Last updated on 16-12-2023
In einem Kommentar zum Beitrag Zischlaute s und z kam das Thema Schreibweise und Aussprache von Ortsnamen im Ausland auf. In diesem Artikel gehe ich näher darauf ein.
Hannover ist Hannover und Den Haag ist Den Haag. Aber wo Deutsche Berlin sagen, reden Niederländer von Berlijn. Und was für Niederländer Nijmegen und Arnhem heißt, nennen Deutsche Nimwegen und Arnheim. Woher kommen diese unterschiedlichen geografischen Namen?
Endonyme …
Häufig finden sich die landeseigenen Bezeichnungen für Orte, Länder, Gewässer und Berge mehr oder weniger direkt in anderen Sprachen wieder. So werden Ankara, Madrid, Marseille und São Paulo nicht nur in der jeweiligen Landessprache so genannt, sondern auch im Deutschen und im Niederländischen.
Geografische Namen – Toponyme – wie diese werden als Endonyme (Altgriechisch: „Innen-Namen“) bezeichnet. Das gilt auch für solche, deren Aussprache (mehr oder weniger) übernommen wird, die aber transkribiert werden müssen, weil Quell- und Zielsprache unterschiedliche Schriftsysteme haben.
… und Exonyme
Interessant wird es bei den Exonymen („Außen-Namen“) – den Gegenpolen der Endonyme. Hier ersetzt eine Abwandlung oder gar Neuschöpfung die vor Ort verwendete Bezeichnung. Die russische Hauptstadt Москва kennen Deutsche und Niederländer als Moskau bzw. Moskou. Den fernöstlichen Inselstaat 日本 (Nihon, Nippon) nennen wir Japan.
(Achtung: Unterschiedliche Aussprache im Deutschen und Niederländischen:)
Exonyme enstehen vor allem dort, wo das lokale Endonym Anderssprachige vor Probleme stellt, zum Beispiel weil es schwierig auszusprechen ist. Gar nicht so selten haben sie auch etwas abfälliges. So wurde das einheimische afrikanische Volk der Khoikhoi von den europäischen Eroberern im siebzehnten Jahrhundert kurzerhand als Hottentotten – Stotterer – betitelt.
Ein Ort muss zudem strategisch wichtig sein (wie in der Kolonialzeit), oder für Außenstehende zumindest eine gewisse Relevanz haben. Denn sonst würden sich diese kaum die Mühe machen, einen eigenen Namen zu erfinden.
Manchmal gibt es auch gar kein Endonym. Der Nahe Osten wurde zum Beispiel in Europa erfunden. Richtig verwirrend wird es wenn man bedenkt, dass die gleiche Region im Niederländischen heutzutage zum Midden-Oosten (vgl. engl. Middle East) gerechnet wird.
Duitsland
Duitsland ist das niederländische Exonym für Deutschland. Wer wissen möchte, wie die Bundesrepublik in einer Vielzahl anderer Sprachen heißt, wird unter Names for Germany in der englischsprachigen Wikipedia fündig. Interessanterweise scheint sich die japanische Bezeichnung ドイツ (doitsu) vom niederländischen Wort Duits (deutsch) abzuleiten; gar nicht so abwegig, wenn man um die seit Anfang des 17. Jahrhunderts bestehenden niederländisch-japanischen Handelsbeziehungen weiß.
Die Niederlande und Holland
Deutsche kennen Nederland als die Niederlande (vlg. engl. the Netherlands und fr. les Pays Bas) und als Holland. Letztere Bezeichnung ist ein Pars pro Toto – ein Stilmittel, bei dem ein Teil (Holland) für das Ganze (die Niederlande) steht.
Die vier größten Städte Amsterdam, Rotterdam, Den Haag und Utrecht heißen auch im Deutschen so, sieht man von (geringfügigen) Unterschieden in der Aussprache ab. Allerdings hieß Den Haag im Deutschen auch mal hyperkorrekt der Haag, was heutzutage als veraltet gilt.
Nimwegen, Arnheim und Keulen
Überhaupt gibt es für die meisten niederländischen Orte im Deutschen keine eigene Bezeichnung. Es gibt sogar vergleichsweise mehr niederländische Exonyme für deutsche Toponyme als umgekehrt. Das dürfte daran liegen, dass Deutschland für die Niederlande (wirtschaftlich) eine prominentere Rolle spielt als in die andere Richtung.
Eine Ausnahme bilden Nijmegen und Arnhem (das „h“ wird nicht gesprochen), die durch ihre Nähe zur Grenze immer schon im Blickfeld der Deutschen lagen. In den Grenzgebieten sind die Exonyme auf beiden Seiten häufiger anzutreffen. Sie stammen aus Zeiten, wo die deutsch-niederländische (Sprach-)Grenze noch nicht so fest war wie jetzt.
Aussprache Nijmegen und Arnhem
Zum Winkelen fahren die Niederländer aus der Region Nijmegen gern mal rüber nach Kleef (Kleve) – oder sie machen einen Tagesausflug nach Aken (Aachen) oder Keulen (Köln). Köln selbst ist genau genommen auch ein Exonym – und zwar zum ursprünglichen römischen Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium.
Aussprache Kleve, Köln und Aachen
Unterschiedliche Aussprache
Obwohl sowohl das Deutsche als auch das Niederländische also in den meisten Fällen das Endonym der jeweils anderen Sprache aufgreifen, heißt das noch lange nicht, dass man sich über die Aussprache einig ist. Stolpersteine sind hier vor allem die Vokale oe, u, eu und ui, den Zischlaut sch und das harte niederländische „g“.
Roermond ([ʁuːʁˈmɔnt] in der provinz Limburg wandelt sich auf unbedarfter deutscher Zunge dann schnell zu „Rörmond“. Umgekehrt dürfte die niederländische Aussprache von Duisburg für deutsches Stirnrunzeln sorgen. Lustig wird es bei Orten wie Soest, die es in beiden Ländern gibt.
Aussprache Roermond:
Aussprache Duisburg und Soest:
Persönlich
Exonyme gibt es auch bei Personennamen, zumindest bei Berühmtheiten, die die Jahrhunderte überdauert haben: Karl der Große heißt im Niederländischen Karel de Grote; Engländer und Franzosen nennen ihn Charlemagne. Ein ähnliches Los trifft die vielen Ludwigs, Wilhelms und Friedrichs der Weltgeschichte.
Deutsch | Niederländisch | Englisch | Französisch | |
---|---|---|---|---|
Karl der Große | Karel de Grote | Charlemagne | Charlemagne | |
Wilhelm der Eroberer | Willem de Veroveraar | William the Conqueror | Guillaume le Conquérant | |
Ludwig XIV. – der Sonnenkönig | Lodewijk XIV – de zonnekoning | Louis XIV – the Sun King | Louis XIV („Louis Quatorze“ – Le Roi Soleil) | |
Johannes der Täufer | Johannes de Doper | John the Baptist | Jean le Baptiste | |
Heinrich II. (von England) | Hendrik II | Henry II | Henri II |
Hallo
Was die Vornamen angeht, darf man den belgischen König Baudouin / Boudewijn / Balduin / Baldwin nicht vergessen.
Französisch: Baudouin Albert Charles Léopold Axel Marie Gustave
Niederländisch: Boudewijn Albert Karel Leopold Axel Marie Gustaaf
Deutsch: Balduin Albert Karl Leopold Axel Marie Gustav
Englisch: Baldwin Albert Charles Leopold Axel Maria Gustaf
Balduin in weiteren Sprachen:
Spanisch: Balduino
Isländisch: Baldvin
Italienisch: Baldovino
Portugiesisch: Balduíno
Alle Angaben aus Wikipedia.
Wobei Den Haag eigentlich NICHT der urspruengliche Niederlaendische Name dieser Stadt ist. Die Haghe oder Den Hag(h)e war der urspruengliche Name, bis Anfang des 17 Jahrhunderts der Name ’s-Gravenhage offiziell verwendet wurde.
In Schriftstuecken der Stadt sowie in Ausweisen wird auch weiterhin der Name ’s-Gravenhage statt Den Haag verwendet.
Den Haag oder ’s-Gravenhage – beide Namen sind gueltig, und dank der Internationalisierung setzt sich Den Haag immer mehr durch.
Die Stadt selbst nennt sich heutzutage Den Haag, auch im Logo. Ganz offiziell heißt sie aber tatsächlich noch ’s Gravenhage.
(Aha, da hatte einer wieder aufgepasst mit s’Gravenhage :In meinem Schulatlas von 1988 steht das noch in Klammern dabei, damals war’s ja noch offiziell.))
Laut Wikipedia (NL) _hieß_ die Stadt bis 1990 so, und wurde dann fest in Den Haag umbenannt.
„Sinds 1990 gebruikt de gemeente consequent de naam Den Haag in plaats van ’s-Gravenhage, mede in verband met de internationalisering van de hofstad, haar huidige status van mondiaal justitieel centrum … en om aan te sluiten bij buitenlandse benamingen als The Hague (Engels) …“
Auch wenn die Stadt zich selbst konsequent Den Haag nennt, lautet der offizielle Name nach wie vor ’s-Gravenhage. So steht es übrigens auch in dem Wikipedia-Eintrag, auf den Du verweist (etwas weiter unten im Absatz zum Namen).
Ich hab vor Jahren in Wallonien die Autobahn nach Aachen gesucht, bis ich darauf kam, dass die Stadt dort französisch „Aix la Chapelle“, niederländisch „Aken“ heisst. Mit dem Dehnungs.i haben die Deutschen auch ihre Probleme: „Grevenbroich“ zum Beispiel. 1120 sind hier in Südniedersachsen niederländische Siedler angekommen und haben ein Dorf „Stroit“ gegründer. Es hieß jahrhundelang „Stroht“, wurde also korrekt umschrieben. Heute heißt es erneut Stroit, und die Einheimischen sprechen das „i“ wieder ;-)
Also mit der Aussprache von „Grevenbroich“ habe ich bestimmt keine Probleme. :-)
Der stellvertretende Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatts allerdings schon.
„Isch bin jebo-ren in Gre-ven-broisch …“
BTW, um wieder die Kurve zu den Niederlanden zu kriegen… die Gründer von Grevenbroich waren die Grafen von Kessel.
Das ist mir in meiner Jugend auch passiert, als ich mit dem „Moped“ anfing, die Nachbarländer zu erkunden und dachte, so ne grosse Stadt wie Aachen muss doch ausgeschildert sein. Belgien ist eh „ganz schlimm“, hatte man sich gerade an Lüttich/Liege gewöhnt, da steht, wenn man von Brüssel Richtung Heimat wollte auf einmal Luik auf den Schildern. War aber anderetseits ganz lustig, da man gezwungen war, sich zumindest etwas mit der Sprache zu beschäftigen und nicht nur das Navi zu programmieren.
In Deiner Jugend gab’s schon Navis? ;-)
Klar, im Tankrucksack und nannte sich Landkarte. :-)) Wollte es mal wieder zu einfach machen. Hätte natürlich heissen müssen:..und nicht wie heute, nur das Navi zuprogrammieren“. Wobei mir gerade auffällt, das ich wieder ein neues Wort erfunden habe: anderetseits
Nett ist das auch in Irland, wenn die Ortsnamen plötzlich nur noch in der gälischen Schreibweise auf den Schildern stehen. Da freut man sich über eine zweisprachige Karte, denn darauf, dass z.B. „Ceann Trá“ und „Ventry“ denselben Ort bezeichnen, kommt man erst nach einigem Nachdenken, vor alle, wenn man die Namen nur liest und nicht hört.
In Friesland ist das ja ähnlich: Ljouwert und Leeuwaarden, Boalsert und Bolsward etc.
Siehe auch Südtirol. Auf der Autostrada stehen die Orte zweisprachig, wenn man die Autostrada verlässt, wird das immer weniger, je mehr man sich von der Autostrada entfernt. Oder die Schweiz. Fährt man Richtung Süden durch den Gotthardt, ist man auf der anderen Seite eigentlich schon in Italien.
In Irland hab ich es bisher nur bis Dublin geschafft, da ist ja alles zweisprachig beschildert, ist aber schon spassig, wenn man den Busfahrer am Flughafen 2x fragen muss, weil der beim ersten Mal in gälisch antwortet.
Ook in Schotland, op sommige eilanden van de Hebriden, staan plaatsnamen en dergelijke vaak alleen in het Gaelic.
Ha! Ich muß sofort die Sache mit den Namen von historischen Persönlichkeiten aufgreifen! :-)
Der letzte Großherzog des spätmittelalterlichen „Zwischenreiches“ Burgund (das für die niederländische Geschichte ja von erheblicher Bedeutung ist) heißt auf deutsch Karl der Kühne (1433-1477). Nun ist er aber eigentlich gar nicht kühn, sondern hochfahrend, wankelmütig und ein bißchen versponnen. Aus holländisch heißt er denn auch „Karel de Stoute“. Dieser Sachverhalt ist natürlich nicht mir aufgefallen, sondern dem großen niederländischen Historiker Johan Huizinga. (Und in seiner französischen Muttersprache heißt Karl „Charles le Téméraire“.)
Stout im niederländischen Namen von Karel de Stoute steht für stoutmoedig und dass wiederum hat die gleiche Bedeutung wie das deutsche kühn. Ich glaube, das französiche “le Téméraire” – das auch übermutig und leichtsinnig bedeuten kann – trifft es noch am besten.
Bei Leo wird Téméraire auch mit kühn, tollkühn, verwegen und waghalsig übersetzt.
Ach, das ist ja alles auch wirklich schwierig. Auch in Deutschland sind ja nicht allen Leuten diese verschiedenen Dehnungs-Konsonanten bekannt. Z.B. das Dehnungs-e bei Soest oder Oldesloe, oder auch das Dehnungs-c bei Bleckede oder Bockenem, und wie viele Leute heißen Voigt, und das i wird fälschlicherweise mitgesprochen (wie bei dem Beispiel „Stroit“ von Frank). Hier in Süddeutschland habe ich es schon erlebt, daß sich eine Frau Voigt als „Veugt“ vorgestellt hat …
Ich finde es daher prima, daß man in diesem Blog auch Aussprachebeispiele hören kann!
Vielleicht hielt sie das selbst für die richtige Aussprache? Das müsste doch der oder die jeweilige Namensinhaber(in) selbst entscheiden können, oder?
Lesenswert in diesem Zusammenhang: http://fohlenkommando.blogspot.com/2006/07/der-fall-broich-und-die-aussprache-von.html
Das sind auch so Gemeinheiten, die alten Dehnunglaute beizubehalten. Wobei ich glaube, das oi statt oo, oder ey statt ai hat sich fast nur im Rheinland gehalten. Ich liebe es immer, wenn ein Berliner Stadionsprecher ankündigt, das nächste Spiel ist in Troisdorf (also oi gesprochen) im Ruhrgebiet. :-))
@Alex: Mir hat mal ein Subunternehmer der gebürtig aus Nimwegen kam gesagt, die Alt-Nimwegener würden in ihrem Dialekt die ‚Stadt eher wie die Kölner aussprechen, also Nimweeje, oder so ähnlich. Konnte es bis heute nicht überprüfen, weisst Du ob das stimmt?
Das stimmt Günter. Die Nijmegenaren nennen ihren Dialekt selbst auch „Nimweegs“.
Sprechen die dann das G aus wie ch, oder wie wir Kölner als J?
Eher wie „ch“.
Arnhem heet ook op z’n „Arnhems“: ERNUM. Het dialekt heeft veel overeenkomst met het Nijmeegs. Tezamen met nog andere dialekt horen ze bij het Zuid-Gelders en dat weer tot het Nederfrankisch.
Zo kennen we in Nederland Oisterwijk, dat voor zover ik weet als Oosterwijk moet worden uitgesproken.
En heel vreemd: Gorinchem dien je uit te spreken als Gorkum.
En Wijchen als „Wiechen“ :-)
Ubrigens der Geburtsort von Roy Makaay.
Kennen viele doch noch, oder ???
Mir ist aufgefallen, dass man sich in Grenznähe der niederländischen Schreibweise angepasst hat. Die deutschen Autobahnwegweiser wurden in den letzten Jahren nach und nach angepasst und weisen jetzt in Richtung Nijmegen und Arnhem. Aus welchen Gründen weiß ich nicht, aber mir gefällt es. Niederländisch zu reden bereiten mir keine Probleme, aber Keulen oder Aken zu sagen ist für mich immer noch sehr gewöhnungsbedürftig!
Wir Kölner sagen zu unserer Stadt ja auch Kölle, da ist die Aussprache fast identisch. Ok, wir rollen das L mehr. :-) Dafür wird Aachen zu Ooche und die Aachener zu Ööcher.
Wobei, nachdem in einem Artikel die Aussprache von leuk erklärt wurde, sähe Ööcher in „niederländischer Schreibweise“ einfach genial aus: Eueucher. :-))
Über diese Exonymen (jetzt weiß ich wie sie heißen) habe ich schon mal gegrübelt. Es ist doch komisch, wenn man z.B. eine Deutsche Karte von den Niederlanden liest, dan sind ein Paar Namen „verdeutscht“, und alle andere normal Niederländisch.
Und in Belgien bin ich auch schon mal rumgeirrt weil ich die Ortsnamen nicht erkannt habe.
Als meine Einheit in den 70ern zu einer niederländichen Eliteeinheit verlegt wurde, hat man uns auf alles mögliche vorbereitet, was möglicherweise passieren könnte, z.B. Hass auf Deutsche usw.. Was man uns nicht erzählt hat, ist, das die Niederländer z.B. ’s-Hertogenbosch einfach den Bosch nennen. Rumgedreht, ich habe mir mal eine Strassenkarte in den Niederlanden gekauft, ohne zu wissen, das z.B. Keulen fast genauso ausgesprochen wird wie Kölle. Das hat mir dann erst eine Kellnerin in Rotterdam beigebracht als sie sagte: „Die Jongen in Keulen zijn lekker“. (Nein, ich war nicht gemeint) :-))
Neben Aachen, Köln, Düsseldorf und Mönchengladbach ist seit dem Bau des Centro auch Oberhausen ein beliebtes Ausflugsziel für niederländische Shoppingtouristen. Wie heissen denn Mönchengladbach und Oberhausen in den Niederlanden? Beide Orte sind heute ja schon in den Niederlanden in ihrer deutschen Schreibweise beschildert, aber wie spricht ein Niederländer sie aus?
Das kommt ein bisschen auf die Gegend an, wo man herkommt. Die eine niederländische Aussprache gibt es nicht. Oberhausen spricht man aber ähnlich wie im Deutschen, Mönchengladbach wird bei vielen so etwas wie „Münschengladbach“ …
Mönchengladbach hiess ja auch bis Kriegsende München-Gladbach. Oberhausen ist wahrscheinlich erst seit dem Bau des Centro für Niederländer interessant geworden. :-)) Wer wollte sonst schon nach Oberhausen? Köln wird offiziell erst seit 1919 mit K geschrieben. Mir persönlich erscheint die alte Schreibweise mit C irgendwie harmonischer. Gerade in den Grenzgebieten, haben die Ortsnamen ja oft je nach Besitzer dauernd gewechselt. Für meine Ohren, hört sich die Aussprache z.B. der im Selfkant lebenden Deutschen, genauso an, wie die der Niederländer auf der anderen Seite der Grenze.
Ich mag übrigens die eindeutschende Ausspreche von ausländischen Ortsnamen sehr – um umgekehrt auch die batavisierende, polonisierende etc. Aussprache von deutschen Ortsnamen.
Warum?
Weil ich sie als, nun, ehrwürdig empfinde. Weil uns derlei daran erinnert, daß sich die Leute schon für fremde Länder interessiert haben, lange bevor es Rundfunk, Volkshochschulkurse, Telefon, Internet oder auch nur standardisierte Hochsprachen gab.
Um ein Beispiel anzuführen: Wer hätte im Späten Mittelalter in Frankfurt am Main überhaupt ermitteln können, wie die jeweiligen Einheimischen die Namen der Städte Gent, Brügge und Antwerpen („Antorf“) aussprechen? Niemand. Wen hätte es interessiert? Niemanden. Nur daß es wichtige Städte waren, das wußte man auch damals schon. Und dort, wo geschrieben wurde, war ohnehin die latinisierte Form des Namens die wichtigste.
Natürlich möchte ich keine ausgestorbenen Exonyme wie Antorf wieder einführen, nur meine ich auch aus den namhaft gemachten Gründen, daß es etwas unangenehm Beflissenes hat, sich, wenn man deutsch spricht, ein „Näimechen“ abzuquälen. Ich würde das nie machen.
Warum übrigens heißt es „Verden an der Aller“, obwohl es gar kein zweites Verden gibt? Weil man früher zu Verdun auf deutsch Verden gesagt hat.
Viva Colonia! :o)
Ich denke schon, wenn man sich in einem anderen Land befindet, sollte man die aktuellen Ortsnamen in der Landessprache wissen, siehe Lüttich/Liege/Luik. Wenn ich in Italien bin, sage ich ja auch Milano und nicht Mailand. Oder frag mal in London nach dem Leicester Square, wenn Du nicht weisst, das die Engländer Lester sagen. Die von Dir aufgeführten Städte waren ja alles wichtige Hansestädte, glaube schon, das man da wusste, wie die hiessen, zumindest die Kaufleute. Die Landbevölkerung kam in der Regel eh nicht von ihrer Krume weg, denen konnte es egal sein. Gebe Dir aber Recht, das ich es auch lächerlich finde, wenn man eine Sprache nicht beherrscht, zu versuchen auf Teufel komm raus in dieser Sprache zu radebrechen. Darum spreche ich, vor allem in den nicht benachbarten Teilen der Niederlande auch Englisch, dann befinden sich beide Teile auf einer Art „neutralem Territorium“.
Das Viva Colonia wurde ja auch schon als Viva Hollandia in’s Niederländische übersetzt. Wie schön, das sich Colonia fast anhört wie Hollandia. :-))
Ein Dehnungs-i (?) gibt es im niederländischen Oisterwijk, sprich ± dt. Osterweik. Und ein Umlaut-i (??) im Namen eines Dorfs unweit von wo ich wohne: Moischt, sprich: Möscht.
Als früher in Holland die Psalemn noch in der Nachdichtung von 1773 gesungen wurden, hiess es:
‘O Heer, de heid’nen zijn gekomen
zij hebben stout uw erfdeel ingenomen.’
Kleiner thematischer Exkurs:
Neben den Toponymen gibt es auch die „Geoniemen“, also von Ortsnamen abgeleitete Wörter.
Wer sich dafür interessiert: blicke gerade auf das „Geoniemenwoordenboek“ von Ewoud Sanders (Nijgh & van Ditmar, 1995) in meinem Regal. Dort findet man die Entstehungsgeschichte so schöner Wörter wie: „krent“ (abgeleitet von der griechischen Stadt Korinth), „bockbier“ (urspr. Bier aus Einbeck) und „zijdenhemdje“ (ein aromatischer gelber Tafelapfel mit weicher, dünner Schale aus Sydenham in England).
Geonyme passen wirklich sehr gut zum Thema. Das gleiche gilt übrigens für Eponyme: Bezeichnungen, die von Personennamen abgeleitet sind.
Weiß jemand, ob es auch im Deutschen ein Geonym-Wörterbuch gibt?
Ich fürchte, Geonym ist ein falscher Freund. Der Terminus bezeichnet im Deutschen sehr speziell einen Deckname[n], der aus einem geografischen Namen oder Hinweis besteht (z. B. Stendhal nach dem Ortsnamen Stendal) und nicht wie das niederländische geoniem jedes von einem geographischen Namen abgeleitete Wort. (Im Englischen gibt’s das Wort geonym offenbar gar nicht, zumindest nicht in den beiden „großen“ Oxford English Dictionary und Merriam-Webster’s Unabridged Dictionary.)
Ein deutsches geoniemen-Wörterbuch ist mir leider nicht bekannt.
Du hast recht Charlie. Danke für den Hinweis.
Ich kenne/habe nur das entsprechende niederländische „Eponiemenwoordenboek“ (ebenfalls von Ewoud Sanders), ein deutsches besitze ich leider nicht.
Auf http://www.wispor.de gibt’s Beispiele zu Beiden. Im Suchfenster Geonym oder Eponym eingeben.
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Es gibt übrigens auch eine interessante historische Episode um niederländische Exonyme: Die Niederländische Regierung hat nach dem Zweiten Weltkrieg geplant, Teile des Rheinlands und Niedersachsens zu annektieren (als Reparation für die Besatzung). Allerdings haben die Alliierten nicht mitgezogen, und so sind die Niederlande bis auf ein paar kleine Gebiete, die 1963 zurückgegeben wurden, leer ausgegangen.
Allerdings sind die geplanten Ortsumbenennungen überliefert. Günters Frage nach Mönchengladbach kann dabei beantwortet werden, es wäre zu „Monniken-Gladbeek“ geworden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Niederländische_Annexionspläne_nach_dem_Zweiten_Weltkrieg#Geplante_Ortsumbenennungen
Sehr spannend in der Tat!
Eine kleine Korrektur jedoch: Mönchen-Gladbach sollte nach dem Plan Monniken-Glabbeek heißen.