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Warum niederländische Schüler kein Deutsch wählen

Last updated on 20-03-2020

Seit 2012 organisieren die Deutsch-Niederländische Handelskammer, das Goethe-Institut in den Niederlanden, das Duitsland Instituut Amsterdam und die Deutsche Botschaft in Den Haag de Dag van de Duitse Taal – den jährlichen Tag der deutschen Sprache.

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Die Initiative will niederländischen Schülern zeigen, dass Deutsch durchaus Spaß machen kann. Zu diesem Zweck gibt es an Schulen im ganzen Land Veranstaltungen und Aktionen. In Grundschulen werden zum Beispiel deutsche Märchen erzählt, es gibt viel Musik, Grillpartys und jede Menge andere Ideen für Aktivitäten.

Wie ist diese Initiative entstanden?

Wirtschaftliche Interessen

Der Hintergrund des Dag van de Duitse Taal ist ein eher prosaischer. Hier geht es nicht um Goethe, Grimm, Bach oder Wagner.

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Niederlande. Seit Jahren werden niederländische Wirtschaftsverbände nicht müde, den finanziellen Schaden zu betonen, den mangelhafte oder fehlende Deutschkenntnisse dem Land zufügen würden. Vor allem in medialen komkommertijden – Saure-Gurken-Zeiten – wird das Thema von den Medien immer wieder gerne aufgegriffen.

Insgesamt soll es um mehrere Milliarden Euro auf Jahresbasis gehen. Konkrete Fakten und Zahlen, die die Annahme untermauern, gibt es indes nicht.

Weniger Studenten und weniger Dozenten

Tatsächlich ist es so, dass immer weniger niederländische Schüler Deutsch als Examensfach wählen – und auch die Zahl der Studenten ist rückläufig. Dazu kommt ein Mangel an qualifizierten Dozenten: ein Teufelskreis.

„Importdozenten“

Lange schon „importieren“ Schulen und Lehrerausbildungen Studenten und Dozenten aus Deutschland. Mit wechselndem Erfolg. Für deutsche Dozenten bedeutet die Unterrichtssituation in den Niederlanden oft einen Kulturschock. Der Arbeitsdruck ist höher, die Gehälter sind niedriger und die Schüler brutaler. Außerdem sind sehr gute Kenntnisse der niederländischen Sprache und Gesellschaft vonnöten. Über die verfügt nicht jeder.

Warum wählen so wenige niederländische Schüler in der Schule oder an der Uni Deutsch? Offensichtlich gelingt es den wenigsten Dozenten, ihre Schützlinge für die Sprache und Kultur des östlichen Nachbarlandes zu begeistern.

Spontan fallen mir drei Gründe ein, weshalb Deutsch in den Niederlanden einen harten Stand hat.

Unspannend

Deutschland gilt nicht unbedingt als ein spannendes Land. Ihm haftet den Ruf von Langeweile, Gediegenheit und Ernsthaftigkeit an. Das mögen Klischees sein, aber die sind nun mal hartnäckig, wie ich als Niederländerin in Deutschland selbst erfahren darf. Berlin finden die Niederländer toll. Berlin ist jedoch nicht Deutschland, genauso wenig, wie Amsterdam repräsentativ ist für die ganzen Niederlande.

Frustrierend

Die deutsche Sprache finden viele Niederländer unheimlich frustrierend. Einerseits finden sie durch den weitgehend gleichen Satzbau und vor allem durch die vielen Übereinkünfte im Wortschatz einen leichten Zugang zu der Sprache. Zudem gibt es deutsche Sendungen im Fernsehen. Anderseits dauert es auf Grund der vertrackten Grammatik gefühlte Ewigkeiten (und bedarf ganz viel Sprechpraxis), bevor man sich einigermaßen fehlerfrei ausdrücken kann.

Kann ich doch schon …

Durch die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Niederländisch und Deutsch sind manche auch geneigt zu denken

Deutsch? Das kann ich schon. Dann mach‘ ich lieber was anderes.

Nachvollziehbar. Denn auch ohne fundierte Grammatikkenntnisse kann man sich als Niederländer in Deutschland recht gut verständigen. Nur beim Geschäftspartner kommt man mit Sätzen wie

Sorry, dass ich zu spät bin. Ich hatte Last von der Morgenspitze*

oder

die Mitarbeiter womit ich habe getelefoniert

vermutlich nicht so gut an.

Und jetzt?

Ist es wirklich so schlimm, wenn der niederländischen Wirtschaft auf Grund mangelhafter Deutschkenntnisse Aufträge durch die Lappen gehen? Ich finde nicht.

Ist es schlimm, wenn niederländische Kinder in der Schule kein Deutsch mehr wählen und es keine Lehrer für Deutsch mehr gibt? Das fände ich schon. Die deutsche Sprache und Kultur haben so viel zu bieten.

Was könnte man tun? Im Unterricht die Betonung mehr auf die praktische Anwendung der Sprache – also auf Kommunikation und Austausch – legen? Weniger auf eine perfekte Beherrschung der Grammatik? Deutsche Persönlichkeiten in die Schulen einladen? Mehr Schüleraustauschmöglichkeiten organisieren?

Was meint Ihr?

* Morgenspitze (niederländisch: ochtendspits) – Stoßverkehr am Morgen, also der morgendliche Berufsverkehr. Laut Duden in Österreich und der Schweiz übrigens durchaus gebräuchlich.

64 Kommentare

  1. Wolfgang Wolfgang

    Hallo, wenn ich den Artikel über FB sharen möchte, funktioniert der Link leider nicht…?!

    • Hm, komisch, dafür habe ich leider keine Erklärung Wolfgang. Wenn man auf den Link klickt, erscheint die Seite ganz normal …

  2. Frau Vorgarten Frau Vorgarten

    Interessante Frage!
    Einen Schulaustausch hätte ich damals sehr interessant gefunden. Auch wenn meine Eltern sicher dagegen gewesen wären: „Niederländisch braucht man im Leben nicht! Lerne lieber ordentlich englisch, dann kommst du in der halben Welt zurecht!“
    Das ist aber eine regionale Sache.
    Würde ich in Bayern wohnen, käme ich sicher nicht als erstes auf die Idee, niederländisch zu lernen — das ist ja die „Hinterseite“ eines Schüleraustausches.
    Vielleicht sollten die Niederlande erst mal ihre Kontakte mit den angrenzenden Bundesländern (NRW und Niedersachsen) vertiefen.
    Hier kann es durchaus nützlich sein, auch Niederländisch zu sprechen. Es ist ja das direkte Nachbarland, und wer sagt, dass man nicht eines Tages jenseits der Grenze leben wird? Job und Liebe (als Beispiel) sind Faktoren, die sich nur bedingt steuern lassen.

    • Alexandra Alexandra

      Hier in der Region (Grenzgebiet nördl. NRW) gibt es schon viele Deutsche Schulen und Kindergärten, die bilingual arbeiten – und meines Wissens sollen es wohl auch stetig mehr werden.
      Was die niederländischen Schulen betrifft: gerne mehr Wert auf Konversation legen und methodisch vielleicht eher über Spiel und Spaß an die Sache ran gehen und nicht über ‚rijtjes leren‘.
      Außerdem sollte man endlich aufhören jedem Menschen zu implementieren, dass Deutsch mit seinen Fällen sooooo schwierig ist und deshalb man die Sprache so schwer lernen kann…….(mentale Einstellung dazu ändern)

      Ob der Wirtschaft Aufträge durch die Lappen gehen oder nicht, kann ich nicht beurteilen, aber da soll doch jedes Unternehmen selbst für sich entscheiden, was sie wollen und welchen Ansprüchen sie gerecht werden wollen.
      Ich finde eine korrekte Sprache bei professionellen Schriftstücken mit Außenwirkung wichtig – wenn die gesprochene Sprache dann eine andere Herkunft verrät – so what?

    • Hi Frau Vorgarten, gerade in den Grenzregionen gibt es bereits diverse Initiativen zur „grenzüberschreitenden“ Zusammenarbeit. (Siehe auch den Kommentar von Alexandra hier oben, der gerade in der Zeit erschein, wo in meinen tippte). Die Kommunen dort gehen oft recht pragmatisch an die Sache heran. Ein kleines Beispiel dafür wird es hier im Blog demnächst als Gastartikel geben :-)

  3. Silke Silke

    Wenn wegen mangelnder Deutschkenntnisse der Wirtschaft Aufträge durch die Lappen gehen, dann finde ich das schon tragisch. Denn das betrifft eher kleine bis mittlere Unternehmen als große. Wenn man da genauer hinguckt ist es nicht abstrakt oder anonym, sondern eine vertane Chance für die d-nl wirtschaftlichen Beziehungen. Ich denke, dass gute politische und wirtschaftliche Beziehungen den Druck erhöhen, dass sich auf auf psychologischer Ebene ein gutes Verhältnis einstellt. Und das ist letztlich wünschenswert.

  4. Doch, ich bedaure es schon, dass Holland Geschäftschancen in Milliardenhöhe wegen fehlender Sprachkenntnisse liegen lässt. Und mein Neffe konnte einen interessanten Job in Frankfurt/Oder nicht wahrnehmen, weil sein Deutsch nicht ausreichte. Aber die immer inkompetenter werdenden Regierungen lassen auch in anderen Ländern Chancen liegen … . Holland wird immer mehr eine Insel; ein vereintes Europa scheint niemanden mehr zu interessieren.

    Dass Deutsch und Französisch Wahlfächer geworden sind, ist katastrophal. Zu meiner Zeit musste ich in der Schule Deutsch lernen; na und? Es hat nicht weh getan, mich nicht um viel Freizeit gebracht und ich habe nur Vorteil davon. Jetzt wollen die Franzosen Deutsch auch noch abschaffen.

    Ich weiß von einem Deutschlehrer in Holland, dass es auch für Deutsch schon längst menschenfreundliche Unterrichtsmethoden gibt, wie für andere Sprachen auch. Aber man hat gegen Eltern und Großeltern anzukämpfen, die immer noch die Mär verbreiten, Deutsch lernen sei ein Gräuel. Wie oft treffe ich nicht Menschen in Holland, die sofort, wenn das Gespräch auf Deutschunterricht kommt, anfangen Reihen mit Präpositionen mit Dativ und Akkusativ herunterzuleiern, die man früher auswendig lernen musste. Reste überholter Unterrichtsmethoden, die leider noch sehr lange nachwirken.

    • Gerard Gerard

      Doch, ich bedaure es schon, dass Holland Geschäftschancen in Milliardenhöhe wegen fehlender Sprachkenntnisse liegen lässt. Und mein Neffe konnte einen interessanten Job in Frankfurt/Oder nicht wahrnehmen, weil sein Deutsch nicht ausreichte. Aber die immer inkompetenter werdenden Regierungen lassen auch in anderen Ländern Chancen liegen … . Holland wird immer mehr eine Insel; ein vereintes Europa scheint niemanden mehr zu interessieren.

      Das meinst du doch nicht ernsthaft? Geschäftlich bin ich als Niederlander ziemlich oft in Deutschland unterwegs. Mir fällt es auf, dass man in Deutschland relativ schlecht auf Englisch unterhalten kann. Die wirkliche Weltsprache ist Englisch und wird von mindestens 10 mal so viele Leuen weltweit gesprochen wie Deutsch. Wenn man von „Chancen liegen“ spricht, dann gehören manche deutsche Firmen mit Sicherheit auch dazu. Die Niederländer (traditionell eine Handelsnation) sprechen ihre Sprachen. Wenn nicht Deutsch dann sicher Englisch…

      Dennoch tut es mir leid, dass Deutsch an Interesse verliert. Das liegt sicherlich auch daran, dass die beiden wohl Sprachen sehr ähnlich erscheinen, die Schwierigkeit liegt in den Details…… Und das wird wohl von vielen unterschätzt.

  5. Hi Alex,

    schöner Blog heute am Tag der deutschen Sprache.
    Ehrlich gesagt finde ich die Sprachwahl sehr vorteilhaft für die eigene Karriere. Ob die Unternehmen nun mit sprachversierten kompetenten Mitarbeitern mehr Umsatz machen, oder nicht. Fakt ist, dass man selbst mehr erreichen kann, wenn man die Sprachen beherrscht, denen man im beruftlichen Alltag später begegnet. So ist Deutsch als wirtschaftlich wichtige Sprache hinter Englisch, Französisch und Chinesich (wer will das denn schon lernen;-) weltweit auf Platz 4.

    Meines Erachtens verändert sich die niederländische Abneigung gegenüber der deutschen Sprache in Zuneigung und wird man sich immer mehr davon bewusst, dass „Steenkolenduits“ beruflich nicht ausreicht.

    Zoals een artikel in de Volkskrant gisteren publiceerde: Duits mag weer :-)

    Hartelijks,
    Nina (Deutsche in den Niederlanden)

    • Hoi Nina,

      Fakt ist, dass man selbst mehr erreichen kann, wenn man die Sprachen beherrscht, denen man im beruftlichen Alltag später begegnet.

      Das stimmt schon, aber welcher Schüler weiß schon genau, wie sein beruflich,icher Alltag später aussehen wird und ob Deutsch darin eine Rolle spielen wird?

      Ein interessanter Artikel übrigens, aber leider liegt die Betonung doch sehr auf wirtschaftliche Belange.

      • Paul R. Woods Paul R. Woods

        Oh nein: es ist einfach toll, wie positiv Menschen reagieren, wenn sie in ihrer Sprache angesprochen werden. Vor allem mit „exotischen“ Sprachen in unerwarteten Situationen – eine indonesische Familie in Köln oder Niederländer auf den Salomonen – es macht einfach Spaß, zu sehen, wie freundlich fremde Menschen dann sind, wie sie „auftauen“.
        Beruflich ist meine Arbeitssprache Englisch – zumindest in 19 von den 23 Ländern, in denen ich gearbeitet habe.

  6. hollandfan hollandfan

    Kann es sein dass (zumindest früher) die Bereitschaft deutsch zu lernen und sich mit dem „Nachbarn“ zu beschäftigen viel wegen dem Krieg abgenommen hatte?

    • Gerard Gerard

      In den fünfziger und sechziger Jahren sicherlich. Aber heute ist von einer vom WWII geprägten Feindlichkeit kaum eine Rede.
      Ich glaube eher, dass in den siebziger und achtziger Jahren in den Niederlanden ziemlich oft deutsche Kanäle ferngesehen wurde. Von daher interessierte man sich damals mehr für Deutsch als Sprache. Heute gibt es so viele (englischsprachigen) Alternative, dass Deutsch (genau so wie Französisch) nur von den wenigsten gewählt wird.

    • Paul R. Woods Paul R. Woods

      „wegen dem Krieg“? müsste doch heißen: „wegen des Krieges“
      (oder auch: „der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“)

      • Paul, „wegen dem Krieg“ ist umgangssprachliches Deutsch. In der Praxis hört man es sehr oft. Auch im Deutschen muss der Genitiv immer mehr weichen.

        • Wenn sich der Verlust der Grammatik fortsetzt, sieht Deutsch irgendwann wie Niederländisch aus. :-D

          • Elise Elise

            Bei dem hollandfan-Beitrag geht es aber nicht nur um den Verlust der Grammatik, da liegt mehr im Argen.

            • Das mag sein, aber es geht hier nicht darum, andere wegen ihrer Fehler (ja: ein echter Genitiv) zu kritisieren.

              • Steven Steven

                Ach wegen dem seinen Fehlern so ein Palaver? :D

  7. Elise Elise

    Du schreibst: Was könnte man tun? Im Unterricht die Betonung mehr auf die praktische Anwendung der Sprache – also auf Kommunikation und Austausch – legen?

    Das ist für einen Lehrer gar nicht so einfach. Üblicherweise ist die niederländische Lehrkraft in dieser Richtung gar nicht ausgebildet, sondern hat selbst vor allem Schriftliches und wenig Didaktik erlernt. Am liebsten noch Mittelhochdeutsch usw. Daran sind die Schüler wenig interessiert. Das „Feindbild“ Deutschland/deutsche Sprache, jahrzehntelang vermittelt, trägt wahrscheinlich auch in immer noch in hohem Masse zur Abwahl von Deutsch bei. Das Interesse von Schülern an wirtschaftlichen Notwendigkeiten ist äusserst gering, damit braucht man ihnen nicht anzukommen. Von Lerneifer brauchen wir gar nicht zu reden.

  8. Zitat: Sorry, dass ich zu spät bin. Ich hatte Last von der Morgenspitze*

    Der deutsche Kollege wird verständnisvoll grinsen und sagen: „Das heißt ‚Morgenlatte‘. Aber deshalb braucht man sich doch nicht zu verspäten …“

    Spaß beiseite, wenn es ein Deutsch mit Klompen ist, weiß man doch gleich, mit wem man es zu tun hat. Vor einigen Jahren war im Fersehen der Kabarettist Philip Simon aufgetaucht, der ein leicht niederländisch gefärbtes Deutsch sprach (er hatte auch gute Sprüche drauf, wie ‚Davon werd ich ganz brisselig im Kopf!“. Kürzlich war er wieder zu sehen, er hatte sein ganzes Kolorit verloren und sprach so perfekt Deutsch, daß man ihm den Niederländer gar nicht mehr abkaufte. Wie langweilig!!! Damit hatte er sich wirklich keinen Gefallen getan.

    • hollandfan hollandfan

      @Gerard Also heute ist von einer 2. Weltkrieg geprägten Feindschaft sicher kaum noch die Rede. Ich meine allerdings dass die vom Krieg geprägte Feindschaft weit über die 50er und 60er Jahre hinaus ging.

      • Elise Elise

        So ist es. Im Übrigen schliesse ich mich dem an, was @Emigrant sagt.

    • Henning Henning

      Wenn ich mich richtig erinnere, hat er in einer Fernsehsendung (Kölner Treff?) mal gesagt, dass er einen niederländischen und einen deutschen Elternteil hat.

      Jemand, der die deutsche Politik und Gesellschaft karikiert, hat es mit einer hochdeutschen Aussprache natürlich leichter, akzeptiert zu werden als mit einem niederländischen Akzent.

  9. eso eso

    Ich behaupte provokativ: die Schüler, die Deutsch abwählen, tuen sich und Deutschland etwas Gutes. Warum? Ich glaube, dass Sprachen mit „viel“ Grammatik Lehrer zum endlosen Korrigieren einladen, was zum Verdruss des Schülers führt, zum Ablehnen der Sprache … und dann sind auch schnell die Muttersprachler und ihr Land als Unsympathen ausgemacht. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe Russisch gelernt.

    Das Wirtschaftsargument hat sich bald erledigt. Kein deutscher Schüler bekommt ein Abitur ohne vernünftiges Englisch. Da immer mehr Deutsche das Abitur machen, finden sich auch immer weniger (kleine) Firmen, in denen nicht wenigstens ein Mitarbeiter gut genug Wirtschaftsenglisch beherrscht, um Handelsbeziehungen abzuwickeln. Die Generation, die nur auf Deutsch kommunizieren kann, ist bald in Rente.
    Wenn man in Deutschland einen Job will, ist das schon noch anders. Aber es ging ja um „wirtschaftlichen Schaden“ für die Niederlande und nicht um individuelle Jobs im Ausland.

    Ich finde es absolut richtig, wenn sich Niederländische Schüler auf die lingua franca, auf Englisch konzentrieren.
    Alle weiteren Sprachen sollte man freiwillig und aus eigenem Interesse an der kulturellen Bereicherung und dem erweiterten Horizont lernen dürfen. Dann kann man auch selbst steuern, welchen Grad an Perfektion man anstrebt – für den weiteren Horizont reicht oft erstaunlich wenig. Das Wichtigste daran ist aber die Motivation von innen statt von außen. Das Fehlen einer eigenen Motivation macht keine gute Lernmethode wett.

    Ich persönlich finde es auch absolut richtig, dass Niederländische Schüler eine Sprache wie Deutsch abwählen können. Ich wäre froh, wenn meine Kinder die zweite Fremdsprache abwählen könnten, die sie mangels Praxis ohnehin bald vergessen werden. Die Zeit lieber darin zu investieren, die erste Fremdsprache sicherer zu beherrschen, halte ich für eine sehr gute Idee.

    • Das mag provokativ sein, aber im Prinzip sehe ich es auch so.

    • Jürgen G. Jürgen G.

      Es gibt Wissenschaftler die der Meinung sind, in 300 Jahren sei Deutsch nur noch ein regionaler Dialekt. Englisch wird die neue Lingua franca sein. Aber versuchen sie mal einen Franzosen oder Italiener auf Englisch zu verstehen, zB Fachvorträge auf Kongressen.

      • Paul R. Woods Paul R. Woods

        Englisch wird vermutlich einen ähnlichen Weg gehen wie das Latein des zerfallenden Römischen Reiches (Und wenn die Spracheinstellungen bei MS-Word ein Maßstab sind, dann ist es bereits heute auf diesem Weg.)
        Oder glaubt jemand, dass der Römische Senat zur Zeit von Julius Cäsar sich mit modernen Portugiesen oder Rumänen hätte verständigen können.

        • Jürgen G. Jürgen G.

          Latein war die Sprache der gebildeten Schichten im Römischen Reich. Die Sprache der Theologen und Wissenschaftler. Das gemeine Volk sprach die regionalen Dialekte oder Sprachen wie zB das Mittelhochdeutsche. Erst Luther schaffte für uns Deutsche eine gemeinsame Sprache.

        • „Englisch wird vermutlich einen ähnlichen Weg gehen wie das Latein des zerfallenden Römischen Reiches

          Oder glaubt jemand, dass der Römische Senat zur Zeit von Julius Cäsar sich mit modernen Portugiesen oder Rumänen hätte verständigen können.“

          Unsinn. Heute gibt es so viel Gedrucktes und auch Aufnahmen der gesprochenen Sprache. Dies sorgt dafür, dass sich die Sprache anders entwickelt als früher. Insbesondere wird es nicht dazu kommen, dass die jetzige Sprache in ein paar hundert Jahren unverständlich wird.

          • Gernot Gernot

            Phillip Helbig, viel Gedrucktes, Gesprochenes gibt es schon! Bloss taucht dabei die immer peinliche Frage auf, „Wie GUT ist das alles Gedruckte und Gesprochene?!“

            Das Los jeder Weltsprache, ausser vielleicht Latein, sei die allmaehliche Verflachung, vor allem Verrohung, ihrer Ausdrucksmoeglichkeit, und bereits mindestens jahrzehntenlang ist das Englische auf dem einstigen Niveau von Gilbert & Sullivan, George Orwell, Somerset Maugham, selbst dem Amerikaner Hemingway usw. noch weiter ins Abseits gerutscht!

            Obwohl ich ebenfalls im Klaren bin, dass unsere schoene deutsche Muttersprache seit z.B Goethe, sogar Grass und Boell, kaum zu erkennen sein sollte, bewahrt das Deutsche ja einen gewissen Massstab des taeglichen Gebrauchs, doch meistens in der Schriftsprache, was m.E. dem Englischen fehlt :-)

            Mein gesprochenes Englisch ist minimal, allerdings lese ich Englisch beinahe fliessend und merke seit Jahren den sprachlichen Untergang der >New York Times<.

            • Henning Henning

              Althochdeutsch ist sowieso das Optimale. Alles, was danach kam, war nur Verflachung und Verrohung.

              Obwohl: Vielleicht ist das Indogermanische die einzig wahre Sprache …

              • Das passende Schlusswort in dieser Diskussion :)

  10. Paul R. Woods Paul R. Woods

    Bei der Fußnote zu Deutsch in der Schweiz und in Österreich fällt mir nur ein: VORSICHT!
    Eine Tochter wohnt seit 9 Jahren in der Schweiz (nahe Zürich) und eine andere seit 5 Jahren in Österreich (Wien).
    Meine Frau und ich bemerken bereit seit Längerem, dass sich das Vokabular der beiden auseinander entwickelt. Generell ist das bei Unterhaltungen kein Problem, aber immer wieder werden von den beiden Wörter oder Redewendungen verwendet, die bei den Zuhörenden nur ein „Häh?“ auslösen.

  11. Psychologie spielt eine wichtige Rolle bei Überlegungen.
    Kognitiven Dissonanzen setzen positive Gleichklang aus. Stereotypen, selektive Wahrnehmung, Frau Antje und Calimero Effekten, Vorurteile, sondern auch wo man am stärksten profitiert.

  12. Als ik het vanuit mezelf bezie dan kan ik het goed begrijpen. Ik heb 6 jaar Duits gehad met flinke tegenzin. Het moest omdat ik naar een technische school wilde en ook daar heb ik 2 jaar dat vak gehad. Later in de praktijk (industrial automation) ben ik nooit met Duits voor mijn werk in aanraking gekomen. Wel zeer veel met Engels en Frans. We hadden overal klanten, maar niet in Duitstalige landen. Frans of beter Latijn vind ik nog immer belangrijker omdat veel technische woorden en begrippen daar hun oorsprong hebben.

    Maar het belangrijkste voordeel voor Engels; de vele Britse en Amerikaanse TV-series die hier ondertiteld worden, ontbraken vrijwel in het Duits en Frans. Op muziekgebied niet anders. Koppel dat met een berg grammatica en geen puber vind zo’n taal aantrekkelijk.

    Ik heb geen idee of de lessen nu aantrekkelijker worden gemaakt, maar ik verwacht van niet.

  13. Hendrik Hendrik

    Ich denke, der Nachweis, welcher Auftragsumfang niederländischen Unternehmen wegen mangelnder Deutschkenntnisse ihrer Mitarbeiter entgeht/ entgangen ist, dürfte wohl unmöglich zu führen sein. Oder gibt es da offizielle Formulare um solche Vorkommnisse in allen Details an Herrn Dijsselbloem zu melden, dessen Ministerium dann Statistiken erstellt? Mich ärgern solche verfälschende Vereinfachungen der Medien einfach nur ungemein.

    Genauso aber auch der ewige Hinweis auf das Englische als allein seligmachend. Natürlich wird man in jedem deutschen Unternehmen, das grenzüberschreitende agiert einen Mitarbeiter finden, der „gut genug Wirtschaftsenglisch beherrscht, um Handelsbeziehungen abzuwickeln.“ Aber wer so redet, hat nicht verstanden, daß auch Handelsbeziehungen eben ganz wesentlich Beziehungen sind. Und mit „abwickeln“ und „gut genug“ kann man sich vielleicht durchlavieren, aber man wird nie der als „gesetzt“ angesehene Handelspartner, der dann nicht mehr unbedingt der billigste sein muß. Am Abend in der Kneipe nach dem Besuch auf dem Messestand oder dem gemeinsamen Seminar ist es mit gut genug abwickeln nicht getan.

    Deine Frage was man tun sollte: Nix. Ich finde die eingangs erwähnten Werbeevents peinlich, überflüssig und letztlich kontraproduktiv. Wer Deutsch nur wählt, weil die Musik auf dem Event so dufte war, wird es auch ganz schnell wieder abwählen. Ich bin da ganz für intrinsische Motivation und wenn die fehlt, dann ist das halt so (und wir machen unsere Geschäfte–hüben wie drüben–halt anderswo).

  14. Momo Momo

    Es ist bereits viel Richtiges gesagt worden. Ich denke, es stimmt, dass gerade die ältere Generation Deutscher schlecht Englisch spricht. Kann mir deshalb gut vorstellen, dass sich das im klein und mittelständischen Bereich auf internationale Geschäftsbeziehungen, auch die zu den direkten Nachbarn, auswirkt. Und auch die Jüngeren lernen zwar alle die Sprache, aber es hängt wohl stark von der Schulart ab, wie erfolgreich. Nicht-synchronisierte Filme würden auch in D erheblich zur sprachlichen Bildung beitragen.
    Ich empfinde die Deutschen auch nicht als extrem Sprachen-lern-freundlich. Englisch, Ok, das muss wohl sein. Aber wenige lernen eine zweite Fremdsprache so, dass sie diese auch sprechen könnten geschweige denn beruflich nutzen. Wenn niederländische Kinder also Englisch und Französisch nach ihrer Schulzeit wirklich sprechen können, ist das schon bemerkenswert.
    Ich lebe seit kurzem in NL. Da ich aus Bayern bin, bin ich früher tatsächlich nicht auf die Idee gekommen, niederländisch zu lernen. Aber das Gute ist ja, dass sich die buurtaal doch recht schnell aneignen lässt. Das müsste doch umgekehrt auch so sein, so dass jeder Niederländer, der gerne in D arbeiten möchte, mit etwas Einsatz in relativ kurzer Zeit ein gutes Niveau erreichen kann. Um für die deute Sprache Werbung zu machen sollte man sich also vielleicht eher an die Erwachsenen richten. Universitäten, Handelskammern, Institute für berufliche Bildung…

  15. Vielen Dank Euch allen für die ausführlichen Kommentare!

  16. Bernd Bernd

    Ganz schwierige Sache. Die Werbeaktionen halte ich ebenfalls für mehr als überflüssig – das passt aber in den unglaublichen Aktionismus unserer Behörden. Hauptsache was tun.
    Stellen wir die Frage doch einmal anders: Warum lerne ich überhaupt? Das Thema muss mich interessieren oder aber von realem Belang für mich sein.
    Wenn ich mir die Unterrichte heute anschaue, sehe ich das nächste Problem: Die Sprachkompetenz unserer Kinder sinkt. Über die Gründe können wir lange diskutieren, sind hier und jetzt allerdings uninteressant. Interessant ist nur die Folge: Wenn die eigene Sprache nicht richtig sitzt, hat man mit Fremdsprachen auch Probleme.
    Im Prinzip ist der Unterricht mit zwei Fremdsprachen gut – man wird zwangsweise mit der eigenen konfrontiert. Aber: Englisch habe ich erst nach der Schule richtig gelernt – ich hatte nur ein Fundament. Meine zweite ist – wie bei einigen, wenn ich die Kommentare richtig interpretiere – ganz weg. Niederländisch war früher nicht mein Fokus, ich kam ja zurecht. Erst bei meinem letzten Arbeitgeber wurde mein Ehrgeiz geweckt. Wir hatten (und haben) einige Kunden in NL, die uns mit ihrem guten deutsch in meinen Augen beschämten. Entsprechend habe ich dann Unterricht genommen.

    Diesen Antrieb finden wir bei jungen Menschen nicht – wie denn auch? Deren Zukunft liegt noch im Nebel. So traurig es ist, wir leben in einer Art Teufelskreis: Wenn ich weiss, was ich brauche, bin ich so alt, dass mir lernen schwer fällt; wenn mir lernen leicht fällt, weiss ich nicht, was und wofür ich das dann lerne…

    • Elise Elise

      Met de genuanceerde commentaren van Hendrik en Bernd ben ik het helemaal eens. Het actionisme om het maar weer „leuker“ te maken werkt ook naar mijn mening averechts. Soortgelijke reflexe kennen we al genoeg, er is vaak veel geld mee gemoeid en het haalt helemaal niets uit.

    • Elise Elise

      Der letzte Absatz von Bernds Kommentar trifft genau ins Schwarze.

  17. Katrin Katrin

    Wer eine Sprache lernen _muss_, hat nicht nur grammatikalische Schwierigkeiten und andere Lernhürden zu überwinden, sondern auch den inneren Schweinehund.

    Da die meisten Menschen eine fremde Sprache als Kommunikationsmittel und nicht als Selbstzweck (weil sie so schön klingt oder weil sie, wie bei mir als Übersetzerin, der Grundpfeiler ihrer beruflichen Tätigkeit ist) erlernen, ist die Motivation der Dreh- und Angelpunkt.

    Das haben hier schon viele gesagt und ich kann das nur unterstreichen. Ich vergleiche es mit dem Erlernen eines Musikinstruments: Wer muss, hat’s schwer und macht nur mühsam Fortschritte. Wer motiviert ist, eignet sich neues Material in umso kürzerer Zeit an. Natürlich spielt in beiden Fällen (fremde Sprache/Musikinstrument) das vorhandene Talent eine nicht zu unterschätzende Rolle.

    So weit die Argumente _gegen_ eine Verpflichtung zum Erlernen einer (möglicherweise ungeliebten) Fremdsprache in der Schule.

    Ein Argument _dafür_ wäre der Bildungsauftrag der Schule an und für sich: Die Schulzeit ist die Zeit im Leben eines Menschen, in der er/sie die einmalige Gelegenheit hat, in alle möglichen Bereiche des Lebens, der Welt und des Wissens hineinzuschnuppern, sich zu orientieren, sich auszuprobieren, auch mal punktweise in die Tiefe zu gehen, um nicht nur Inhalte zu lernen, sondern auch herauszufinden, wohin der berufliche Weg eventuell später einmal gehen könnte, wo die verborgenen Talente udn Neigungen liegen.

    Dass dabei auch eine Sprache intensiv erlent wird, ist nur _ein_ Aspekt des vertieften Lernens. Dabei haben manche Fremdsprachen gegenüber anderen Vorteile, beispielsweise:

    – Es ist die Sprache des Nachbarlandes, sie bietet im Lebensumfeld Kontakt- und Austauschmöglichkeiten (hier: Deutsch/Deutschland)

    – Es ist eine in der Welt häufig gesprochene Sprache, die sprachliche Grenzen international durchlässiger werde lässt (z. B. Englisch)

    – Es ist eine Sprache, die Grundlage vieler anderer Sprachen ist (z. B. Latein)

    Beim Erlernen jeder Fremdsprache lernt man ja nicht nur die Sprache selbst, sondern auch, ob man beispielsweise für das Erlernen von Sprachen talentiert ist, oder ob man Affinitäten zu dem Land/den Ländern hat, in dem/denen sie gesprochen wird, oder ob man sich durch die Sprache Welten eröffnen kann, die einem vorher nicht zugänglich waren (z. B. Medizin oder Altertumskunde mit Latein).

    So, wie sich unsere Welt verändert und sich die Beziehungen zwischen Ländern/Völkern verändern und entwickeln, so entwickeln sich auch Vorlieben und Neigungen. In einer Zeit, in der Jugendliche in ihrer Freizeit über die Medien, sozialen Netzwerke und mehrheitlich frequentierten Internetplattformen hautpsächlich mit Englisch konfrontiert werden, hat es eine Sprache wie Deutsch schwer, sichtbar und attraktivzu bleiben. Die Versuche, diesen Prozess zu steuern, sind immer politisch und/oder wirtschaftlich motiviert, kommen also von außen und büßen dadurch zwangsläufig an Wirksamkeit ein.

    Ich persönlich finde es nicht so wichtig, dass Deutsch in niederländischen Lehrplänen keine Pflichtsprache mehr ist, denn wer es später noch lernen _möchte_, der wird das auch schaffen. Ich finde wichtig, dass überhaupt das Erlernen von Fremdsprachen in der Schule Pflicht bleibt.

    • Diesem Kommentar kann ich nur beipflichten, liebe Katrin. Sehr schön geschrieben und – trotz der Länge – auf den Punkt gebracht.

      Noch einmal ein großes Dankeschön an alle, die hier mitdiskutieren. Es werden hier so viele interessante Aspekte beleuchtet. Super!

  18. Annika Annika

    Hallo zusammen,
    auch wenn ich schon „etwas spät“ dran bin, möchte ich noch etwas beitragen. Besonders interessant finde ich Katrins Vergleich mit dem Erlernen eines Musikinstrumentes. Natürlich gehören eine Portion Talent und das beharrliche Üben absolut zur Erfolg versprechenden Methode, jedoch muss immer auch ein Grundstein aus Freude und ein baldiges Erfolgserlebnis mit auf den Weg gegeben werden…eine positive Verknüpfung zum Instrument, die Liebe zur Musik, in diesem Fall zur entsprechenden Sprache, hergestellt werden. Ein Schüler, sagen wir, im Alter zwischen 11-14 Jahren wird sich kaum für den wirtschaftlichen Aspekt interessieren, wenn er nicht auch eine positive Erfahrung mit „Land und Leuten“ gemacht hat. Das Erlernen der entsprechenden Sprache bleibt theoretisch, häufig in unwilliger „Misslaune“ auf`s Papier gefeuert und hat einen bitteren Beigeschmack, der sich so schnell nicht wieder verliert. Daher finde ich den Schüleraustausch sehr sinnvoll und eine tolle Möglichkeit für junge Menschen, erstens Vorurteile abzubauen und das Herz mit positiven Eindrücken zu füllen. Was man später daraus macht, muss und kann natürlich nur jeder für sich entscheiden-ein positiver Grundstein jedoch bewegt mehr, als wir es uns vorstellen können.

    Ein Austausch für erwachsene Sprachbegeisterte wäre auch eine tolle Sache-leider habe ich dazu noch nichts im Internet gefunden, ausser natürlich den offiziellen Sprachreisen, die mitunter weit über 1000 Euro pro Woche kosten.

    Zum allgemeinen Sprachgebrauch in den Grenzgebieten ist mir noch aufgefallen, dass viele Deutsche, egal ob im Café oder Geschäft, fließend und ohne Hemmungen Deutsch sprechen. Nach dem Motto: “ Die verstehen das hier doch eh!“
    Umgekehrt ist mir in „unseren“ Grenzregionen noch NIEMALS ein Niederländer begegnet, der nicht versucht hätte seine Frage oder Bitte auf Deutsch zu formulieren.
    Ich kann mir vorstellen, dass solch ein Verhalten ebenfalls die Beliebtheitsskala einer Sprache, auch über die Grenzgebiete hinaus nicht nach oben schnellen lässt.

    Liebe Grüße
    Annika

  19. Jürgen G. Jürgen G.

    Zufällig bin ich über diesen Bericht gestolpert. Englisch ist sicher noch die Weltsprache Nr.Eins. Nur, in Europa ist für ca. 100 Millionen Menschen Deutsch die Muttersprache. Es betrifft die Länder Österreich, Schweiz, Italien (Südtirol), Belgien ( Eupen-Malmedy) Dänemark (Nordschleswig) und Deutschland. Es lohnt sich sicher für Niederländer Deutsch zu lernen. Da meine Frau seit frühster Jugend Nederlands (Brabants) spricht,war ich immer in der Situation alles was ich verstehen sollte/durfte übersetzt zu bekommen.

  20. So wie es aussieht, werden wir uns auf Englisch als gemeinsame Sprache einigen. Oder nicht.? Ob die Italiener,Franzosen und Spanier da mitmachen? Übrigens, ca. 100 Mio Menschen sprechen Deutsch als Muttersprache in Europa.

    • Müssen wir das? Ich glaube nach wie vor, dass es in der EU Platz für mehrere Sprachen gibt. Ausserdem lässt sich so etwas extrem schwer von oben auferlegen.

    • Paul R. Woods Paul R. Woods

      An Jürgen G.: genau – Englisch hat sich bereits als Verständigungsmedium durchgesetzt. Die Kinder meiner Schwester (wohnend in Amsterdam) und meine Töchter (in Zürich beziehungsweise in Wien wohnend) verständigen sich auf Englisch. Ich selbst wohne in Deutschland, spreche außer Deutsch auch Englisch, Niederländisch und Indonesisch, aber Firmen in den Niederlanden, in Österreich und in Deutschland fassen die gesamte Korrespondenz in Englisch ab. Nur bei persönlichen direkten Kontakten wird zu den jeweiligen Muttersprachen gewechselt.

      • Jürgen G. Jürgen G.

        VW hat jetzt Englisch als Konzernsprache bestimmt. Desgleichen Schweizer Pharmakonzerne. Konferenzsprache Englisch, auch wenn die Mitarbeiter aus beiden Ländern deutsche Muttersprachler sind und vermutlich auf Deutsch besser kommunizieren würden.
        Man kann es auch übertreiben. Zur Zeit ist Englisch die Lingua franca, aber wie lange? Wann ist Chinesisch dran?

      • Gernot Klein Gernot Klein

        Hallo,

        ich glaube, Deutsch habe einfach den Ruf geerntet, eine aeusserst schwierige Sprache zu sein, nuetzlich doch schon, bloss beinahe unmoeglich fuer Auslaender d’ranzukommen, deshalb werde Englisch oft zu internationaler „Verstaendigung“, vor allem unter Jugendlichen, bevorzugt:-) Lediglich die Polen bilden einen Ausnahmefall, wobei in mehreren Laendern Osteuropas Deutschlernen Englisch aber weit ueberholt!

        Als Deutschmuttersprachler kann ich natuerlich kaum beurteilen, ob Deutsch schwer sei, im Vergleich zu Englisch. Bewerten kann ich allerdings, wie leicht es fuer mich am Anfang war, als Deutscher
        Niederlaendisch zu handhaben, noch fehlerhaft wie meine Niederlaendischkenntnisse auch heute wohl sein moegen:-)

        In aller Wahrscheinlichkeit („ver-)sprechen ebensoviele Europaeer Englisch wie sie es richtig „sprechen“!
        lol

        • Paul R. Woods Paul R. Woods

          Deutsch – eine schwer Sprache (im Sinne von „schwer zu erlernen“)? Volle Zustimmung.
          Ich habe Kindern aus Syrien, Afghanistan, Somalia und Eritrea und auch einem aus Polen Deutschunterricht gegeben. In keiner ihrer Muttersprachen gibt es Artikel, die dann auch je nach Satzbau auch noch variiert werden. Und gleichzeitig werden auch noch Adjektive mit abgewandelt. Dass dies auch bei Pronomen (z.B. maskulin: jeder, jeden, jedem, jeden) der Fall ist macht nichts leichter. Und dann das Abtrennen des Präfixes (z.B. zuschauen – ich schaue ihm zu). usw. usw.
          Aber fragen Sie mal einen deutschen Muttersprachler, welcher grammatikalische Fachbegriff auf eine Form wie „singend“ zutrifft, wie in „er kam singend die Treppe herunter“. Viel Spaß!

  21. Paul R. Woods Paul R. Woods

    Was sind „deutsche Märchen“? Hauf hat orientalische Themen aufgegriffen und die Brüder Grimm haben eine Figur erfunden, um zu verbergen, dass der überwiegende Teil der von ihnen veröffentlichten Geschichten aus dem romanischen Kulturraum (hauptsächlich Frankreich) stammen.

    • Katrin Bosse Katrin Bosse

      Deutsch werden Märchen aus anderen Kulturkreisen, wenn sie über einen langen Zeitraum im deutschen Kultur- und Sprachraum auf Deutsch von deutschen Zuhörern rezipiert und von deutschen Erzählern weitergegeben werden, bis sie fest in die Erzählkultur des Landes eingegangen sind. Es mögen dann wohl noch Märchen mit nicht-deutschen Wurzeln sein, aber sie sind schon längst deutsche Märchen geworden.

      Das gleiche gilt ja auch für Wörter. Wörter aus anderen Sprachen finden im Laufe der Zeit (sprich: der Jahrhunderte) in der deutschen Sprache eine Heimat und werden nicht mehr als Fremdwörter wahrgenommen, sondern als „normale“ deutsche Wörter.

  22. Bärbel Simons Bärbel Simons

    Ich bin ursprünglich Deutsche und lebe seit 45 Jahren in den Niederlanden. Leider sehe ich deutlich noch einen anderen schwerwiegenden Grund. Die Niederländer leiden noch immer unter einem – teils aggressiven – Kriegstrauma. Noch immer habe ich die „ Ehre“ , von Zeit zu Zeit als MOFF bezeichnet zu werden, den Schimpfwort für den Deutschen aus Kriegszeiten.
    Die vielen heutigen Gedenkfeiern im Volk und im TV machen die Sache auch nicht besser. Viele meiner neuen Landsleute wollen nicht via Deutschland in den Süden fahren, sondern via Frankreich.
    Auf vielen gesellschaftlichen Feiern werde ich immer noch gefragt, was meine Eltern denn nun gewusst hätten, während jüngere Leute mich nach dem – damals von deutschen Soldaten konfiszierten – Fahrrad ihrer Oma fragen. Mit anderen Worten, das Trauma ist vielleicht doch noch zu groß, um freiwillig eine so schwere Sprache wie Deutsch zu lernen.
    Aber … wir leben in der EU. Die von der Kommission empfohlene erste Fremdsprache ist Englisch. Eine Weltsprache. Warum verbessern die Deutschen nicht ihre oftmals nicht beeindruckenden Englischkenntnisse für eine vernünftige Kommunikation?

    • Ich kann diese Vorurteile nur bedingt bestätigen. Sie scheinen im Norden der Niederlande stärker als im Süden zu sein. Meine Frau war vor über 60 Jahren als Kind in die Niederlande von der Kath.Kirche aufs Land verschickt worden. Seit dieser Zeit hat sie enge freundschaftliche Verbindungen zu der Familie. Sie spricht natürlich Nederlands. Seit die Briten die EU verlassen haben, ist Englisch in keinem EU Land die Muttersprache. Evtl. Sollten wir als Weltsprache eher Chinesisch lernen. Im Übrigen haben ca. 100 Mio Menschen in Europa Deutsch als Muttersprache.

  23. Paul R. Woods Paul R. Woods

    Man kann es auch so machen wie unsere Kinder – man spricht Englisch.
    Bis sowohl die in den Niederlanden wohnende als auch in Deutschland Heimischen Englisch erlernten, durfte ich immer als Dolmetscher dienen. Das ist zum glück vorbei.

    • Großheim Jürgen Großheim Jürgen

      Verehrter Mr.Woods, dann fragen Sie mal die Franzosen und Italiener nach English. Ich hatte beruflich immer wieder erfahren müssen, das Englisch für sie nicht wirklich einfach war. Für Mitteleuropäer ist Englisch einfacher zu erlernen. Besonders die Aussprache ist einfacher erlernbar.

  24. Paul R. Woods Paul R. Woods

    Als wir nach längerem Aufenthalt in Papua Neu-Guinea mit unserer damals 2,5 Jahre alten Tochter nach Deutschland zurückkehrten, besuchte uns meine Schwester aus Amsterdam. Sie meinte: 5 jaar leren van de duitse naamvallen en ik kann het nog steeds niet goed en daar staat nun een klein kind en spreekt alles klakkeloos en zonder een enkele fout.

  25. Hans Hans

    Warum sollte ich die Sprache einer Nation lernen, die noch nicht mal genug Achtung vor sich selbst hat? Wäre ich Nichtdeutscher ohne direkten Bezug zu Deutschland, beispielsweise durch Abstammung oder Lebensumstände, wüsste ich nicht, warum ich Deutsch lernen sollte.

    Ich bin immer geschmeichelt, wenn Amerikaner mir von ihren Deutschkenntnissen berichten. Erstaunlicherweise lernen viele Amerikaner Deutsch, aber es reicht eben überhaupt nicht für eine echte Unterhaltung. Das ist ja auch nicht verwunderlich, weil wozu braucht ein Amerikaner schon Deutschkenntnisse bzw wann bietet sich ihm schonmal die Gelegenheit, Deutsch zu sprechen?!

    Und ich denke, dass ist auch in den heutigen Niederlanden eher das Problem (sofern man es als solches ansieht und nicht einfach als Lauf der Dinge). Offensichtlich ist Deutschland und seine Sprache in den Niederlande doch nicht so unentbehrlich, sonst wäre der Druck deutlich größer, Deutsch zu lernen.

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