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Niederländer duzen und siezen anders als Deutsche

Last updated on 29-09-2023

Wie das Deutsche kennt die niederländische Sprache zwei verschiedene Anredeformen: „Sie“ heißt u (Aussprache wie das deutsche ü) und „du“ heißt jij oder je. Allerdings duzen und siezen Niederländer anders als Deutsche. Das führt in manchen Situationen zu Missverständnissen.

Das deutsche „Sie“: gewollte Distanz und Sachlichkeit

In Deutschland ist man mit „Sie“ auf der sicheren Seite. Unbekannte siezen sich grundsätzlich, Ausnahmen bestätigen die Regel. „Sie“ ist ein Ausdruck von Respekt. Gleichzeitig aber – und das ist eigentlich noch wichtiger – schafft diese Anredeform zwischen den Gesprächspartnern einen gewissen – gewollten – Abstand.

„Du“ ist Freunden und guten Bekannten vorbehalten. In der Verwandtschaft und Kindern gegenüber ist das „Du“ selbstverständlich, ebenso wie im Nachtgebet, denn auch mit Gott sind die Deutschen per Du.

Andere müssen sich das „Du“ gewissermaßen verdienen, zum Beispiel wenn aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft wird oder wenn sich eine Zusammenarbeit über die Zeit bewährt.

Du im Internet

Doch auch in Deutschland gibt es viele Situationen, in denen man sich freimütig duzen kann. Im Internet ist diese Anredeform weit verbreitet. Man findet sie oft bei Musikern und anderen Künstlern, auf dem Sportplatz und in der Kneipe. Und auch wenn in der Arbeitswelt die Devise nach wie vor „Sie“ lautet, gibt es inzwischen genug Firmen, in denen das „Du“ zum guten Umgangston gehört.

Entscheidend ist, dass in deutschen Kulturkreisen das „Du“ angeboten wird. Mit diesem symbolischen Akt einigen sich die Gesprächspartner auf eine neue Ebene der Vertrautheit. Ein voreiliges „Du“ wird oft als distanzlos empfunden.

Wie funktioniert das Duzen und Siezen in den Niederlanden?

Das niederländische „Du“ …

Für das Duzen haben die Niederländer das schöne französische Wort tutoyeren. Siezen nennt man analog dazu vousvoyeren. Oft entsteht bei Deutschen der Eindruck, dass man sich in den Niederlanden nur duzt. Dem ist nicht so. Wohl aber sind die Grenzen zwischen dem „Sie“ (u) und dem „Du“ (jij/je) fließender als im Deutschen.

So ist es nicht unüblich, mitten in Gesprächen mit Unbekannten von „u“ auf „jij“ umzuschalten, und zwar ohne vorherige Absprache und ohne, dass dadurch böses Blut entsteht. Bei Leuten im Alter bis vierzig ist das „Du“ sowieso die Regel, auch im geschäftlichen Umfeld. Nicht nur Kollegen, sondern auch Vorgesetzten und dem Chef bringt man ein lockeres „jij“ entgegen.

… und „Sie“

Ältere Leute werden jedoch in den allermeisten Fällen auch in den Niederlanden gesiezt. Diese Form ist auch der Standard bei offiziellen Anlässen, gegenüber Würdenträgern und anderen Respektspersonen. Anders als im Deutschen besteht auch der calvinistische Gott im Niederländischen auf „Sie“.

Bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war es zudem üblich, die eigenen Eltern (und Großeltern) aus Respektgründen mit „u“ anzureden. Überhaupt setzte der Siegeszug des „jij“ erst in den Sechzigerjahren ein. Früher siezten niederländische Kinder ihre Eltern

„Jij“ ist nicht gleich „du“

Nun bedeuten „je“ und „jij“ noch lange nicht, dass man zum inner circle gehört. Die Anrede dient schlichtweg als lockere Kommunikationsbasis: Durchgängiges Siezen empfinden viele Niederländer als distanziert und steif. Eine freundschaftliche Verbundenheit geht aber mit dem niederländischen „Du“ nicht automatisch einher.

Damit haben „je“ und „jij“ einen anderen Stellenwert als das deutsche „Du“, das viel deutlicher ein Zeichen von Nähe und Vertrautheit ist und somit nur ausgewählten Personen zuteilwird.

Das „Hamburger Sie“ und das „Kassiererinnen-Du“

Manchmal versuchen sich Deutsche im Spagat zwischen dem persönlichen „Du“ und dem distanzierten „Sie“. Das passiert zum Beispiel beim Hamburger Sie, einer Anrede, die „Sie“ mit dem Vornamen der angesprochenen Person kombiniert. Für niederländische Ohren klingt diese Mischform befremdlich.

Alexandra, würden Sie bitte nicht so laut reden?

Den umgekehrten Fall gibt es auch: Dann wird der Nachname mit „du“ kombiniert. Dieses Phänomen kann man oft beim Personal in Supermärkten und Kaufhäusern beobachten, weswegen es landläufig als Kassiererinnen-Du bezeichnet wird:

Frau Kleijn, kannste mal ’ne zweite Kasse aufmachen?

Eine gewisse Vertrautheit in an sich distanzierten Verhältnissen kann die Ansprache in der Mehrzahl „ihr“ und „euch“ schaffen. Ich nutze sie zum Beispiel in Läden, in denen ich häufiger einkaufe:

Habt ihr auch gestreifte Wollsocken?

Sie auf der Leinwand und in Fernsehserien

Etwas verwunderlich finde ich übrigens den in Deutschland gern praktizierten Brauch, sich in Serien und Filmen auch nach zusammen durchlebten Katastrophen beharrlich weiterzusiezen, obwohl gemeinsames Leid und dramatische Abenteuer doch bekanntermaßen zusammenschweißen.

Vor allem in Sendungen, die aus dem englischen Sprachraum übernommen wurden, muss das „You“ (das praktischerweise sowohl „du“ als auch „Sie“ bedeuten kann) nur allzu häufig der formalen Ansprache weichen. Da hat man zum Beispiel gerade in trauter Teamarbeit die Erde vor einer Invasion bösartiger Aliens gerettet – und dann heißt es prosaisch:

Frau Kleijn, setzen Sie Kurs zum nächstgelegenen Planeten!


📌 Zum Thema duzen und siezen habe ich auch einen Blogartikel auf Niederländisch geschrieben: Waarom je beter niet uit het glas van een Duitser kunt drinken (en nog meer tips voor het gebruik van Du en Sie)

230 Kommentare

  1. Ein großes Lob auch wieder für diesen Beitrag, Alex! Die Bezeichnungen Hamburger-Sie und Kassierinnen-Du kannte ich noch nicht! Dies waren für mich bislang namenslose Spracheigenheiten ;-)

    Da ich an einem Gericht arbeite, wo es ohnehin nicht ganz so locker zugeht, siezen wir uns auf der Arbeit. Privat bin ich grundsätzlich zum Du bereit, aber es muss passen. In meiner neuen Nachbarschaft, wo ich gerade die Älteste bin, habe ich mich bei Allen mit dem Vornamen vorgestellt und das Du eingeführt.

    • Hamburger-Sie und Kassierinnen-Du

      Ja, „Kassierinnen-Du“ ist klasse, die sagen das wirklich dauernd!

      Für „Sie plus Vornamen“ kannte ich die Bezeichnung „englisch siezen“ – die eigentlich komisch ist, insofern man im Englischen ja gar nicht siezt.

      • Englisch siezen kommt wahrscheinlich aus amerikanischen Kreisen, wo die Anrede mit Vornamen üblich ist. Allerdings fände ich Englisch duzen logischer …

      • Kerstin Kerstin

        Ich hatte selbst schon im Einzelhandel gearbeitet. Das „Kassiererinnen-Du“ wird eigentlich deshalb betrieben, um zu vermeiden, dass uns die Kunden mit dem Vornamen anreden. :-)

        • Würden Kunden das wirklich tun? In Deutschland?

      • Xrated Xrated

        Nicht ganz. Im englischen wird eigentlich nur gesiezt. Das früher Du („Thou“) wurde abgeschafft und nicht das Sie („You“).

    • Das Kassiererinnen-Du wird manchmal auch Münchner Du genannt.

      • Ich vermute fast, daß das Phänomen und der Begriff des „Kassiererinnen-Dus“ auch auf die vor einigen Jahren entstandene Unsitte, Supermarkts-Bediensteten Namensschilder anzuheften, zurückzuführen sind. Und zwar bekanntlich nicht nur einfach Namensschilder wie in der amerikanischen Armee (und heute auch in der deutschen und in anderen Armeen…), sondern Schilder mit „Herr“ und „Frau“, also „Herr Kasulzke“ und „Frau Öztürk“.

        Ich ärgere mich jedesmal, wenn ich den Unfug sehe, und wäre geneigt zu vermuten, daß es sich bei „Ey, Frau Meyer, haste noch ne Rolle 10-Cent-Stücke?!“ auch um einen un- oder halbbewußten Protest gegen diese lächerlichen Schilder handelt…

        • Jörg Jörg

          Beim Kassiererinnen-Du habe ich irgendwo mal die Erklärung gehört, dass sie manchmal wg. Persönlichkeitsschutz nicht ihren echten Namen auf dem Schild stehen haben, sondern einen ausgedachten. Alleine um Missverständnisse zu vermeiden, nennen sich alle damit. Keine Ahnung, ob das stimmt oder ob ich das nur geträumt habe :)

          • Johanna Johanna

            Das ist mir bei einer Verkäuferin in einer Metzgerei mal aufgefallen. Die trug jedes Mal, wenn ich bei ihr was kaufte, ein anderes Namensschild!

        • Ich lag wohl falsch. Ich bin gerade (von meiner Mutter) ins Bild gesetzt worden, daß es das „Kassiererinnen-Du“ schon in den 60er Jahren gegeben hat. Und zwar waren schon seinerzeit (und sicher heute auch noch) die Angestellten z.B. in Kaufhäusern angewiesen, sich nicht vor den Kunden mit Vornamen anzureden. Dies vermutlich deshalb, um vor den Kunden nicht das Bild einer verschworenen, also irgendwie auch bedrohlichen Gemeinschaft entstehen zu lassen – oder auch, weil kumpelhafte Kontakte unter Angestellten im allgemeinen nicht so erwünscht waren. Das Duzen konnte man wohl nicht verhindern – als0 ist daraus dann diese Mischform entstanden. (Und nicht erst aus den eleden Namenschildern.)

  2. Hallo,

    auch in Deutschland war das Siezen der eigenen Eltern üblich.

    Und ich habe mal gehört, dass es in den Niederlanden auch von der Situation abhängt und sogar möglich sein soll, dass man sich unter Umständen duzt und später – in einer anderen Situation – siezt. Stimmt das?

    Grüße
    Andreas

    • Hi Andreas, die Grenzen zwischen u und jij sind recht fließend. Es kann also durchaus mal vorkommen, dass man sich in einer Situation duzt aber danach in einem anderen Kontext wieder siezt. Das ist im Niederländischen nicht weiter tragisch.

  3. Ein Endlosthema! :-D Und Du faßt es auch schön zusammen!

    In einigen Ecken Südwestdeutschlands hat sich, so ist mir berichtet worden, auch das Ihrzen noch gehalten – und zwar, um einen Vertrautheitsgrad zwischen dem kumpelhaften „Du“ und dem distanzierten „Sie“ auszudrücken… Dazu sollte aber lieber jemand etwas sagen, der das einmal live erlebt hat, also aus diesen Ecken kommt.

    Wichtig scheint mir noch die Feststellung, daß all diese Anrede-Formen Produkte der Frühen Neuzeit, also den indogermanischen Sprachen nicht eigentümlich sind. Noch im Lateinischen gibt es kein Sie. Man erfindet das in der FNZ und eine Sprache kupfert es von der anderen ab – nur eben uneinheitlich. So wird im Französischen mit der 2. Person Plural gesiezt und im Deutschen mit der 3. Person. Im Spanischen gibt es das kuriose „usted“ – als Abkürzung von „vuestra merced“, „Euer Gnaden“. (Oder muß es auf deutsche „Eure Gnaden“ heißen? Alles Formsache ;-) )

    Und im Hebräischen gibt es natürlich auch kein „Sie“. Dafür muß ich eine Frau mit „at“ (das ist das „Du“ für Weiblein) anreden und einen Mann mit „ata“ (das ist das männlich „Du“).

    • In einigen Ecken Südwestdeutschlands hat sich, so ist mir berichtet worden, auch das Ihrzen noch gehalten

      Das ist also das, was ich hier in Hannover in mir vertrauten Läden auch mache. Ich wusste nicht, dass es für diese Form auch ein eigenes Wort gibt. Es gibt sogar Euchzen als Verb, wie ich eben gesehen habe ;-)

      • Das ist also das, was ich hier in Hannover in mir vertrauten Läden auch mache.

        Nicht ganz, würde ich sagen! Denn Du redest ja den Laden oder sein „Team“ kollektiv an. Du spricht die Verkäuferin mit „Ihr“ an – und meinst damit „Ihr hier in diesem Laden“.

        Bei diesem südwestdeutschen „Ihr“ ist aber wirklich eine Person gemeint, so habe ich es mir sagen lassen. Beispielsweise soll es Gegenden geben, in denen Kinder so eine ehrfurchtgebietende ältere Tante respektvoll anreden.

        Zu erwähnen wäre auch noch das in der preußischen Armee entstandene Erzen. :-) („Schaff er mir Feuer“ bei Kleist…) Das war zunächst ein Anrede von (stets adligen) Offizieren für ältere Mannschaftsdienstgrade und hartgesottene Unteroffiziere, die man nicht einfach mit „Du, mach mal…“ anlabern konnte. Es war also ursprünglich etwas respektvoller als das Du, hat dann aber den Beigeschmack einer Anrede für Untergebene und Knechte bekommen. (Heine macht im Wintermärchen – oder sonstwo – ironische Bemerkungen darüber.)

        • Bei diesem südwestdeutschen “Ihr” ist aber wirklich eine Person gemeint.

          Stimmt. Das ist ein Unterschied. Ich spreche gewissermaßen das „Kollektiv“ an und vermeide damit eine direkte Ansprache mit „Sie“.

          Interessant finde ich auch Deine Ausführungen zu den Anredeformen früherer Zeiten.

          Ganz persönlich finde ich die Anrede mit Vornamen übigens „intimer“ als die mit einem schlichten „du“. Mit dem „Hamburger Sie“ werde ich mich also wohl nie anfreunden können. Da ist mir das saloppe „Kassiererinnen-Du“ wesentlich sympathischer ;-)

          • Ha!

            Ich habe einen bestimmten Freundeskreis (oder besser: ein paar Freunde), mit denen rede ich nur so! (Also „Sie“ plus Vorname/Nick.) Das kann sehr hilfreich sein, wenn man sich „eigentlich“ duzen würde – es aber doch eine gewisse Distanz zu wahren gilt. Oder besser: Es gibt eine bestimmte Distanz, und sie soll bei aller Freundlichkeit und Vertrautheit auch sprachlich zum Ausdruck gebracht werden.

            • Das Prinzip kann ich gut nachvollziehen, nur für mich persönlich funktioniert diese Form der Ansprache nicht. Da sieht man, dass wir doch aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen ;-)

              • Übrigens läuft das bei mir mit den fraglichen Leuten so: Ich spreche sie mit Vornamen und Sie und sie mich mit Netz-Nick und Sie an – also „Harki, könnten Sie bitte mal…“ Das dürfte es auch nicht so oft geben. ;-)

        • Jörg Jörg

          Das „Ihr“ für eine einzelne Person ist eine veraltete Form der Anrede und inzwischen komplett unüblich. Außer auf Mittelaltermärkten oder bei Rollenspielen :)

          Das „Ihr“ in dieser Form des kollektiven „Sie“ höre und verwende ich auch sehr häufig genau wie Alex schreibt. :)

          • Ja, wie ist das in Italien?

            Da liegt man mit „voi“ meistens nicht falsch, es nimmt einem keiner übel. Mussolinie wollte es offiziell machen.

        • Ja, ich bin ein Schwabe, geboren 1950, und habe einen Untergebenen (meinen Laboranten) auch hin und wieder mit „Er“ angeredet („mach Er das, aber ganz schnell), und es gab aber deswegen keinen Ärger. Rein geistig spreche ich immer noch Leute so an. Ich finde, man sollte das gegenüber z.B. Polizisten wieder einführen, die ja wirklich aus der untersten Kiste stammen.

  4. Christian Christian

    Sehr schöner Beitrag und sehr treffend! Ich find’s interessant, dass du das so „siehst“, Alex.
    Das Hamburger-Sie kenne ich auch, bisher ist mir das aber noch nicht über den Weg gelaufen. Dass es ein Kassiererinnen-Du kannte ich nicht als Wort, aber das Phänomen schon ;-) Kommt mir des Öfteren in Drogeriemärkten vor und find ich…irgendwie furchtbar unangebracht…ich möchte so nicht mit meinen Kollegen umgehen. Na ja…

    Ich persönlich mag es lieber direkt mit Du angesprochen zu werden. Daraus schließe ich dann auch nicht gleich eine Freundschaft. Da ich die Hierarchie in Deutschland nicht besonders gut leiden kann, ist für mich das ‚Du‘ eine Gleichsetzung der Gesprächspartner…mag vielleicht was doof klingen.
    Mir macht es auch Nichts aus direkt mit Du angesprochen zu werden. Allerdings ist hier dann schnell die Schwelle übertreten um etwas zu locker zu werden. ‚Du Vollidiot‘ geht dann doch schneller und einfacher über die Lippen als ‚Sie Vollidiot‘.

    • Die Kombination aus „Sie“ und Schimpfwort, die im Deutschen möglich ist, finde ich faszinierend. Ich habe auch schon mal gehört, dass „Sie Trottel/Arschloch/Idiot“ eine größere Beleidigung sein soll als die Entsprechung mit „Du“ …

  5. Huldra Huldra

    Meine holländische Großmutter und meine Großtanten usw. wurden bzw. werden bis heute noch von mir gesiezt, sie wollen es so.
    Ich selber bin aber auch eine große Anhängerin des Siezens, gerade im geschäftlichen Umfeld, zum Beispiel gegenüber Dienstleistern, ist es nicht immer förderlich, sich zu Duzen. Man kann ja auch ein sehr freundschaftliches Siezen haben.
    Und dass der Übergang vom Siezen zum Duzen auch quasi formal beschlossen wird, gefällt mir ebenfalls. Das kommt einer Definition der Beziehung gleich, die einvernehmlich begangen wird. Abgesehen davon, dass man manchmal leider in der Situation sein kann, wo man nicht Duzen mag, es aber nicht ablehnen kann…

    • Tina Tina

      Ich habe zu Hause ein uraltes Höflichkeitsbuch aus dem Jahre 1957 (DDR-Produktion), darin steht:„In Holland duzt man sich nur, wenn man sich noch besser als gut kennt; sogar die Kinder ,siezen‘ ihre Eltern.“ Und von Rudi Carrell und dem Fußballtrainer Louis van Gaal habe ich auch mal gelesen, daß die sich von ihren Kindern siezen lassen. Nun ja, das sind ja auch schon ältere Semester, die kennen es wohl nicht anders, haben es als Kinder sicher genauso machen müssen. Louis van Gaal behauptet dazu:„Ich bin der beste Freund meiner Kinder, aber sie müssen anerkennen, daß ich einer anderen Generation angehöre.“ Also, wenn er es so sieht, dann müßte er seine Kinder ebenfalls siezen, denn die gehören auch einer anderen Generation an als er ;-).
      Aber mal ehrlich, wenn ihr mich fragt, wird es höchste Zeit, diese Unsitte abzuschaffen. Es ist doch irgendwie verkehrte Welt, wenn Kinder die Personen, die ihnen am nächsten stehen, wie Fremde behandeln müssen, während sie ihre Lehrer in der Schule (die ja wirklich Fremde sind) mit Vornamen ansprechen (auch das habe ich mal irgendwo gelesen). Respekt ist ja schön und gut und durchaus notwendig, aber man kann es auch damit übertreiben, würde ich meinen.

      • Tina, das Siezen der eigenen Eltern ist dabei, auszusterben. Man findet die Konvention eigentlich nur noch in streng gläubigen evangelischen Familien.

        • mareike mareike

          für mich war es immer eine selbstverständlichkeit, den älteren semestern in meiner familie mit dem“u“ zu begegnen (und sie sind noch nicht ausgestorben), ich sehe darin überhaupt kein problem. für mich ist das nicht unpersönlich, sondern ausdruck von respektvoller liebe. ich habe meine mutter auf niederländisch gesiezt und auf deutsch geduzt.
          im heutigen arbeitsleben bin ich nicht so schnell „per du“, ich bin ja auch ein wenig älter und es irritiert mich, von viel jüngeren per sé geduzt zu werden.

          • Mareike, mit „Aussterben“ meinte ich, dass die jüngeren Generationen ihre Eltern kaum noch mit „Sie“ anreden. Ich verstehe den Hintergrund (die von Dir genannte respektvolle Liebe) aber gut!

  6. Peter Peter

    Interessanter Beitrag! Wieder etwas dazu gelernt, sogar über die eigene Muttersprache!

    Das Hamburger Sie habe ich einst bei meiner Vermieterin erlebt, die tatsächlich aus Hamburg kam! Ich kenne die Bezeichnung zwar nicht, aber sie hat mich beim Vornamen angesprochen und gleichzeitig gesiezt.

    Bei amerikanischen Filmen habe ich den Eindruck, dass die Skript-Übersetzer sich bei der Anrede an der Verwendung des Namens orientieren: Wird Mr, Mrss oder Mrs verwendet, wird gesiezt, spricht man sich beim Vornamen an, wird geduzt.

    Man kann sich bei der Anrede auch total verheddern, so wie es bei dem Popliteraten Stuckrad-Barre geschah, der in seiner Late-Night-Show den Grünen-Politiker Ströbele erst fragte „Findest du das okay, wenn ich dich jetzt duze?“, und dann durcheinander siezte oder duzte.

    • Jörg Jörg

      Die Synchronisationen von Filmen geht mir da echt oft auf den Keks. Letztens bei Babylon 5 aufgefallen: Da Siezen sich zwei — ok, der eine ist der Präsident der Föderation, die andere ist die Chefin der Raumstation –, aber die beiden waren mal verheiratet. Welcher Vollpfosten ist auf die Idee gekommen, dass Ex-Ehepartner sich wieder Siezen?

      Achja, noch ein Beispiel fürs kollektive „Ihr“: Wenn man mit einem Kreis spricht, von denen man einige Siezt und einige Duzt.

      • Stimmt! In solchen Situationen finde ich das auch eine elegante Lösung.

      • Tina Tina

        Nicht nur in Filmen wird das englische „you“ oft falsch übersetzt, auch in Büchern ist das manchmal so; ich denke da hauptsächlich an die Geschichten von Sherlock Holmes. Holmes und Dr. Watson sind seit wer weiß wie vielen Jahren eng befreundet, haben eine Menge miteinander durchgestanden, müßten sich nach deutschen Gesichtspunkten eigentlich längst duzen – aber sie siezen sich auf das Konsequenteste. Nun ja, man hat es als Übersetzer eben nicht immer einfach.

        • Ich denke, da wird es seitens der Verlage (bzw. der Sender) oft auch Vorgaben geben.

        • Günter Günter

          Da ich die noch nie in Englisch gelesen habe, wie reden die sich denn da an? In Deutsch benutzen sie doch meistens nur die Nachnamen, oder irre ich mich da?

          • Tina Tina

            In Englisch habe ich sie noch nie gelesen; wozu denn, wenn ich sie in Deutsch habe ;-). Aber es stimmt, die reden sich mit Nachnamen an, was mich bei so langjährigen Freunden auch ein bißchen wundert. Allerdings benutzen sie keine Anreden wie „Mister“ oder so.

            • Waren Holmes und Watson wirklich befreundet? Oder gab es da vielleicht ein unüberbrückbaren Klassenunterschied? Ich frage nur, denn ich kenne die Bücher kaum. Die Briten kann man um ihr You beneiden, aber sie haben, und hatten sicherlich damals, sehr scharf definierte Klassenunterschiede, die vielleicht auch die Nennung beim Vornamen verhinderten.

              • Ich kenne die beiden auch nicht wirklich aus nächster Nähe, aber nach einer gewissen Zeit bestand zwischen Holmes und Watson schon eine enge Freundschaft. Trotzdem haben sie sich in der Tat immer nur mit dem Nachnamen angesprochen. Ob es da einen Standesunterschied gab, weiß ich nicht …

            • Günter Günter

              Ich lese Bücher auch mal gerne in Englisch, falls das die Originalsprache ist, speziell wenn ich nicht auf die Übersetzung warten will. Genauso wie ich gerne Filme in Englisch sehe. Leider merke ich dann immer, wie schlecht mein Englisch ist, bzw wie viele Wörter ich nicht kenne. ;-)
              Die Anreden Holmes und Watson halte ich einfach für einen Gag der zeigt, das sie befreundet sind, aber doch wieder nicht so nah, um den Vornamen zu benutzen.

              • Bouke Bouke

                Es gibt bei mir auch viele freunden, wovon ich ihren Nachnamen einfach als vorname benutze, quasi als ein Nickname. In studentenkreisen ist das auch sehr üblich. Meist ist das einfach lustig gemeint, aber es kann z.B. auch praktischen gründen haben (z.B. in Deutschland, wo so ungefähr jedes zweite mädchen Anna oder Maria heisst).
                Genauso wird oft auch das Siezen spasshalber gemacht – die beziehung sollte fast vollstaendig getrennt von der anrede gesehen werden. Ich glaube, dass ist bei Holmes und Watson genauso. Die macht es wahrscheinlich einfach spass einander so an zu reden, man muss ja auch den Englischen Humor mit hineinbeziehen!

        • Peter Peter

          Simone De Beauvoir und Jean-Paul Sartre sollen sich trotz intimer Nähe gesiezt haben, was im Französischen „vous“ ist (gleichzeitig bedeutet es „Ihr“).

  7. Nach fünfzehn Jahren Deutschland mag ich die Siezerei noch immer nicht. Ich bin wohl nicht der Einzige. Ich habe einen beruflichen Kontakt zu einem Deutschen, der lange in Amerika war und jetzt in Holland arbeitet. Er spricht hartnäckig English mit mir, obwohl für uns beide Deutsch natürlicher wäre. Ich nehme an, er will vermeiden, dass wir uns siezen und mit Herr Doktor anschreiben müssten.

    In Läden hat man mich gelegentlich mit ‘der Herr’ angesprochen. Im ehemaligen Frankfurter Kaufhaus Schneider zum Beispiel, beim Socken- oder Hemdenkauf. Das war so ein Traditionsbunker. In feudaleren Zeiten, die noch gar nicht so lange her sind, hat es auch ‘der Herr’ mit Plural gegeben: ‘Der Herr sind zu gütig,’ ‘Der Herr wünschen …?’

    Als tödliches Schimpfwort fällt mir ein: ‘Sie Person!’ – es wurde zu einer Frau gesagt in einem Vorkriegsfilm, aber ich weiss nicht mehr in welchem.

    • Diese Anrede in der dritten Person singular wäre mir nicht wirklich geheuer. Bislang ist mir das aber auch noch nicht passiert (Liegt es an meiner zu wenig „herrschaftlichen“ Ausstrahlung oder einfach nur an der Gegend?)

      • Vielleicht liegt es daran, dass Du eine Dame bist, Alex. Mir ist nicht bekannt, ob es die Anrede ‘die Dame’ auch gibt oder je gegeben hat. Das wäre vielleicht doch eher ‘Gnädige Frau’ gewesen. (Im ehemaligen Kaufhaus Schneider ‘Gnäfrau’ ?).

        Übrigens, hast Du schon mal geblogt über die Tatsache, dass die Deutschen sich eigentlich gar nicht anreden können, wenn sie sich nicht kennen? Was wird das: Ey! Hallo! Entschuldigen Sie….. o.ä., während das Niederländische immer das bequeme Mijnheer/Mevrouw zur Verfügung hat. In Österreich ist es noch schlimmer, da muss man ja auch noch den Rang im voraus kennen: Herr Oberdingsbums, Frau Ministerialrat usw.

        • Ich sage in so einem Fall eigentlich immer „Entschuldigung, …“ und das funktioniert wunderbar. Aber Du hast Recht: So etwas Praktisches wie meneer und mevrouw als Anrede für Unbekannte hat das Deutsche nicht …

          • Oliver Oliver

            Bis in die 1960er Jahre hinein gab es sowas durchaus im Deutschen, es ist dann aber weitestgehend ausgestorben, außer vielleicht in einigen Zusammenhängen in Österreich: „Gnädige Frau“, „Gnädiger Herr“, „Gnädiges Fräulein“. War nicht nur in Adelskreisen verbreitet, sondern auch im Sinne einer höflich-distanzierten Anrede wie meneer, mevrouw oder im Englischen Sir oder Madam. Für heutige Ohren klingt es natürlich extrem altmodisch.

            • Danke für die Ergänzung Oliver. Diese Anredeformen sind mir in etwas älteren Büchern auch schon mal begegnet.

        • Günter Günter

          Dafür wird man in alten Original Wiener Cafes aber im mindestens zum Kommerzialrat befördert! :-))
          Das mit der Anrede im Deutschen verstehe ich nicht. Ich kann jemand doch ganz einfach auch ohne Namen ansprechen:“ Könnten Sie mir mal helfen (oder was auch immer)“ oder in alter Form:“ Könnten der Herr/die Dame mir behilflich sein“.

        • Bouke Bouke

          Och, dass ist ja auch sowas. Ich empfinde es als Hollaender immer als extrem unhöflich wenn jemand meint mich mit Hallo z.B. zurueckzurufen. (@Günter: gemeint wird hier z.B. wenn sie was haben fallen lassen, und jemand versucht sie an zu sprechen um ihnen das zu erzählen, wenn sie aus den Laden heraus laufen).
          Bei uns ruft man jemand in diesem fall normalerweise mit ‚meneer‘ oder ‚mevrouw‘ hinterher. Das ‚Hallo‘ schreien kann man auch machen, ist aber sehr unhöflich. Ich hab mich immer noch nicht daran gewohnt das gerade die normalerweise sehr hoefliche Deutschen sich so verhalten – auch wenn ich weiss, das es im Deutschen keine alternative dazu gibt.

          • Günter Günter

            Jetzt hab ich’s kapiert, empfinde „Hallo“ aber nicht als unfreundlich. Nicht umsonst heisst das ja „ein fröhliches / freundliches Hallo“. Hallo ist doch im Deutschen positiv belegt, z.B. wenn jemand begeistert empfangen wurde, „…gab es ein grosses Hallo“.Zumindest hier in den niederländischen Grenzstädten betreten und verlassen die niederländischen Kunden die Geschäfte doch auch mit einem freundlichen „Hoi“ oder „Hola“, was mir übrigens sehr viel besser gefällt, als das steife „Guten Tag“ der deutschen Kundschaft.

            • Ich verstehe schon, was Bouke meint. Ich empfinde es meist auch nicht als angenehm, wenn mir jemand ein aufmerksamkeiterregendes „hallo“ hinterherruft, wenn ich zum Beispiel etwas habe liegen lassen. Bei der Anrede hingegen ist „hallo“ auch für mich positiv belegt – das ist aber ein ganz anderer Kontext als der, den Bouke nannte.

              • Günter Günter

                Mir ist auch klar, was Bouke meint. Man könnte ja auch im Deutschen „mein/der Herr“ oder „meine/die Dame“ rufen, das würde ich aber als als unangenehmer empfinden, als ein freundlich gerufenes Hallo.

          • Diese Abneigung gegen ‘Hallo’ habe ich auch – sie ist offenbar durch meine niederländische Jugendzeit bedingt. Hallo war ein Wort, das manche Leute beim Hörer abnehmen ins Telefon riefen, aber auch das galt als unhöflich. Früher stand sogar auf dem Umschlag des Telefonbuchs: ‘Zeg nooit hallo…!’

    • Tina Tina

      Das mit deinem Freund verstehe ich nicht so ganz. Wenn du glaubst, daß er das „Sie“ vermeiden möchte und du ihn ebenfalls lieber duzen würdest, wieso könnt ihr euch dann nicht aufs „Du“ einigen? Wer zwingt euch denn, euch zu siezen, wenn ihr es beide nicht wollt?

      • Es ist eben kein Freund, Tina, sondern ein Arbeitskontakt.

        • Tina Tina

          Nun, wie auch immer, auch Arbeitskontakte können sich duzen, wenn sie es beide wollen. Ich frage mich nach wie vor, wer euch daran hindert.

          • Gegenseitige Scheu wahrscheinlich. Ich bin älter, er ist höher in Rang; beides möchten wir nicht betonen, also, wer soll dann anfangen? Und dann dieses komische Ritual, denn ohne feierliche Aussage scheint es gar nicht zu gehen und das fänden wir wohl beide blöd. Ich weil ich es in Holland, er weil er es in Amerika bequemer gewöhnt war.
            Vielleicht müssen wir einfach einige günstige Gelegenheit abwarten, sowie die Kollegin und ich, die wir einander duzen, seit wir zusammen in einem Unwetter furchtbar nass geworden waren.

            • Tina Tina

              Nun, dann solltet ihr euch vielleicht mal zusammen in den Regen stellen, davon gibt es ja zur Zeit mehr als reichlich ;-). Und wo ihr zwei euch schon auf Englisch verständigt, sag doch einfach mal zu deinem Kollegen:„You can say you to me!“ Wirst ja sehen, was er dir darauf erwidert; die Freundschaft kündigen wird er dir schon nicht gleich ;-). Vielleicht wartet er nur auf einen Anstoß von dir, so wie du auf einen von ihm.
              Und ein Ritual ist zum Duzen auch nicht unbedingt nötig. Ihr könntet euch schlicht und einfach darauf einigen, euch zu duzen, und damit ist es gut. Manche trinken dann Brüderschaft, aber das ist, wie gesagt, nicht Pflicht; ich halte das nur für eine Ausrede, mal wieder in die Kneipe zu gehen, dafür suchen gerade Männer doch ständig Gründe. ;-)

            • Günter Günter

              Kann das voll und ganz nachvollziehen. Nach den „Regeln“ bietet normalerweise der Ältere das Du an, im Berufsleben jedoch der Höhergestellte. Ich finde es gnerell einfacher, im Berufsleben das Sie zu benutzen, speziell in der von Dir geschilderten Situation. Ich habe mich oft auf der Arbeit mit Kollegen gesiezt, im Privatleben aber geduzt.

  8. Hallo,
    was für ein schönes Blog! Es ist eine gute Idee, Holländer (oder muss ich Niederländer sagen? Ich sah aus den Augenwinkeln, dass Du da schon etwas geschrieben hast …) und Deutsche immerhin sprachlich näherzubringen ;-) Und über Fußball schreibst Du ja wohl nichts … Woher kommt eigentlich diese „alberne“ Abneigung?
    Ich werde hier noch ein wenig stöbern – vielen Dank für diesen sehr schönen Artikel und herzliche Grüße,
    Ralph

    • Hallo Ralph,

      danke für den Lob! Zu Fußball habe ich letztes Jahr während der Männer-WM einen Beitrag geschrieben. Bei der jetzigen Frauen-WM hat sich das niederländische Team leider nicht qualifiziert. Ich hätte gerne ein Spiel zwischen unseren beiden Ländern gesehen :-)

      Heel veel groetjes und viel Spaß beim Stöbern!
      Alex

      • Günter Günter

        Konntest Du doch kurz vor der WM sehen. :-))

        • Ich meinte natürlich als WM-Spiel ;-)

  9. Günter Günter

    Eigentlich ist es doch auch in Deutschland mittlerweile ziemlich locker geworden. Wenn ich daran denke wie steif das früher alles war. In der Schule mussten einen die Lehrer ab dem 14. Lebensjahr siezen, selbst wenn man darum bat, weiter geduzt zu werden. Allerdings ist das „Sie“ bei Leuten die man nicht mag auch recht hilfreich, schon weil man es viel härter aussprechen kann, als das weiche „Du“. Ich bin ja nun vor allem mit dem siezen aufgewachsen und es fällt mir schwer, jemand das Du so einfach anzubieten. Wie man mich anredet, ist mir eigentlich egal, ich selber vermeide es aber oft, das Du anzubieten, weil ich nicht weiss, wie es aufgenommen wird. Zumal es ja auch noch Regeln zu beachten gab, z.B. das nur der Ältere das Du anbieten durfte!Peinlicherweise muss ich zugeben, das ich nach 40 Jahren in denen ich die Niederlande besuche, jetzt erst durch Alex efahren habe, das es da ein u=Sie gibt. :-))
    Was das Kassiererinnen-Du angeht, dürfte dies wohl eher vom Bau stammen, wo das schon immer so gehandhabt wurde. Wenn man auf einer grossen Baustelle durch lautes Rufen kommuniziert, ist es wahrscheinlicher die richtige Person per Nachnamen zu erreichen, als wenn man den Vornamen ruft, den ggf. noch zig andere Kollegen teilen. Sollte der Nachnamen mehrmals vorhanden sein, so wird halt Nachname-Vorname benutzt, z.B. Meiers Jupp. Beim geselligen Beisammensein, wurde dann natürlich nur der Vorname benutzt, da man sich ja ansehen konnte.

    • Mir fällt gerade noch die komische Situation ein, wenn man als inzwischen Erwachsener Leute trifft, die einen als Kind geduzt haben, die man selbst aber gesiezt hat. Also z.B. Nachbarn, Eltern von Klassenkameraden und Freunden. Oftmals bleibt es beim Duzen und Siezen über Jahrzehnte, also die Siebzigjährigen duzen dann die 40-jährigen, die andersrum die Älteren siezen. Nach 30 Jahren oder so ist das dann komplett natürlich, keiner von beiden käme ohne weiteres auf die Idee, daran was zu ändern.

      (Tatsächlich haben mir nur die Eltern eines Schulkumpels das Du angeboten, und da war ich bestimmt schon 30-35…)

      Auch sehr komisch war letztens eine Situation, wo ich mit zwei uralten Kumpel unterwegs war, wir alle um die 40 und ich kenne beide seit weit über 20 Jahren. Plötzlich merkte ich, dass die sich siezen, weil sie sich tatsächlich früher nie begegnet waren, sondern sich erst jetzt als Geschäftsbeziehung kennengelernt haben… Da war das mit dem Du auch in wenigen Sekunden erledigt :)

  10. Boom Boom

    Ich finde wirklich, es gibt interessantere Sprachen als Englisch, aber ich beneide die Englisch-Sprachigen um ihr you. Das ist so einfach und unkompliziert. Es gibt so oft Situationen, in denen ich mir nicht sicher bin, ob ich mein Gegenüber nun besser sieze, weil es sonst unhöflich wär, oder ob ein siezen zu steif rüberkommen und ich mich damit lächerlich machen würde und ich deshalb lieber du sagen sollte.
    Ich finde, ein entscheidender Faktor dabei ist das Alter, ich würde zum Beispiel nie auf die Idee kommen, jemanden in meinem Alter zu siezen. Aber auch da kann man sich ja mal irren …

    Ich persönlich mag es überhaupt nicht, gesiezt zu werden und wenn es nach mir ginge, könnte man das Sie komplett abschaffen.

    Diese Kombination von Sie und Vornamen kenne ich aus der Oberstufe. Ich fand es damals so befremdlich, dass Lehrer, die man schon jahrelang kennt, einen ab der 11 plötzlich siezen. Trotzdem wurden wir immer mit Vornamen angesprochen.

    Dass u und Sie nicht das gleiche sind, habe ich auch schon festgestellt. Unsere Niederländischdozentin zum Beispiel, eine Niederländerin, duzen wir, auch im Deutschen, weil sie sagt, das wär in den Niederlanden eben anders als in Deutschland.

    Aber es gibt doch auch noch einen Unterschied zwischen u und U oder? Ich meine mal gehört zu haben, dass man das nur großschreibt, wenn man Gott anspricht und sonst klein. Stimmt das?

    In dem Zusammenhang fällt mir übrigens auch noch ein, dass man ja „früher“ (sooo lange ist das ja noch nicht her) im Deutschen die direkte Anrede in der 2. Person (du bzw. ihr) auch noch großgeschrieben hat. Ich allerdings gehöre schon zu der Generation, der beigebracht wurde, dass man das kleinschreibt und ich finde es immer befremdlich, das großgeschrieben zu sehen.

    • Günter Günter

      Ich verweigere mich der sogenannten „Neuen Deutschen Rechtschreibung“. In meiner Welt, wird die direkte Anrede GROSS geschrieben, eben um zu verdeutlichen, das man jemand persönlich anspricht. Die sogenannte Rechtschreibreform dient doch nur dazu, die gewachsene Sprache für Personen zu „vergewaltigen“ , die nicht in der Lage, oder nicht Willens sind, diese korrekt zu lernen. Ich akzepiere durchaus, das aus welchen Gründen auch immer, jemand nicht in der Lage ist, eine Sprache akzentfrei zu sprechen, wie übrigens auch ich und über 90% der Deutschen. Deswegen muss man aber nicht die „Schriftsprache“ anpassen.

      • Boom Boom

        „Die sogenannte Rechtschreibreform dient doch nur dazu, die gewachsene Sprache für Personen zu “vergewaltigen” , die nicht in der Lage, oder nicht Willens sind, diese korrekt zu lernen. „

        Auch wenn das jetzt nicht zum Thema gehört: Entschuldigung, aber jetzt fühle ich mich angegriffen. Ich habe nie behauptet, ich sei nicht in der Lage oder nicht willens, korrekt schreiben zu lernen. ICH bin von Anfang an in der Schule die neue Rechtschreibung gelehrt worden und ich sage ja auch nicht, die andere ist falsch. Ich sage nur, dass sie ungewohnt für mich ist.
        Natürlich wär eine Rechtschreibreform nicht nötig gewesen und ich kann verstehen, dass es nicht leicht ist, sich umzugewöhnen, aber es ist nun mal geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Mittlerweile sind ja auch wieder beide Rechtschreibungen zugelassen, aber nur, weil jemand die neue Rechtschreibung gebraucht, ihm zu unterstellen, er sei dumm oder aufmüpfig, das finde ich absolut dreist!!! Ich habe mir die Reform nicht ausgedacht!!! Wenn du an jemandem deinen Dampf ablassen willst, dann bitte an den Verantwortlichen!

        • Günter Günter

          Das greift ja nicht Dich an, sondern die „Rechtschreibreform“. Ich ärgere mich schwarz, das für so einen Blödsinn Milliarden ausgegeben werden. Übrigens haben ja viele seriöse Zeitungen wie die FAZ die „Rechtschreibreform“ nach kurzer Zeit wieder rückgängig gemacht und erklärt, das sie nur noch die alte Form benutzen. Schreibweisen haben sich ja schon immer geändert, wir schreiben Thür, Thaler usw. ja auch nicht mehr wie im 19. Jahrhundert, ohne das dafür Unsummen verschwendet werden. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, neue Atlanten zu drucken, weil Adenauer angeordnet hat, das Cöln mit K geschrieben wird, oder als der Kaiser bestimmt hat, das Montjoie jetzt Monschau heisst. Das wurde dann bei den nächsten Auflagen kostengünstig erledigt.

          • Bouke Bouke

            Ich glaube, auch da ist ein wenig pragmatismus zu beachten (oder spreche ich jetzt zu sehr wie ein Niederländer?). Wir haben ja auch Rechtschreibreformen gehabt, bei uns ist es allerdings so dass die leute, die das machen (Taalunie genannt) hier einfach als Subventionziehendes Verein gesehen werden; als eher als beschäftigungstherapie. Es ist deshalb gebräuchlich einfach die rechtschreibung zu nutzen, die man früher in die Schule gelernt hat. Es gibt daher kein recht oder falsch, die neue rechtschreibung wird sich aber erst nach 50 jahren oder so vollstaendig durchsetzen und ist immer in bewegung.
            Was natürlich nicht heisst, dass ich mich nicht wahnsinnig ärgere über vor allem Betriebe die ‚kado‘ schreiben statt ‚cadeau‘ und vergleichbares. Für mich gibt es da grenzen – ist aber vor allem weil ich ja in gewisserweise ‚indoktriniert‘ bin als kind eine gewisse rechtschreibung zu beachten.

            • Günter Günter

              Pragmatismus ist ja genau das, was gefehlt hat.

    • Trijntje Trijntje

      God en U, dat klopt.
      In veel Bijbelvertalingen wordt over God met hoofdletter aan het begin gesproken, niet alleen bij U. Het is dan ook Hij en Hem en in sommige vertalingen ook Zijn.

      Dus bijvoorbeeld:

      Omdat Hij Zijn volk wilde redden stuurde Hij Mozes. Mozes bad tot Hem.

      (dit zijn geen letterlijke Bijbelteksten, maar voorbeelden hoe het er uit kan zien).

      In de Nieuwe BijbelVertaling (NBV) uit 2004 hebben de vertalers ervoor gekozen om hiermee te stoppen. Daar is God ‚gewoon‘ u, hij, en gaat het over ‚zijn‘ volk.

      In oudere Bijbelvertalingen wordt God aangesproken met Gij. In sommige kringen worden die vertalingen nog gebruikt en wordt God met gij aangesproken.

    • Hi Boom, ich glaube nicht, dass Günter Dich da angreifen wollte. Die letzte Rechtschreibreform hat zu viel Unsicherheit (und Unmut!) geführt bei den Generationen, die es eben anders gelernt haben.

      Deine Frage zum Thema „u/U“ hat Trijntje inzwischen schon ausführlich beantwortet. Heutzutage nutzt man im Niederländischen die Schreibweise mit dem Großbuchstaben tatsächlich nur für Gott.

  11. Trijntje Trijntje

    Heel boeiend weer.
    In het gezin waar ik opgroeide vermeden we lange tijd de keus tussen jij en u doordat we zeiden: komt papa mee? en dergelijke zinnen.
    Op hoge leeftijd heeft mijn vader ons opgeroepen om hem ‚je en jij‘ te noemen, tot onze grote opluchting. En zijn schoonkinderen noemden hem vanaf die tijd bij de voornaam.

    Het aanspreken van God is nog iets subtieler: vanouds spraken christenen hem met een derde vorm aan: gij.
    In Vlaanderen ligt dat geloof ik weer anders.

    Ik weet niet precies de achtergronden, maar ik meen dat gij in Vlaanderen juist vertrouwelijker klinkt. Het heeft iets te maken met de keuzes die de vertalers van de Statenvertaling hier hebben gemaakt.
    Er zijn nog steeds christenen, vooral uit de wat ‚zwaardere‘ hoek die God met gij aanspreken.
    Ik zelf zeg u tegen God, omdat ik dat zo geleerd heb, en het toch vreemd aanvoelt om er jij van te maken. Dat betekent niet dat er geen vertrouwelijkheid is.
    Net zoals kinderen die u zeggen tegen hun ouders natuurlijk wel een goede vertrouwelijke band kunnen hebben.

    Mijn eigen kinderen hebben we geleerd om je en jij tegen ons te zeggen; bij hun ooms en tantes verschilt dat een beetje van persoon tot persoon. Ook noemen ze sommige ooms en tantes bij de voornaam, en anderen met ‚oom‘ of ‚tante‘ erbij. Dat ligt aan de voorkeur van die oom of tante.

    Één van mijn dochters heeft me overigens laatst verteld dat de vorm you in het Engels juist teruggaat op de u-vorm, de formele vorm. De jij-vorm, de vertrouwelijke vorm, was volgens haar thou, een vorm die in sommige kringen nog wordt gebruikt om God aan te spreken, zoals dat ook het geval is in de King James bijbelvertaling, die in Engeland ongeveer de functie vervult van de Statenvertaling in Nederland.

    Ik merk overigens dat er naarmate ik ouder word, en meer grijze haren heb, er meer mensen zijn die u tegen me zeggen.

    • RvO RvO

      Leuk geschreven. Alweer!

      „In Vlaanderen ligt dat geloof ik weer anders.“
      Ja in Vlaanderen ligt het heel anders. Niet alleen met gij, maar ook met u. Details ken ik niet, maar ik heb me vaak verbaasd.

      In het het Brabants is gij, of ge, min of meer vergelijkbaar met jij in het „Hollands“. Hoewel ik me herinner dat er gemakkelijker „geduzt“ werd dan in „Holland“. Dat is overigens ruim 25 jaar geleden.
      En met Brabants bedoel ik het dialect in de Nederlandse provincie Noord-Brabant.

      • Mijn herinneringen aan mijn geboorteprovincie Noord-Brabant:
        Hedde gij (Heb je…)?
        Witte da nie? (Weet je dat niet?)
        Gullie (Jullie)

      • SF SF

        Halloh, nun wie Du weißt komme ich ja aus Wesel und dann auch aus Düsseldorf, ich kenne das ganze NRW. Nun ist mir hier in Bad Berleburg, (Südwestphalen und ein paar Kilometer bis Hessen) aufgefallen, daß es hier sehr unkonventionell gehandhabt wird, es wird geduzt! im Supermarkt an der Theke und an der Kasse, aber man kennt sich dann so relativ vom sehen her. (Meist.) Für mich war das schon eine Umstellung, aber da ich ja mit Vorliebe sehr unkonventionell bin hat diese Umgangsform einen Positiven Charakter. Nur möchte ich betonen, daß es gewisser Konventionen bedarf um die Etikette zu wahren!!!

        • Höflich und verbindlich sein und sich trotzdem duzen ist für mich kein Gegensatz, Frank Paul. Oder ist das meine niederländische Sicht auf die Dinge?

    • Trijntje, dass das englische thou die Ansprache für vertraute Personen war, und die Form you die für mehr formelle Angelegenheiten findet sich bestätigt bei Wikipedia:

      “ … thou was later used to express intimacy, familiarity, or even disrespect, while another pronoun, you, the oblique/objective form of ye, was used for formal circumstances.“

  12. Lucy Lucy

    Nur der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, daß ich persönlich es nicht mag, geduzt zu werden, wie z.B. vom IKEA-Katalog. Für mich ist das Sie die ganz natürliche Form, auch mit Kolleginnen umzugehen. Ich habe im Krankenhaus gearbeitet, da haben sich viele geduzt, und ich habe das nur mitgemacht bei den Kolleginnen in meinem Team. Aber ich fand immer, daß vor den Patienten Arzt und Pflegepersonal das „Sie“ einzuhalten hätten, alles andere kam mir unprofessionell vor. Und natürlich schreibe ich „Sie“ und „Du“ weiterhin groß! Das ist eine Frage des Respektes.
    Das „Hamburger Sie“ wäre mir allemal lieber als das „Kassiererinnen-Du“.
    Erklärung? – Ich bin Jahrgang 1945!

    • Nur der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, daß ich persönlich es nicht mag, geduzt zu werden, wie z.B. vom IKEA-Katalog.

      Das “Hamburger Sie” wäre mir allemal lieber als das “Kassiererinnen-Du”.
      Erklärung? – Ich bin Jahrgang 1945!

      Ich bin Jahrgang 1967 und empfinde den ersten Punkt haargenauso und den zweiten – ähnlich.

      Ich hasse es wie die Pest, wenn mich irgendwas gleichsam „per Standardeinstellung“ duzt: Kataloge und gerade auch Software und Websites. (Da ich andererseits überzeugter OpenSource-Freund bin, habe ich mithin in dieser Hinsicht einiges auszustehen…)

      Das „Hamburger Sie“ mag ich sehr – und gegen das burschikose und ruppige Kassiererinnen-Du hätte ich, wenn es in die Situation und in den gesellschaftlichen Kontext paßt, nichts einzuwenden. (Allerdings hätte ich vermutlich Schwierigkeiten, Frauen so anzureden.)

      • Eine Freundin, die Lehrerin ist, sagte mir gestern, dass sie das „Hamburger Sie“ gerade im Lehrer-/Schülerkontext besonders praktisch findet.

    • Trijntje Trijntje

      Ik heb er geen probleem mee door wie dan ook met je te worden aangesproken (jaargang 1954).
      Ik merk wel dat het steeds vaker voorkomt dat jonge mensen mij met u aanspreken.

      • Ich glaube, hier ist nicht so sehr das Geburtsjahr entscheidend, sondern doch eher der Kulturkreis, in dem man aufgewachsen ist.

        Ich (Jahrgang 1967, wie Klaas) werde übrigens auch immer öfter gesiezt, manchmal sogar wenn ich in den Niederlanden unterwegs bin ;-)

    • Bouke Bouke

      Ich bin da auch der Meinung, dass es unpassend ist geduzt zu werden von werbekatalogen oder sonstiges. Aber, ich muss dazu sagen dass mir das eigentlich nur passiert bei Deutsche katalogen! Ich würde es äusserst merkwürdig finden wenn der Holländischer katalog mich auf einmal siezen würde. Allerdings glaube ich, dass es also tatsächlich daran liegt, was mann als ‚ueblich‘ erfahrt. Dazu verwirrt es mir oft in Deutschland wenn es da mal du gibt, da mal sie. So ein katalog ist doch gerade ein guter ‚graadmeter‘ (gradmesser? :)) für den durchschnitt – das übliche. Was denn jetzt? Was soll das? Wie sollte ich da je vernuenftig kommunizieren?

      • Günter Günter

        Ich kenne da eigentlich nur den IKEA Katalog und der ist ja nicht unbedingt eine deutsche Erfindung, sondern bewusst auf Schwedisch getrimmt. Gibt’s da noch mehr?
        Was mir aber gerade noch einfällt, früher endeten Geschäftsbriefe und Briefe von Behörden immer mit einem „Hochachtungsvoll“, während man heute glücklicherweise sogar bei den „Knöllchen“ „Mit freundlichen Grüßen“ endet. Während das 1. immer Anlass zu Witzen war, kommt einem das 2. bei erwähntem Anlass manchmal vor wie Sarkasmus. Hat sich das in den Niederlanden auch geändert, oder war das schon immer freundlicher?

  13. Ja, hierzu mein Beitrag als geborener Schwabe:

    in der Uni (Tübingen) haben wir uns immer geduzt, wenn wir Schwäbisch sprachen. Mit den norddeutschen Studenten waren wir automatisch per Sie, und es war ein Beweis der Freundschaft, „Du“ zu sagen.

    Jetzt seit 32 Jahren hier in Köln finde ich es allerdings als nicht angebracht, wenn mich ein Kollege duzt, nur weil er erkannt hat, daß ich auch ein Schwabe bin.

    Ich bin nicht sicher, wie diese Antwort verarbeitet wird. Mit Bloggerei kenne ich mich nicht aus, aber der Blog von Alexandra ist gut.
    Ich bin übrigens auch Übersetzer (E, F, D).

    Gruß Rainer Scheerer

    • Jetzt seit 32 Jahren hier in Köln finde ich es allerdings als nicht angebracht, wenn mich ein Kollege duzt, nur weil er erkannt hat, daß ich auch ein Schwabe bin.

      Wäre das anders, wenn Ihr untereinander schwäbeln würdet?

      • Günter Günter

        Glaube, in Dialekten wird immer mehr geduzt als gesiezt. Auf Kölsch geht siezen ja fast gar nicht, bzw. hört sich dann so putzig an, das es fast wie duzen ist. „Künne Se mr ens sage, wann jelievvert weed?“ Ohne das i fehlt dem Sie jede Schärfe und Distanz. Da hilft dann nur Hochdeutsch zur Wahrung der Distanz. :-)

  14. Und schließlich sei noch angemerkt, daß wir uns als Kinder in den Siebzigern oft mit „Du + Nachname“ angeredet haben. Als besonders hübsch galt das nicht, und das haben auch nur Jungs untereinander gemacht. Es war aber recht üblich.

  15. Sylvia Sylvia

    Komisch, dass keiner zu dem hier angemerkten Beitrag zu sagen hatte, den ich persönlich als „unterste Kiste“ gegenüber der Polizei empfinde:

    „Ja, ich bin ein Schwabe, geboren 1950, und habe einen Untergebenen (meinen Laboranten) auch hin und wieder mit “Er” angeredet (“mach Er das, aber ganz schnell), und es gab aber deswegen keinen Ärger. Rein geistig spreche ich immer noch Leute so an. Ich finde, man sollte das gegenüber z.B. Polizisten wieder einführen, die ja wirklich aus der untersten Kiste stammen.“

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es im Arbeitsbereich angenehmer ist, sich zu siezen, genau wie von anderen schon kommentiert, aus Distanz- und Respektgründen. Man sagt halt leichter „Du Blödmann“ als „Sie Blödmann“. Es sei denn, man ist mit Kollegen auch privat befreundet. In meiner Branche, der Touristik, wird unter Kollegen allerdings überwiegend geduzt, auch wenn man sich nicht kennt. Da man sich da aber nur auf Veranstaltungen oder Inforeisen trifft, ist das völlig in Ordnung. Ansonsten neige ich, bis zu meiner Altersklasse, auch eher zum Du – wobei ich das auch immer noch groß schreibe :-)))

    • Ich vermute/hoffe mal, dazu hat keiner was gesagt, weil der Typ erkennbar nen Rad ab hat, wie man im Hannöverschen sagt. :-)

    • Günter Günter

      Sorry, hatte noch keine Zeit, weil ich all meine Freunde bei der Polizei aus den untersten Kisten holen musste. Spass beiseite, was soll man zu so einem Schwachsinn schreiben? Das disqualifiziert sich doch von selbst.

  16. Angela Angela

    Wieder ein toller Artikel!

    Ich habe das Arbeitsleben in Deutschland und in den Niederlanden kennengelernt. In den Niederlanden fand ich es anfangs etwas gewöhnungsbedürftig den Chef zu duzen, habe mich aber schnell dran gewöhnt. Und mir gefällt das lockere Du ehrlich gesagt viel besser.
    Ich finde es kommt nicht darauf an ob man Du oder Sie sagt, sondern wie man miteinander umgeht.

    Als Kinder wurden wir von den Nachbarn mit Vornamen angesprochen, während wir die Erwachsenen gesiezt haben. Mittlerweile bin ich schon lange erwachsen und werde von den ehemaligen Nachbarn immer noch mit Du und Vornamen angesprochen. Das finde ich eigentlich nicht schlimm, aber mir sind die Nachbarn, die mir mittlerweile das Du angeboten haben viel lieber als die anderen!

    • Ich finde es kommt nicht darauf an ob man Du oder Sie sagt, sondern wie man miteinander umgeht.

      Das sehe ich genauso!

  17. Günter Günter

    Da fällt mir gerade die lustige Geschichte des niederländischen Fussballspielers Willi „Ente“ Lippens ein. Vielleicht kennt die ja noch nicht jeder. Willi Lippens spielte bei Rot-Weiss Essen und bekam vom deutschen Schiedsrichter mit den Worten:“ Ich verwarne Ihnen“ die gelbe Karte gezeigt. Der Spassvogel Lippens antwortete darauf:“ Ich danke Sie“ und erhielt dafür noch die rote Karte. :-))

    • Wegen der Ironie oder des Grammatikfehlers? ;-)

      • Günter Günter

        Wer weiss schon, was da im Kopf des Schiedsrichters vorgegangen ist. Fühlte sich wohl blossgestellt.

  18. Karin Karin

    Seit ich weiss, dass „u“ auch was mit Respekt vor dem Alter zu tun hat, will ich nur noch met „jij“ angsprochen werden :-).

  19. Interessanter Artikel – und schon so viele Kommentare, in denen natürlich schon fast alles gesagt wurde… Mein Großvater hatte einen langjährigen guten Freund (ein Kollege, mit dem er aber auch Urlaubsreisen machte), den er sein Leben lang siezte. Mein Vater hat seine „Untergebenen“ im Büro mit Vornamen und „Sie“ angeredet und wurde von ihnen „Chef“ genannt. Ich finde das „Hamburger Sie“ in bestimmten Situationen angemessen, vor allem bei jungen Erwachsenen (Oberstufenschüler und Auszubildende). Das Wechseln vom Du zum Sie (außer in der Schule, wenn die Schüler_innen ein bestimmtes Alter erreicht haben) empfinde ich aber als verletzend, obwohl der Grund oft darin liegt, dass die andere Person schlicht vergessen hat, dass man sich vorher geduzt hat.

  20. Karin Karin

    Werden Schüler in Deutschland immer noch gesiezt? Das war vor 35 Jahren bei uns ab 16 und klang damals auch schon bescheuert. Zumal wir auch einen modernen Musiklehrer hatten, den wir duzen sollten. Hier in Groningen duzen Kinder die Lehrer und nennen sie Juf (eine Art Fräulein) Antje oder eben den Vornamen. Männer sind Meester Jan oder so. Eigentlich etwas kassiererisch.

    • Tina Tina

      Bei uns war es früher so, daß die Schüler ab dem Tag der Jugendweihe, also mit etwa 14 Jahren, mit „Sie“ angesprochen wurden. Die meisten Lehrer haben uns gefragt, ob wir künftig geduzt oder gesiezt werden wollten. Da gerieten wir ein bißchen in Verlegenheit, denn einerseits gefiel uns das „Sie“ (da fühlte man sich so erwachsen), andererseits aber wollten wir wiederum nicht so sein. Wir waren jedenfalls großzügig und haben den Lehrern gestattet, uns weiterhin zu duzen. Einen oder zwei gab es auch, die uns von diesem Tag an konsequent mit „Sie“ angesprochen haben; das waren die, die uns nicht leiden konnten. Und ein paar gab es auch, die uns einfach weiter duzten, als wäre nichts gewesen. Das fanden wir nun wiederum eine Frechheit, aber etwas zu sagen hat sich keiner getraut; wir hatten damals noch Respekt vor unseren Lehrern, nicht wie die Schüler heutzutage.

      • Boom Boom

        Ich habe vor einem Jahr meinen Schulabschluss gemacht und bei uns war es auch so, dass wir, sobald wir Oberstufenschüler waren (also ab Jahrgangsstufe 11, so mit ca. 16 Jahren), von vielen Lehrern gesiezt wurden. Wie Tina schon sagt, wurden aber auch wir teilweise vor die Wahl gestellt. Wenn uns ein Lehrer gefragt hat, was uns lieber ist, wurde aber meist einstimmig beschlossen, dass wir weiterhin geduzt werden. Die Lehrer haben wir natürlich immer gesiezt. Aber ohne uns vorher zu fragen hat uns seitdem ganz plötzlich kein Lehrer mehr geduzt. Das fand ich sehr absurd, zumal Lehrer, die ich teilweise schon jahrelang kannte, plötzlich auf das Sie umgestiegen sind.

  21. Mal die andere Perspektive: Seit sieben Jahren lebe ich nun als Deutsche in Den Haag und mit bereitet das Duzen bzw. Siezen in den Niederlanden wirklich Kopfschmerzen, weil es in meinen Augen anders oder eben gar nicht geregelt ist. Beispiel: Der Chef meines Freundes. Ich habe ihn sicher schon 20 Mal gesehen und mich mit ihm unterhalten (duzen?), aber er ist dennoch der Chef mit sicher 20 Jahren Altersvorsprung (siezen?). Oder mein Auftraggeber, der sich gerne chefmäßig gibt (siezen?), aber jünger ist als ich (duzen?). In den E-Mails geht es weiter: Manche Holländer, die ich noch nie gesehen habe, duzen mich schriftlich von vornherein. Andere verwenden bei der zweiten Mail das Du oder gleich beides in der Anrede: geachte mevrouw Mustermann, beste Heidi. Da frage ich mich manchmal, ob die deutsche Variante nicht einfacher zu handhaben ist.

    • Hallo Ulrike,
      dass das Fehlen klarer Regeln zu Unsicherheit führen kann hatte ich noch nicht bedacht … Ich bin gespannt, ob es anderen Leserinnen und Lesern auch so geht wie Dir.

      • Günter Günter

        Da bin ich völlig schmerzfrei. Wie es so schön heisst, Respekt muss man sich verdienen, Mitleid bekommt man geschenkt. Das hat nichts mit der Anrede zu tun. Allerdings habe ich bei impertinenten Personen („Hör mal Du….. u.ä.) auch kein Problem, zu fragen, ob wir schon mal zusammen Schweine gehütet hätten.

    • Ich glaube, daß hier ein oder gar das Kernproblem von „lockeren“, kumpelhaften Sitten namhaft gemacht wird: Man weiß irgendwann und sehr schnell nicht mehr, was man tun soll. Ich habe in Deutschland oft ähnlich und sehr schwer mit solchen Problemen zu kämpfen.

      (Beispielsweise wüßte ich jetzt nicht, wie ich Ulrike Grafberger direkt ansprechen sollte. :-) )

      Und ich sage wohlgemerkt nicht, daß die lockeren, „liberalen“ Sitten des Teufels sind – ich glaube aber auch nicht, daß sie uns von den Engelein gebracht worden sind.

      Ausgesprochene Chefs duzen zu müssen, kann übrigens auch eine Qual für den Untergebenen sein…

  22. Wenn das Duzen common sense ist, dann gerne. Ansonsten ist mir das „Sie“ sehr lieb, weil es von respekt zeugt und man sich nach und nach dem „Du“ nähern kann. Ich hatte mal eine holländische Kollegin, die mir einen kleinen Einblick in die Verhaltenweisen der Holländer gegeben hat. Wenn man mit dem „Du“ und den kleinen, aber wichtigen, Abstufungen aufwächst, dann ist auch ein „Du“ von Respekt begleitet und mitnichten ein Freifahrtschein für Kumpanei .

  23. Also, ich biete euch jetzt allen mal das Du an ;-) Für mich ist es einfacher, wenn das Thema direkt angesprochen wird. Dann weiß man wenigstens, wie man dran ist. Und wir haben immer auf das Du getrunken – mit gekreuzten Armen und einem Sekt- oder Bierglas zum Zuprosten. In Deutschland darf aber nur der Ältere das Du anbieten … so war das zumindest früher.

    • Tina Tina

      Vielen Dank für dein Du; aber wir duzen uns doch hier sowieso schon ;-). Und es ist auch heute noch so, daß der Ältere das Du anbietet.

    • Guten Abend, Ulrike – und hallo leude… (;-)

      In Deutschland darf aber nur der Ältere das Du anbieten … so war das zumindest früher.

      Nicht der Ältere, sondern der Ranghöhere – was in der Regel allerdings (aber keineswegs immer) das gleiche ist. Ferner ist eine erwachsene Frau in diesem Sinne fast immer ranghöher als ein erwachsener Mann.

  24. Deze website is geweldig! Ik ben eigenlijk met behulp van een taalgids van Eton Instituut om Duits te leren en ik heb veel geleerd! Misschien volgende zal ik de Nederlandse taal leren:)

  25. Gernot Gernot

    Apropos Hamburg wurde aber schon lange dieses ‚man‘ statt ‚du‘ hier benutzt, z.B. „Geh man hin und kauf mal etwa 5Kilo______!“

    • Dieses platt/norddeutsche „man“ ersetzt aber nicht das „Du“, sondern so etwa ein „mal“: „Mach das man ruhig“, „Schast Di man gor nich um kümmern“ („Kümmer Dich mal gar nicht drum.“)

  26. Gernot Gernot

    Wahnsinn, Harki-:) Ja, den Ausdruck habe ich schon danebengehauen, stimmt! Danke. Bin allerdings kein Waterkantler von Geburt, sondern komme aus ‚Oidd’nbuuich‘ (Oldenburg bei Luebeck))))

    Ans Hauptthema wieder war mir als Norddeutscher ‚das Karnevalzeit-Du‘ noch was Auffaelliges, als ich mich vor mehreren Jahren fuer ‚drei tolle Tage‘ in Koelle‘ befand, und von praktisch jedem zweiten, jung, alt, blau, nuechtern usw. per Du bloed angeschwatzt wurde!! Ich war damals auf Geschaeftsreise in der Stadt und wollte eben meinen allerersten Karnevalumzug miterleben. S0fort auf Anhieb ging’s mal los mit der gekuenstelten Freundlichkeit, die uns Fischkoepfen total gegen den Strick geht. Beim Geschei ‚Koelle‘ alaaf!‘ usw.. rempelte mich so ein hiesiger Typ an, wollte meine Krawatte mal abschneiden!
    Tja, wunderbar. Danach fing’s weiter mit den Buettenrednern an…. Schon Ende dieser Woche war der Karneval vorbei; jeder Duzbruder zum schlechten alten Sie-Griesgram geworden. IGITT!! Nie wieder.

  27. Ich denke, es ist ein bestimmter Zeitgeist, der die Personen umfasst, die recht schnell beim ‚Du‘ sind. Fühle ich mich mit einem Gesprächspartner auf eine Wellenlänge, kann es passieren. das ich innerhalb eines Satztes vom ‚Sie‘ auf ‚Du‘ wechsel. Meistens sage ich aber sowas wie : ‚Wir können uns auch Dutzen.‘
    Am schlimmsten ist die Situation in der Kneipe, wenn der Tresenturner 20 Jahre jünger ist mich Sietzt. Dann komme ich mit ganz furchtbar alt vor.

    • Letzteres geht mir genauso ;-)

  28. Gernot Gernot

    Ja, ich muss Euch leider zustimmen und alt dabei fuehle ich mich schon-:)

  29. Ulrike Ulrike

    Sehr schöner Artikel!
    Mir ist aufgefallen das es vor allem im südlichen Brandenburg, besonders in Cottbus mehr als üblich ist dieses „ihr“ zu benutzen. Nach dem Motto „Wollt ihr noch Gurken?“ [oder richtiger: „Wollta noch Jurken…?“] Dabei trauen sich die meisten jedoch nur so anzureden, wenn der Andere irgendwie in Begleitung unterwegs ist. Beinahe könnte man manchmal meinen eine gewisse Traurigkeit vermuten, wenn einer wirklich nicht mit „ihr“ angeredet werden kann… Aber zur Not wird halt die ganze Familie ins „ihr“ miteinbezogen, nach dem Motto „habta noch Jurken z´hause?“
    Das Hamburger-Sie (die Bezeichnung finde ich extraklasse… dieses nordisch-kühle…ein Traum) benutzen wir hier (in Dresden) vor allem in der Uni, wenn ein Dozent mit einem Studenten spricht, allerdings nur vertraut in Seminaren. Wenn dann ein Professor kommt und einen mit „Ulrike, könnten sie mal bitte den Beamer starten“ anredet dann ist das schon eine große Ehre…hat er sich MEINEN Vornamen ja unter Tausenden gemerkt… ;-)

    so denn …Alex, schreiben sie weiter so …. :D

    liebe Grüße aus Dresden
    Ulrike

    • Herzlichen Dank für Ihren Kommentar, liebe Ulrike ;-)
      Viele Grüße zurück nach Dresden
      Alex

  30. Wida Wida

    Hallo!
    Ich bin vor kurzem in die Niederlande gezogen weil ich hier mein Studium aufgenommen habe. Ich bin eben auf diesen Blog gestoßen und möchte mal ein ganz großes Lob aussprechen! Die Seite ist wirklich super und man findet hier wirklich Hilfe für alltägliche (und unter Umständen schwierige!) Situationen in den Niederlanden. Ich werde mir bei Gelegenheit mal die anderen Artikel durchlesen :)
    Vielen Dank für so einen tollen Blog!
    Groetjes,
    Wida :)

    P.S.: Hab eben meine erste Packung Vla aufgemacht, suuuper lecker! hmmm… :)

    • Hi Wida,

      ich freue mich, dass Du buurtaal nützlich findest und wünsche Dir viel Spaß in den Niederlanden!

      Groetjes terug
      Alex

  31. Hallo Alex, auch ich bin neu hier und habe Deine Seite gefunden, weil ich letztes Wochenende in NL auf der A2 unterwegs war und es dort anscheinend gar kein Tempolimit mehr gibt (dort darf man 130 fahren, aber irgendwann ist die 130 durchgestrichen und jeder – Niederländer oder Deutscher – heizt, was das Zeug hält).

    Davon abgesehen: auch dieser Artikel ist wirklich klasse! Bei uns in der Firma z.B. wird eigetlich jeder geduzt. Selbst die älteren Herrschaften. Liegt vielleicht auch daran, dass viele „ehrliche Arbeiter“ darunter sind, bei denen man sich per se mit Vornamen vorgestellt hat. Wenn ich mir jetzt überlege, den Gottfried aus der Schlosserei mit „Herr Keller“ anzureden – das klänge total falsch. Selbst der Werksleiter wird geduzt. Nur die Geschäftsführer duzt der normale Angestellte nicht, das ist alles. Ich finde das prima gelöst.

    Und was die allgemeine Diskussion angeht, dass man mit „Sie“ mehr Distanz schafft: ich finde, dass es keinen Unterschied macht, ob man „Sie Idiot!“ oder „Du Idiot!“ sagt – die Aussage ist die Gleiche :-)

    • Hallo Martin, gar kein Tempolimit mehr auf der A2? Das kann ich mir irgendwie schlecht vorstellen. Wenn die 13o durchgestrichen sind, wird die alte Höchstgeschwindigkeit (max. 120 km/h) wieder gelten.

      Schimpfwörter wie „Idiot“ (oder schlimmer) mit „Sie“ zu kombinieren klingt in meinen niederländischen Ohren befremdlich. Ich würde immer „du“ sagen.

  32. Es sei noch nachgetragen, daß das ehrwürdige Genossen-Du der deutschen Sozialdemokratie auch mit dem Nachnamen verbunden ist – wie das Kassiererinnen-Du ;-) :

    „Genosse Meyer, Deine Argumentation…“

    Gut, seit zwei Jahrzehnten, oder so, haben sich auch da die Sitten erheblich gelockert; aber klassischerweise berechtigt das – verpflichtende – Genossen-Du keineswegs zur Verwendung des Vornamens.

  33. Alex Alex

    Aha, das Genossen-Du war neu für mich. Danke für diese ergänzende Info.

  34. Erik Erik

    Hallo zusammen,

    ich bin jetzt kein Sprachexperte, habe aber eine Vermutung, warum man im Niederländischen wohl zwangloser zwischen den Formen u und jij wechselt (auch innerhalb eines Gesprächs, wie ich das schon in niederländischen Foren beobachtet habe) als im Deutschen zwischen Du und Sie. Ich denke, es könnte mit der grammatischen Person zusammenhängen. Im Niederl. ist beides 2. Person Singular, d.h. das konjugierte Verb ist identisch (u bent, jij bent). Im Dt. wiederum besteht aus meiner Sicht grammatisch da ein größerer Graben zwischen den Formen (Du bist, Sie sind).

    Nun ja, wenn an dieser Überlegung etwas dran sein sollte, müsste die Handhabung von tu und vouz im Französischen dem deutschen Fall mehr ähneln als dem niederländischen. Weiß jemand was verlässlichen zu den frz. Gepflogenheiten?

    • Hi Erik,

      ich finde die Theorie interessant, bin aber der Meinung, dass der Hintergrund dieses Phänomens gesellschaftlich ist, statt sprachlich.

  35. Andy Andy

    „Hamburger Sie“?

    Wie meine Vorredner kann ich da überhaupt nichts mit Hamburg assoziieren, eher – eben genau das – mit US-amerikanischen Filmen in deutscher Synchronfassung. Kennt man ja schon aus den 80er Jahren by Knight Rider, „Michael, können Sie mir nicht etwas mehr Respekt entgegenbringen?“ K.I.T.T., das Wunderauto, war mit Michael Knight immer perSie.
    Ebenso waren es Knight und Devon. Allerdings war die Ansprache immer mit Vornamen: „Devon, können Sie mich nicht einfach meine Arbeit machen lassen?“
    Nur mit Betty war Knight tatsächlich perDu.

    **ABER***
    Wer entscheidet das eigentlich? Diese Frage brennt mir schon seit 30 Jahren auf den Nägeln.
    *Wer* *entscheidet* *das*?
    Gibt es amerikanische Filme, deren Regisseure/Drehbuchautoren sich dessen gewahr sind, dass die Filme irgendwann in anderen Sprachen synchronisiert werden und die bei Übergabe des Originalskripts irgendwo skizzieren, so wie „An dieser Stelle bitte in Sprachen, die das unterstützen, bitte die höfliche Anrede wählen“:

    Einfach deswegen, weil sonst jeder seinen Stiefel macht und „aus dem Bauch“ entscheidet. (Was nicht immer glücklich ist, während die Macher gefühlsmäßig das wissen würden, wann und wann nicht.)

    • Ich bin mir ehrlich gesagt sicher, dass das die Sender entscheiden, die solchen Serien oder Filme ankaufen um sie dann in die eigene Landessprache zu synchronisieren.

  36. Wojciech Ż. Wojciech Ż.

    Ich finde es praktisch, dass die Niederländer „meneer!“ und „mevrouw“ haben, um eine namentlich nicht bekannte Person auf etwas aufmerksam machen zu können. Im Englischen gibt’s ’sir!‘ (sir! you left your wallet!‘) and ‚madam!‘, im Französischen ‚monsieur/madam!‘, im Italienischen ’signore/signora!‘, im Deutschen dagegen nur das unfreundliche ‚He! Sie! Ja, Sie da!‘ Oft gehört in deutschsprächigen Ländern.

    • Hi Wojciech,

      die Diskussion hatten wir weiter oben schon. Vor allem den Nicht-Deutschen scheint diese Form zu fehlen, weil sie ihn aus anderen Sprachen kennen. Für die Deutschen selbst scheint es nicht so problematisch zu sein.

      • Wojciech Ż. Wojciech Ż.

        A, danke, muss ich wohl irgendwie uebersehen haben… . Ach ja, es gibt es das weniger unfreundliche „Der Herr! Die Dame!“ oder „Entschuldigung!“. Den germanophonen scheint dies in der Tat wenig auszumache.

        Ich wuerde mal vermuten: Meneer/mevrouw ist aus dem Franzoesischen „monsieur/madame“ kalkiert (lehnuebersetzt) worden, wie es auch „als het U belieft“/“als het je belieft“ ist (s’il vous/te plaît“. Sympatische Gallizismen, bezeugen wohl den einst maechtigen Einfluss der franzoesischen Kultur auf das Niederlaendische (Wesen und Sprache).

        (Wortwoertlich ins Deutsche: „als (d. h. wenn) es Euch beliebt“).

        ‚mejouffrouw‘ sagt heut wohl niemand mehr, oder?

        Ich hab ferner den Eindruck, verzeih‘ mir den off-topic, dass auch diejenigen unter Euch, die sich tutoyeren, „alstublieft“ sagen, oder gelegentlich, statt „alsjeblieft“, ist das falsch? Vielleicht denkt niemand mehr beim „u“ in „alstublieft“ an das vornehme „U“?

        • Mejuffrouw ist in der Tat veraltet.

          Niederländer unterscheiden schon zwischen alsjeblieft („du“) und alstublieft („Sie“).

          • Wojciech Ż. Wojciech Ż.

            ‚Niederländer unterscheiden schon zwischen alsjeblieft (“du”) und alstublieft (“Sie”).‘

            Ja, das glaube ich, aber ich dachte — den Niederlaendern gut Luthersch auf das Maul schauend, so sie mir ueber den Weg kommen — dass sie doch das eine manchmal mit dem anderen verwechseln, und ‚alstublieft‘ sagen gelegentlich zu denen, die sie duzen.

            By the way: was sagt man zu denjenigen, die man „jullie“ tituliert, also sozusagen zu den zu duzenden im Plural? Als het jullie belieft? Im Franzoesischen ist „vous“ im Plural neutral, weder hoeflich noch vertraulich, im Niederlaendischen dagegen hat sich eine neue vertrauliche Form, „jullie“, aus „jijlieden“ oder aehnl., gebildet.

            • … dass sie doch das eine manchmal mit dem anderen verwechseln, und ‘alstublieft’ sagen gelegentlich zu denen, die sie duzen.

              Es ist eher anders herum: Zu Leuten, die man siezt, wird durchaus auch mal alsjeblieft gesagt.

              Jullie ist die vertrauliche Mehrzahlform (vergleiche das deutsche „ihr“). Offiziell sagt man hier also alsjeblieft:

              Kunnen jullie alsjeblieft stil zijn?

              Wenn man eine Gruppe siezt, wäre das

              Kunt u alstublieft stil zijn?

              • Wojciech Ż Wojciech Ż

                Ah OK, das war eine Luecke in meinem Wissen. D. h., ich wusste, dass ‚jullie‘ vertraulich ist, aber ich dachte, dass es vielleicht eine besondere Form von ‚als het … belieft‘ fuer dieses Pronomen gebe.

                Nun ja, und wenn man eine Gruppe ihrzt, sagt man zu ihr:

                Kunnen jullie, alsjeblieft, stil zijn?

                Noch eins: ‚alstublieft‘ ist verkuerztes ‚als het U belieft‘, nicht wahr? Dann aber muesste es auch sein: ‚als het je belieft‘, in der Langform, und trotzdem heisst es in der Kurzform ‚alsjeblieft‘ (ascheblieft?), nicht *’alstjeblieft‘. Das ‚t‘ is irgendwie verlorengegangen. Das ist mir erst jetzt aufgefallen.

                Beides analog zu ’s’il te plaît‘, ’s’il vous plaît‘.

                • Kunnen jullie, alsjeblieft, stil zijn?

                  So ist es.

                  Eigentlich müsste es tatsächlich *“alstjeblieft“ heißen. Weil sich das nicht gut spricht, ist das „t“ herausgefallen.

            • Tiny Tiny

              Jemand der ich dutze sage ich „alsjeblieft“ und jemand der ich sieze sage ich „alstublieft“. Das geht automatisch. In einer Gruppe hängt es davon ab ob es um junge leute geht, ältere leute oder ob es einen Geschäftliche Gruppe ist.

              • Wojciech Ż Wojciech Ż

                Ja, sehr gut. Ich meine ’n paarmal beobachtet zu haben, dass ‚alstublieft‘ auch an geduzte Personen gerichtet wurde. Vielleicht habe ich da was falsch gehoert, vielleicht war das ein Fluechtigkeitsfehler der Sprechenden. Vielleicht ist ‚alstu…‘ haeufiger als ‚alsje…‘ und daher wird’s eher ‚im Eifer des Gefechts‘ gesprochen.

                Kann es sein, dass jemand auf eine dieser Woerter trotzig antwortet: ‚maar het belieft me/ons niet‘?

                • Tiny Tiny

                  „Het belieft me /ons niet“ wird in die Niederlände nicht mehr benutzt…ist altmodisch:-)

                • Tiny hat Recht. Nur ironisch würde man das sagen.

          • Nadine Nadine

            Gerade lese ich einen alten Roman, in dem „Mejuffrouw“ noch verwendet wird. Ich dachte mir schon, daß dieser Ausdruck veraltet ist, aber aufgefallen ist mir etwas anderes – nämlich, daß sowohl verheiratete als auch unverheiratete Frauen als „Mejuffrouw“ oder „Juffrouw“ bezeichnet werden. Dann gibt/gab es im Niederländischen wohl keine Unterscheidung wie „Frau/Fräulein“, „Miss/Mrs.“ etc.? Habe ich das richtig verstanden?

            • Nicht ganz. Heutzutage werden sowohl verheirate als auch unverheirate Frauen mit mevrouw angesprochen.Die Formen mejuffrouw und juffrouw sind veraltend. Sie wurden früher für unverheirate Frauen verwendet.

              Juffrouwen findet man allerdings noch an Grundschulen. Dort ist es die Bezeichnung und Anredeform für Lehrerinnen.

      • Oliver Oliver

        Problematisch ist es nicht wirklich, aber ich vermisse das als deutscher Muttersprachler durchaus. Ich fände es super, eine dem „meneer“ oder „mevrouw“ entsprechende Anrede im Deutschen zu haben und in manchen Situationen nicht „Äh, entschuldigen Sie bitte“ oder „Hallo Sie da“ sagen zu müssen. Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass der anglophile Teil meiner Seele das „Sir“ oder „Madam“ schätzt.
        Man kann mit einer solchen Anrede auch sehr gut Höflichkeit oder Respekt demonstrieren, obwohl man eigentlich gänzlich anderer Meinung ist.

        • Martien van Wanrooij Martien van Wanrooij

          Als ich anfing Deutsch zu lernen, habe ich es tatsächlich vermisst, nicht einfach „Mein Herr“ rufen zu können, und dass man auf etwas wie „entschuldigen Sie bitte“ (oder vielleicht auch husten oder so :) ) angewiesen ist. Ab und zu muss man ja jemanden um Aufmerksamkeit bitten und kann man es nicht vermeiden, das ein wenig laut zu tun. (Wenn ich z.B. auf der Strasse sehe, dass jemand etwas aus seiner Tasche verliert). Bei uns kann man dan ruhig ganz laut sagen oder sogar schreien „Mijnheer!!!! MIJNHEER!! U verliest iets“. „Hallo Sie da“ hört sich schon schnell ein wenig zu informell an.

  37. Wojciech Ż Wojciech Ż

    Ich glaube Trijntje hat oben geschrieben, sie habe in ihrer Familie Papa und Mama in der 3. Person Sg. angesprochen, komt papa mee? Genau dasselbe taten wir hier (Pl) jedenfalls in den Gebieten Polens, die unsre waren (heute Litauen) und in jenen Generationen (schon etwas aeltere Semester), zu denen auch ich gehoere.

    • Martien van Wanrooij Martien van Wanrooij

      In einigen Sprachen ist die dritte Person, und ein Substantiv das diese Person bezeichnet wie Vater, Dokter onder der Vor- oder Nachname auch gleich die höfliche Anrede. In den Niederlanden hört es sich schon schnell ein wenig kindlich an weil junge Kinder ja nicht immer wissen wie sie „ich“, „du“ usw. benutzen müssen. Wenn die Mutter sagt „das ist mein Buch“ heisst es für ein Kind am Anfang “ „Das ist Mamma’s mein-Buch“

  38. Wojciech Ż Wojciech Ż

    btw: zu allen duz-Angeboten bleibe man des englischen Spruches eingedenk: familiarity breeds contempt.

    • Da zeigst du dich von deiner pessimistischten Seite ;-)

      • Wojciech Ż Wojciech Ż

        Lebenserfahrung spricht aus mir darin.

  39. Charlie Charlie

    Nachdem Maria Zijlstra Ende Januar ihr wöchentlich viertelstündiges Radiofeature Lingua Franca bei ABC RadioNational eingestellt hat, habe ich mir jetzt noch einmal eine Reihe alter Episoden angehört. Hier zum Thema passend ist die Folge du/Sie, in der sie Dr. Heinz Leonhard Kretzenbacher zum Thema interviewt, der u. a. den allgemeinen Gebrauch dieser Personalpronomen skizziert und sich zur Netiquette im internationalen Vergleich äußert. Nirgendwo sonst scheint das Thema zu so hitzigen Debatten zu führen wie im deutschsprachigen Internet.

  40. […] Unter die Lupe genommen werden die üblichen Verdächtigen, die zum grössten Teil auch hier auf buurtaal bereits Revue passierten. So finden sich Abschnitte zur Bezeichnung des Landes und der Landessprache, zu Essen und Trinken (was und vor allem auch wann!), zu Begrüßungsritualen und zu den Gepflogenheiten beim Duzen und Siezen. […]

  41. In den Niederlanden ist es oft so, dass man einem nicht das „Du“ anbietet, sondern den Vornamen. . Wenn ich auf meinem neuen Arbeitsplatz den Chef am Anfang mit „Meneer Jansen“ und „U“ anrede, und er sagt mir, dass ich ihn „Joop“ nennen kann, schalte ich auch automatisch auf „jij“ um. Die Kombination Vorname + Sie wie im Deutschen kommt in den Niederlanden kaum vor

    • Zeg maar [VORNAME] ist in der Tat im Niederländischen einen gängige Möglichkeit, jemandem das Du anzubieten.

  42. […] niederländischen Telefongesprächen mit Unbekannten nicht wundern, wenn das Gegenüber plötzlich von Sie auf Du umschaltet oder beide Anredeformen durcheinander verwendet. Das hat nichts mit mangelndem Respekt oder […]

  43. Kann es sein, daß „jij“ früher anders geschrieben wurde – nämlich „gy“? Oder ist das noch etwas anderes? In dem uralten Briefroman, den ich gelesen habe, wird ständig zwischen den Anreden „gy“ und „u“ gewechselt – das finde ich merkwürdig!

    • alex alex

      jij und <gij sind unterschiedliche Formen. Ursprünglich war „gij“ eine Pluralform, aber es hat sich im Laufe der Zeit zum Singular entwickelt. Dieses Personalpronomen wurde in der geschriebenen Sprache noch lange verwendet, bis es im 20. Jahrhundert aus der Schreibsprache verschwand (und durchgängig von „jij“ abgelöst wurde).

      In den südniederländischen Dialekten und auch in Flandern ist „gij“ noch quicklebendig, auch, bzw. vor allem in der gesprochenen Sprache.

      • Nadine Nadine

        Danke, Alexandra! Wenn du so einen Text übersetzen müßtest, würdest du „gij“ mit „Sie“ übersetzen?

        • alex alex

          Vermutlich ja, aber es hängt schon auch von Text/Kontext ab.

  44. Drea Drea

    Sehr gut beobachtet und super geschrieben – so verständlich habe ich das noch nie gehört. Mein Kompliment. Besonders gefallen hat mir das Hamburger Sie und das Kassiererinnen-Du. Ich wusste nicht einmal, dass es dafür offizielle Begriffe gibt! :-)

    Kleiner Zusatz: Meine Großmutter hat ihre Mutter ebenfalls gesietzt. Auch in Deutschland war das das Anfang des 20. Jahrhunderts üblich.

    • alex alex

      Das ist interessant zu hören, Drea. Vielen Dank für die Ergänzung. Und fürs Kompliment!

  45. Jetzt gebe ich hier auch mal meinen Senf dazu :-)

    Sowohl das «Kassiererinnen-Du» als auch das «Hamburger-Sie» kannte ich bisher nicht unter diesen Begriffen – beides habe ich aber in der Schule erlebt.

    Wenn sich die Lehrer/innen im Beisein der Schüler unterhalten haben, haben sie sich auch immer mit „Frau Müller, kannst du bitte…“ angesprochen und später haben einige Lehrer gegenüber der Schüler auch „Vorname + Sie“ genutzt. Die meisten Schüler wollten allerdings auch gern weiter geduzt werden, nur manche Lehrer konnten sich damit nicht arrangieren.

    Hier in Sachsen gibt es übrigens auch noch die «wir»-Form. Zum Beispiel beim Einkaufen:

    – „Brauchen wir den Kassenzettel?“ („Brauchmor n Kassnzettl?“) anstatt „Brauchen Sie den Kassenzettel?“ oder

    – „Haben wir alles gefunden?“ („Hamwor alles gefundn?“) anstatt „Haben Sie alles gefunden?“

    In Bayern fiel mir vor allem beim Bäcker / Metzter und solchen Läden auf, dass man oft mit „der Herr“ oder „die Dame“ angesprochen wird. Hier würde man eher mit „Hallo“ / „Guten Tag“ und „Sie wünschen…?“ oder „Was darf es sein?“ angesprochen werden.

    Auf Arbeit gilt grob die Regel „Kollegen, Vorgesetzter und Bereichsleiter werden geduzt, alle höheren Stellen werden gesiezt“.

    • Die „wir“-Form erinnert mich an den berüchtigten „Krankenhausplural“ (Wie geht es uns denn heute? Hatten wir schon Stuhlgang?), aber ohne das Bevormundende, das darin mitschwingt.

      • jozef hompus jozef hompus

        Mit dem „wij“ redet gerne die Polizei: bekannt ist bei Kontrolle eines „Fietsers“: Waarom hebben wij geen bel? (Klingel)

      • Oliver Oliver

        Der „Krankenhausplural“ ist in der Tat grausam. Zum Glück stirbt der aus, ich würde sagen, dass den kein Arzt, der halbwegs bei Verstand und unter 65 ist, noch benutzt….

  46. Rein Korthof Rein Korthof

    Die Tatsache, dass ich sowohl niederländische als auch deutsche Grosseltern hatte,schlug sich entsprechend auf die Anredeform nieder: die niederländischen Grosseleltern musste ich mit „U“ anreden und die deutschen Grosseltern (die längst in den Niederlanden wohnten) mit ,,jij‘ of ,,jullie“. Irgendwie wirkte sich das auch so aus, dass ich zu den deutschen Grosseltern mehr Nähe spürte.
    Im Kindergarten wurde ,,Juf“ (Männer fand man dort nicht im Unterricht) gedutzt. In der Grundschule musste ,,Juf“ oder ,,Meester“ jedoch gesiezt werden.
    Heute duzen die Grundschüler ihre Lehrer und Lehrerinnen ausschliesslich.
    An den weiterführenden Schulen ist die Situation unterschiedlich, aber in meinem fortgeschrittenen Alter (63) siezen meine Schüler mich automatisch.

    • Hoi Rein, jetzt, wo ich so langsam immer mehr graue Haare bekomme, werde auch ich in den Niederlanden immer öfter gesiezt.

    • Rein Korthof Rein Korthof

      Noch mal ein Zusatz: in den Ikea-Läden wird die Kundschaft grundsätzlich gedutzt; andere Läden haben diese Unsitte übernommen, was ich sehr unangenehm finde. Als Lehrer spreche ich an Elternabenden mit Partnern, die altersmässig meine Kinder sein könnten, aber mich trotzdem duzen. Da reagiere ich mit Fragen wie: „Haben wir denn zusammen im Sandkasten gespielt“? Ja, so ist das inzwischen in den Niederlanden…….

      • Gegen diese Entwicklung wird man sich kaum wehren können, Rein. Dass es Dich stört, verstehe ich, aber Sprachen (und Gewohnheiten) verändern sich nun mal. Manches findet man git, mit Anderem kann man sich weniger anfreunden.

  47. Doch, man siezt im Englischen, wenn man „you“ sagt, denn das kommt vom mittelenglischen „ye“ bzw. altenglischen „eow“, während mi.eng. „thou“, das eigentliche „du“, untergegangen ist. Bei Shakespeare und den 10 Geboten findet man es aber noch.

    http://faculty.virginia.edu/OldEnglish/courses/handouts/magic.pdf

    Die Bezeichnungen Hamburger Sie und Kassiererinnen-Du kannte ich auch nicht. Aber warum „Hamburger“ Sie?

    • Doch, man siezt im Englischen, wenn man „you“ sagt …

      Das ist richtig, obwohl die wenigsten Menschen wissen, dass das heutige Personalpronomen ursprünglich die Höflichkeitsform war.

      Warum das „Hamburger Sie“ so heißt? Das habe ich nicht wirklich herausfinden können. Vielleicht, weil es in Hamburg besonders gern genutzt wird?

  48. Bo Bo

    Mijn man en ik zijn wegens gezondheidszorgen naar de Eifel verhuisd. Ik ben sinds 5 jaar ingeschreven bij een huisarts ter plekke, en had de goede man niet een keer gezien….kende ook het protocol in zijn Praxis niet.
    Hier heerst een absolute hiearchie: de vrouw van de dokter(geen kwalificaties) zit in het heilige en de dokter zelf in het heilige der heiligen.In het voorhof mag het plebs staan, tot ze worden binnen geroepen door de vrouw van de dokter. winter, zon, regen of sneeuw-je mag niet zonder toestemming naar binnen!
    Zo ook ik, ik had al gehoord van mijn man dat je op je beurt moest wachten, tot je „aangeblaft“ wordt; zo gezegd, zo gedaan. Daarna wordt je als gods gunst in nog een aparte wachtkamer gezegd te wachten, ditmaal 25 minuten. Ik word gehaald ddor een €450 per maand meisje, die mij de dokterskamer wijst. DAnk u wel , zeg ik, en loop naar de dokterskamer. DIe sluit ik netjes achter me dicht- maar op het laatste ogenblik zie ik het ontzette gezicht van dat kind. ik denk er verder niets van en wacht op de dokter.
    Nee, de vrouw v.d. dokter komt en wil medische handelingen bij mij verrichten. Ik zeg dat ik dat n iet wil en eerst de Dr. zelf wil spreken… Zij ontsteekt in grote , onprofessionele woede, verwijt mij onder meer haar te DU-en en ik moest maar eens respect leren en we zijn hier niet in Nederland en ik moest niet de deur in het gezicht van de assistente dichtslaan…..

    ik heb nooit geweten dat in duitse praktijken een soort picolo is, die, net als in een hotel, je naar je kamer begeleid… en tegen mijn nederlandse huisarts jij -en jouw-den we heerlijk, en hij noemde mij bij mijn voornaam, alhoewel ik 10 jaar ouder was dan hem…geen centje pijn.
    poe, duitsers!! EGO ‚ s

    • Wat een griezelig verhaal zeg. Gelukkig is het lang niet overal zo, dat weet ik uit eigen ervaring. Ik tutoyeer mijn Duitse huisarts ook en van strenge hierarchiën merk ik niets.

      Is er een andere huisarts bij jullie in de buurt? Dan zou ik maar snel overstappen.

      • Ik heb zelf ook het idee dat Duitsers toch wat soepeler zijn geworden (althans in het algemeen) met tutoyeren. Ik heb zelf jaren op een internationaal callcenter in Boxtel gewerkt en zat daar op de Duitse afdeling. Zoals in veel Nederlandse bedrijven werd iedereen van conciërge tot directeur getutoyeerd en veel Duitsers wisten me te vertellen dat dat in hun eigen land ook steeds gebruikelijker was geworden.

        • In de afgelopen twintig jaar is er inderdaad best veel veranderd. Toch speelt het „Sie“ voor velen nog steeds een grote rol.

  49. Ronald Ronald

    Hallo Alex
    Leuk artikel. Ik woon zelf sinds 2002 in Zwitserland, vlak bij de Duitse grens, waar het nog weer anders is. Zo is tschüss in Duitsland een normaal „tot ziens“ bij vrienden maar ook bij vreemden (als je bijvoorbeeld het restaurant uit loopt). Maar wordt het in Zwitserland als een afscheidgroet tussen bekenden ervaren en wordt „Auf Wiedersehen /Zwitserse variant „auf wiederluege “
    Aan de andere kant dutzen Zwitsers weer sneller. Maar dat is ook weer afhankelijk van bijvoorbeeld de branche waar je werkt. In de IT is het bijna net als in Nederland en ben je meteen per Du. Bij andere gelegenheden is het weer officieel, en stoot je met een glas wijn aan, kijkt elkaar in de ogen, en zeg je „Ich bin der Ronald“. Soms is het dan moeilijk precies bij te houden met wie je „per du“ en met wie je „per Sie“ bent. Ik noteer het bij klanten van in Outlook om geen „peinliche“ situaties te kreeren.

    Overigens is het Nederlandse U tot nog wijdverbreid. Ik (bouwjaar 67) gebruik het nog zelf veel bij tantes en ooms, maar ook bij de buren. Ik denk dat het te maken heeft met leeftijd, en merk dat ik het nu ik niet meer tot de allerjongsten behoor, ook prettig vind als jongeren U tegen me zeggen. En bij leeftijdsgenoten in Nederland merk ik dat bij sommigen de kinderen u zeggen en sommigen jij.

    Het blijft een dynamisch verschijnsel wat in de tijd verandert en waar ook nog eens lokale verschillen kunnen optreden (Beieren is anders dan NRW).

    • Het blijft een dynamisch verschijnsel wat in de tijd verandert en waar ook nog eens lokale verschillen kunnen optreden (Beieren is anders dan NRW).

      Daar heb je helemaal gelijk in Ronald. Leuk om te lezen dat het in Zwitserland toch weer ietsje anders is vaak dan in Duitsland. Die tip met Outlook vind ik heel goed. Dat ga ik ook doen ;-)

  50. SF SF

    Halloh, nun wie Du weißt komme ich ja aus Wesel und dann auch aus Düsseldorf, ich kenne das ganze NRW. Nun ist mir hier in Bad Berleburg, (Südwestphalen und ein paar Kilometer bis Hessen) aufgefallen, daß es hier sehr unkonventionell gehandhabt wird, es wird geduzt! im Supermarkt an der Theke und an der Kasse, aber man kennt sich dann so relativ vom sehen her. (Meist.) Für mich war das schon eine Umstellung, aber da ich ja mit Vorliebe sehr unkonventionell bin hat diese Umgangsform einen Positiven Charakter. Nur möchte ich betonen, daß es gewisser Konventionen bedarf um die Etikette zu wahren!!!

  51. haegens, anne haegens, anne

    hi alex,
    ich bin 57 jahre alt und lebe seit 50 jahren in deutschland. meinen vater haben wir kinder gesiezt.
    die kinder und urenkel meines cousins siezen ihre eltern heute noch….der älteste enkel ist 8 jahre alt….hat mich doch erstaunt, dass es noch immer so ist.
    mich hat das siezen meiner älteren verwandten nie gestört….im gegenteil.
    nun stamme ich aus der provinz limburg, (Roermond) vielleicht ist dort das miteinander noch nicht so fortgeschritten geregelt.
    das siezen in synchronisierten filmen irritiert mich auch immer sehr. ich empfinde diese art der übersetzung geradezu unauthentisch.
    ich hab mal eine frage, die nichts mit deinem block zu tun hat (oder doch? ;-) ….) als kind habe ich immer kennedys geliebt, das waren kekse mit erdnüsse und schokoguß, hast du vielleicht eine idee, wie ich mal wieder in den genuss kommen könnte ?
    ganz liebe grüße aus bad oeynhausen
    anneke

    • Hoi Anne,

      danke für deinen Kommentar. Es gibt auch heutzutage noch Gegenden in den Niederlanden, wo Kinder ihre Eltern siezen, aber das ist keineswegs die Regel.

      Limburg ist ja nicht so weit weg von Flandern. Ich könnte mir vorstellen, dass es da so gemacht wird wie in Belgien: Dort sagen viele gij und u, auch im Kreise der Familie und das ist nicht so ganz mit dem Gebrauch von „u“ in den Niederlanden zu vergleichen.

      Die Kennedy-Kekse kenne ich leider nicht. Kamen die aus den Niederlanden?

      Groetjes,
      Alex

  52. Ik was eergisteren een halve dag met de camper in een werkplaats. Het viel me op dat de monteur, mij onbekend en half zo oud als ik, mij al snel duzte. Ik heb hetzelfde meegemaakt bij de TÜV.
    Het lijkt erop dat behalve de categorieën die ik op school heb geleerd, familie in de breedste zin en God, er nog een groep is die elkaar duzt, namelijk collega’s/lotgenoten/mensen die een hobby delen.

    Overigens viel mij al in de jaren ’60 op dat in Frankrijk chauffeurs die bij de Routiers een maaltijd nuttigen, ook „tu“ tegen elkaar zeggen. Ook volkomen anders dan de middelbare school me heeft doen geloven.

    • Dat herken ik wel, Ernst. Vooral inderdaad bij mensen met een gemeenschappelijke hobby of Leidenschaft.

  53. Sophia Sophia

    Sehr schöner Beitrag, auf den ich erst heute durch deine Verlinkung für buurtaal.nl gestoßen bin.
    Den lockeren Umgang der Niederländer konnte ich erst neulich am eigenen Leib erfahren, als ich mich im Smalltalk mit einem freundlichen Niederländer befand. Hinterher stellte sich heraus, dass der Herr von der Niederländischen Botschaft kam und es war mir sehr peinlich, dass ich ihn einfach so geduzt hatte. Ihn schien es jedoch überhaupt nicht zu stören. Ein niederländisches Paradoxon…

    • Hallo Sophia, das schöne ist in der Tat, dass man in den Niederlanden auch hochrangige Personen duzen kann. Es passt natürlich nicht immer, aber es ist grundsätzlich möglich.

  54. Andrea Andrea

    Bin so frei, herzliche Grüße zu hinterlassen.

    Im Internet ist das duzen gang und gäbe, im Leben „offline“ ist mir das gesiezt werden lieber. Duzen, das kommt nur bei Verwandten, Freunden und Bekannten vor, bei Kollegen eher das siezen.

    Andrea

  55. Ben Ben

    Toevallig kwam ik terecht op deze website. Heel interessant. Ik ben het echter niet eens met uw bewering dat alle kinderen in Nederland hun ouders tot in de vijftiger jaren van de vorige eeuw met U aanspraken. In de streek waar ik ben opgegroeid (Twente) was dat zeker niet het geval. Ouders en grootouders zouden ook in die tijd vreemd hebben opgekeken als kinderen U tegen hen hadden gezegd. Dit zou voor zowel de ouders/grootouders als voor de kinderen een gevoelsmatige afstand hebben betekend en een ontbreken van intimiteit. Met respect of het ontbreken daarvan had het niets te maken.
    Overigens vind ik het tutoyeren van onbekenden (op internet of in de dagelijkse omgang) niet passend, maar misschien heeft dat met mijn leeftijd te maken (76 jaar).

    • Beste Ben, ik heb niet geschreven dat ALLE kinderen „u“ tegen hun ouders zeiden, maar alleen dat het vroeger gebruikelijk was. Fijn om te horen dat ze dat in Twente in ieder geval niet deden. Ik zeg „fijn“ omdat „u“ voor mij inderdaad ook een gevoelsmatige afstand betekent, en dat lijkt me in familieverhoudingen niet prettig.

    • Martien van Wanrooij Martien van Wanrooij

      In het Brabantse dialect heb je het woord „gij“ dat zowel „jij“ als „u“ betekent. Bovendien was het in de streek waar ik ben opgegroeid (het platteland bij Beek en Donk) heel gewoon om iedereen in je buurt, jong en oud, met de voornaam aan te spreken. Ik kan me herinneren dat ik, toen ik een jaar of tien was, mijn ouders een keer gevraagd heb hoe ze aangesproken wilden worden als we ABN met elkaar zouden praten, ik wist dat doodeenvoudig niet. Toen we later naar het dorp verhuisden merkte ik dat er kinderen waren die dialect praatten met hun ouders maar toch „u“ tegen ze zeiden. Je kreeg dan heel onnatuurlijke zinsconstructies. Zelf heb ik dat „u“ zeggen tegen ouders, ook in het ABN, overigens ook nooit heel prettig gevonden.

      • Het Brabantse (en Vlaamse) „gij“ is inderdaad een handige tussenvorm, Martien.

  56. Andrea Andrea

    Wie war das damals bei Anne Frank: Hat sie die Helfer geduzt oder gesiezt ? Oder per Sie und mit dem Vornamen angeredet:
    „Hallo Miep, was gibt es Neues?“ – übersetzter Text auf der Homepage von Miep Gies.
    In einem Brief an eine Freundin erwähnte Anne zwar „Frau Gies“, doch das wohl eher aus Respekt der älteren Frau gegenüber. Der Brief ist nie abgeschickt worden und später im Tagebuch bzw. einem der Tagebücher von Anne, gefunden worden.

    • Das weiß ich nicht, Andrea. Ich weiß auch nicht, ob man deine Frage pauschal beantworten kann. In ihrem Tagebuch spricht Anne von „Miep“, also wird sie zumindest diese Person geduzt haben. Andere Personen nennt sie „mijnheer Kraler“ oder „mevrouw Van Daan“. Die wird sie, nehme ich an, gesiezt haben.

      Die Kombination aus „Sie“ und Vornamen ist im Niederländischen nicht üblich.

      • Andrea Andrea

        @Alex

        Sorry für meine späte Antwort.

        Danke für deine Antworten (auch oben im Beitrag bzw. Kommentar). Ich freue mich sehr darüber.

        Bei der Homepage von Miep Gies – ja die Homepage gibt es noch – kann man Videos ansehen, in denen zu hören ist, dass Anne von dieser Helferin eher als „du“, denn als „Sie“ spricht, so ich das heraushöre.

        Herzliche Grüße

        Andrea

    • Ben Ben

      Wij kijken regelmatig naar het ZDF-programma „Bares für Rares“. Daar valt ons op, dat de presentator Horst Lichter de gasten, onbekenden van hem, er bijna toe dwingt, hem met du en met zijn voornaam aan te spreken, zodat hij dat ook kan doen. Ik vind dat nogal vreemd en niet erg beleefd. Of is dat nu normaal aan het worden in Duitsland?

      • Het format van dit (en soortgelijke) programma is vermoedelijk gekocht van de BBC (Cash in the Attic). Vermoedelijk hoort daarbij het Angelsaksische tutoyeren.

      • Peter Peter

        Es ist in Köln und Umgebung nicht ungewöhnlich, dass man sich duzt. Der ganz links sitzende Käufer spricht auch alle mit „du“ an, die Damen nennt er „Mädels“, der Herr is dä „Jung“.

  57. Johanna Johanna

    Anrede und der richtige Fall/Kasus: Einer meiner niederländischen Geschäftskontakte fragte mich immer, wenn wir uns begegneten: „Hallo, wie geht es mit Sie?“ Ich traute mich nicht, ihn zurechtzurücken… Hoe gaat het met u? Literal translation, sagen die Engländer, glaube ich.

    • Wie geht es Ihnen ist nicht einfach für Nicht-Deutsche (zumindest nicht für Niederländer).

      Warum hast du dich nicht getraut, ihn aufzuklären, Johanna? Er wäre dir bestimmt dankbar gewesen.

  58. Franca Franca

    Das passiert zum Beispiel beim Hamburger Sie, einer Anrede, die „Sie“ mit dem Vornamen der angesprochenen Person kombiniert. Für niederländische Ohren klingt diese Mischform befremdlich.

    Sie haben vorher geschrieben, dass früher in der Niederlande die Eltern gesiezt wurden. Also müsste es doch zumindest literarisch gewisse Bekanntheit haben… Außerdem nochmal zur Anrede Gottes:Diese Frage hatte mich vor einiger Zeit schon einmal beschäftigt, weil auch die Franzosen Gott gerne siezen, obwohl das 2. Vatikanische Konzil offiziell das duzen erlaubt hat. In einem niederländischen Bibel-Übersetz-Forum wurde dann gestritten, weil das „u“ doch nicht nur respekterweisend, sondern auch zu distanziert für die Ansprache Gottes klang. Also haben sie sich auf das althergebrachte „gij“ geeinigt. Aber sagt man denn „lieve god“, „godvader“? Wenn ja, reiht sich das ja auch ein bisschen ins Hamburger Du ein.

    Das konsequente Siezen in Filmen hat mich auch öfters gestört. Gerade in Liebesfilmen, in denen sich beide ihre Lebensgeschichte erzählt haben und beschließen, für immer zusammen zu sein und sich weiterhin siezen. Aber zumindest mit Vornamen. Das Kassierer*innen-Du kenne ich noch als gebräuchliche Form, wie Kinder Erwachsene (Lehrer, Kindergärtner, Leute auf der Straße) ansprechen sollen.

    • Sie haben vorher geschrieben, dass früher in der Niederlande die Eltern gesiezt wurden. Also müsste es doch zumindest literarisch gewisse Bekanntheit haben…

      Das weiß ich nicht, Franca. Die Kindern werden ihre Eltern nicht mit Vornamen angesprochen haben.

      Gott kann man mit „lieve Heer“ ansprechen. Das dann aber (sofern ich im Bilde bin) immer in Kombination mit „u“ (also Sie)

  59. Peter Peter

    Mir fällt auf, dass viele Niederländer, wenn sie so freundlich sind und versuchen, mit mir Deutsch zu reden, dazu neigen, mich zu duzen, obwohl das, z.B. auf dem Amt, nicht unbedingt passend wäre.

    Vielleicht liegt es daran, dass das niederländische „u“ dem deutschen „Du“ phonetisch ähnlich ist als dem „Sie“.

  60. Maxim Safonov Maxim Safonov

    Naja, ich kann zwar verstehen, dass Niederländer so locker sind, aber eins kann ich nicht verstehen: wie gut können Niederländer kulturelle Fehler verzeihen, die von Ausländern begangen werden? Als Russisch-Muttersprachler duze ich, wie Deutsche, nur Verwandte und Freunde. Ich fürchte, ich könnte vor Niederländern nervös sein…

    • Martien van Wanrooij Martien van Wanrooij

      Die meisten Niederländer werden es keinem übel nehmen. Wir haben hier immer viele Einwänderer („Gastarbeiter“) gehabt, und besonders Spanier und Italiener schaffen es oft nicht, das Wort für „Sie“ (U, ausgesprochen wie „ü“) richtig auszusprechen. Viele schalten deswegen um auf „jij“ (ij ist mehr oder weniger das französische „ei“ in „Marseille“) , nicht weil die unhöflich sein wollen aber damit man sie versteht. Persönlich sage ich immer: Respekt besteht aus mehr als nur Personalpronomina und Verbalformen. (Sie statt Du und die Endung -en statt -st)

      • Maxim Safonov Maxim Safonov

        Ganz interessante Ansicht, dass Respekt aus mehr besteht als irgendwelche Anredeformen!

    • Rein Korthof Rein Korthof

      Außerdem duzen Deutsche Gott: Vater unser, der du bist im Himmel,…… während Niederländer ihn siezen: Onze Vader, die in de Hemel zijt, Uw…..
      Ich bin als Niederländer nicht locker, was duzen/siezen angeht. Wenn Fremde mich (68 Jahre alt) ungefragt duzen, empfinde ich das als Beleidigung.

      • Maxim Safonov Maxim Safonov

        Ehrlich gesagt, musste ich eine Woche lang darüber nachdenken, aber ich kann Sie ganz locker verstehen, da ich gelesen habe, dass ältere Niederländer auf das Siezen bestehen. Es hat mich aber etwas irritiert, dass junge Niederländer, auch wenn sie sich nicht kennen, duzen, ich persönlich sieze bis man mir das Duzen anbietet, auch wenn es junge Leute sind.

      • Ich respektiere Ihre Ansicht Herr Korthof, aber ich bin nur 3 Jahre jünger als Sie und als ich etwa 17 war, also im Jahr vor dem Gymnasium-Abitur, sind viele Leute mit dem Dutzen viel lockerer geworden… und das bin ich noch immer. Viele jüngere Mitarbeiter(innen) bei der Kasse im Supermarket reden mir oft mit „jij“an und mir ist es egal. Unser Dorf ist nicht sehr gross, und es kann gut sein, dass ich diese junge Leute im Wochenende in einer Kneipe treffen, mich ganz gemütlich mit denen unterhalte, und dann wird es sowieso wieder ganz schnell „jij“. Aber wie gesagt, nicht jeder muss das unbedingt so sehen wie ich…

  61. Maxim Safonov Maxim Safonov

    Trotz meines konservativen Hintergrundes, wo das Duzen nur unter Verwandten und engen Freunden sowie Bekannten verbreitet ist, denke ich jetzt, dass man in den Niederlanden Recht hat, sich gegenseitig zu duzen, solange man nicht unter 40 Jahre alt ist. Ich bin manchmal nach wie vor verwirrt, wo ich duzen oder siezen sollte, wenn es um junge Leute geht. Vielleicht sollten auch deutschsprachige Länder dieselben Regelungen wie die Niederlande einführen…

    • Es geht hier aber um ungeschriebene Regeln, Maxim. Solche lassen sich nicht einfach einführen.

      • Maxim Safonov Maxim Safonov

        Mit „Einführen“ meinte ich, dass Kinder und Jugendliche anders erzogen werden. Vielleicht habe ich mich hier nicht korrekt ausgedrückt.

  62. Christwart Christwart

    Hochinteressant. Ich wusste nicht, dass die niederländische Höflichkeitsform selbst dann im Singular steht, wenn man mehrere Personen siezen will.
    Es ist für Deutsche irritierend, dass die Imperativform keinen Unterschied zeigt. Das klingt dann so, als ob derjenige auf jeden Fall duzt.

    Besteht denn ein Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener Sprache?
    ich beziehe mich auf die Donald Duck Comics, wovon ich vor über 20 Jahren etwa 200 Hefte auf einem Flohmarkt in Zierikzee erstanden habe. Die habe ich fast alle gelesen, daher stammen 90% meiner Sprachkenntnisse.
    Überrascht war ich, dass Tick, Trick und Track (Kwik, Kwek, Kwak) ihren Onkel siezen, der wiederum seinen Onkel Dagobert siezt. Umgekehrt werden die Neffen geduzt.
    In einer Geschichte mit Madame Mim (Mikmak) kann man den Übergang von U zu je nachvollziehen (mit einer sonst nicht tragenden Person „Herbert“, die anfangs U zu ihr sagt und später umschwenkt („je“ 1 Seite weiter) (Heft 5/94).

    Die Kinder, die das Heft lesen und an „Donald Duck“ schreiben, verwenden manchmal „U“ und manchmal „jij“ als Anrede in den abgedruckten Briefen.

    Im Rheinland kommt – sofern Dialekt gesprochen wird, die 2. Person Plural als Höflichkeitsform vor.

    • Martien Van Wanrooij Martien Van Wanrooij

      Vor etwa 50 Jahren wurden Elter noch oft von ihren Kindern gesiezt. Jede Familie hatte da so ihre eigene Ansichte (du währe vielleicht nicht respektvoll genug, mit Sie entstände ein zu grosser Distanz). Heutzutage werden Elter warscheinlich nicht in mehr als 10% der Familien gesiezt. Mein eigener Dialekt kennt keinen Unterschied zwischen Sie und du es heisst „gij“ im Einzahl und „gullie“ im Mehrzahl. Mit meinen Eltern habe ich eigentlich immer nur Dialekt geredet und ich erinnere mich, wie ich, als ich etwa 12 war, für meine Mutter eine Nachtricht hinterlassen musste und gar nicht wusste, ob ich „jij“ oder „U“ schreiben sollte.

      • … und gar nicht wusste, ob ich „jij“ oder „U“ schreiben sollte.

        Das ist bestimmt ein großes Dilemma gewesen Martien. Ich hoffe, du hast es gut lösen können.

    • Auch im Niederländischen gibt es einen Unterschied zwischen gesprochener Sprache und Schriftsprache. Nur ist er nicht so ausgeprägt, wie im Deutschen.

      Die Donald-Duck-Comics stammen aus einer Zeit, wo es im Niederländischen noch üblich(-er) war, die eigenen Eltern zu siezen. Dass entferntere Verwandte wie Onkel und Tanten mit „Sie“ angesprochen werden, kann man auch heutzutage in den Niederlanden noch beobachten.

  63. Silke Pekrun-Spang Silke Pekrun-Spang

    Hallo,

    schöner Artikel. Was ich dazu noch sagen kann ist, dass es zumindestens zu meiner Schulzeit im gymnasium so war dass wir als Schüler ab der 11. Klasse gesiezt wurden.
    Wenn konnte hier nur die ganze Klasse das DU anbieten und die lehrer haben einen weiter geduzt.
    Gernerell ist es in Deutschland grundsätzlich so das Kinder erst ab einem bestimmten Alter gesiezt werden.
    Ich habe sobald ich mir das Sie durch mein Alter erworben habe das bei vielen reflektiv gemacht. Folglich wer mich duzen wollte den durfte ich auch duzen.
    Bei vielen älteren Lehrern oder Menschen ist es aber auch jetzt noch so dass ich diese Sieze und enige mich duzen.

    Es ist auch etwas schwer zu verstehen, dass ein Lehrer einen von jetzt auf gleich anfängt zu siezen.

  64. […] die Verkäuferin um Hilfe bitten, denn du findest die Papiertaschentücher nicht. Du möchtest sie höflich ansprechen und nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen – schon gar nicht auf […]

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