Last updated on 02-05-2021
Ich bin Niederländerin und ich habe ein Fahrrad im Hirn.
Niederländische Hirnforscher haben herausgefunden, dass eine bestimmte Region im Gehirn von Niederländern im Straßenverkehr aktiver ist als bei den Einwohnern anderer Länder. Vor allem im Vergleich zu Deutschen waren die Unterschiede signifikant.
Identität
Ehrlich gesagt würde ich mich nicht wundern, wenn mir eines Tages eine solche Nachricht begegnet. Ich würde sogar behaupten, dass Fahrrad fahren unlöslich mit der niederländischen Identität verbunden ist.
Entspannt
In den Niederlanden gehört Fahrradfahren zum Alltag. Es ist normal. Jeder macht es, auch der König und der Ministerpräsident. Das heißt, dass jeder Autofahrer in den Niederlanden auch die Perspektive des Radfahrers kennt. Er sitzt ja oft genug selbst auf seinem Stahlross. Für Fußgänger gilt das gleiche.
Vor allem das macht das Radfahren in den Niederlanden so entspannt. Das Fahrrad steckt in den Köpfen der Niederländer drin.
Fehlende Selbstverständlichkeit
In Deutschland fehlt mir die Selbstverständlichkeit, mit der Fahrradfahrer in den Niederlanden Teil des Verkehrs sind.
Ich vermisse eine Fahrradinfrastruktur, die von Menschen geplant wird, die selber Rad fahren. Ich vermisse überhaupt ein Verkehrskonzept, in dem das Fahrrad gleichberechtigt neben Auto und Fußgänger vorkommt.
Ich vermisse klar gekennzeichnete Radwege, auf denen man nicht ständig damit rechnen muss, dass einem Fußgänger vors Rad laufen. Ich vermisse Autofahrer, bei denen der Blick über die Schulter beim Rechts-Abbiegen so automatisch ist, wie das Hochschalten beim Beschleunigen.
Ich möchte keine bemitleidenden und auch keine bewundernden Blicke, wenn ich bei Minustemperaturen, bei Schauern oder Gegenwind (oder gar einer Kombination derer) zu einem Termin radle.
Für mich ist das normal.
Ich möchte keine Ausreden hören, warum „Ihr“ nicht Fahrrad fahrt. Wenn man denen glaubt, würde man meinen, Deutschland wäre eine einzige Berglandschaft, in der es ununterbrochen regnet.
Und nein: Auch den Verweis auf fehlende Duschen und Umkleiden auf der Arbeit lasse ich nicht gelten. Wer in einem normalen Tempo zur Arbeit radelt, braucht genauso wenig eine Dusche wie jemand, der Auto oder Bahn fährt.
Offener Blick
Ich möchte lediglich, dass Ihr sonstigen Verkehrsteilnehmer mich und die anderen Radfahrer wahrnehmt, gerade auch bei widrigen Wetterverhältnissen. Dass Ihr mich nicht aus Eurem Bewusstsein ausblendet. Dann nämlich helfen meine Halogenlampe und meine orangefarbene Jacke mit Reflektorstreifen auch nichts mehr.
Ich kann gut verzichten auf die oft tendenziöse Berichterstattung über Radfahrer in deutschen Medien, in denen der Autofahrer das Maß aller Dinge ist.
Kein Helm
Ebenso auf Warnungen vor schlimmen Kopfverletzungen, wenn ich mich ohne Helm in den Verkehr begebe – auch wenn ich weiß, dass sie eigentlich nur gut gemeint sind.
Fahrradfahren ist inhärent ungefährlich
Sicherheit entsteht dort, wo Menschen aufeinander Acht geben, nicht dort, wo alle Fahrradfahrer Helme tragen.
Als Niederländerin bin ich quasi im Fahrradsattel geboren. Mein Traum ist es, irgendwann auch hier in Deutschland so entspannt Rad fahren zu können wie in meiner Heimat.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Das gilt für Hannover – als Münsterländerin finde ich die Situation hier auch furchtbar. Aber wenn du mal in Münster und Umgebung fährst, hast du (fast) niederländische Verhältnisse!
Gestern (14.09. 2016) war eine Sendung auf arte, Xenius, die Dich voll bestätigt. Darin wird die grausliche Situation in Deutschland sehr augenscheinlich dargestellt am Beispiel der Verkehrssituation in Köln. Echt gruselig! Die Sendung sollte noch in der Mediathek von arte zu finden sein.
Gerade in Köln scheint man sich mit Radfahrern unendlich schwer zu tun – und es muß auch ein hoher Blutzoll in Form von Unfällen entrichtet werden.
In de buurt van onze camping geeft het sinds een paar jaaren zelf een fietsstraat. Een straat waar de automobilist moest achter een fiets blijven rijden als de situatie eer om vraagt. Geen denken aan, dat zoiets in Duitsland zul worden gebouwd. Als het om fietsers gaat verschillen Nederland en Duitsland echt heel eerg van elkaar, jammer toch.
In Bremen gibt es Fahradstraßen! Laut Wikipedia auch in ein paar anderen Großstädten.
Aber im allgemeinen stimmt es natürlich. Fahrradfahrer haben in Deutschland einen ganz anderen Stellenwert als in den Niederlanden.
Mich würde es schon wundern, wenn festgestellt würde, dass die Verhaltensunterschiede und die unterschiedlichen Zielsetzungen bei der Verkehrsplanung auf Unterschiede im Gehirn der Niederländer und Deutschen zurück zu führen sein sollten. Nein, so eine Ausrede für deutsche Verkehrsplaner und „Herrenfahrer“ zieht bei mir nicht.
Ansonsten kann ich jeden Satz zu 100 Prozent unterschreiben. Außer vielleicht den mit der noch nicht aufgegebenen Hoffnung.
Zu Hause muss ich mit der fehlenden Fahrradinfrastruktur leben, aber im Urlaub gibt es für mich nur ein Ziel: die Niederlande! Auch da ist nicht alles ideal, aber es gibt dort viel mehr Grund sich zu freuen und sehr viel weniger Gründe sich zu ärgern.
Liebe Alex,
Dieser Artikel könnte ich geschrieben haben, so sprichst du mir aus dem Herzen. Ich war diesen Sommer mit einer Gruppe Deutschen in den Niederlanden zum Fahrradfahren, Rondje IJsselmeer, und genau das, was du hier beschreibst, habe ich da deutlich empfunden. Wenn ein großer Brummi-Fahrer einfach beim Rausfahren aus einem Kreisverkehr geduldig wartet, weil er uns in der Ferne mit den Fahrrädern kommen sieht … es fehlen einem die Worte ! Und wie oft nicht die typische einladende Handbewegung hinter der Frontscheibe eines Autos: Ihr könnt ruhig weiterfahren, ich warte.
Dagegen geht es hier in Deutschland, ich spreche jetzt vom Süddeutschen Raum, oft sehr ruppig zu zwischen Auto- und Radfahrer. Sogar bei einer Ausfahrt, wo Autos eh warten müssen und wo du queren musst, stellen sie sich ganz bewusst und bös quer vor deiner Nase. Meist suche ich Blickkontakt und warte bis ich durchgewunken werde. Meist warte ich vergebens.
Ja, wenn es ein Grund gäbe, warum ich doch lieber wieder in den Niederlanden wohnen wollte …..
Das ist so richtig!
Ich bin am 1.8. in Amsterdam angekommen, habe am 3.8. meine Wohnung bezogen und am 5.8. von meinem niederländischen Partner das erste Fahrrad bekommen, weil „Amsterdam ohne Fahrrad geht gar nicht!“ Und es stimmt. Ich radele jeden Tag zur Arbeit, inzwischen auch mit Minirock und Pumps. Von zur ersten Abendveranstaltung meines Lebens per Fahrrad und bin auch schon gruselig nass geworden. Aber: es ist so normal und so entspannt. Und die Infrastruktur tut sehr viel dazu. Neun Jahre in Berlin haben mich auf dem Fahrrad das Gruseln gelehrt. Das ist hier ganz anders und ich genieße es! Dankeschön!
Nun, ich fahre auch kein Fahrrad (mehr). Ich bin relativ unsicher. Außerdem kann ich mit dem linken Auge nicht ganz nach außen (links) sehen und habe so ein eingeschränktes Blickfeld. Zudem wohne ich an einer sehr befahrenen Straße, die gerade mal einen eher kleinen Fahrradstreifen am Straßenbahnrand hat.
Mich erschrecken immer wieder die großen LKWs, die dann angerauscht kommen. Und da bin ich vor ca. 3-4 Jahren, als ich es mal wieder versuchen wollte gleich 3x gestürzt und musste beim letzten Mal dann sogar 2 1/2 Wochen im Krankenhaus verbringen!
Ne, da verzichte ich lieber aufs Radfahren …
(außer es ist am Gehweg erlaubt bzw. hat dort einen vom Autoverkehr abgetrennten Radweg … Da ist mir noch nichts passiert, aber sowas wird ja hier abgeschafft … Radfahren auf dem Seitenstreifen gilt laut den meisten Organisationen ja als sicherer … Nun ja, für mich jedenfalls nicht … Ich bin da zu schreckhaft, wenn ein großes Fahrzeug sich dann schnell annähert. Mit unerlaubten Gegenverkehr auf dem Radweg bin ich jedoch zurecht gekommen … Da ist mir nie was passiert.)
Ja, Deutschland braucht dringend mehr und bessere Fahrradwege!
Ja, die Fahrradhelmdiskussion in D geht mir auch total auf die Nerven und ich finde es herrlich, wie man in Den Haag die Ausländer an diesem Merkmal erkennt.
Ja, Fahrradfahren ist eine Lebenseinstellung.
Aber nur ganz so positiv kann ich die anarchistische, egoistische und riskante Art des Radelns in NL nicht sehen. An den Ampeln gleicht es zu den spitstijden einem Massenstart wie bei der Tour de France…von Rücksicht keine Spur. Gebremst wird ungern, seis mangels Bremse oder Gangschaltung, und für Fußgänger oder gar an Zebrastreifen schon gar nicht. Kamikaze-Krezungs-Überquerungen, egal, ob da schon lange eine Tram bimmelt oder eine rote Ampel steht. Frei nach dem Motto: aus der Bahn, Kartoffelschmarrn, jetzt komm ich. Kleinkinder (so ab 2 Jahren) fahren wacker taumelnd hinter oder vor ihren Eltern her – bewundernswert große Risikobereitschaft oder Gottvertrauen. Het kommt goed.
Zu guter letzt: Die brommers auf den Fahrradwegen gehen mir total gegen den Strich!
In diesem Sinne wünsche ich mir für Deutschland mehr niederländische Infrastruktur und Coolness, den Niederländern dafür etwas mehr Umsicht und Sicherheitsbewußtsein (weiterhin ohne Helm ).
P.S. Die gigantischen fietsenstallingen an den Bahnhöfen und in der Stadt sind wirklich beeindruckend! Da kann sich D auf jeden Fall noch was abschauen.
Die zugestellten Gehwege mangels Abstellräumen in den Wohngegenden ist wiederum weniger toll.
Hier in Berlin finde ich es sehr gemischt. Teilweise gibt es richtig vernünftige Radwege, die dann aber manchmal im Nichts enden oder sang- und klanglos in die Autospur oder Busspur münden. Meistens gibt es aber nur diese mit weißen Streifen entweder der Straße oder dem Bürgersteig abgeknappsten Radstreifen. Teilweise habe ich auch Angst, bestimmte Straßen zu nehmen. Weil man so aufpassen muß bzw. ich dann ziemlich vorsichtig bin, geht es auch mit dem Rad oft nicht viel schneller. Oft nehme ich das Rad NICHT, obwohl es möglich wäre, weil mir der Verkehr und das ständige Aufpassen zu stressig sind. Wenn ich über den Alexanderplatz muß oder eine der Hauptstraßen nehme, denke ich auch oft, puh, Glück gehabt, das war knapp, wenn wieder ein Bus oder Laster dicht an mir vorbeirauscht. In den vielen gepflasterten Straßen fahren so gut wie alle auf dem Bürgersteig, auch nicht optimal. Und ich gebe zu, ich bin ein Schönwetterradfahrer, sprich Warmduscher fürs Rad. ;)
Een van mijn dochters heeft onlangs haar rijbewijs gehaald, in Nederland. En in het gesprekje dat ik naar aanleiding daarvan met haar had kwam naar voren dat het in Nederland wel heel nodig is om je bewust te zijn van de fietsers in het verkeer. Ook omdat die fietsers vaak de meest gekke dingen doen zoals: in Nederland hebben we steeds vaker ‚grote‘ rotondes. Die verleiden fietsers om tegen de richting in op hun fietspad de rotonde te nemen (scheelt een behoorlijk aantal meters); en daarmee laten ze andere weggebruikers behoorlijk schrikken. Niet alleen de automobilisten, ook fietsers die de rotonde op willen rijden, en dan ineens een tegenligger hebben die daar niet hoort te zijn.
In Nederland moeten automobilisten wel goed opletten of er niet ergens een fietser opduikt. Niet alleen waar dat verwacht mag worden, zoals wanneer je rechtsaf slaat en een fietser voorrang moet geven; of wanneer je je autodeur opendoet, en niet even oplet of er niet net een fietser langs rijdt. Ook daar waar fietsers zelf heel erg de fout ingaan.
Ook automobilisten hebben vast hun kenmerkende fouten bij het rijden; maar ik rijd zelf geen auto, dus daar kan ik weinig over zeggen.
Mijn oudste dochter is in Berlijn wel eens in botsing gekomen met zo’n autodeur, van iemand die zomaar de deur open deed. Helaas zijn er ook in Nederland genoeg mensen die zomaar hun autodeur opendoen; ik ben daar altijd op bedacht.
Hallo Alex,
ich komme aus dem von Claudia beschriebenen Münsterland und ich glaube, bei uns ist die Situation tatsächlich etwas besser als in anderen Gegenden Deutschlands. Als ich z.B. gesehen habe wie in Berlin Rad gefahren wird, bzw. wie die Menschen dort Rad fahren müssen, da war ich schon entsetzt und froh, dass es bei uns anders ist.
Dennoch passiert es mir regelmäßig, dass ich im Kreisverkehr fast umgefahren und dann auch noch wild gestikulierend beschimpft werde, weil die Autofahrer noch nicht einmal wissen, dass ich Vorfahrt habe, und das trotz eindeutiger Markierung, genau das Gleiche geschieht häufig mit rechts abbiegenden Autos, wobei da das Meckern fehlt, da die Lage eindeutig ist. ;-)
Da wir regelmäßig in den Niederlanden sind weiß ich, wie entspannt dort Auto und Rad gefahren wird, darum beneide ich unsere Nachbarn. Mal abgesehen davon, dass die Niederländer im Ganzen viel entspannter wirken, wünsche ich mir die Gelassenheit und Geduld im Verkehr hierher nach Deutschland. So manch ein Deutscher auf vier oder auch zwei Rädern kann sich von dort viel abgucken.
Mich schüttelt es übrigens auch immer wieder wenn ich sehe, wie wenig Menschen hier das Rad nehmen und jede noch so kurze Strecke mit dem Auto fahren. Ich bin z.B. im Kollegium (wir sind ca. 16 Leute, von denen nur vier von außerhalb kommen) die einzige, die fast immer zur Arbeit radelt. Dabei wohnen die Kollegen z.T. genauso nah, mehr als zehn Minuten bräuchte von denen keiner mit dem Drahtesel. Naja, leider haben wir hier eine andere Mentalität. Ich für meinen Teil liebe das Radfahren und freu mich auf meinen neuen fahrbaren Untersatz – zum ersten Mal ein richtig gutes Rad. ;-)
Liebe Grüße und Danke für den tollen Artikel,
Melanie
Schon 3 Jahre hier umgezogen: Aber unsere Fahrräder sind verkauft worden (nach Holland) weil die „Bergen“ zu hoch sind…..
Und – unsere Freunde sagen beim fahradfahren zum Arbeit: Ach- ist deine Auto in der Werkstatt???? Schade.
Fahradfahren ist nur fürs Freizeit…….das macht mann nicht von-und- zum Arbeit, auch wenn es nur nur 2 Strassen gibt! Und GAR nicht beim Regen, stell mal vor!
Unsere Nachbar wurde dann durch seine Frau gefahren zum Arbeit!!!
Dein Blog spricht mir im wesentlichen aus dem Herzen Alex.
Ein wenig anders sehe ich jedoch die „Ausreden“ — zumindest bei Radfahrten > 7 oder 8 km. Ich fahre in Süd-Holland jeden Tag 30 km einfach mit dem Rad zur Arbeit (sehr hübsch durch den Polder :-) ). Und ich finde es sehr schade, dass es im Gegensatz zu meiner früheren Arbeit in Süddeutschland keine Dusche auf der Arbeit gibt. Auf die Entfernung kann man nicht „normal“ ohne Schwitzen fahren. Dann wäre ich gefühlt ewig unterwegs. So muss ich mich auf der Behindertoilette etwas frisch machen. Schneller und gründlicher wäre ich mit der Dusche.
Die Radkultur hab‘ ich in Utrecht tatsächlich als sehr ausgeprägt und meist auch recht „entspannt“ empfunden. In anderen Städten (Rotterdam) scheint das aber schon deutlich anders zu liegen und die Radkultur deutlich weniger stark zu sein!?
Sehr interessant fand ich „de nacht van de fiets“ im Radio.
Kan je nog terugluistern:
http://www.nporadio1.nl/de-nacht-van-de-fiets/uitzendingen
Dort auch genannt und aus meiner Sicht durchaus das Lesen wert, wenn man ein wenig „radverrückt“ ist oder Interesse an der Geschichte des Alltagsradelns (in Amsterdam) hat ist:
http://www.cityofbikes.com/index.php/boek
Für den „woon-werk-verkeer“ kommen bei mir übrigens nur 3 oder 4 mit dem Rad zur Arbeit. Die wohnen alle „um die Ecke“ bzw. einer wohnt in 10 km Entfernung. Alle anderen kommen mit dem Auto. Die Kollegen wohnen teilweise 40 km entfernt, aber es gibt auch einen Kollegen der auch nur etwa 6 km zur Arbeit hat und perfekt am Kanal auf einem netten Radweg zur Arbeit radeln könnte und _immer_ mit dem Auto kommt.
Mein früherer Nachbar arbeitet in der Schweiz. Dort ist es bekanntlich durchaus ziemlich bergig. Sehr viele fahren dort im Betrieb mit dem Rad zur Arbeit _und_ können sich dann auf der Arbeit duschen und haben einen Spind für Ihre Klamotten. Das Radfahren wird als sportliche Betätigung so vom Betrieb gefördert. Viele der Leute fahren auch in der Freizeit aktiv MTB. Solche Gelegenheiten würde ich mir überall wünschen (Dusche + Spind und ehrlich gesagt wären Berge zum MTBiken auch klasse… ;-) )
In Deutschland gibt es übrigens noch eine Fördermöglichkeit, die nach meinem Wissen den Möglichkeiten in Holland „voraus“ ist. Das ist http://www.jobrad.org — wo man sich sein Wunschrad (kann auch zur rein privaten Nutzung sein) deutlich begünstigt besorgen kann.
Zum Fahren bei Regen sind mir zwei Dinge in den Niederlanden aufgefallen. Zum einen gibt es hier viel öfter einen von mir sogenannten „Pseudoregen“ (ist das was ihr als Motregen bezeichnet?), bei dem es zwar leichteste Tröpfchen vom Himmel gibt, aber so wenig, dass man im Grunde kaum nass wird.
Zum anderen staune ich immer, wie viele bei „richtigem“ Regen _ohne_ Regenjacke / hose fahren und dann sicher pitschnass auf der Arbeit oder in der Schule ankommen, obwohl man durch den buienradar eigentlich schon vorher davon ausgehen könnte, dass es recht feucht werden wird. Bei schlechterem Wetter fahren hier auch tatsächlich noch ziemlich viele mit dem Rad, aber der Radweg ist doch schon deutlich leerer und auf meine „Fernstrecke“ fährt dann auch praktisch keiner mehr (im Sommer ein paar mit dem Rennrad).
Huhu Peter,
per Fahrrad-Leasing bekommen mein Mann und ich unsere neuen Räder, eine ganz tolle Möglichkeit wie ich finde. Unsere Chefs waren beide sofort sehr angetan von der Idee.
LG,
Melanie
Den Satz will ich mal hervorheben. Ist es nicht so, dass in den Niederlanden ein Autofahrer bei einem Unfall mit einem Radfahrer automatisch eine Mitschuld trägt? Dass Radfahrer nebeneinander fahren dürfen? Nähere ich mich in Zeeland zwei Radfahrern mit dem Auto von hinten, rücken sie etwas näher zusammen – wenn es Niederländer sind. Fahren sie schnell dann hintereinander oder bleiben gar stehen, um mich mit dem Auto passieren zu lassen, können es nur deutsche Touristen sein.
Ja, man hat einfach Angst, umgebrezelt zu werden. Aber das ist noch gar nichts gegen die beklagenswerte Radfahrsituation in Spanien, Frankreich oder Italien. Da ist das Fahrrad meistens ein Spielgerät für Kinder, die damit nur auf dem Hof, im Garten oder vielleicht auf dem Land auf stillen Wegen zum Spaß fahren. In manchen Ländern fahren sowieso nur Männer Rad, und hauptsächlich, weil sie was transportieren müssen. In Ägypten habe ich keine einzige Frau auf dem Fahrrad gesehen – nur ein paar Männer in Gallabiya, die dann noch ein Brett mit frischem Brot auf dem Kopf trugen. Die Straßen in Kairo sind aber auch meist nicht geeignet. Die Bürgersteige auch nicht. Aus dem Grund sieht man auch kaum Kinderwagen, die Eltern tragen ihre Babys und Kleinkinder immer auf dem Arm/der Schulter herum.
Es gibt garantiert Länder, in denen die Radfahrsituation noch viel schlimmer ist als in Deutschland, Cosmopoliflor. In diesem Blog geht es nun mal um die Unterschiede (und Übereinkünfte) zwischen den Niederlanden und Deutschland.
Vielen Dank an Euch allen für die ausführlichen Kommentare!
Ich finde es sehr spannend zu lesen, was Ihr für Erfahrungen gemacht habt, sowohl in Deutschland als in den Niederlanden. Dank jullie wel allemaal!
Daumen HOCH!!!
… übrigens ist es mir im letzten Zeelandurlaub irgendwann gelungen, „niederländisch für Radfahrer“ in meinem Kopf einzuschalten, und ab da habe ich die prächtige Radwege-Infrastruktur so genutzt, wie sie geplant war.
Davor bin ich, wenn ich auf eine Kreuzung zu fuhr, tatsächlich abgestiegen, um die Straße vorher zu überqueren. So macht man das in Deutschland vorsichtshalber, um nicht von einem Autofahrer in den Straßengraben gekickt zu werden.
Ich bin auch eine Weile bei allen Wetterlagen mit dem Rad zur Arbeit gefahren (teilweise aus ganz praktischen Gründen: will ich einen riesengroßen Kombi von Schnee befreien oder nur einmal fix über den Sattel wischen für das gleiche Ergebnis? Na ja, dafür muss ich ein bisschen mehr anziehen — egal) und bin dafür auch angeguckt worden wie eine Giraffe am Nordpol.
Eine verbesserte Radwegeinfrastruktur wäre wunderbar, und ein Anfang ist gemacht mit der Umgestaltung der alten Bahntrassen hier im Bergischen Land (und sicher auch anderswo). Da kann man nun nahezu kreuzungsfrei die Welt „erradeln“, und da es ja Bahnstrecken waren, sind die Kurven weit und die Höhenunterschiede sanft.
Schau dir doch mal die Balkantrasse zwischen Leverkusen-Opladen und Remscheid-Lennep an. Zum Schluss der Reise steigst du am einen oder anderen Ende mit dem Fiets in den Zug. Radweg mit Gleisanschluss. :-)
Das mit den umfunktionierten alten Bahntrassen ist in der Tat eine schöne Idee!
@Nele: In Frankfort heeft men 15? jaar geleden een aantal straten tot fietsstraten benoemd, maar ze zijn geen groot succes, omdat de andere weggebruikers ze niet begrijpen of domweg niet accepteren. Zelfs de fietsersbond ADFC ziet dit nu in en dringt niet langer aan op handhaving.
Von deutschen Autofahrern erwarte ich keine Rücksicht mit Radfahrern. Ich rechne mit ihrer Rücksichtslosigkeit und bin manchmal sogar unangenehm überrascht, wenn einer mal höflich ist. Das wirkt nämlich oft verlangsamend: Oft genug halten dann zwei Verkehrsteilnehmer an statt nur einer (ich).
Aber allzu unhöflich war der Autofahrer, der mir aus seinem Wagen zubrüllte, ich solle doch den Fahrradweg benutzen. Hätte ich auch gerne getan, aber es gab dort keinen … . Das war wohlgemerkt nicht auf einer Bundesstraße irgendwo außerhalb, sondern mitten in der Stadt.
Leider muss man aber feststellen, dass Radfahrer in Deutschland auch sehr rücksichtslos sind, besonders Fußgängern gegenüber. Gegen die haben sie mehr Mut als gegen Autos.
Auch hier in Hannover gibt es einige Fahrradstraßen. Das Problem ist genau das, was Emigrant schon sagt: Andere Verkehrsteilnehmer verstehen nicht, was es damit auf sich hat (oder wollen es nicht verstehen).
Ik woon tegenwoordig in Hamburg en deze stad is redelijk fietsvriendelijk. Onder andere door het project Stadtrad. 2000 fietsen zijn ervoor beschikbaar. Dit kost niet veel. Maar echt fietsvriendelijk zoals in Nederland is Hamburg nog niet. De fietsweg van Harburg naar Hamburg houdt ergens in Wilhelmsburg op. Van daar uit moet je zelf jouw weg maar weten te vinden…..
Dieses Phänomen gibt es in Deutschland (leider) sehr häufig. Das liegt einfach am fehlenden Konzept.
Schöne und interessante Bilder von Radfahrern in Amsterdam bei:
http://www.ski-epic.com/amsterdam_bicycles/
mit Bemerkungen eines Amerikaners (in Englisch).
Ein sehr schöner Überblick! Danke für diesen tollen Link, Pjotr.
In einer hügeligen Stadt im Auto-Land Baden-Württemberg bin ich mit dem Rad unterwegs. Und zwar mit einem E-Bike. Zu all den beschriebenen Schwierigkeiten kommt nun noch meine Geschwindigkeit bergauf hinzu. Damit rechnet hier kein Autofahrer! Das ist wirklich gefährlich. Ohne Helm würde ich mich überhaupt nicht mehr auf die Straße trauen. Aber die Parkplatz-Probleme hier vermeide ich mit dem Rad, und außerdem fahre ich sehr gern Rad.
Grüße an alle Leser von einer „Seniorin“!
Ich komme aus der „Fahrradhauptstadt Deutschlands“, aus Münster, und muss meinen Vorkommentierenden teilweise Recht geben: Gerade hier erlebe ich jede Menge unsensible Radfahrer (bei uns spricht man ironisch davon, dass sie meinen, eine „eingebaute Vorfahrt“ zu haben), die den Verkehr wirklich vorsätzlich gefährden. Doch bei uns gibt es auch einige Fahrradstraßen, und hier klappt das gut! Aber hier haben die Autofahrer auch großen Respekt vor den Radlern – und die Fußgänger sowieso :-)
Ich war vor zwei Wochen zum ersten Mal auf einer mehrtägigen Radtour in den Niederlanden, und ich war überrascht davon, wie selbstverständlich sich die Menschen dort an die Verkehrsregeln gehalten haben. Im Kreisverkehr habe ich noch nie so deutliche Handzeichen gesehen – echt wahr! Zwar sind wir durch unsere Helme direkt als Deutsche aufgefallen, aber die Helme kommen seit diversen Sturzerfahrungen immer mit.
Einige Hinweise zum Radurlaub in den Niederlanden habe ich in meinem Blog zusammengefasst:
http://www.nrw-alternativ.de/2016/10/13/es-geht-auch-anders-radfahren-in-den-niederlanden/
Danke für deine Ergänzungen/Erfahrungen aus Münster, Katja. Eigentlich müsste ich im Rahmen eines buurtaal-Forschungsprojekts mal ein paar Tage dort mit dem Fahrrad verbringen ;)
Einen schönen Blogbeitrag hast du erfasst! Ich werde ihn auf der Facebook-Seite von buurtaal posten, damit auch die Leute dort sie zu sehen bekommen.
Hartelijke groet,
Alexandra
Hoi Alexandra,
vielen Dank! Es freut mich, dass Dir als Niederländerin der Beitrag so sehr gefällt, dass Du ihn sogar auf Facebook geteilt hast!
Solltest Du jemals nach Münster kommen, melde Dich gerne vorher bei mir für eine kleine Fahrrad-Stadt-Führung und Tipps und Tricks ;-)
Nebenbei auch ganz herzlichen Dank für Deinen tollen Blog und die niederländischen Tipps und Themen, die regelmäßig in mein Postfach geflogen kommen! Ich nehme immer sehr viel daraus mit – die gefüllten Spekulatius muss ich zum Beispiel unbedingt ausprobieren!
Besten Dank noch einmal und heel veel
Groetjes
Katja
Abgemacht :)
In Amsterdam ist wirklich kein Vorteil mit den Auto zufahren, da kommt man mit den fietse/velo besser von a nach b, Auto ist nur beim Großeinkauf auf der Wiese ein Vorteil und in Amsterdam gibt’s auch nicht überall breite Radwege, platztechnisch schwer zu wuppen, links die Gracht/Graben/Kanal und in der Mitte Fußgänger und dann Häuser und die Gassen sind manchmal eng und trotzdem schaffen es alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Rücksicht zu nehmen, obwohl Amsterdam ne Großstadt ist klappt es im Gewusel? Und Amsterdam kommt mir wie eine Kleinstadt mit den gepflegten Hausfassaden vor! Respekt Amsterdam und Niederlande!!
Das habt ihr nach dem Krieg gut hinbekommen wie der Autoverkehr zunahm, mit dem Fahrrad zu denken und selbst in Deutschland wird das Fahrrad nicht ganz aufgegeben trotz den chaotischen Zuständen, Karl Drais kann jubeln das Fahrrad lebt, es gab mal die Theorie das das Auto das Fahrrad verdrängt, das Gegenteil ist auch in Deutschland der Fall, obwohl die Räder viel geklaut werden und die Niederlande bewundere ich, sie ist modern und traditionell zugleich, und was ndl noch auszeichnet ist die Bescheidenheit und Bodenständigkeit und Weltoffenheit, das sind Tugenden die dem norddeutschen, hanseatischen sehr ähnlich ist!
Ich habe Respekt davor!
Dein Fahrradthema spricht mir aus der Seele und Fahrrad überall seine Geschichte(n) geschrieben in Asien, jede Rikscha wäre ohne Fahrrad nicht vorstellbar und jeder Motorradfahrer sollte aufs Fahrrad auch stolz sein, wo überall Rad drinn steckt, Danke Karl Drais für Ihr Laufrad dad vor 200 Jahren erfunden wurde!
in dem Sinne by by
Ralf-Dieter
Liebe Alex,
Deine Blogs zu lesen, macht Spaß und verhilft zu besserem Verständnis meiner Nachbarn jenseits der nahen Grenze. Ich hoffe, Du hattest auf Ameland erfrischende und erholsame Tage! Ich war noch nie dort, unterscheide mich damit aber von den meisten Mitbewohnern meines Städtchens Borken: hier steht Ameland ganz hoch im Kurs!
Unter dem Motto“ Fehlende Selbstverständlichkeit“ notierst Du einiges, das Du bei uns „vermisst“. Es ist ja klar, daß das Land der Dichter und Denker zur Fahrradtechnik etliches beigetragen hat – zumindest die Urleeze des Freiherrn Drais. Kaum war das Stahlrohr erfunden, lebten schon ganze Städte von der Fietsenundustrie – z.B. Bielefeld. Soldaten konnten am Fallschirm mit dem Fahrrad an der Front einschweben. Ganz anders, als die Niederländer, die man als Bewohner weiter Ebenen in Rückenwindprofiteure und Bauchwindgeschädigte einteilen könnte, galt es bei uns, bergan zu kämpfen oder talwärts zu schießen. Produkt deutschen Genies war die Schweinfurter Torpedo-Freilauf-Rücktritt-Bremsnabe mit 3 Gängen, mit der man bergab, wie -auf jedem davonradeln konnte, der sie nicht hatte. Ohne die wäre meine Schuljugend ganz anders verlaufen! Berühmte deutsche Automarken haben als Fahrradschrauber angefangen! Klar, daß die Kette irgendwann nicht nur Achsen, sondern auch Nockenwellen trieb, und die technischen Nachfahren der Fietsen atemberaubend schnell und gefährlich wurden! Diese Entwicklung bewirkte ein Nachkriegs-Wirtschaftswunder, und ein neues soziales Klassenbewußtsein: je mehr Zylinder man in Trab setzen konnte, desto weiter oben saß man. So wurde dieses Land zu einer Auto- Nation, in der die sozialschwachen Radfahrer in die Gosse (oder dicht daneben) abgedrängt wurden.
Die Fietse, die sehr erhebliche Komfort.- und Geschwindigkeitsdifferenzen kaum erlaubt, und die alle ihre Benutzer demselben Mißgeschick – Reifenpanne! – unterwirft, hat einen heilsam demokratisierenden Effekt auf alle Bataver und Gazellenritter. Allerdings ist für Deutschland spürbar die Zeit gekommen, wo Dichter und Denker über Alternativen im Verkehr nachdenken müssen. Radfahrer dürfen hoffen!
Der beste und eindrucksvollste Betriebsausflug, den ich mit meinen Meiden gemacht habe, war übrigens eine Betriebsbesichtigung bei Gazelle in Dieren….. Liebe Grüße, Andi
[…] erzähle oft scherzhaft, dass ich im Sattel geboren bin. Im Fahrradsattel wohlgemerkt. Rad fahren lernt eigentlich jedes niederländische Kind, genauso wie […]
„Ehrlich gesagt würde ich mich nicht wundern, wenn mir eines Tages eine solche Nachricht begegnet.“
Bei meinem letzten Besuch in deinem schönen Heimatland fand ich Radwege mit Linksabbiegerspur. Das hat mich sehr langanhaltend beeindruckt und steht seitdem in einer Reihe mit allerhand unerreichbaren Luxusgütern.
In dem Urlaub habe ich auch im „Anflug“ auf eine große Kreuzung die bewusste Entscheidung getroffen: „überleg dir jetzt mal nicht, wo du absteigst und dein fiets am einfachsten über die Kreuzung schiebst, du bist nicht zuhause! Schalte endlich Radfahren für Niederländer ein!“
Das hatte erstaunliche Auswirkungen!
…..Verrückt :D
Das hatte ich hier schon mal erzählt :D :D
Hatte ich ganz vergessen
Ja, man muss im Kopf eine Art Schalter umlegen, dann funktioniert es mit dem Rad fahren in den Niederlanden ganz wunderbar :)
[…] Niederländerin lege ich fast alle meine Wege in Hannover mit dem Fahrrad zurück – vorzugsweise durchs Grüne. Dauert oft etwas länger als quer durch die Stadt, ist aber […]
[…] Niederländerin lege ich fast alle meine Wege in Hannover mit dem Fahrrad zurück – vorzugsweise durchs Grüne. Das dauert oft etwas länger als quer durch die Stadt, ist […]
[…] den Köpfen der deutschen Verkehrsplaner (und vielen anderen Menschen) existieren Fahrradfahrer nicht. Man nimmt sie einfach als eine Art Fußgänger auf Rädern wahr. […]
Ich hatte von kleinauf eine andere Meinung, Ich liebte mein Rad! Das war okay für alle bis ich das Führerscheinalter erreicht habe. Von da an konnte es niemand mehr nachvollziehen.
Schon früh wollt eich mich selbstständig machen. Als mein Vater das hörte, lachte er sich kaputt. Er stellte sich vor das ich mit dem Rad zu Kunden fahren würde. Ich weiß nicht was daran so lustig sein soll.
Später hörte ich, ich würde verschwitzt sein, wenn ich mit dem Rad zur Arbeit fahren würde.
Ich wäre es sicherlich, wenn ich an Bewegungsarmut leiden würde – wie viele hierzulande.
Zudem ist es eigentlich genau andersrum: Das Auto wird im Sommer schnell mal 45C° warm. Das Fahrercockpit ist auf dem Fahrrad einfach besser belüftet. Selbst eine Klimaanlage braucht einige Zeit bis sie das Auto runtergekühlt hat. Auf dem Rad habe ich dieses Problem nicht.
Ich fahre auch 25km oder 50km lange Strecken in andere Städte. Erwähne ich es, glauben alle ich wäre arm oder gucken mich mitleidig an.
„Läuft es denn mit deiner Firma nicht so?“, bin ich schon gefragt worden.
Erwähne ich, das ich für 25km ca. 45 Minuten brauche, ernte ich ungläubige Blicke. Vergleiche mit der Tour de France habe ich dann schon gehört. Warum auch immer. Ich glaube es sollte Ungläubigkeit ausdrücken.
Der Clou ist aber der Blickwinkel meiner Kunden:
Gut, ich bin weiblich und sehe jung aus. Ich bin also sowieso schon mal nicht „der Chef“, sondern eine ganz normale Mitarbeiterin. Das gerade frisch eingestellte Mitarbeiter an ihrem ersten Tag als „mein Chef“ wahrgenommen werden, kenne ich schon lang. Wenn die Kunden dennoch Checken das wir eine Inhaberin haben, dann ist das meine Frau die trotz des gleichen Alters schon graue Haare hat.
Sehen aber Kunden dass ich mit dem Fahrrad vorfahre, dann bin ich nicht einmal die Angestellte, sondern ich bin nur noch „die Aushilfe“ oder bestenfalls „die Studentin“.
Misogynie gibt es wohl fast überall. Aber hier ist das Fahrrad mit einem niedrigen sozialen Status assoziiert. Unter Männern gilt das sicher mehr als unter Frauen, aber auch bei Frauen ist es oft so. Die Chefin ist auch hier kaum die, die mit dem Fahrrad fährt.
Was will ich im Alltag mit einem Auto?
Arbeitsweg, Auto: 25-45 Minuten
Arbeitsweg, Öffis: 30-40 Minuten
Arbeitsweg, Rad: 20-25 Minuten
Es gibt nur EINE wirklich gesunde und zuverlässige wie schnelle Möglichkeit zur Arbeit zu kommen, die zudem durch einen Park und an einem See vorbei führt. Und das mitten in der Großstadt. Is doch super!
Ich fahre ebenso bei Wind und Wetter. Daran ist nichts besonderes – außer eben an diesen komischen bewundernden oder mitleidigen Blicken.
Ich fahre seit 25 Jahren fast unfallfrei. Gefahr für eine Kopfverletzung gab es nur 1x, weil ein Auto auf der Straße plötzlich rückwärts gefahren ist…
Von Helmen halte ich nicht viel. Dafür aber von roten Ampeln. Oder Vorfahrtsregeln. Oder sogar von Handzeichen.
Früher in der Fahrschule sagte mein Fahrlehrer mal: „Handzeichen geben nur kleine Kinder und alte Leute. …okay. und Christine.“, denn er hat mich schon vor meinem Lappen oft auf dem Rad gesehen und fand meine Handzeichen so bemerkenswert, das er mich in Erinnerung behalten hat. Deutschland ist wirklich erstaunlich.
Auch war das einer der wenigen anerkennenden und positiven Kommentare die ich gehört habe. Die Tendenz ist eher negativ, auch wenn alle Energiesparen wollen oder sich vornehmen mehr Sport zu treiben.
In einem Punkt bin ich aber vielleicht etwas komisch. Nach all den Jahren finde ich es äußert skurril sich reglos zu „setzen“ um sich fortzubewegen. Man sitzt still in der Bahn oder im Auto. Bewegung hat für mich mit gefühltem physikalischem Kraftaufwand zu tun. Alles andere widerstrebt meinem Innersten.