Last updated on 20-12-2023
Obwohl ich täglich niederländisch schreibe, lese und auch oft höre und spreche, merke ich nach so langer Zeit im Ausland, dass ich manche Dinge in meiner Muttersprache nicht mehr selbstverständlich richtig mache. Deutsche Wörter und deutscher Satzkonstruktionen drängen sich dazwischen.
Interferenz
Das Phänomen kennt wohl jeder, der längere Zeit in einer Fremdsprache weilt. Irgendwann kommen einem bestimmte Wörter und Ausdrücke, die man „daheim“ ohne nachzudenken benutzt hat, nicht mehr so selbstverständlich über die Lippen. Oder es tritt – gerade bei Sprachen, die ohnehin viele Ähnlichkeiten aufweisen – Interferenz auf: Wörter und Satzkonstruktionen aus der immer vertrauter und präsenter werdenden Fremdsprache drängeln sich in den Vordergrund.
Niederländer in Deutschland sagen dann plötzlich
het geeft regen
statt
het gaat regenen
eine direkte Übertragung des grammatikalischen Konstrukts „es gibt“, das es im Niederländischen eben nicht gibt.
Wilde Wellen und glatte Wogen
Ein schönes Beispiel für Interferenz auf Wortebene stammt von meiner Schwester, die schon mindestens genauso lange in Großbritannien lebt wie ich in Deutschland.
Sie sprach in einem unserer Begegnungen über ihr relatieschip. Als Bildsprache funktionierte das prima. Ich kann mir das Bündnis zweier Menschen sehr gut als Segelboot vorstellen. Mal durchschneidet es die Wellen, mal stellt es sich quer gegen den Wind, mal ist es in ruhigeren Gewässern unterwegs. Trotzdem: Beziehungsschiffe sucht man in niederländischen Wörterbüchern vergebens. Eine Beziehung (egal welcher Art) heißt einfach nur relatie.

Akzentfrei
Manche Menschen übernehmen nach einer gewissen Zeit sogar den typischen Akzent der Fremdsprache in die eigene Sprache. Bei mir ist das – zum Glück – nicht der Fall. Auch nach neunzehn Jahren in Deutschland klingt mein Niederländisch Noord-Hollands. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals deutsch klingen wird.
Interessanterweise bemerke ich aber bei meinem Englisch, das meine zweite Fremdsprache ist, einen Hauch von einem deutschen Akzent – zumindest wenn ich einen einzelnen Satz von mir gebe. Sobald ich jedoch im Redefluss bin verschwindet er – zum Glück – wieder.
Zu ähnlich
Ich schreibe und lese im Alltag so viel Niederländisch, dass keine echte Gefahr besteht, aus der Übung zu kommen. Gerade weil Deutsch und Niederländisch sich in vielerlei Hinsicht so ähnlich sind, gibt es aber durchaus ein paar Fälle, wo ich auf der Hut sein muss.
Für oder gegen?

So ist man im Deutschen allergisch gegen und im Niederländischen allergisch voor (also für) etwas.
Alle: elke, om de …
Nachdenken muss ich inzwischen auch, wenn ich auf Niederländisch eine Formulierung wie alle zwei Wochen benutzen möchte. Das heißt nämlich nicht alle twee weken sondern elke twee weken (wortwörtlich: jede zwei Wochen). Ich darf jedoch auch om de twee weken (wortwörtlich: um die zwei Wochen) sagen.
Verwirrend (nicht nur für Nicht-Niederländer) wird die Konstruktion mit om, wenn sie ohne Zahl benutzt wird. Dann kann sie nämlich verschiedene Dinge bedeuten:
Während om de twee weken alle vierzehn Tage heißt, kann om de week entweder jede Woche oder aber die eine Woche schon, die nächste aber nicht, bedeuten. Vor allem wenn es um Termine und Verabredungen geht, sollte man om de also lieber vermeiden.
Neem om het uur een tablet in
Neem elk uur een tablet in
Je nachdem, um was für ein Medikament es geht, könnte das nach hinten losgehen.
Bei
Neem om de vier uur een tablet in (mit dem Zahlwort 4) ist hingegen klar, dass man vier Stunden verstreichen lassen sollte, bevor man die nächste Tablette schluckt.

Ik habe zum Beispiel elke veertien dagen Gitarrenunterricht.
Wie ist das bei Euch mit der deutsch-niederländischen Interferenz? Machen die Ähnlichkeiten der beiden Sprachen Euch manchmal auch einen Strich durch die Rechnung – so wie bei mir?
Sehr schöner Artikel, der Beschreibt, was ich aus anderer Perspektive mitgemacht habe. Ich habe zwar nur 2 Jahre in den Niederlanden gelebt, allerdings habe ich sehr schnell gemerkt, dass sich auch vor allem die Präpositionen mit meinem Deutsch interferiert haben. Zum Beispiel schrieb ich einmal mit voller Überzeugung in einem Text „genießen Sie VON. Außerdem war ich bei ‚om te‘ Sätzen immer sehr dazu geneigt, auch im Deutschen ‚um zu‘ zu verwenden, wobei das ‚um‘ im Deutschen ja viel seltenr nötig ist. Ausdrücke wie ‚es fällt mit‘ (‚het valt mee‘) konnte ich meistens noch unterdrücken ;-)
Oh ja, unterschiedliche Präpositionen sind oft ein Stolperstein. Da muss ich manchmal auch innehalten und überlegen :-)
Bei meinem aktuellen Niederländisch-Kurs ist die Kurssprache Englisch. Daher ist es mir am Anfang oft passiert, dass ich die Wörter im Satz wie im Englischen positioniert habe. Auch die Aussprache ist oft sehr „Englisch“. Dadurch habe ich viele Fehler gemacht und wurde oft korrigiert und ich musste lernen, dass ich Deutsch als Basis nehmen muss – vor allem bei der Satzstellung. Dadurch wurde ich viel besser … leider ist das Niveau jetzt höher und die Unterschiede zwischen beiden Sprachen in der Grammatik kommen mehr in den Vordergrund – jetzt ist alles „zu Deutsch“ *seufz* – die Satzstellung, die Aussprache und z.B. die Possessief pronomen – nur so als Beispiel: „mijne boten“. Ich weiß zwar wie es richtig geht und mache das selten falsch, aber als ich so richtig müde war und ich einen Text verfassen musste, kamen alle diese e’s zum Vorschein …
Als Deutschsprachige Niederländisch zu lernen mit Englisch als „Vermittlungssprache“ stelle ich mir schwierig vor. Es sind alles Schwestersprachen, aber beim Satzbau sind sich Deutsch und Niederländisch doch deutlich ähnlicher.
In meinem Kurs beim Bildungsverein stelle ich auch fest, dass viele Teilnehmer oft „englische“ Sätze bilden. Vermutlich, weil das Englische ihnen vertrauter ist?
Wenn man richtig müde ist, fällt es einem oft schwer, sich in einer Fremdsprache zu bewegen. Es ist schon eine Höchstleistung, was unsere Hirne da vollbringen :-)
Ja, das ist sehr faszinierend…Ich mache gerade einen Schwedischkurs und bin oft auch dazu geneigt, den Englischen Satzbau zu verwenden, obwohl die ‚Deutsche‘ Variante meist richtig wäre…Ich glaube, man ist dann einfach im Fremdsprachmodus und blendet die Muttersprache aus, solange man ein fremdsprachliches Äquivalent griffbereit hat…Beim Wortschatz fällt mir oft auf, dass mir plötzlich türkische Wörter einfallen, die ich vor ein paar Jahren mal in einem Anfängerkurs gelernt habe. Ob das wohl damit zusammenhängt, dass ich das Schwedische im Moment noch ebensowenig gefestigt habe, wie das Türkische damals und sich mein Hirn soz. wieder auf diese elementare Sprachstufe einstellt… So, das war jetzt etwas ausschweifend, aber dad menschliche Hirn wirft einem tatsächlich immer Rätsel auf :)
Genau das hatte ich als ich mal einen Bildungsurlaub Italienisch gemacht habe. Da kamen plötzlich ganz viele russische Wörter an die Oberfläche. (Russisch hatte ich als Nebenfach während das Studiums. Danach habe ich es eigentlich nie mehr aktiv gesprochen.)
Bei mir kommt noch erschwerend hinzu, dass ich mich täglich mit Englisch herumschlage und auch fließend unterhalten kann (ok, sagt nichts über die Qualität aus) und deshalb leicht hin und her wechsle. Mein Lehrer meinte ich solle mir die Texte des „Schwesterbuchs“ anhören – wegen der vielen für Deutsche schweren Worte – und seit ich mit dem Buch arbeite geht es auch besser. Dieser „Umweg“ über das Englische hat es mir schwer gemacht – so gut ist mein Englisch dann auch nicht. Das Buch hat den gleichen Inhalt bis auf die Aufgaben – allerdings eben auf Deutsch: Das ist eine deutliche Verbesserung.
Danke, Alex, für wieder mal einen interessanten Artikel.
Da stimme ich zu, Fremdsprachen scheinen den Wortschatz in der Muttersprache heimlich zu „bereichern“.
Was die Präpositionen angeht, muss ich übrigens auch sehr aufpassen auf falsche Freunde, wenn sie als Vorsilbe von Verben auftauchen.
Ausfüllen – invullen
Einladen – uitnodigen
Meinst Du solche Fälle, Michael?
Nach beinahe 10 Jahren in Amsterdam mit Niederländisch als Arbeits- und Lebenssprache schleicht sich der eine oder andere Begriff schon in mein Deutsch ein. Mein (deutscher) Mann korrigiert mich dann mit Geduld und Humor. Ich befestige eben nicht, sondern bestätige. Manchmal komme ich nicht mehr auf ein deutsches Wort, weil mir das entsprechende niederländische viel griffiger erscheint: „gegevens“, „knuffelen“, „gezellig“ (das deutsche „gesellig“ hat für mich immer einen spießigen Beigeschmack im Schunkelrhythmus), „lekker“ (je nach Region in Deutschland umfassend oder eben nur für Speisen zu benutzen). Ich bin „geworteld“ in Amsterdam (was ein niederländischer Freund mit „du hast gewurzelt“ übersetzte) und gehe gerne „uitwaaien“. Ja, und da ich in Deutschland keinen Geschirrspüler hatte, kommt mir der „vaatwasser“ auch leichter über die Lippen. Mehrsprachigkeit ist eine Herausforderung, aber eine sehr schöne.
So sehe ich das auch, Meisje!
P.S. Andersrum (deutsche Worte im Niederländischen) gilt das natürlich auch: Die deutsche „Wollmaus“ klingt netter als das „stofnest“, obwohl beide den gleichen unangenehmen Dreck in schwer erreichbaren Ecken meinen. Und wenn ich über „Heimat“ spreche, benutze ich immer das deutsche Wort, weil es m.E. keine niederländische Entsprechung gibt. „Geboortegrond“ oder „vaderland“ boten mir Niederländer an, aber das meint nicht das, was mit dem Begriff „Heimat“ auf der Gefühlsebene verbunden ist. Oder sehe ich das falsch?
Außer im Russischen habe ich übrigens noch keine Sprache gefunden, die ein Wort für das hat, was Deutsche mit Heimat meinen.
Die Wollmaus finde ich auch super, zumal sie bei uns in der Wohnung zu großen Teilen von den Katzen verursacht wird ;-)
Heimat lässt sich in der Tat oft schwer bis nicht übersetzen. Manchmal passen geboortestreek, land van herkomst oder vaderland ganz gut, aber oft auch nicht. Und sie haben auch nicht den gleichen Gefühlswert als Heimat.
Iets wat hiermee een beetje verwant is, denk ik: ik ben net terug van een vakantie in Duitsland. Ik was alleen, en heb tijdens mijn vakantie zo nu en dan gesprekjes gehad met mensen die ik ontmoette tijdens mijn rondreizen en rondkijken (Alex, je kunt er in etappes foto’s van zien op Facebook).
Nu waren dat meestal gesprekjes in het Duits. Mijn Duits is een beetje gebrekkig, maar ik red me prima in dat soort gesprekjes.
Ik ontmoette ook een dame uit Australië, en dan ga ik over in Engels: mijn Engels is beter dan mijn Duits, veel grotere woordenschat, en minder grammaticale blunders. En haar Duits was gebrekkiger dan het mijne. Het liep zo dat we elkaar gedurende een hele ochtend steeds even tegenkwamen. En ik merkte dat ik zo nu en dan een Duits woord of Duitse uitdrukking gebruikte in plaats van Engels. Dus niet maar een aanpassing aan de Duitse grammatica binnen het Engels, nee, complete zinswendingen in het Duits door het Engels heen. Dat zou me in een niet-Duitse omgeving niet overkomen denk ik.
De meeste Duitsers geven me complimentjes voor mijn Duits – wat ik heel aardig vind -, één man, waar ik koffie bestelde, ging al bijna meteen op Engels over omdat hij raadde dat dat voor mij makkelijker zou zijn.
Door onze internationale familie hebben we ook vaak situaties waar ik Duits, Nederlands en Engels door elkaar moet spreken. Dan gaat er wel eens is mis.
Mein Mann (Niederländer in Deutschland) sagt inzwischen gerne:
„Ik kom voorbij“ wenn er eigentlich „Ik kom langs“ sagen will.
Das ist mir auch schon über die Lippen gekommen ;-)
Die Endung „-ship“ als „Schiff“ zu verstehen ist schon lustig. Die englische Endung „-ship“ (wie in relationship, friendship, leadership etc) hat als Entsprechung im Niederländischen die Endung „-schap“ (wie in vriendschap, wetenschap, boodschap) und im Deutschen die Endung „-schaft“ (wie in Freundschaft, Wissenschaft, Botschaft).
Das weiß meine Schwester sehr wohl, Gerhild. Das Hirn hat da aber einen eigenen Willen und es denkt offensichtlich lieber in Bildern als in lexikalischen Kategorien …
Ja, als leraar Duits in Nederland en docent NT2 in Duitsland beheers ik beide talen naar behoren. Maar toch, het verschijnsel interferentie blijft ook na jaren voor de klas altijd weer de kop op steken. Tegenwoordig hoor ik me in Nederland soms zeggen: ‚Ik ben gezwommen‘ terwijl ik tegelijkertijd tegen mijn Duitse cursisten zeg dat dit een Nederlander zeer vreemd in de oren klinkt.
Hallo Alex!
Der letzte Kommentar (Henk) ist ein fabelhafter Fall. Man könnte es hier doppelte Interferenz nennen denn auf niederländisch sind beide Varianten (ik heb gezwommen en ik ben gezwommen) möglich. Das Problem ist nur dass sie nicht genau dasselbe bedeuten. Wer z.B. ins öffentliche Schwimmbad geht (oder sogar ins Meer), kann voller Stolz sagen, wenn er wieder nach Hause kommt: „Heute Nachmittag „heb ik lekker gezwommen.“ Wer aber von Calais nach Dover schwimmt, kann mit mehr Stolz sagen:“ Ik ben naar Engeland gezwommen.“
Der Unterschied ist, glaube ich, ob man nur herumschwimmt oder dass man etwas bestimmtes überquert. Für den Rhein würde es nicht anders sein: „Ik ben van Keulen naar Düsseldorf gezwommen.“
Steckt irgendeine Logik dahinter?
Jos
Meine Lehrerin meinte, man verwendet zijn wenn eine Richtung im Spiel ist, also von A nach B. Dazu passen deine Beispiele einwandfrei …
Hallo Andrea und Andere!
Danke deiner Lehrerin für den Hinweis. Für mich bedeutet dieser Hinweis „eine Richtung, also von A nach B“ eine Aktivität mit einem bestimmten Ziel. Wahrscheinlich ist das auch von dir (ihr) gemeint worden.
Man sagt ja auch:
„Ik heb (en niet: ik ben) gisteren een heel stuk (eind) (een paar kilometer) gezwommen.“
Klare Richtung aber ohne bestimmtes Ziel.
Moeilijke taal, dat Nederlands…der Verb „lopen“ (laufen) ist ein ebenartiges Beispiel, glaube ich. Mit fietsen (radfahren) ist es genauso.
Schöne Grüsse,
Jos
Was denkst du bzw. deine Lehrerin davon?
Da waren wir in etwa gleich schnell Jos ;-) (siehe meine Antwort unten)
Andrea, Deine Lehrerin hat recht:
Wenn es um das Zurücklegen einer Strecke geht (eine Richtung, von A nach B) benutzt man „zijn“. Wenn es um die Tätigkeit an sich geht, oder um eine bestimmte Zeitdauer, nutzt man „hebben“.
Deshalb ist es (Aktivität/Tätigkeit):
ik heb nog nooit zo hard gezwommen als toen er een haai achter me aanzat
und
heb je wel eens in de Alpen gefietst?
aber (Richtung/Strecke)
ik ben van Calais naar Dover gezwommen
und
ik ben naar huis gefietst.
Liebe Alex,
danke für die Erläuterung, die ich zwar zu Beginn meiner Niederländisch-Kurse (wollte gerade Kursusse schreiben!) auch gehört hatte, die ich aber immer wieder vergesse. Ich hoffe, dass ich es nun behalte, vielleicht sollte ich mir eine Eselsbrücke einfallen lassen.
Meisje
Mein Niederländisch ist durch meine zwei Blogs gerettet. Davor hatte ich die Sprache fast aus meinem Leben verbannt—außer bei Verwandten und Freunden natürlich, die ich aber nicht so oft sah. Seitdem ich wieder Niederländisch schreibe, bleibt mir die Muttersprache erhalten.
Akzent: Wenn ich jetzt nach Holland fahre, spricht Ladenpersonal oder eine Cafébedienung mich des Öfteren auf Englisch an, besonders am ersten Tag. Ich habe dann zwar gerade etwas auf Niederländisch bestellt, aber der Eindruck, der herüber kommt ist: ‘Akzent, also Ausländer, also Englisch’.
Dorothees Fremdsprachenmodus erkenne ich auch wieder. Was passiert, wenn mir ein deutsches Wort nicht einfallen will? Dann bietet mein Gehirn sofort Alternative an auf Englisch, Französisch oder gar Italienisch(, das ich kaum kenne), aber nie auf Niederländisch.
Ich bilde mir ein noch immer in der Lage zu sein meine Fehler im Niederländischen selbst zu korrigieren. Wenn ich schreibe, gibt es genügend Zeit das tatsächlich zu tun. Nur in einem Bereich bin ich unsicher geworden: ist es ik heb vergeten oder ik ben vergeten usw.? Das Problem gibt es nicht nur bei Verben von Richtung. Wörterbücher lassen einen hier im Stich. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Deutsche auch schwanken: ich habe/bin gesessen usw.
@Alex: Ein spannendes Thema. Aktiver Umgang mit Fremdsprachen – das ist etwas, was mich immer wieder aufs neue zum Staunen bringt. Dazu gleich mehr.
@Emigrant: Wenn ich nicht ganz falsch liege, dann ist Unterscheidung bin/habe eine unserer deutschen Nord-Süd-Unterscheidungen. Das „bin gesessen“ ist mehr die fränkisch/bayerische Zunge, „ich habe gesessen“ der kümmerliche Rest der Republik. Ein Punkt übrigens, der die sprachverwandschaftlichen Verhältnisse des Niederländischen offenbart.
Worüber ich doch staune ist, dass selbst Du, Alex, beim Übersetzen zwischen NL/DE/EN Probleme hast. Dies habe ich immer meinem vergleichsweise geringen Sprachtalent zugeordnet; es scheint aber nach allen Vorreden eine richtig hohe Kunst zu sein.
Mein eigenes Erlebnis war erst kürzlich: Ein amerikanischer Partner hatte mich im vergangenen Jahr gebeten, auf der RAI für ihn die deutschen und niederländischen Gesprächspartner zu übernehmen. Das Vermitteln DE/EN war eigentlich problemlos, NL/EN unmöglich. Das konnte ich nur im Nachhinein erzählen. Unangenehm in diesem Zusammenhang war auch, dass ich durch das viele Sprechen mit unserem Partner auch denktechnisch ins Englische gewechselt bin. Mein eigentliches Waterloo erlebte ich dann bei meiner Heimkehr: Meine Gedanken sind da sprachlich völlig durcheinander gegangen. Ich habe meiner Familie alles in einem wilden Kauderwelsch aus drei Sprachen erzählen wollen – die Gesichter brauche ich jetzt nicht zu beschreiben. Nach einer guten Nachtruhe war alles wieder beim Alten – was da aber in einem Gehirn abläuft, ist – aus meiner Sicht – seltsam. Da stimme ich allen Vorrednern uneingeschränkt zu.
Hi Bernd, jetzt muss ich etwas spitzfindig sein: Beim Übersetzen habe ich keine Probleme. Lastig ist das mündliche Hin- und Herwechseln zwischen drei Sprachen, wie Du es eben beschrieben hast.
Hallo Alex,
Du hast recht – ich habe da etwas unscharf formuliert. Ich spielte in der Tat auf das mehr oder weniger unmittelbare Wechseln zwischen den drei Sprachen an.
Oja, dat ken ik goed. Dan zeg ik tegen mijn broer: ‚welke oertijd (Uhrzeit) is het?‘. We lagen slap van het lachen!
Omgekeerd heb ik sommige dingen uit het nederlands gewoon in het duits overgenomen, ookal weet ik dat het eigenlijk fout is, zoals: ‚Ich geh‘ mit dem Fahrrad‘ (ik ga met de fiets). Dit ‚gaan‘ is veel ruimer te gebruiken. In het duits moet je dan ‚fahren, laufen, fliegen‘ usw. gebruiken. volgens mij ben ik dan gewoon te lui!
Dingen die ik in Duitsland beleeft heb, zijn soms moeilijk in het nederlands te vertellen, zeker als er veel speciale woorden mee verbonden zijn, bijvoorbeeld over het krijgen van kinderen.
Doei,
Jojo
Oertijd vind ik erg mooi ;-)
„Ich gehe mit dem Fahrrad“ sage ich unwillkürlich auch oft. Du hast recht: das niederländische Verb „gaan“ ist unheimlich flexibel.
Auch Deine letzte Bemerkung kann ich gut nachvollziehen. Wenn der erlebte Kontext Deutsch ist, kommen die deutschen Wörter schneller als die niederländischen.
„Ich geh‘ mal eine Runde radeln“ – damit würdest Du in meiner Urheimat (Kreis Viersen) nicht auffallen. Allerdings liegen wir an der Grenze zu Limburg, vielleicht daher.
Ich bin mir recht sicher, dass ich Ähnliches hier in Hannover auch schon mal gehört habe ;-)
Alex, hast Du etwa die deutsche Behauchung von /p/, /t/ und /k/ ins native Niederlaendisch ubernommen? Sagst Du etwa „khijken“ oder „thaal“, wenigstens gelegentlich? Ich habe gelegentlich solcherlei aus dem Munde junger Polen beobachtet, die sich eine laengere Zeit in einem germanischen Land, ausser den Niederlanden, aufgehalten haben, und im Polnischen „geeft het“ jene Behauchung genausowenig wie in Niederlaendischen (die einzige germanische Sprache, die sich nicht hat, sowei ich weiss).
Nein Stanisław, das tue ich nicht.
Hallo Alex! Wie sprichst du denn „Push the button“ aus? Englische Wörter wie „Device“ und „Option“ klingen auch auffällig, wenn sie mit deutschem Akzent ausgesprochen werden.
Hi Marco, mein Englisch wird leicht Niederländisch „angehaucht“ sein, wenn Du das meinst.
Ein sehr interessanter Artikel :) Obwohl ich nicht sehr gut Niederländisch spreche, es allerdings relativ viel höre, geht es mir auch öfter so, dass ich Deutsch und Niederländisch „zusammenwerfe“ – Letztens habe ich z.B. in einer Unterhaltung gesagt, dass „die ‚Machinisten‘ gestreikt haben“. Das deutsche Wort „Lokführer“ fiel mir in diesem Moment überhaupt nicht ein und kam mir erst in den Sinn, als mein Gegenüber fragte, wer denn nun genau streikte. Ich vermute fast, dass es daher kommt, dass Deutsch und Niederländisch doch ziemlich viele Ähnlichkeiten haben und viele Wörter ähnlich klingen und es deshalb öfter zu Verwechslungen kommt. Englisch hingegen spreche ich fließend und habe da nicht das Problem deutsche Wörter „einzumogeln“ – auch in die andere Richtung nicht. Es scheint sich bei mir also tatsächlich nur auf NLDE zu beschränken.
Mein Eindruck ist, dass ein Deutschsprachiger, der NLisch zu sprechen versucht und nicht weiss, wie man/frau etwas auf NLisch sagt, und deshalb seine deutsche Vokabel zu niederlandisieren versucht, es fast immer falsch kriegt /wenn das kein Anglizismus ist/; und dann auch umgekehrt, wenn er zu erraten versucht, was ein gegebenes nlisches Wort bedeutet aufgrund der ihm bekannten dt.-nlischen Lautensprechungen, ebenfalls falsch raet. Beispiele, nicht erdacht sondern aus dem richtigen Leben, die mir mal ueber den Weg gelaufen sind:
Uw transactie wordt verwerkt — wurde verwirkt???
luiers verwisselen — Windeln verwechseln (mit was denn)??? Aber auch „verschonen“ kann man sie, zu unserer groessten Verwirrung…
zijn telefoonnummer wissen — naja, mit „wischen“ liegt man vielleicht nicht sooo falsch …
een verzoek tot levensbeëindiging — ist nicht ein Versuch, sondern ein „Gesuch“, eine Bitte… /das ist aus dem beruehmten Euthanasie-Gesetz/
Nun meine Frage an Euch NLer in D: kommt Ihr denn nicht mal in Versuchung /verzoeking, beproeving, bekoring/, manche Woerter Eurer Sprache in der „deutschen“ Bedeutung anzuwenden?
Hoi Stanisław,
da sprichst Du die sogenannen falschen Freunde an. Davon sind hier auf buurtaal schon einige Revue passiert:
Alle Beiträge zum Thema Falsche Freunde
Hoi Alex – danke. Die Konstruktion „sie sind Revue passiert“: duerfte sie nicht wohl ein Niederlandismus sein? Klingt irgendwie seltsam im Deutschen /aber ich habe da kein so sicheres Gefuehl/. „Ze zijn de revue gepasseerd“?
Was mich allerdings vor allem interessiert, sind nicht so sehr falsche Freunde an sich, sondern praezis die Faelle, wo „die Fremdsprache das Ruder an sich reisst“ und ein Niederlaender oder Flame (Surinamer … usw.) „deutschelt“, wie in (s. oben) „ik kom voorbij“ statt „ik kom langs“. Denn in den obigen Beitraegen sind nicht erdrueckend viele Faelle dieser Art erwaehnt worden, wenn ich sie mal schnell Revue passieren lasse.
Sind etwa Batavophone gegen solcherlei Interferenzen weitgehend immun? Und wenn ja, woran liegt dies?
Jeder buurtaal-Leser, der dazu etwas sagen möchte, kann das tun, Stanisław. Es ist jedoch nicht an Dir, die Diskussion zu steuern oder zu lenken.
Zu „sie sind Revue passiert“: Da hast Du, denke ich, recht: Ich hätte sagen sollen: Ich habe sie Revue passieren lassen.
Ha Fabian, das mit den „Maschinisten“ oder „Machinisten“ könnte mir auch passieren ;)
Hallo Alex,
Ich habe 5 Jahre in der Schweiz gelebt, und nun haben sich auch bei mir gewisse schweizer Ausdrücke und Betonungen in meinen Wortschatz eingenistet, die ich auch nicht mehr loswerde. So zb „innert einer Woche“, “ es nimmt mich Wunder“ oder Wörter wie „Natel“ (Handy) und „Occasion“. Oder die betonung von Abkürzungen auf der ersten Silbe , so fahre ich mit der DeeBe, und nicht mit der DeBee, wie es der normale deutsche tun würde. Ouso mängisch denke d‘ Lüt i sig Schwiizer :D
Mit der schweizer Variante des Deutsche kenne ich mich leider viel zu wenig aus. Danke für diesen kurzen Einblick, Steven :-)
Super Blog und wieder toller Artikel!
Ich bin ein Fan vom niederländischen ‚lekker‘. Einfach weil es so praktisch und vielseitig ist. Ob ich will oder nicht rutscht es mir dann auch auch in Deutschland heraus!
Schreibst du eigentlich auch Artikel auf niederländisch, Alex?
Hi Nina, ab und zu blogge ich auch auf buurtaal.nl
Hallo Alex, ik woon sinds 11 jaar in Duitsland en heb daarvoor 10 jaar in Groot-Britannie gewoond. Nu geef ik Nederlandse en Engelse les aan de volkshogeschool hier ter plaatse. Thuis spreken we nog Nederlands met elkaar, maar de kinderen spreken ook vaak Engels; zeker tijdens spelletjes spelen bijv. Ik merk tot mijn schrik dat ik ook al tamelijk verduits en dat is bij het lesgeven niet altijd praktisch. Zo nu en dan maak ik fouten zo als: We hebben zo gelacht! In plaats van gelachen. Ik probeer zo nu en dan vertalingen te doen, zodat ik me weer eens intensiever in mijn moedertaal kan verdiepen. Maar het is wel eens lastig…
Ha Marijke, goh, dan lopen er bij jullie steeds drie talen door elkaar. Dat lijkt me zeker een uitdaging.
[…] an sich ist kein sonderlich schwieriges Wort. Jedoch liegt hier Interferenz auf der Lauer – denn viele deutsche Muttersprachler hängen beim Sprechen unwillkürlich ein -d an. Wie beim […]
[…] an sich ist kein sonderlich schwieriges Wort. Jedoch liegt hier Interferenz auf der Lauer – denn viele deutsche Muttersprachler:innen hängen beim Sprechen unwillkürlich ein -d an. Wie […]