Zum Inhalt springen

Meine Katze heißt Karton

Last updated on 04-08-2020

Mit meinen Katzen spreche ich niederländisch. Logisch also, dass ich ihnen auch niederländische Namen gebe. Unsere rote heißt Toos, ein bodenständiger, robuster Frauenname, der besonders in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts beliebt war. Als deutsche Entsprechung stelle ich mir so etwas wie Gertrud vor.

Toos.

Sie hört auch darauf.

Kurz, knackig und einfach. Das zumindest fand ich selbst. Bis heute.

„Doos bekommt also das Nierenfutter“, fasste eine Freundin, die in den kommenden Tagen das Katzen-Sitting übernimmt, meine Anweisungen zusammen. Damit war sie die zweite Person innerhalb kurzer Zeit, die den Namen unserer Katze mit einem D am Anfang aussprach. Bei einer anderen Bekannten hatte ich es zuvor noch für Zufall gehalten.

D statt T. Doos statt Toos.

Hauchlos

Zugegebenermaßen sind zwei Beobachtungen eine etwas wackelige Basis für eine Schlussfolgerung.

Offensichtlich ist es für deutsche Muttersprachler jedoch nicht immer so einfach, im Anlaut – also am Wortanfang – ein niederländisches T von einem D zu unterscheiden.

Ich könnte mir vorstellen, dass es mit der im Niederländischen fehlenden Aspiration zu tun hat. Im Deutschen spricht man stimmlose Verschlusslaute wie P, K und eben auch T mit einem mehr oder weniger hörbaren H-Laut dahinter. Im Niederländischen man macht das nicht. Ein niederländisches T klingt für manche deutsche Ohren vermutlich so „weich“, dass eine Verwechselungsgefahr mit seinem stimmhaften Konsonanten-Pendant D entsteht.

Die Katze im Karton

Nur im Sprichwort findet man Katzen in Säcken vor. In der Praxis weilen sie lieber in Kartons, wie es jeder Katzenliebhaber bestätigen kann. So auch Toos. Wir nennen sie darum auch gerne „Toos in de doos“. Denn der falsche Freund doos bezeichnet in meiner Muttersprache Karton.

Derbe Sprache

Umgangssprachlich kann doos auch Fernseher heißen. „Wat is er op de doos?“ bedeutet in dem Fall so viel wie „Was gibt’s in der Flimmerkiste?“. Außerdem trifft man doos im Niederländischen gelegentlich als derbe Bezeichnung für das weibliche Geschlechtsorgan an. Als Pars pro Toto kann das Wort zudem für eine eher dumme, ungeschickte Frau stehen. Nicht gerade schmeichelhaft also.

Und auch so gar nicht passend zu unserer Toos.

18 Kommentare

  1. Hallo Alex und andere.
    Als Binnenschiffer bin ich immer unterwegs. Und wir hatten über vielen Jahren Hunde auf dem Schiff. Bis 2004 war ich in den Niederlanden beheimatet, aber dann bin ich in Deutschland wohnhaft geworden. Auf meinem Schiff ist die Sprache (teils als „lingua franca“ wegen meines slowakischen Personals) halt deutsch. Seit fast zehn Jahren habe ich einen deutschen Partner und seit 3 Jahren haben wir einen deutschen Hund von bekannten übernommen (nein kein Schäferhund, aber ein Mischling). Trotz dass ich mit meinem Partner nur deutsch rede, habe ich dem Hund niederländische Wörter beigebracht, die mein Partner auch benutzt. Und der Hund reagiert auch da drauf. ZB zoek de kip (Spielzeughuhn), poot (klingt fast wie Pfote), Hondjes (wenn an Land Hunde sind) ; Zeehond (ein Hund im Wasser) u.s.w.
    Was du aber sagst von der „Doos“ (bei Frau weiss ich) über den Fernseher kenne ich nicht.
    Wir haben gerne gesagt „de buis“ (die Röhre), oder „kastje kijken“. Eine alte Bezeichnung vor unsere Zeit war „het hondehok“ (Hundehütte), eine der ersten Philipsfernseher.
    Leider konnte ich meinen Partner nie dazu bringen mal auf unser Buurtaalforum zu gehen.
    Gruss Jozef

    • Hallo Jozef, dank je wel voor je reactie.

      Trotz dass ich mit meinem Partner nur deutsch rede, habe ich dem Hund niederländische Wörter beigebracht, die mein Partner auch benutzt.

      Das ist bei uns mit den Katzen genauso :) Es gibt bestimmte Wörter und Ausdrücke, die wir nur auf Niederländisch verwenden.

      • Julian Julian

        Wobei es auch manche deutsche Dialekte gibt, wo ein T weich ausgesprochen wird. Im fränkischen zumindest klingt ein T auch immer sehr wie ein D. Da würde sich „Toos“ auch wie „Doos“ anhören.

        • Das ist gut zu wissen Julian. Danke für die Ergänzung.

          • Tina Tina

            Im sächsischen Dialekt ist es dasselbe; da werden auch fast alle harten Laute weichgemacht, nicht nur das T.

  2. Frau Vorgarten Frau Vorgarten

    … so wie ich die Niederländer kenne, heißt Toos also vermutlich die meiste Zeit Toosje? :D

    • Nicht die meiste Zeit, aber es kommt durchaus vor

      Oft verlängern wir die eine Silbe ihres Namen, sodass ein „To-Hoos“ daraus wird. Auch das ist sehr niederländisch.

  3. Tineke Hutjens Tineke Hutjens

    Beste Alexandra Klijn,
    Via een Duitse vriendin (woonachtig in Hannover en perfekt Nederlands sprekend en schrijvend) werd ik gewezen op jouw blog.
    Ik heb genoten van je verhaal over Toos en ik ben van plan nog meer columns van jou te gaan lezen.
    A propos, in de 90-tiger jaren schilderde ik op de Vrije Academie in Rotterdam en kreeg daar les van Trees Klijn. Familie?
    Vriendelijke groet
    Tineke Hutjens

  4. Michael Woernle Michael Woernle

    Nach vielen Jahren war ich jetzt wieder in den Niederlanden, genauer gesagt in Friesland. Schon zuvor wollte ich mich wieder ein bißchen in die Sprache einlesen (übe zwar für mich die Aussprache, kann aber, mangels Übung, nicht zusammenhängend sprechen und verstehe zum Teil gerade die schön langsam gesprochenen Kommentare in Radio 4).
    So stieß ich auf buurtaal und habe viel Spaß daran. Ich möchte auch gleich zwei Kommentare und eine Frage loswerden. Es ist mir allerdings zu kompliziert, das aufzudröseln und darf sie vielleicht einfach hier anhängen:
    @ Katze im Karton: Meine Mutter stammte aus Sachsen. Sie sprach schon lange keinen sächsischen Dialekt mehr, hatte aber noch Schwierigkeiten, „D“ und „T“, „B“ und „P“ oder „G“und „K“ zu unterscheiden.
    @ Schade, jammer und helaas: Meine Mutter sagte oft: „Das ist ein Jammer“. Sie war, vor dem Krieg, viel mit jüdischen Nachbarn und Kollegen zusammen und sagte z.B. auch „Schlamassel“. Kommt „jammer“ vielleicht auch aus dem Jiddischen? „helaas“ ist ja auch ein schönes Beispiel für die vielen Anleihen aus dem Französischen.
    ..und eine Frage zu einer Redewendung (hier gibt es ja, soweit ich sehe, keine Rubrik für Einzelfragen):
    Ich lese (wieder) Geert Mak: De eeuw van mijn vader und finde mehrmals Sätze wie: „…ik was een jaar of twaalf“. Ich kann mir denken, daß „ungefähr zwölf Jahre alt“ gemeint ist. Wie kommt aber dieser seltsame Ausdruck zustande?

    • Hallo Michael, welkom op het buurtaal-Blog. Schön, dass du hergefunden hast.

      Danke für deine Ergänzungen. Deine Frage beantworte ich in folgendem Artikel (und ja: du liegst richtig mit deiner Vermutung).

      Oder und ob auf Niederländisch

      Wenn du mehr konkrete Fragen zum Niederländischen hast, ist das Deutsch-Niederländische-Forum vielleicht etwas für dich. Ich habe es damals gegründet und bin dort auch noch aktiv, allerdings aus Zeitgründen nicht mehr als Administratorin.

      PS: Hier im Blog hilfst du mir als Einzelkämpferin sehr damit, wenn du Kommentare gezielt zu den Artikeln schreibst, zu denen sie gehören.

      Dank je wel voor je begrip :)

      • Michael Woernle Michael Woernle

        Dank je wel en pardon.

  5. Andrea Andrea

    Oh wie süß, du bist der Dosenöffner einiger Fellnasen.

    Die Tiere sind zwar klug, aber sie können ihre Futterdose nicht selbst öffnen.

    Herzliche Grüße, auch an deine Vierbeiner.

    Andrea

  6. Oliver Oliver

    Es ist in der Tat so, dass man als (nord-/west-)deutscher Muttersprachler das niederländische T, P, und K oft unwillkürlich als D, B und G hört, besonders bei noch unbekannten Worten ist mir das immer wieder passiert. Wenn man die Sprache besser kennt, korrigieren sich die Laute sozusagen automatisch am Sprachverständnis.

    Lachen musste ich über „Gertrud“ als Äquivalent für Toos. Spontane Alternativvorschläge: Ilse oder Hildegard ;-)

    „Flimmerkiste“ ist schon sehr sehr „retro“… ;-) Für „Wat is er op de doos?” wäre auch „Was läuft in der Glotze?“ eine gute Übersetzung.
    Groetjes!

    • Hi Oliver, schön, dass du meine Vermutung aus eigener Erfahrung bestätigen kannst.

      Ilse und Hildegard finde ich super. Wenn die nächsten Katzen wieder Weibchen sein sollten …. ;)

      „De doos“ ist auch schon ziemlich retro. In sofern passt die Flimmerkiste vielleicht doch ganz gut hier.

      Groetjes terug,
      Alex

  7. Hallo Alex,

    kaum zu glauben, vor (fast) 10 Jahren war ich zuletzt hier und „beglückte“ Deine Leser*Innenschaft (oder wäre jetzt „Lesende“ korrekt – wie ist das in den Niederlanden mit dem Gendern?) mit meinem Reisebericht nach Amsterdam. Nun bin ich wieder hier, weil unser großer Hund „Bonus“ heißt; klar, das hat mit Deiner Katze nichts zu tun aber Abschweifen kann ich immer noch am Besten ;) Langer Rede kurzer Sinn: herzliche Grüße von Ralph und es ist immer noch ein genialer Blog (auch richtig: geniales Blog – aber genial ist einfach männlich :-DDDDD). Bleibt gesund!

    • Hey Ralph, wie schön von dir zu hören! Danke für das Lob :) Wie geht es dir?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert