Last updated on 06-02-2015
Ein weiterer Beitrag in der (Gast-)artikelserie zu niederländischer Musik. In diesem Post erzählt Bernd, wie die beliebte Gruppe BLØF auf seinen Weg kam.
In einem Kommentar hier bei Buurtaal zum Thema niederländische Musik habe ich mich „leichtsinnigerweise“ als Fan der niederländischen Gruppe BLØF geoutet. Ich gebe zu, es tat mal gut, nicht mitleidig für die Vorliebe zu dieser Band belächelt zu werden.
Zunächst aber einmal ein paar Eckdaten zu BLØF, da vermutlich nicht jeder die Band kennt:
Zeeland
BLØF haben sich offiziell im Jahr 1992 in Middelburg (übrigens eine meiner Lieblings-städte in NL) gegründet. Schon lange sind sie aus der niederländischen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Besonders in ihrer Heimatprovinz Zeeland sind sie unvermindert populär. BLØF waren immer zu viert:
Peter Slager (Bass, Gesang, hauptcreativer Kopf der Band)
Bas Kennis (Keyboards und Tasteninstrumente aller Art, Gesang)
Paskal Jakobsen (Leadgesang, Gitarre)
Henk Tjoonk (Schlagzeug) bis 1997 (Austritt nach Streitereien)
Chris Götte (Schlagzeug, Gesang) 1997–2001 (Tod bei einem Verkehrsunfall)
Norman Bonink (Schlagzeug, Gesang) seit 2001
Es ist bereits eine Menge über und vor allem auch von der Band selbst geschrieben worden – und eine Zusammenfassung dieser Texte lag und liegt mir fern.
Interessierte können einiges im niederländischen Wikipedia-Eintrag nachlesen. Ich versuche einen etwas anderen Weg und möchte hier beschreiben, warum ich als Deutscher ausgerechnet zu BLØF stoßen musste.
Kassette
Mein erster Zusammenstoß mit BLØF passierte im Niederländischunterricht. Unsere Dozentin kam mit einem Kassettengerät in den Unterricht und wollte, dass wir ein Lied anhören und übersetzen. Welches Lied damals förmlich zerrupft wurde, weiß ich nicht mehr – nur der Bandname blieb an mir haften.
Urlaubsliebe
Der zweite Zusammenstoß erfolgte – klar – im Urlaub in den Niederlanden. Aus den Lautsprechern eines Cafés an der Uferpromenade in Zoutelande in Zeeland erklang das Lied „Aan de kust“, welches mich direkt ansprach. Die von meiner Frage nach Titel und Sänger verdutzte Bedienung nannte mir den Namen der Band. Da war es schon wieder, dieses BLØF.
Bei einem Ausflug nach Middelburg wanderte dann die erste CD der Band in meine kleine Sammlung. Es war XXL – eine Live-Aufnahme mit Orchester. Zum Entsetzen meiner Familie blieb die CD auch nach dem Urlaub im Auto. Daheim erfuhr ich dann von meiner Dozentin, dass „Aan de kust“ inzwischen praktisch eine inoffizielle Hymne Zeelands darstellt. Diese Hommage an Zeeland war schon auf der ersten CD der Band, die noch im Eigenverlag erschien: „Naakt onder de hemel“. Bis auf Norman (aus Nijmegen) sind alle Bandmitglieder Zeeländer, die meisten kommen aus Vlissingen.
Vielseitig
Was mir schnell auffiel, ist die breite musikalische Aufstellung von BLØF. Es ist alles dabei: schmalzig, rockig, popig, sämtliche Rhythmen sind vertreten. Hauptthema ist (niederlandetypisch aufbereitet) der Herzschmerz in allen Schattierungen.
Aber BLØF können auch fern dieses Dauerbrenners alles: beschreibend-erzählend, lyrisch, (sozial-)kritisch, lustig, ernst. In Deutschland wäre eine Mischung aus Achim Reichel und Wolf Maahn musikalisch gesehen das einigermaßen passende Gegengewicht.
Da ich nicht alles verstehe, fällt das Zuhören aber leichter als bei analogen deutschen Texten. Auf der XXS3 (gratis Download) ist übrigens das Stück Still von Jupiter Jones in der Übersetzung „Zo stil“ zu hören. Die Fassung von BLØF gefällt mir besser als das Original. Über diese Seltsamkeit sprachen wir in den Kommentaren des anderen Musikbeitrags auch schon.
Lieder wie Wat zou je doen, Kom dichterbij (bitte nicht mit „Dichterbij dan ooit“ verwechseln) und Hart tegen hart, die mir von BLØF sehr gut gefallen, könnte ich mir auf deutsch vermutlich nicht antun. Vielleicht liegt es daran, dass man sich bei fremdsprachigen Texten einfach leichter auf die Musik zurückziehen kann.
Fans
Was mich weiterhin anzieht, ist die Nähe von BLØF zu ihren Fans – es gibt unregelmäßig Mails, die wirklich klingen, als hätten BLØF tatsächlich selber daran geschrieben. Alle paar Jahre gibt es kostenlose Downloadalben (die XXS-Reihe, seit Dezember 2014 gibt es drei Stück), mal als Zugabe zu einem Kaufalbum (Umoija, April), zuletzt als Dankeschön für 20 Jahre BLØF (das war zwar schon 2012; die Aufnahmen sind aus dem Jahr, abgemischt wurde es wohl jetzt). Diese Alben sind komplette verkaufsfertige Profi-Alben mit Cover, CD-Label und Inlaycard, keine „Ramschzugaben“, wie man befürchten könnte.
Live
Ja, und dann BLØF selber. Wenn man die einmal in Aktion erleben durfte, vergisst man das nicht. Paskal Jakobsen wird gerne als „charismatischer Sänger“ bezeichnet, was es aber in meinen Augen nicht trifft. Fakt ist aber, sobald Paskal auf der Bühne steht, sind ihm Publikum und Kollegen praktisch ausgeliefert. Wenn man das als charismatisch bezeichnen will – nun gut. Wie gesagt, man reagiert auf kleinste Zeichen von Paskal. Man hüpft, tanzt, lacht und weint auf sein Kommando. Das war wohl auch in der AHOY-Arena in Rotterdam so (ich war noch nie dort – zum einen sind die Karten unbezahlbar, zum anderen sind die ~10000 Karten mit Verkaufsstart weg).
Am eindruckvollsten erscheint Paskal aber bei den Theaterkonzerten. Hier treten BLØF meist sehr akustisch betont in kleineren Theatern auf. Die XXS-Alben basieren übrigens auf diesen Auftritten. Ebenfalls beeindruckend ist hier wieder die Nähe der Künstler zu ihrem Publikum nach den Auftritten. Sie verstecken sich nicht in der Garderobe sondern geben Autogramme, unterhalten sich und sind einfach da, obwohl man den vieren die Müdigkeit anmerkt.
Diese unterschiedlichen Auftrittsorte sind auch wieder bezeichnend für die Vielseitigkeit von BLØF: voll elektrisch in den großen Hallen über Auftritte mit Orchestern und Gastmusikern bis hin zu den akustischen Darbietungen in kleinen Häusern und Theatern. Dabei ist jede Veranstaltung für sich überzeugend.
All das macht vielleicht verständlich, warum ich bei BLØF landen musste.
Interessant ist vielleicht noch, dass BLØF sich in den Niederlanden sehr für Kulturelles einsetzen. Die Concerts at sea in Brouwersdam (Zeeland) wären beispielsweise ohne BLØF undenkbar. Auch werden unbekannte Künstler gefördert.
Weiterhin laden BLØF immer im Ausland bekannte Künstler in die AHOY-Arena ein. Auffällig hier ist, dass die nicht englischsprachigen bevorzugt werden. Die jeweiligen Gäste sind mal ein offenes, mal ein echtes Geheimnis. Zu letzteren gehörte der Gastauftritt von Herbert Grönemeyer in – ich glaube – 2004. Er ist auch auf der DVD Live in AHOY zu sehen. Sein Auftritt wurde besonders geheim gehalten, weil man Aufläufe von Grönemeyerfans verhindern wollte. HG lieferte übrigens einen meines Erachtens sympathischen Auftritt ab.
Insgesamt höre ich BLØF gerne und recht häufig. Die abwechslungsreiche Musik lässt dabei keine Langeweile aufkommen.
Ich mag BLØF auch ;-). Schau mal hier: http://www.niederlandeblog.info/3-typische-mitbringsel-aus-der-niederlande/!
LG Katharina
Grundsätzlich ist es mit der muzik ja so jedem gefällt etwas anders. Ich bevorzuge die etwas ,ich sage mal,wärmere und auch schon etwas ältere. z.B. von Stef Ekkel ,
Benny Neyman, Sanne & Erik,Henk Wijngaard, LUCAS & GEA HULSHOF, Dana Winner, es gibt noch einige andere aber auch nicht zu verachten ist Carike Keuzenkamp auch wenn sie eine Afrikaanse Sängerin ist. Nicht vergessen darf ich Dana Winner nicht. Wahrscheinlich werden jetzt viele sagen oh Graus aber was soll es.
Danke für diese – ja eigentlich schon „Hommage“ – an BLØF !
Gerade die langsam gesungenen Titel wie „Aan de kust“ oder „Wat zou je doen“ sind geradezu ein Muss für jeden Niederländisch lernenden.
Und wenn man dann selbst mal das Glück hat, eine kurze oder auch längere Zeit in Zeeland zubringen zu dürfen und da klingt dann irgendwo aus den Lautsprechern „Aan de kust“ => Gänsehautfeeling pur ;-)
Ich kann dir nur aus vollem Herzen Recht geben. Mein Lieblingslied ist „Aanzoek zonder ringen“ und auch “ hier aan de kust“. Concert at Sea ist jedesmal ein voller Erfolg, da waren die Jungens auch die Initiatoren und ich finde es Klasse dass sie da auch den Newcomern eine Chance bieten. Nebenbei, Racoon kommt auch aus Zeeland. Es lohnt sich die anzuhören. Und nicht zu vergessen, der Newcomer Dany Vera. Auch ein Zeeuw. Bei dem ging es vor zwei Jahren erst richtig ab. Gott sei Dank findet man alle auf youtube.
Eine tolle Hommage an Bløf.
Danke schön
Ich habe die Band auf dem allerersten Concert At Sea kennengelernt und bin seitdem ein großer Fan von ihr.
Jahrelang habe ich mich von ‚Harder Dan Ik Hebben Kan‘ wecken lassen und genieße am Wochenende gerne ‚Zaterdag’…
Schön zu sehen, dass es offensichtlich noch mehr deutsche BLØF-Fans gibt!
Vielen Dank für Eure wohlwollende Aufnahme des Artikels. Wie schon geschrieben bin ich wirklich froh, mit meiner Vorliebe nicht allein zu sein.
Die von Euch genannten Künstler werde ich mir definitiv anhören, mal sehen, was davon hängen bleibt.
Dieses ᴓ kenne ich eigentlich nur aus den Skandinavischen Sprachen. Gibt’s das im niederländischen auch oder was ist das für ein Buchstabe im Namen der Band? Das Video gefällt mir ganz gut.
Singt diese Band eigentlich auf „Standartniederländisch“ oder im jeweiligen Dialekt der Provinz?
Das ᴓ im Namen ist ein Gimmick. Diesen Buchstaben gibt es sonst nicht im Niederländischen.
Die Band singt auf Niederländisch.
Auch ich freue mich im Urlaub immer auf die Musik von Blof (sorry, ich weiß nicht, wie man den richtigen Buchstaben hinkriegt). Ich verbringe meinen Urlaub immer in Zeeland und da gehört deren Musik eben so dazu wie Sand, Wind und Wellen. Die Texte sind allerdings, auch wenn man sie schriftlich vorliegen hat, trotzdem nicht immer leicht zu verstehen. „Zaterdag“ und „Aan de kust“ gehören ebenfalls zu meinen Lieblingsstücken und außerdem noch „Harder dan ik hebben kan“.
Sehr gut gefallen haben mir auch Twarres, von denen jedoch nur zwei CD erschienen sind. Auf der CD „Stream“ haben sie zwei Titel („Do“ und „Wer bisto“) in Dialekt gesungen, da habe ich wirklich nichts mehr verstanden…
Weil meine ganze Familie eng mit Zeeland verbunden ist (wir sind seit 1960 regelmässig zu Gast in Zeeland) haben wir sogar bei der Beisetzung meines Vaters das Lied „Zomer in Zeeland“ abgespielt. Für mich gilt auch, was Blof einmal in einem Interwiev gesagt hat: „Zeeland is gewoon thuis“.
Groetjes Nele
Hallo, Nele, für dieses Ø mußt du die ALT-Taste gedrückt halten und auf dem Ziffernblock 157 eingeben. Wenn du den Buchstaben klein schreiben willst, dann ALT+155.
Ganz meine Meinung, ich kann dem Autor alex nur zustimmen!
Ich bin ganz zufällig auf BLØF gestoßen und habe als erstes Lied ‚Zo stil‘ gehört. Obwohl das deutsche „Still“ von Jupiter Jones kaum zu toppen ist, konnte ich mt mich sofort mit der BLØF-Version anfreunden. Inzwischen finde ich sie fast besser, als das deutsche Original ;)
Alles in allem finde ich BLØF spitze und mir gefällt die Vielfältigkeit, die die Band an den Tag legt. Zu meinen liebsten Liedern gehören ‚Zo stil‘, ‚Aan de kust‘, ‚Meer kan het niet zijn‘, ‚Alles is liefde‘, ‚Beter‘ oder ‚Open je ogen‘!
Der (Gast-)Autor des Artikels ist Bernd, Franzi ;-)
Danke – da hat mir BLØF wohl die Sicht vernebelt ;)
Ich bin seit „Umoja“ (2006) BLØF-Fan, damals hatte ich auf RADIO 538 den Song „Mens“ gehört und war sofort begeistert. Jahrelang hatte ich auch einen großen BLØF-Heckscheibenaufkleber auf meinem Wagen, bis mir dieser zu Schrott gefahren wurde. Mittlerweile besitze ich 15 Alben und 1 DVD („Een Manier Om Thuis Te Komen“) und bin über die Single „De storm (Geef niet op)“ zum gleichnamigen Kinofilm gekommen, den ich mir bei einem Niederlande-Besuch als DVD gekauft hatte.
Die Band hat mir schon jede Menge Gänsehaut-Momente beschert, aber leider habe ich sie noch nie live erleben dürfen.
LG aus Magdeburg
15 CDs, wow … Ich wünsche Dir, dass Du doch mal die Gelegenheit hast, die Gruppe live zu sehen.
Danke Alex, leider komme ich jetzt nicht mehr so oft in die Niederlande und eine Tour-Abstecher nach Deutschland werden BLØF leider nicht machen. Falls doch, würde dieser sich eh nur auf NRW beschränken. So bleibt mir nur weiterhin die CD’s trotz hoher Versandkosten in NL zu bestellen. Manchmal wird man ja auch auf Ebay oder Amazon fündig. Aber, ich möchte die Band nicht mehr missen – sie haben mein Leben bereichert.
Liefs uit Maagdenburg
Das freut mich!
Groetjes terug uit Hannover
Also Blof finde ich absolut super. Meine erste Berührung mit Holländischer Musik war eigentlich Herman van Veen danach Marco Borsato er hat damals ein Stück mit van Veen gesungen. Nach Marco dann Acda en de Munnik und Blof. Wer noch gute Tips für super Musik hat in Niederländisch: Danke.
Ich würde die Musikserie hier auf buurtaal gerne weiterführen. Wer einen Gastartikel über seine/seinen Lieblingsband/Sänger/Sängerin/Songwriter schreiben möchte, ist herzlich eingeladen!
Niederländische Musik- das ist ja so ein Thema für sich. Aber wenn man sich darauf einlässt, hat es einen ganz schnell…
Wir hören verschiedenste Richtungen und sind immer wieder auch von Bands im hohen Norden angetan (Sabaton, Volbeat etc). Aber so richtig mit unserer „Landesliebe“ verbunden ist eben BLOF und vor allem Guus Meeuwis; wohl auch deshalb, weil einer seiner Titel wegen seiner Ähnlichkeiten zu unserem Lebenslauf besondere Bedeutung hat. Diese Musik schallt also sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden quer durchs Haus.
Und wir hoffen inständig, endlich Karten für eins der Konzerte zu ergattern.
Liebe Grüße
Antje
moin! komme gerade aus dishoek und habe im autoradio „frankfurt/Oder“ auf niederländisch gehört. Ich war irritiert: „singen die da „zoutelande“? kann ja wohl nicht…“
aha, kann ;-)
bei der recherche bin ich hier gelandet. sehr interessant, der artikel! mir fallen noch Rowwen Heze mit „Limburg“ und Guus Meeuwis mit „Brabant“ ein. beide sind wohl (??) nicht mehr so angesagt. gibt es eigentlich ne deutsche seite über NL-Musik? (die Nick & Simon, Jan Smit usw. nicht ausspart?
Hoi Andreas, eine deutschsprachige Website zu niederländischer (niederländischsprachiger) Musik kenne ich nicht. Das NiederlandeNet der Uni Münster bietet jedoch eine Art Vogelperspektive auf die niederländische Musiklandschaft von früher bis heute.
Hallo Andreas, mir gings genau so, nur war es auf dem Marktplatz von Westkapelle.
„Frankfurt / Oder“ von Bosse kannte ich schon lange vorher, und war dann total irritiert. Kann heute noch vor Rührung heulen, dass das Lied meine beiden Lieblingsorte in Mitteleuropa miteinander verbindet!
Ich habe, da ich schon seit über 20 Jahren jährlich nach Zeeland fahre, BLØF und DOE MAAR in Omroep Zeeland gehört und komme seitdem nicht mehr von den beiden los.
Ich höre seit ein paar Jahren fast nur noch diese Gruppen und meine CD Sammlung wird jedes Jahr erweitert, selbst mein Klingelton ist von DOE MAAR (PA). Niederländische Musik zu hören hilft enorm, die Sprache noch besser zu verstehen.
Es ist zugleich eines der vergnüglichsten Arten, sich mit einer Fremdsprache zu beschäftigen :)