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Apotheken

Last updated on 16-07-2023

Als Niederländerin bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Apotheken es in Deutschland gibt. In den Niederlanden findet man an jeder Straßenecke eine Bankfiliale oder eine Snackbar; in meiner Wahlheimat dagegen bestimmen die Heilmittelfachhandlungen das Straßenbild.

In Deutschland geht man also öfter in die Apotheke. Und das nicht nur bei konkreten Beschwerden sondern auch zur Vorbeugung gegen alle möglichen Krankheiten. Bevor ich nach Deutschland zog, hatte ich noch nie von Prophylaxe gehört. Hier gilt es gewissermaßen als Volkssport.

In einem Umkreis von einem Quadratkilometer um meine Wohnung kenne ich mindestens fünf Apotheken. Man bekommt hier nicht nur verschreibungspflichtige Medikamente sondern auch rezeptfreie Schmerzmittel, Erkältungsbäder, Taschentücher, Zahnbürsten, Kräutertees, Schlankheits- und Vitaminpräparate. Ein von einem Arzt ausgestelltes Rezept kann man in jeder beliebigen Apotheke einlösen.

Preismonopol

Allerdings sind Arzneimittel in Deutschland vergleichsweise teuer. Anders als in den meisten europäischen Ländern – wo der Staat regulierend eingreift – hat die Pharmaindustrie hier bei der Festlegung der Preise für Medikamente freie Hand. Auch das gerade in Kraft getretene Arzneimittelneuordnungsgesetz wird daran erstmal nicht so viel ändern.

In den Niederlanden geht man im Prinzip immer zur gleichen apotheek. Dort ist man sozusagen Stammkunde und wird im System geführt, genauso wie beim Hausarzt. Die Apotheke führt Buch über die benutzen Medikamente und überprüft, ob sich ein vom Haus- oder Facharzt verschriebenes Mittel mit anderen Mitteln, die man womöglich gerade einnimmt, verträgt.

Deutsches Rezept – niederländische Apotheke

Auch mit einem deutschen Rezept ist es möglich, sich verschreibungsflichtige Medikamente (relativ) günstig in einer niederländischen Apotheke zu besorgen. Praktisch ist das zum Beispiel für die Anti-Baby-Pille („de pil“) oder für Malariatabletten.

Für viele rezeptfreie Arzneimittel geht man in den Niederlanden zu de drogist, der Drogerie. Das gilt zum Beispiel für Schmerzmittel wie Aspirin oder Paracetamol. Es gibt jedoch auch Medikamente, die ohne Rezept erhältlich sind und die man trotzdem nur in der Apotheke bekommt. Dies sind Arzneimittel, zu deren Einnahme eine fachkundige Erklärung oder Beratung erforderlich ist.

19 Kommentare

    • Aufschlussreich! Nach Deiner Liste landet Deutschland bei der Apothekendichte im europäischen Vergleich im Mittelfeld und gar nicht so weit oben wie ich gemutmaßt hätte …

      • Hi Alexandra, ich hätte immer den Eindruck Frankreich hat die meiste Apotheken. Stimmt das? Ich finde die Deutsche Apotheken übrigens klasse. Total nette Bedienung, gute Beratung und viele Produkte die es in die Niederlande überhaupt nicht gibt. In Kitzingen hatte ich auch meine „Stammapotheke“. Die Apothekerin sagt noch immer „Gutentag Frau Mulder“ wenn ich mal wieder vorbei komme. Erstaundend, weil ich komme dort nur so ein mal die Paar Jahre seit ich weggezogen bin!

        • Hi Melita, laut Franks Liste ist Frankreich im europäischen Apothekenvergleich im oberen Drittel zu finden. Unangefochten an erster Stelle steht Griechenland.

          • Interessanter Ländervergleich, Alex :-)

            Beim Besuch der Berliner Apotheken kam mir irgendetwas immer anders vor, freundlich aber irgendwie unpersönlicher, ohne den Unterschied genau benennen zu können. Bis mir nach dem Lesen deines Beitrags auffiel, dass ich in meiner niederländischen Heimat nie so viele verschiedene Apotheken besucht habe, wie hier in Berlin.

            Interessant an Franks Liste ist auch die hohe Apothekerdichte Belgiens. Das steht da als westeuropäisches Land mit den meisten Apotheken pro Kop, etwas verirrt zwischen all den südeuropäischen Ländern. Im Straßenbild Belgiens ist mir das – im Gegensatz zu Spanien, Griechenland und Frankreich – nie aufgefallen.
            Vielleicht gibt es ja hier Lesern und Leserinnen, die etwas zu der Situation der Apotheken in Belgien sagen können?

            • Ja, Belgien war mir in der Liste auch schon aufgefallen. Wenn hier also jemand aus dem Land mitliest würde ich mich über eine Meinung dazu freuen :-)

  1. Sylvia Zander-Nehse Sylvia Zander-Nehse

    Nun, zumindest ich habe 2 Kilometer zu laufen bis zur nächsten Apotheke. Schätze mal, Frank wird es nicht viel besser ergehen. Deshalb beziehen wir unsere Arzneimittel aus der Europa Apotheek, und die sitzt in Venlo… Immerhin hat es den Vorteil, dass nur € 2,50 Rezeptgebühr zu zahlen sind und der Versand ist kostenfrei.

  2. Lucy van Pelt Lucy van Pelt

    Ach was für ein Segen – eine Prüfung der Medikamentzusammensetzung der Kunden! Das fehlt uns in Deutschland wirklich.
    Manche Patienten schlucken die abenteuerlichsten Sachen. Dann ist ihnen schlecht, und dagegen soll ein weiteres Medikament helfen. Fürchterlich!
    Ich bin auch Stammkundin einer Apotheke und werde im System geführt. Das führt hier allerdings lediglich zu einer kleinen Ermäßigung bei rezeptfreien Produkten und zu einem Ausdruck am Jahresende, falls man den für die Steuererklärung braucht.

  3. Viele, viele Jahre hat der holländische Staat gekämpft gegen die mächtige Lobby der Apotheken um damit die Preise zu senken und im Endeffekt die Versicherungsprämie für seine Bürger nicht unnötig steigen zu lassen. Es sieht so aus, als ob die Lobby geklappt hat. Die Prämien steigen aber trotzdem, aber jetzt nicht, weil die Arzneipreise noch zu hoch sind.

    • Dhyan Dhyan

      Het resultaat van deze staatsbemoeienis is wel dat apothekers als compensatie voor goedkopere medicijnen zogenaamde „terhandstellingskosten“ per medicijn mogen vragen van € 7,50. Theoretisch kan het voorkomen dat 120 tabletten van een medicijn € 3,79 kosten en de apotheek daarvoor per medicijn € 7,50 in rekening brengt. Heb je er 10 nodig dan kost je dat € 75.00. Omdat ze medicijnen niet voor langer dan 3 maanden willen uitgeven kost je dat dus op jaarbasis € 300,00. Zeg je nee op de vraag of je bekend bent met dit medicijn kost de uitleg daarover nog een € 10,00 euro extra. Om principiële redenen, ik betaal voor een zak aardappelen bij de supermarkt ook geen terhandstellingskosten extra, wil ik de medicijnen die ik nodig heb uit een Duitse apotheek gaan betrekken, ik vraag me af of dat mogelijk is voor een Nederlander dat in Duitsland te doen.

  4. Ina Ina

    Für meine Babypillen nutze ich holländische Apotheken, weil das für mich viel günstiger ist. Es gibt das praktische Pillenabo, wo man ein Dauerrezept hinterlegt und immer wieder seine Babypillen für 6 Monate zugeschickt bekommt.

  5. Lucy van Pelt Lucy van Pelt

    Na sowas, Ina,

    Anti-Baby-Pillen waren mir ja bekannt, gibt es nun neuerdings auch
    Baby-Pillen?
    Womöglich noch verschiedene, je nachdem ob man einen Jungen
    oder ein Mädchen möchte?
    Die Medizinforschung treibt doch seltsame Blüten …

    ;-) Lucy

  6. Bei den Apotheken, die ich kenne (und ich kenne wirklich einige in meinem Viertel und auch in den Vierteln in denen ich früher gewohnt habe), war es fast durchweg so, dass im selben Haus oder direkt nebenan eine Arztpraxis war. Das ist für die Patienten natürlich sehr praktisch, weil sie mit dem Rezept nicht weit laufen müssen.
    Deshalb stellt sich mir die Frage: Haben wir in Deutschland demnzufolge auch eine enorm hohe Ärztedichte?
    Wie sieht es da in den Niederlanden aus, Lucy? :)

    • Enorm hoch nicht, glaube ich. Aber ich meine mal gelesen zu haben, dass es in Deutschland pro Anzahl Einwohner deutlich mehr Hausärzte gibt als in den Niederlanden.

      • Das erklärt dann ja vielleicht auch schon die hohe Apothekerdichte. ;)
        Was es aber nicht erklärt: warum man beim Arzt, egal, wo man in Deutschland hingeht, immer ewig warten muss.

        • Das ist in der Tat ein chronisches Problem – zumindest für Patienten, die über die Krankenkasse versichert sind.

          • chronisch ist gut. Das klingt gleich wieder so, als ob man es behandeln könnte. *lach

  7. […] Schluss noch eine schöne Anekdote aus meiner Lieblingsapotheke im deutschen Nachbarort, wo mir eine Kundenkarte aufgeschwatzt wurde: “Ich wohne aber in […]

  8. […] Alle, die in den letzten Jahren schon mal in den Niederlanden waren, wissen es. Fast alles kann man dort heutzutage mit Karte bezahlen, auch das Eis an der Bude oder die Zahnpasta bij de drogist. […]

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