Spiekeroog nach Neuharlingersiel mussten wir gegen Windstärke 4 bis 5 ankämpfen. Auch das haben wir in der Gruppe aber gut überstanden.
Am Ende des viertägigen Kurses war mein Kopf so voller Eindrücke, dass ich unwillkürlich ganze Sätze auf Niederländisch redete. Das passiert eigentlich nur, wenn ich komplett erschöpft oder richtig krank bin.
Auf dem Wattenmeer zu paddeln fand ich ein tolles Gefühl. Zelten hingegen ist nicht mein Ding. Zumindest nicht im Frühjahr mit Nachttemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Wenn das ganze Programm noch einmal mit Unterkunft in einer Ferienwohnung angeboten wird, bin ich aber die erste, die wieder dabei ist.
Deutsch | Niederländisch |
das Meer/die See | de zee |
der See | het meer |
das Wattenmeer | de Waddenzee |
das (oder der) Seekajak | de zeekajak |
Kajak fahren | kajakken |
die Nordseeinsel | het waddeneiland |
der Fluss | de rivier |
die Dünen | de duinen |
paddeln | peddelen |
Ebbe und Flut | eb en vloed |
die Windstärke | de windkracht |
die Brandung | de branding |
die Strömung | de stroming |
der Seegang | de zeegang |
die Tide | het tij |
der Tidenhub | het getijverschil, het verschil in waterstand tussen eb en vloed |
die Welle | de golf |
das Zelt | de tent |
zelten | kamperen |
Oh, das sieht so richtig schön aus, da bekommt man Lust das einmal auszuprobieren,
Das zeigt mal wieder: „het leven is een feestje maar je moet wel zelf de slingers ophangen“
Das Paddeln an sich ist eine großartige Erfahrung, Marje. Die ganze Logistik drumherum finde ich schon etwas anstrengend.
Toller Bericht. Danke.
Graag gedaan, Andrea. Ich wollte meine Erfahrungen gerne festhalten und habe gedacht, buurtaal wäre dafür gar nicht mal so ungeeignet ;)
Wäre diese Paddeltour nicht dann am einfachsten, wenn die Tide sich zur Ebbe hin wendet? Dann müßte einen doch die Strömung ins Meer (ik bedoel de zee) hinausziehen. Oder sehe ich das falsch und die Tide spielt keine Rolle?
Hoi Patricia, das ist im Prinzip richtig gedacht. Tatsächlich sind aber in der dritten (und vierten) Stunde nach Tidenwechsel die Strömungsbedingungen am günstigsten, um davon als Paddler(in) zu profitieren.
Es gibt auch noch Callantsoog. https://de.wikipedia.org/wiki/Callantsoog
Lebst du zufällig dort?
Schöner Bericht, Alex! Vom Lesen allein bekomme ich schon Muskelkater in den Oberarmen … ;-)
Das mit dem Zelten kann ich intensivst nachempfinden! Aus dem Alter sind wir allmählich raus, nicht wahr?!?
In die Wörterliste könntest Du das niederländische Wort für „Seegang“ aufnehmen – ich merke nämlich gerade, dass ich da einen Aussetzer habe und doch tatsächlich den van Dale zücken muss, um sicher zu sein, dass zeegang kein falscher Freund ist.
Hoi Katrin, wenn man richtig paddelt, kommt die meiste Kraft aus dem Rumpf und nicht aus den Armen ;) Trotzdem kann es ziemlich anstrengend sein.
Ich glaube ehrlich gesagt, dass ich im „Zelt-Alter“ nie wirklich drin war ;)
Seegang habe ich aufgenommen, genauso wie die Tide und den Tidenhub.
„das Wattenmeer“ ist für Holländer ein sehr komische Nahme…..hahaha
Wow, was für ein Abenteuer. Es ist klasse zu lesen, aber ich bin immer froh, wenn ich festen Boden unter den Füßen habe. Und auf See ein stabileres Gefährt. Aber so, wie Du es hier beschrieben hast, macht es beinahe Lust, es ebenfalls mal zu probieren …
Ich war immerhin schon mal auf dem Schweriner See mit einem Paddelboot unterwegs. Dort kamen die einzigen Wellen von rücksichtslosen Motorbootlern.
Du steuerst ein Kajak vor allem mit Körpergefühl, Oliver. Wenn du das hast (und ein Boot, das zu deinen Körpermaßen passt) sitzt du recht stabil.
Probier’s doch noch mal, wenn du die Gelegenheit hast. Es muss auch nicht gleich die Nordsee sein.
Motorboot-Wellen: die kennen wir hier auf der Leine auch. Erfahrene Paddler finden sie toll :)
Das sieht nach einer richtig guten Tour aus – bisher habe ich nur einige Wattwanderungen gemacht (zum Beispiel nach Baltrum oder Norderney), aber so eine Tour mit dem Kajak muss ich unbedingt auch mal machen.
[…] ben ik geen Warmduscher. Ik kajak de Waddenzee over en ik stort me elke dag in het Duitse […]