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gespeend und bekocht

Last updated on 08-01-2013

Ab und zu erreichen mich Fragen per E-Mail, von denen ich denke, dass sie auch für andere Leser interessant sein könnten. In einer neuen Rubrik „Frage und Antwort“ gehe ich einigen davon auf den Grund.

Die ersten Fragen stammen von Andi aus Berlin. Er möchte wissen, was es mit zwei niederländischen Verben auf sich hat. Das erste ist gespeend. Er schreibt:

Tückische Spanferkel

gespeend zijn van iets – Die Bedeutung ist mir klar. Etymologisch sehe ich eine Verbindung mit dem deutschen Spanferkel. Stimmt das?

Ferkelchen

Das tut es. Gespeend gehört als 2. Partizip zum Verb spenen, das wörtlich abstillen oder entwöhnen bedeutet und mit dem mittelhochdeutschen spen sowie dem neuhochdeutschen span wie in Spanferkel verwandt ist.

Im übertragenen Sinne heißt gespeend gänzlich ohne oder bar. Es kennzeichnet die Tatsache, dass jemand etwas nicht besitzt. In diesem Fall wird es immer von der Präposition van gefolgt:

Hij is geheel gespeend van ambitie. – Er hat gar keine Ambitionen.
gespeend van kennis van zaken – ohne die erforderlichen Kenntnisse
gespeend van elke logica – bar jeglicher Logik/völlig unlogisch

Etwas tückisch ist, dass die verneinende Komponente in gespeend eher implizit ist. Dadurch ist man schnell versucht, extra ein sichtbares „niet“ (nicht) hinzuzufügen. Durch die doppelte Negation verkehrt sich eine Aussage jedoch in ihr Gegenteil. Niet gespeend van humor heißt also mit Sinn für Humor.

Liebhaber der Ironie machen sich diese Tatsache gerne zu Nutze. Der Litotes ist im Niederländischen ein oft eingesetztes Stilmittel:

niet gespeend van eigenbelang – nicht uneigennützig
niet gespeend van enige schoonheid – hübsch

hereingelegt und hintergangen

Dann wundert sich Andi über die Form bekocht. Er schreibt:

Beispiel: Hij voelt zich bekocht. Meine Phantasie reicht nicht um einen Infinitiv zu finden. Iemand bekochen klappt ja wohl nicht?

Mit kulinarischen Freuden hat bekocht in der Tat nichts zu tun. Das zu Grunde liegende (unregelmäßige) Verb ist kopen, was kaufen bedeutet. Zich bekocht voelen jedoch
heißt sich hereingelegt, hintergangen oder betrogen fühlen.

Ik voelde me door de kok bekocht. – Ich fühlte mich vom Koch hereingelegt.
De kok heeft heerlijk voor ons gekookt. – Der Koch hat uns herrlich bekocht.
Zij heeft een huis op het strand gekocht. Sie hat ein Haus am Strand gekauft.

Brennt Euch auch eine grammatikalische, idiomatische oder vielleicht auch kulturell-gesellschaftliche Frage auf der Seele? Schreibt es mir in den Kommentaren oder per E-Mail.

10 Kommentare

  1. Louis R. Louis R.

    Möchte nicht besserwisserisch sein, aber ich kenne nur den Ausdruck v e rkocht.
    Bekocht ist mir nicht geläufig.

    • Hi Louis, dann hast Du also heute etwas dazugelernt ;-)

      • Louis R. Louis R.

        Klopt „men is nooit te oud om te leren“ ;-)))

        • Trijntje Trijntje

          Dit bekocht wordt ook vooral gebruikt in de zin van zich bekocht voelen.
          Verkocht is het normale voltooid deelwoord van kopen.

  2. Herrlich bekocht? Aber der Rosenkohl war total verkocht!

    • Dus je voelt je bekocht, wenn ich das richtig verstehe?

      • Tina Tina

        Da muß dann wohl neuer Rosenkohl „gekocht“ werden ;-).

        • Eben, ha ha! Rosenkohl ist für Deutsche vielleicht ein neutrales Gemüse, aber in Holland ist verkochter Rosenkohl (spruitjes) ein Symbol für alles was spießig ist. Spruitjeslucht … .

  3. Andi (Berlin) Andi (Berlin)

    Hallo iedereen!
    Zufällig stieß ich in der „Neuen Presse“ – Hannover- vom 20.08.2012 auf die Schlagzeile: „Havelse kocht Hecking ab“. Muß ich mich jetzt bekocht fühlen… (?)

  4. Is die Havelse zo’n afkoker (= mehliger Kartoffel)?

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