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Das Ende der Niederländischen Antillen

Last updated on 22-02-2023

Der 10. Oktober 2010 markierte das Ende der Nederlandse Antillen als staatliche Einheit. Seit 1954 bildeten die ehemaligen niederländischen Kolonien in der Karibik zusammen ein Land innerhalb des Königreichs der Niederlande.

Neben den Niederländischen Antillen und den Niederlanden selbst gehörte anfänglich auch Suriname zu diesem staatlichen Verbund. Dieses Land an der Nordostküste Südamerikas wurde jedoch schon 1975 eine eigenständige Republik.

Die Insel Aruba, ursprünglich auch Teil der Niederländischen Antillen, bekam 1986 den Status eines autonomen Landes im Königreich der Niederlande.

Ab dem 10. Oktober sind nun auch Curaçao und der südliche Teil von Sint Maarten selbständige Länder im Königreich der Niederlande. Die restlichen drei Inseln der niederländischen Antillen – Bonaire, Sint-Eustatius und Saba – werden als Gemeinden mit Sonderstatus Teil der Niederlande.

Koloniale Vergangenheit

Die Ureinwohner der (Niederländischen) Antillen sind Indianer. Ende des fünfzehnten Jahrhunderts wurden die Inseln von den spanischen Konquistadoren entdeckt und annektiert. Rund 1634 fielen sie nach und nach in die Hände der Niederländischen Westindischen Gesellschaft. Diese mächtige Handels- und Schifffahrtkompanie besaß das Monopol für den Handel mit Westafrika sowie Nord- und Südamerika. Bonaire und St. Maarten lockten mit üppigen Salzvorräten. Curaçao entwickelte sich durch seine strategisch günstige Lage und den natürlichen Hafen zum internationalen Handelszentrum in der Karibik.

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wechselten die meisten Antillen mehrmals den Besitzer. Neben Spanien und den Niederlanden waren auch England, Dänemark und Frankreich im Karibischen Meer auf Eroberungszug. Der nördliche Teil von St. Maarten gehört als Saint Martin zu den französischen Überseegebieten, ebenso wie die Inselgruppe Guadeloupe und Martinique. Eine Reihe der Karibikinseln sind Teil der britischen Überseegebiete; die ehemaligen dänischen Inseln wechselten 1917 zu den Vereinigten Staaten.

Sprachen auf den Niederländischen Antillen

Drei Sprachen haben auf den Inseln offiziellen Status: Niederländisch, Englisch und Papiamentu, eine Kreolsprache, die von großen Teilen der Bevölkerung auf Aruba, Bonaire und Curaçao gesprochen wird. Sie enthält portugiesische, niederländische, spanische, französische und englische Elemente. Auf Sint Eustatius, Sint Maarten und Saba ist die Muttersprache der meisten Einwohner Englisch.

In Grundschulen findet der Unterricht im Prinzip in allen drei Sprachen statt. In den weiterführenden Schulen ist die Unterrichtssprache Niederländisch. Die Abschlussprüfungen auf den niederländischen Antillen sind nämlich die gleichen wie in den Niederlanden. Viele Antillianer entscheiden sich danach für ein Uni- oder Hochschulstudium in den Niederlanden.

Neue Verhältnisse im Königreich

Durch die Neustrukturierung besteht das Konigreich der Niederlande jetzt also aus vier Ländern: Nederland, Aruba, Curaçao und Sint Maarten. Die beiden letzten erhalten in der neuen Konstellation mehr Autonomie und sind nun im Prinzip selbst für Politik und Gesetzgebung zuständig. In einer Übergangszeit bekommen sie jedoch in bestimmten Bereichen noch Unterstützung aus den Niederlanden.

Auf den kleineren Inseln Bonaire (15.000 Einwohner), Sint-Eustatius (3000 Einwohner) und Saba (1400 Einwohner), die sich auf eigenen Wunsch den Niederlanden anschließen, soll die niederländische Gesetzgebung almählich die antillianische ersetzen.

Auf in die Zukunft

Die Niederlande sanieren 70 Prozent der antillianischen Staatsschulden, die 1,7 Milliarden Euro betragen. Dafür bekommen sie erst einmal die Aufsicht über die Inselfinanzen sowie über die Rechtspflege. Es ist zu hoffen, dass jetzt dringend notwendige Reformen und Investitionen in Infrastruktur, Gesundheitswesen und Bildung angegangen werden.

11 Kommentare

  1. Ah, wieder was gelernt! :-)

    Sag, gibt es durch die Nähe dieser Eilande zu Venezuela eigentlich irgendwie eine größere Involviertheit der Niederlande in die notorischen innen- und außenpolitischen Konflikte dort? Ich meine natürlich den Dauerwirbel um und von Chávez. Strahlt das aus?

    • Hmm, nein, da halten sich die Niederlande wohlweislich raus. Wohl aber gab es einigen Trubel als in diesem Sommer der höchst umstrittene (und für Drogenhandel in NL zu elf Jahren Haftstrafe verurteilte) Desi Bouterse zum Präsidenten von Suriname gewählt wurde …

  2. Lucy van Pelt Lucy van Pelt

    Wow, Alex,

    bist Du das auf dem dritten Bild? Barfuß im Paradies?
    Ach, wahrscheinlich ist es gar kein Paradies mehr, die Verschmutzung der Meere wird auch dort angekommen sein …

    • Hi Lucy,
      ja, auf dem dritten Bild bin ich zu sehen. Es ist wirklich wunderschön dort.
      Groetjes,
      Alex

  3. […] in Belgien (neben Französisch und – an der Ostgrenze des Landes – Deutsch) und auf den Niederländischen Antillen, Aruba und in Suriname. Das in Süd-Afrika recht weit verbreitete Afrikaans ist eine Tochtersprache […]

  4. Manfred Salewski Manfred Salewski

    Als alter Fan des „Divers Paradise“ Bonaire habe ich natürlich die Statusänderung mitbekommen.
    Was mir aber noch keiner erklären konnte:
    Warum hat Bonaire dadurch neuerdings den US-Dollar als offizielle Währung?
    Und wenn Curacao jetzt Teil des Königreiches Niederlande ist, weshalb gilt dort nach wie vor der Antillen-Gulden als Währung?

    Mit freundlichem Gruß

    Manfred

    • Hi Manfred, ich vermute mal, dass der Wechsel von Antillen Gulden (ANG) zu US-Dollar einfach praktische Gründe hat. Der Dollar ist ziemlich universal einsetzbar. Auch auf den britischen Jungferninseln wird zum Beispiel mit US-Währung gezahlt, obwohl die Inselgruppe formal nach wie vor zu den Britischen Überseegebieten gehört.

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