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Jedes Jahr ein kostenloses Buch mit dem boekenweekgeschenk

Last updated on 17-05-2023

Sie war eigentlich schon vorbei, als ich Ende März auf Amelandeine der fünf bewohnten niederländischen Nordsee-Inseln ankam. Aber ich hatte Glück, denn die örtliche Buchhandlung hatte noch ein paar Exemplare übrig. Als ich meine Beute abrechnete, fragte mich die Buchhändlerin, ob ich ein boekenweekgeschenk mitnehmen wolle.

Ja graag, sagte ich, und sie drückte mir De eerlijke vinder von Lize Spit in die Hand.

Die niederländische Bücherwoche

Jedes Jahr im März gibt es in den Niederlanden de boekenweek. In einer Periode von neun Tagen, einer sehr geräumigen Woche also, erhält man beim Kauf von mindestens 15 Euro an niederländischsprachiger Lektüre ein speziell für diese Woche geschriebenes Buch. Verfasst ist es von einem Autor oder einer Autorin aus Flandern oder den Niederlanden. In diesem Frühling fand de boekenweek vom 11. bis 19.03. statt.

Die niederländische Bücherwoche hat eine lange Tradition. Sie startete 1930 mit einem Jubiläumsbuch des Verlegerverbandes, das in einer Auflage von 35.000 Exemplaren gedruckt wurde. Der Tenor in den ersten Jahren war eindeutig erbaulich. So war das Motto der Ausgabe aus 1932

Wie leest baat zijn geest

altmodisches Niederländisch: Wer LIEST, BILDET SEINEN GEIST

Schon bald jedoch änderte sich der Charakter der Ausgaben: Ab Ende der Dreißigerjahre war das boekenweekgeschenk eindeutig in die Sparte der Belletristik gewandert.

Keine Wälzer

Die Idee hinter dem jährlichen Bücherwochengeschenk ist, das Lesen niederländischsprachiger Literatur zu fördern. In gewisser Hinsicht scheint mir das ein klassischer Fall von preaching to the choir zu sein, denn man erhält das Geschenk nur, wenn man eh dabei ist, ein solches Buch zu kaufen.

Allerdings ist lesen nicht gleich lesen, sodass die Aktion im Grunde einen Kompromiss zwischen Kunst (Literatur) und Kommerz (eine große, gut verkaufende Auflage) darstellt.

Was het boekenweekgeschenk relativ niedrigschwellig und einsteigerfreundlich macht, ist die geringe Länge. Die Geschichten sind maximal 100 Seiten lang und kommen meist in Form einer Novelle daher. Das macht sie natürlich auch für Anderssprachige, die ihr Niederländisch üben wollen, geeignet ;)

Etablierte Autorinnen und Autoren

Es sind übrigens nicht die Geringsten, die mit dem Schreiben des Boekenweekgeschenk betraut werden. So sind Autorinnen und Autoren darunter, die auch in Deutschland eine gewisse Bekanntheit erlangten, wie Hella S. Haase, Cees Noteboom, Maarten `t Hart, Magriet de Moor, Griet op de Beek, Arnon Grunberg, Jan Siebelink oder Connie Palmen. Auch die belgische Schriftstellerin Lize Spit, die das diesjährige Geschenk schrieb, dürfte man in Deutschland durch ihren Roman Und es schmilzt kennen.

Gratis reisen mit der Bahn abgeschafft

Mehr als 20 Jahre lang war die niederländische Bahn Hauptsponsor der Bücherwoche. Am letzten Tag des Events (immer ein Sonntag) durfte man daher gratis Bahn fahren. Die einzige Bedingung: Man musste das jeweilige boekenweekgeschenk dabei haben. Leider hat Covid/Corona dieser schönen Aktion ein Ende bereitet. Sie wird, nach Verlautbarung der Nederlandse Spoorwegendie niederländische Bahn auch nicht mehr wiederkommen. Jammer!

Kinderbücherwoche im Oktober

Als Fan von Kinderbüchern freue ich mich, dass es ebenfalls jedes Jahr eine Aktionswoche zu niederländischen Kinderbüchern gibt. Diese findet im Oktober statt. Über die diesjährige Ausgabe werde ich im Herbst hier auf buurtaal berichten.

PS: geschenk und cadeau

Neben het geschenk kennt das Niederländische auch het cadeau. Letzeres Wort hat das Niederländische vor mehr als 200 Jahren aus dem Französischen übernommen. Cadeau ist im aktuellen Sprachgebrauch geläufiger als geschenk, das etwas formaler klingt.

10 Kommentare

  1. Dorothee Hallmann Dorothee Hallmann

    Hier in Deutschland gibt es zum „Welttag des Buches“ am 23. April auch jedes Jahr eine nette Aktion: Kinder der 4. und 5. Klassen können sich mit einem Gutschein (den ihre Deutschlehrerin vorher beim Börsenverein des deutschen Buchhandels beantragt hat) ein kostenloses kleines Buch („Ich schenk dir eine Geschichte“) in der Buchhandlung abholen.. Dieses Büchlein wird jedes Jahr extra für die Aktion von einer Kinderbuchautorin/einem Kinderbuchautor geschrieben. Oft geht eine Schulklasse zusammen mit der Lehrein/dem Lehrer in die Buchhandlung, bekommt dort noch ein aktuelles Kinderbuch vorgestellt und darf sich danach die Buchhandlung genauer anschauen. Für viele Kinder ist das der erste Schnupperbesuch in einer Buchhandlung und so mancher leckt Blut und wünscht sich danach ein Buch von den Eltern!

  2. Mila Mila

    Hoi lieve Alex,
    ik wilde alleen maar vragen, waar ik nederlandse luisterboeken kan krijgen. Omdat ik in Nederland bent geweest en enkele boekwinkels heb bezoegt, maar er zijn geen luisterboeken meer verkrijgbaar. ik zou graaag audio cds willen hebben.

    Weet je mischien iets?

    Beste groetjes

    Milena

  3. Kirsten Kirsten

    Oh,da habe ich ja den richtigen Blog-Beitrag erwischt. Ich lese jetzt noch (mit Anfang 50) gern in Kinder-und Jugendbüchern. Einfach mal den Alltag hinter sich lassen und mit den Buchhelden in fremde Welten eintauchen und Abenteuer erleben. Habe mal etwas sehr Kluges gelesen und möchte dies mit euch teilen: Der Wert des Lesens ist unersetzbar: Kinder, die lesen, sind kreativer, haben mehr Phantasie und verfügen über eine bessere Urteilskraft. Lesen führt zur deutlichen Steigerung der Intelligenz. Lesen ist der Beginn des Lernens, Lesen fördert entscheidend die Sprachfertigkeit ! Und dazu noch die Tatsache, dass in Deutschland viele Grundschüler in der 4.Klasse nicht vernünftig lesen können….Was soll das noch werden? Liebe Grüße Kirsten

    • Ich kann dich gut verstehen, Kirsten. Mir machen Kinder- und Jugendbücher auch immer noch Spaß, Kirsten. Ich war gerade in den Niederlanden und habe mir Kattensoep von Janneke Schotveld gekauft

  4. Kirsten Kirsten

    Hoi Alex, Ich weiß ja nicht, wie es in den Niederlanden mit den Lese-und Schreibkompetenzen an den Basisschulen bestellt ist. Aber das eigentliche Problem an deutschen Grundschulen ist meiner Ansicht nach, dass die Kinder mehr am Handy oder der Spielkonsole hängen (von zuhause kennen sie`s ja auch nicht anders),statt mal ein interessantes Buch in die Hand zu nehmen. Hatte gerade zum Wochenende diese Diskussion mit meinen Kindern über Vor.- und Nachteile vom Internet gegenüber Büchern. Können Schüler überhaupt noch mit Lexika bzw. Wörterbüchern umgehen?, wenn man doch im Internet googlen kann? Ebenso schwierig ist es für Kinder mit Migrationshintergrund. Sie verstehen vielleicht nicht alles, haben möglicherweise nicht die notwendige Förderung und somit auch keine Erfolgserlebnisse in der Schule. Ein heikles Thema …..

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