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Backen oder braten?

Last updated on 23-11-2022

Nach einem lebhaften Gedankenaustausch rundum die Vor- und Nachteile von Tütengemüse, bleibe ich für diesen Beitrag in der Küche. Diesmal geht es nämlich um die verschiedenen Arten der Essenszubereitung. Oder – genauer gesagt – um die Wörter, die man dafür im Deutschen und Niederländischen verwendet.

Gemüse ist einfach, das wird in den meisten Fällen gekocht (gekookt). Alternativ kann man es schonend dünsten, dämpfen oder – jedenfalls im Niederländischen – wokken.

Sogar nach vierzehn Jahren in Deutschland stolpere ich jedoch machmal über den Gebrauch von backen und braten, auf den ersten Blick harmlose Wörter. Im Niederländischen kennt man sie als bakken und braden. Das gemeine daran: es sind falsche Freunde. Verwirrenderweise benutzt das Niederländische nämlich oft bakken, wo im Deutschen braten angesagt ist:

een ei/omelet bakken –> ein Ei/Omelett braten
een uitje bakken –> eine Zwiebel anbraten
een biefstuk/schnitzel bakken –> ein Steak/Schnitzel braten
gebakken aardappels –> Bratkartoffeln

Braten sagt man im Deutschen generell zu allem, was in einer offenen Pfanne zubereitet wird, so mein Eindruck. Deutsche Küchenfeen braten also ihr Fleisch, nederlandse keukenprinsessen bakken es meist. Außer wenn es größere Stücke betrifft, die lange garen müssen. Die werden gebraden.

Bei Gebäck, Kuchen und anderen Teigwaren herrscht Einigkeit: Kommen sie in den Ofen, lautet die Devise backen, beziehungsweise bakken.

Obst ist weniger eindeutig. Auch das kann man im Deutschen backen, dann hat man Backobst/Dörrobst, was im Niederländischen gestoofd/gedroogd fruit genannt wird. Einen deutschen Bratapfel bereitet man allerdings auch im Ofen zu – eine niederländische stoofpeer kommt dagegen im Topf auf den Herd.

Das Pfannkuchen-Dilemma

Aber was macht man mit Pfannkuchen und gar Poffertjes? Im Niederländischen ist das eine ausgemachte Sache: sie werden gebakken.

Im Deutschen ist die Lage leider nicht so eindeutig: Backt man nun Pfannkuchen, brät man sie, oder backt man sie aus? In meiner Umgebung höre ich alle drei Varianten. Mein alter Duden sagt „Pfannkuchen backen“. Vielleicht kommt es daher, dass Pfannkuchen aus Teig bestehen. Ich umschiffe das Problem meist, indem ich einfach Pfannkuchen mache.

Wie kommen Eure Pfannkuchen zustande?

Kochen, Braten und Backen auf einen Blick

DeutschNiederländisch
kochenkoken
dämpfenstomen
dünstenstoven
schmorensmoren
blanchierenblancheren
backenbakken
braten (in der Pfanne)bakken (braden)
braten (Fleisch, im Ofen)braden
grillengrillen/barbecueën
überbacken/gratinierengratineren
frittieren/ausbackenfrituren (bakken)
flambierenflamberen
pochierenpocheren
pfannenrührenroerbakken/wokken
sautierensauteren
Bratkartoffelngebakken aardappels
Bratapfelgebakken/gebraden appel
Kochbirnestoofpeer
  

38 Kommentare

  1. Ich backe die Pfannkuchen. ;o)
    Groetjes
    Chris

  2. Ich backe sie *aus*. Ausbacken heißt in Fett schwimmend garen. Ausgebacken werden also zum Beispiel auch Krapfen und Wiener Schnitzel. Backen ohne Vorsilbe wäre, wie Du schon gesagt hast, auf jeden Fall im Backofen.

  3. Ich meine, daß die Wörter „backen“ und „braten“ auch im Deutschen zwar nicht ganz austauschbar sind, aber doch jeweils füreinander stehen können – daß „braten“ also nicht nur das Zubereiten in einer heißen Pfanne in Fett, sondern eben auch das Garen in der Hitze eines Backofens, einer Bratröhre eben, bedeuten kann. Manchmal. Und umgekehrt werde Pfannkuchen eben „gebacken“, obwohl es eigentlich ein Braten ist.

    Irre ich mich, oder ist „braten“ (das in der Bratpfanne) gar eher Umgangssprache? Sagen Köche nicht „sautieren“ dazu?

    Nur „ausbacken“ heißt wohl immer „fritieren“, also schwimmend in tiefem, sehr heißen Fett garen. Pfannkuchen, die so zubereitet wurden, möchte ich eher nicht essen – es sei denn, es sind Berliner Pfannkuchen, die aber eigentlich gar keine Pfannkuchen sind, sondern eben Berliner.

    Übrigens hatte ich mich schon öfter über die unscharfe Bedeutung von „backen“ und „braten“ gewundert – ohne daß ich gewußt hätte, daß man das Problem auch aus einer niederländisch-deutschen Perspektive betrachten kann. :-)

  4. Ein Nachtrag, bitte: Neben dem Braten in der Pfanne und dem in der Röhre gibt es ja auch noch das altertümliche Braten am Drehspieß…

  5. Interessant zu sehen, dass auch bei Euch die Meinungen verteilt sind!

    Harki, vielleicht geht ausbacken doch auch mit etwas weniger Fett? So verstehe ich zumindest Gabis Beitrag.

    Sautieren bedeutet nach meinem Erkenntnisstand etwas bei hoher Temperatur schnell in der Pfanne zu garen (mit wenig Fett). Darin ist es Pfannenrühen, bzw. roerbakken ähnlich.

    Und ja: braden aan het spit gibt’s im Niederländischen auch. Das hatte ich glatt vergessen.

    • Also, ich meine wie angedeutet, daß „ausbacken“ in jedem Fall bedeutet, Sachen in tiefem Fett schwimmend zu backen, wie man es eben mit Berlinern (andernorts Krapfen genannt) macht oder mit anderen Sachen (Obststücken, auch Fleisch- oder Fischstücken), die dafür vorher durch dünnflüssigen Ausbackteig (z.B. Bierteig) gezogen werden. Es wäre mir aber in der Tat ganz neu, daß man dergestalt auch Pfannkuchen (i.S.v. Eierkuchen, Crêpes, Palatschinken, Flädle und derlei) backen kann…

  6. Bob Bob

    Ich blicke da auch nicht durch. Seit ich kein Fleisch mehr esse, muss ich mich wenigstens nicht mehr entscheiden ob ich es backe oder brate.

    • Bei Fleisch bist Du fein raus, aber was machst Du mit Eiern? ;-)

  7. Also ich mache auch Pfannkuchen. Allerdings hab ich noch gar nicht darüber nachgedacht, ob es nun backen oder braten heißt.

  8. Christian/Lasco Christian/Lasco

    :-D Genial!
    Als ich den Beitrag angefangen habe zu lesen, kam mir auch der Pfannkuchen relativ schnell ins Hirn geschossen. Und ich hatte weder backen noch braten im Sinn, sondern „machen“. „Ich mache heute Pfannkuchen“. Mir war bisher gar nicht aufgefallen, dass man ja braten oder backen nehmen könnte… Allerdings tendiere ich schwer zu backen, eben weil es Teig ist und den backe ich. Schon ein bisschen komisch :-)
    Den Begriff „ausbacken“ kenn ich auch nur im Zusammenhang mit sehr viel siedendem Fett.

    Bei Eiern ist es irgendwie ein bisschen ähnlich. In meiner Kindheit wurde „gebackene Eier“ gesagt, obwohl sie in der Pfanne gebraten wurden. Jeder hätte aber gewusst was es gibt wenn man gebratenes Ei gesagt hätte, nämlich genau dasselbe.

  9. Es fehlt unter den Kommentaren bis dato ein Lob des herrlichen Beitrags-Fotos! :-) Hiermit! Echt klasse! Ich vermute, es war keine dressierte Katze, aber kann man es ausschließen?

    • Ach, dankeschön Harki! Nein, mit den Katzen habe ich so etwas bislang nicht hingekriegt ;-) Die machen sich auch besser *vor* der Kamera. In diesem Fall war es ein gut dressiertes 12mm-Objektiv mit Selbstauslöser.

  10. Interessante Diskussion. Ich habe die Pfannkuchen bisher immer gebacken und mir weiter keine Gedankan darüber gemacht. ;) Bei „ausbacken“ denke ich auch eher an Krapfen und dergleichen, während ich Schnitzel braten würde. Da ich die aber nicht vernünftig hinkriege, lasse ich es lieber. Das Wort „sautieren“ habe ich für meine Kochkünste bisher noch nicht verwendet, aber es klingt schon gut.

    Als ich einmal bei einer Betriebsfeier von „gebraden aardappels“ sprach, trug ich mal wieder zur Heiterkeit meiner Kollegen bei.

    • Solche Situationen kenne ich – umgekehrt – zur Genüge. Ich sage nur Tischkleid

  11. Meistens Rurback ich. Das heist in der Nähe von Jülich. Etwas weiter bei Arnsberg gibt es selbstverständlich Ruhrbacken. :-)

    • Ich würde auch gerne Ruhrbacken, aber ich habe leider keinen Ruhrpott

  12. Karin Weiss Karin Weiss

    Letzter Kommentar von Alex: in einem Wort: „GEWELDIG !!!“
    Das ist wie bei Heinz Ehrhardt, nur dann grenzüberschreitend. Super!
    Um drauf zurück zu kommen: Ich backe Pfannkuchen, weil Kuchen nun mal gebacken wird.

  13. Damit sind zumindest hier im Blog die Backenden in der Mehrzahl :-)
    Danke Euch!

  14. Was für ein witziger Beitrag. Noch besser ist nur die Diskussion ;)

    • Danke! Kannst Dich gerne beteiligen ;-)

  15. :) wirklich lustiger Beitrag, und sehr aufschlussreich, denn demnächst gehts bei mir in einen Kurztrip nach Holland, dann weiß ich was ich sagen muss, wenn ich gebakken aardappels essen möchte :)

    • Danke Dir! Schon mal viel Spaß und guten Appetit ;-)

  16. Macht das doch auch Mal mit anderen Sprachen, oder mit Schwitzerdütsch oder so, da kommt bestimmt auch was Lustiges bei raus, am besten finde ich ja roerbakken/wokken haha.

  17. Rein Korthof Rein Korthof

    In den meisten Hotels kann man sich morgens _________ lassen, um sich nicht zu verschlafen.

    Dit is een zinnetje dat door de makers van de onderwijsmethode „Neue Kontakte“ (Wolters-Noordhoff) in een repetitie voor derdeklassers VWO/Gymnasium is gezet.
    Een typisch geval: in het Nederlands is zich verslapen wederkerend, in het Duits is verschlafen dat niet …

  18. Rein Korthof Rein Korthof

    Mijn bijdrage over „sich verschlafen“ hoorde eigenlijk onder het kopje „Falsche Freunde“. Maar goed, toch nog even iets culinairs: Hoe moet ik in Duitsland mijn favoriete snack „Broodje kroket“ bestellen? Nee, niet die aardappeldingen; er moet wel vleesragout in zitten….

      • Eben. Und außerdem kann man diese Wunderwerke der „Lebensmittel“-Technologie (21% Fleischanteil, der Rest ist Schweigen und einfach nur gruselig) weder im Backofen noch in der Bratpfanne zubereiten, sondern braucht dazu so eine Sch….-Friteuse. Haben viele, gammelt irgendwo im Schrank mit uraltem Fett drin vor sich hin. Damit kann man eigentlich nur Dickmacher zubereiten.

        • Ach komm, Patricia. Kroketten sind auch nicht schlechter als Bratwürste ;-)

  19. Miri Miri

    Ich würde es so sagen:

    in der Pfanne mit Fett: braten
    in der Pfanne ohne Fett: rösten
    in der Pfanne mit viel Fett: ausbacken
    in der Pfanne mit Fettschwimmbad: frittieren
    im Backofen (wie der name schon sagt): backen

    • Danke Miri, für die Pfannkuchen würde das bedeuten, dass man sie entweder brät oder ausbackt, was sich mit einigen der obigen Kommentaren deckt.

  20. jan jan

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel!

    Ich frage mich gerade inwieweit die Interessen am Kochen und an Sprache ineinander verschränkt sind ..

    Dabei habe ich ursprünglich nur beabsichtigt ein Foto einer Katze am Ofen zu finden. Vielleicht repräsentieren diese sympathischen Seiten eine Katze am Ofen .. metaphysisch, gewissermaßen.

    Es ist eine Ausnahme, daß ich einen Kommentar hinterlasse – der Trend alles und nichts ständig zu kommentieren mißfällt mir eher, ich halte das für ungesund – das ist so ähnlich wie ständig zu denken – und regt mich oft nur dazu an mir zu denken: man kann auch einfach mal die Klappe halten ..

    Ausnahmen bestätigen die Regel, und jetzt war’s mir einfach ein Bedürfnis meine spontane Begeisterung zu teilen, darüber was Sie hier gestalten.

    Die Sprache gefällt mir sehr gut, fühlt sich gut an ihre Texte zu lesen, anregend interessant, und entspannend zugleich, einfach überaus angenehm :)

    ————————————————————————-

    Zum Backen und Braten, von Worten und Waren
    sei erwähnt, es dient beides gleichwohl dem Garen:

    Je nach Dialekt auf verschiedene Weise,
    beschreiben die Kenner den Weg dieser Reise

    Auf daß uns die Speise bekommt, und gut schmeckt –
    zu enträtseln welch Lösung dahintersteckt

    Obschon das Geheimnis gemeinhin bekannt,
    so einfach und leicht es auch geht von der Hand,

    es nichts braucht, als Leidenschaft, Glück und Verstand –
    behutsam und konsequent angewandt

    So mögen doch unzählig feine Nuancen
    stetig auf’s Neue sich bietender Chancen

    den schweifenden Geist geschmackvoll zu verblüffen
    wenn auch schlußendlich zum selben Ergebnis führt

    Ob gebacken, gebraten, gerührt und gequirlt,
    mit oder ohne, ob jetzt oder nie

    Wie man den Pfannkuchen auch dreht, oder wendet:
    entscheidende Zutat bleibt die Magie

    —————————————————–

    :D wirklich interessante Beobachtung zum Sprachgebrauch, diese Pfannkuchen-Geschichte …
    wobei ich das Wort für sich im Übrigen schon wirklich ganz erstaunlich finde!

    Ich glaube ohne dieses sprachliche Relikt welchen Trends auch immer, würde heutzutage kaum ein Mensch hier auf die Idee kommen, ein solches Gebilde als Kuchen zu bezeichnen. :P

    Schätze, unsere Ansprüche in Bezug auf Kuchen haben sich bemerkenswert verschoben … ich liebe Pfannkuchen, nebenbei bemerkt. Mache ich auch häufig, in vielen Varianten, manchmal gelingen sie wahrhaft meisterlich :D

    Und: ich für meinen Teil m a c h e Pfannkuchen!

    Ich würde Pfannkuchen n i e m a l s weder braten, noch backen – Pfannkuchen werden gemacht.

    Wer Pfannkuchen brät, oder backt, gibt sich zwar viel Mühe – macht’s aber leider nicht richtig :D
    Pfannkuchen muss man einfach machen, das ist ganz wichtig!

    Vergesst braten und backen – machen, einfach machen – das ist das Geheimnis von Pfannkuchen :P

    • Vielen Dank für das Lob Jan! Und für das schöne Pfannkuchengedicht :-)

  21. […] zum Allzweckmittel zelfrijzend bakmeel gibt es darum auch Mehlmischungen für pannenkoeken, poffertjes, oliebollen und holländischen […]

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